Erste Häusernummerierung

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Konskriptionsnummer aus der Phase der ersten Häusernummerierung: Die 1772 vergebene Nummer 1343 (heute: Ballgasse 8) war einige Zeit lang das Haus mit der höchsten Nummer Wiens.
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Sonstiges Ereignis
Datum von 5. Oktober 1770
Datum bis 31. Mai 1771
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 50485
GND
WikidataID
Objektbezug Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
Quelle
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Letzte Änderung am 24.10.2023 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname Konskriptionsnummer.jpg
Bildunterschrift Konskriptionsnummer aus der Phase der ersten Häusernummerierung: Die 1772 vergebene Nummer 1343 (heute: Ballgasse 8) war einige Zeit lang das Haus mit der höchsten Nummer Wiens.

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Vorgeschichte

Im März 1770 fiel die Entscheidung, zur Vorbereitung eines neuen Rekrutierungssystems in den böhmischen und österreichischen Ländern mit Ausnahme von Tirol und Vorderösterreich eine gemeinsam von den militärischen und politischen Behörden zu organisierende Seelenkonskription (Volkszählung) und Häusernummerierung durchführen zu lassen.[1]

Die Konskriptionskommission

Die auch in Wien neu anzubringenden Hausnummern wurden als "Konskriptionsnummern" beziehungsweise "Conscriptionsnummern" bezeichnet, für die Organisation der Konskription wurde wie in anderen Ländern eine eigene Kommission eingerichtet: Von der Stadt wurde dafür ein eigener Konskriptionskommissar namens Ludwig Rossy gestellt, von Seiten des Militärs waren Hauptmann von Melas und die Schreiber Ludwig Stegmann und Max Zimmermann in der Kommission tätig, von politischer Seite der Kreisamtssubstitut Graf von Fürstenbach, Joseph Friedman sowie der Schreiber Alexander Klug.

Für die Vorstädte wurde eine eigene Lokalkommission mit Joseph Werner, Joseph Wolf, dem städtischen Kommissar Johann Linck, sowie den Oberleutnant von Moldenauer und den Schreibern Andreas Peringer und Peter Münz eingerichtet.

Die Durchführung

Eine erste Probeerhebung wurde vom 5.-11. Oktober 1770 in Simmering durchgeführt. Die Durchführungsdauer war nicht zufrieden stellend. Am 10. Oktober begann die Nummerierung der Häuser in den Vorstädten, am 11. Oktober in der Stadt Wien. Die Häuser der Stadt sowie der einzelnen Vorstädte wurden dabei jeweils von eins an durchnummeriert, in der Stadt bekam die Hofburg die Nummer 1 (heute nicht mehr vorhanden). Während die entsprechende Verordnung für die gesamte Monarchie die Verwendung schwarzer Farbe zum Anbringen der Nummern an den Häusern vorschrieb - Tafeln waren explizit verboten - wurden die Nummern in Wien (wie in Prag) mit roter Farbe auf die Häuser gemalt, wobei der jeweiligen Zahl in der Regel die Abkürzung für "Nummer", also beispielsweise "Nr°" oder "N°" vorangestellt wurde. Im Dezember 1770 wurde nachträglich verfügt, die Nummern auch im Inneren der Häuser anzubringen. Die Erhebung sowie die Nummerierung dauerten etwa bis Mai 1771. In der Stadt wurden 1340 Häuser, in den Vorstädten 3.615 Häuser nummeriert und beschrieben.[2]

Verwendung und Aneignung

Trotz der militärischen Zielsetzung wurden die Konskriptionssnummern schnell im Alltag genutzt, im Wienerischen Diarium etwa findet sich eine erste Verwendung in einer Verkaufsanzeige für ein Hauses am 5. Jänner 1771[3]. Die 1772 eingerichtete Kleine Post konnte sich der Hausnummern bedienen, in den Kirchenmatriken wurden sie ebenso eingetragen wie in den Totenbeschauprotokollen. Eine kartographische Darstellung findet sich im Stadtplan von Joseph Anton Nagel sowie im Vogelschauplan von Joseph Daniel Huber, ein erstes handschriftliches Verzeichnis der nummerierten Häuser in Stadt und Vorstädten bewahrt die Österreichische Nationalbibliothek auf,[4] gedruckte Häuserschematismen folgten.

Gültigkeit bis 1795

Im Inneren des Hauses Kurrentgasse 6 angebrachte Konskriptionsnummer aus der Phase der ersten Häusernummerierung.

Da die gewählte Nummerierungsmethode nur ungenügend darauf vorbereitet war, Änderungen im Häuserbestand zu berücksichtigen und Abrisse, Hauszusammenlegungen und Neubauten die durchgehende Zahlenreihe beeinträchtigten, hatten die 1770/1771 eingeführten Nummern nur ein Vierteljahrhundert Gültigkeit, 1795 musste eine Umnummerierung durchgeführt werden.

Literatur

  • Anton Tantner: Die Hausnummern von Wien. Der Ordnung getreue Zahlen. Weitra: Bibliothek der Provinz 2016 (Enzyklopädie des Wiener Wissens, XXIV), S. 35-55
  • Anton Tantner: Ordnung der Häuser, Beschreibung der Seelen. Hausnummerierung und Seelenkonskription in der Habsburgermonarchie. Wiener Schriften zur Geschichte der Neuzeit. Innsbruck/Wien/Bozen: StudienVerlag 2007 (leicht überarbeitete Version der Dissertation, Universität Wien 2004)

Einzelnachweise

  1. Anton Tantner: Ordnung der Häuser, Beschreibung der Seelen. Hausnummerierung und Seelenkonskription in der Habsburgermonarchie. Wiener Schriften zur Geschichte der Neuzeit. Innsbruck/Wien/Bozen: StudienVerlag 2007, S. 69
  2. Tantner, Ordnung, S. 162 f.
  3. Wienerisches Diarium, 5.1.1771, Nr. 2, S. 11
  4. Conscription der kay: kön: Residenz-Stadt Wien [1772] / Conscription gesamter Vorstädte der k.k. Residenzstadt Wien, worin die Gründe in alphabetischer Ordnung folgen [1772]; Österreichische Nationalbibliothek, Bestand Handschriftensammlung: Cod. 12963 / Cod. 19264