Elisabeth Schilder

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Elisabeth 'Schilder (Foto von Friedrich Prager)
Daten zur Person
Personenname Schilder, Elisabeth
Abweichende Namensform
Titel DDr.
Geschlecht weiblich
PageID 359237
GND 118607588
Wikidata
Geburtsdatum 8. September 1904
Geburtsort Wien
Sterbedatum 18. Februar 1983
Sterbeort Wien
Beruf Sozialwissenschaftlerin
Parteizugehörigkeit SPÖ
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frauenbewegung
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname ElisabethSchilder.jpg
Bildunterschrift Elisabeth 'Schilder (Foto von Friedrich Prager)

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Elisabeth Schilder, * 8. September 1904 Wien, † 18. Februar 1983 Wien, Sozialwissenschaftlerin.

Biografie

Elisabeth Schilder stammte aus einem bürgerlich-jüdischen Elternhaus. Nach der Matura am Mädchenrealgymnasium Albertgasse studierte sie in Wien und in Berlin Rechts- und Staatswissenschaften (eine Kombination von Volkswirtschaft und Politikwissenschaft). Bereits als Schülerin war sie Mitglied im Verein Sozialistischer Mittelschüler, später im Verein Sozialistischer Studenten, dann der Sozialdemokratischen Arbeiterparte und, nach 1945 der SPÖ. Von 1923 bis 1925 absolvierte sie den Fachkurs für Jugendfürsorge an der "Städtischen Akademie für soziale Verwaltung" der Gemeinde Wien. 1927 Promotion zur Dr.jur., Austritt aus der Kultusgemeinde und Mitarbeit in der Frauenabteilung der Wiener Arbeiterkammer unter der Leitung von Käthe Leichter sowie der Zeitung "Arbeit und Wirtschaft". 1930 Abschluss des Studiums der Staatwissenschaften (Promotion 1933), Leitung der Frauenrechtsschutzstelle Ottakring bis 1933/1934 und (gemeinsam mit Ella Reiner) die Ratgeber-Broschüre "Was muß jede Frau vom Recht wissen".


Nach den Februarkämpfen 1934 schloss sie sich der oppositionellen Roten Front an, von 1936 bis 1938 fungierte sie als führendes Mitglied bei den Revolutionären Sozialisten (RS) und arbeitete unter dem Pseudonym Lise Zellhoff bei der "Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle" und als Redakteurin beim Informationsdienst der RS und publizierte (gemeinsam mit Ludwig Wagner) "Volkswirtschaft für dich. Eine Nationalökonomie für den Betroffenen".

1938 Flucht über die Schweiz nach Frankreich. 1939 konnte sie ihre Mutter nachholen. In Paris lernte sie den Wiener Rechtsanwalt Erwin Pollach kennen, mit dem sie eine Beziehung einging. 1940 Flucht nach Südfrankreich. Elisabeth Schilder und Erwin Pollach wurden im Camp de Gurs interniert. Während Pollach nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde, gelangte Elisabeth Schilder zu ihrer Mutter, die im Kloster Fons Unterschlupf gefunden hatte. 1944 erhielt sie die Arbeitserlaubnis als Fürsorgerin im jüdischen Komitee zur Rettung und Obsorge jüdischer Kinder in Toulouse, ab Sommer 1945 in Paris.

Im Oktober 1946 kehrte Elisabeth Schilder mit ihrer Mutter und dem 17-jährigen KZ-Überlebenden Heinrich Sokoler, der seine Eltern im Holocaust verloren hatte und um den sie sich jetzt kümmerte, nach Österreich zurück. In den 1950er-Jahren adoptierte sie zwei Mädchen, Ulli und Marie.

Ab November 1946 arbeitete sie als Juristin in verschiedenen Abteilungen des Magistrats Wien (Jugendamt, Zentralstelle für Vermögensangelegenheiten und Forderungen gegen Alliierte Besatzungsmächte, Bevölkerungswesen). 1962 bis zu ihrer Pensionierung 1965 (Verleihung des Titels Senatsrat) leitete sie das Bezirksamt Wien III. Daneben Mitarbeit an der sozialdemokratischen Zeitschrift "Die Frau“ sowie am neuen Jugendgerichtsgesetz. Elisabeth Schilder war Mitbegründerin des Instituts für Erziehungshilfe und Vorstandsmitglied bei den Sozialistischen Akademikern. Von 1963 bis 1981 war sie "Obmann" des Vereins für Bewährungshilfe und Soziale Jugendarbeit, wie die 1957 als "Arbeitsgemeinschaft" gegründete Einrichtung nun hieß. Elisabeth Schilder gilt als Pionierin der Sozialarbeit in Österreich, was in zahlreichen Publikationen zum Ausdruck kam. Unter ihrer Leitung wurde die Institutionalisierung und Professionalisierung der Bewährungshilfe durchgeführt und 1980 der Verein für Sachwalterschaft gegründet. Als enge Vertraute von Justizminister Christian Broda (SPÖ) – die beiden kannten sich vom klandestinen politischen Engagement während des Austrofaschismus – hatte Elisabeth Schilder maßgeblichen Einfluss auf die Familien-und die Strafrechtsreform sowie auf die Novellierung des Jugendhilfegesetzes.

Quellen

Literatur

  • Gabriella Hauch / Karl Fallend [Hg.]: "Aus der Sintflut einige Tauben". Zu Leben und Werk von Elisabeth Schilder, Wien: Löcker 2020
  • Ilse Korotin: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3 P – Z. Wien [u. a.]: Böhlau 2016, S. 2880 f.
  • Karl Fallend: "Mäderl, was fällt dir denn ein" In: Die Presse, 25.04.2020

Weblinks