Frauenhilfe der Adas Jisroel
48° 12' 58.21" N, 16° 22' 32.24" E zur Karte im Wien Kulturgut
Vereinsgeschichte
Der Verein „Frauenhilfe der Adas Jisroel“ mit dem Sitz in Wien 2., Große Schiffgasse 8 wurde im Jahr 1917 in Wien gegründet und bestand bis zum Jahr 1938. Die Proponentin Rebbetzin Jenny Fürst, Ehegattin des Rabbiners Jeschaja Sigmund Fürst, beide 1919 wohnhaft in 2., Große Schiffgasse 8 und ihre Mitstreiterinnen, reichten die Statuten im Mai 1919 bei der Vereinsbehörde ein.[1] Die Anregung für die Vereinsgründung gab der Rabbiner der berühmten „Schiffschul“ Jeschaja Fürst angesichts des großen Elends während des Ersten Weltkrieges selbst. Im Jahr 1917 berief daraufhin Fränze Bischofswerder „eine Versammlung der orthodox jüdischen Frauen ein“, Präsidentin wurde Jenny Fürst. Die „Jugendgruppe Agudas Jisroel“ stellte ein „geräumiges Versammlungslokal“ zur Verfügung.[2]Der Vereinszweck lautete: „die Entfaltung einer humanitären Wirksamkeit auf gesetzestreuer Basis durch die Gewährung von Unterstützungen in Not und Krankheitsfällen an arme und würdige Glaubensgenossen, durch Verschaffung von Arbeitsgelegenheiten für solche, insbesondere durch Verabreichung ritueller Verköstigung an arme Wöchnerinnen“ (Statut 1919, § 2). „Mitglied kann jede eigenberechtigte Jüdin werden, die auf dem Boden des gesetzestreuen Judentums steht und obige Zwecke unterstützen will“ (§ 4) (….). „Dem Rabbinate der Adass Jisroel steht das Aufsichtsrecht über den Verein in allen religiösen und rituellen Fragen zu (§ 14). Im Falle der Auflösung des Vereines solltet das Vereinsmögen dem Vereine „Zur Unterstützung armer kranker Israeliten zufallen (§ 15)[3] Der Verein entfaltete vor allem in den Jahren 1920-1922 vielfältige Aktivitäten, dazu gehörten Spendensammlungen bei Veranstaltungen und mit dem Geld der zum Teil auch im Ausland lebenden Spender und Stifter leistete der Verein etwa 1921 „Kurbeiträge“ für Heilaufenthalte, vergab „Erstlingswäsche“, verköstigte arme Wöchnerinnen, verteilte großzügig koschere Lebensmitteln zu Pessachfesten, spendete Kleider und Schuhe und Vieles mehr. Zahlreiche ausländische Spenden kamen von Privatpersonen oder jüdischen Organisationen der Schweiz.[4] Die in ihrer Freizeit sehr aktiven jüdischen Funktionärinnen des Vereins übten ihre Tätigkeit vor allem darin aus, dass sie die sogenannten „verschämten Armen“ (jiddisch: „sehr bechowede (=bescheidene) Leute“) überzeugten, Hilfe anzunehmen und organisierten beispielsweise im März 1920 eine große „Kleideraktion“ für „viele hunderte von Armen“[5] Weder aus dem Vereinsakt des Wiener Stadt- und Landesarchivs, noch aus den jüdischen Zeitungen gehen weitere Vereinstätigkeiten nach 1922 hervor. Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.
Arisierung und Vereinsauflösung 1938
Die Auflösung des Vereins „Frauenhilfe der Adas Jisroel“ und unter Aufhebung seiner Rechtspersönlichkeit seine Eingliederung in die Fürsorgezentrale der Israelitischen Kultusgemeinde erfolgte aufgrund eines Bescheides des Stillhaltekommissars für Vereine, Organisationen und Verbände im Verlauf des Jahres 1938. Der Verein hatte im Jahr 1938 Barmittel in der Höhe von 498,22 Reichsmark, die unter Abzug von 20% Aufbauumlage und 5% Verwaltungsgebühr (124,55 Reichsmark) an die Fürsorgezentrale der Israelitischen Kultusgemeinde ergingen [6]
Proponentinnen
- Fränze Bischofswerder
- Paula Deutsch
- Jenny Fürst
- Johanna Schiff
- Klara Winkler
Quellen
- Anno Jüdische Korrespondenz. Organ für die Interessen des orthodoxen Judentums, VI. Jg., Nr. 9, 12. März 1920, S. 4
- Anno Jüdische Presse („Jüdische Korrespondenz“). Organ für die Interessen des orthodoxen Judentums, 7. Jg., Nr. 40, 18. November 1921, S. 1.
- Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 G 19, Karton 560.
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: 5671/1938
Einzelnachweise
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: 5671/1938
- ↑ Anno Jüdische Presse („Jüdische Korrespondenz“). Organ für die Interessen des orthodoxen Judentums, 7. Jg., Nr. 40, 18. November 1921, S. 1.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: 5671/1938.
- ↑ Anno Jüdische Presse („Jüdische Korrespondenz“). Organ für die Interessen des orthodoxen Judentums, 7. Jg., Nr. 40, 18. November 1921, S. 1f.
- ↑ https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=jko&datum=19200312&query=%22Frauenhilfe+der+Adas+Jisroel%22&ref=anno-search&seite=4 Anno Jüdische Korrespondenz. Organ für die Interessen des orthodoxen Judentums, VI. Jg., Nr. 9, 12. März 1920, S. 4].
- ↑ Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 G 19, Karton 560.