Elisabeth Löcker

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Daten zur Person
Personenname Löcker, Elisabeth
Abweichende Namensform Löcker-Euler, Elisabeth; Liebl, Elisabeth; Frank, Claudia
Titel Dr. phil.
Geschlecht weiblich
PageID 365645
GND 125748965
Wikidata
Geburtsdatum 12. April 1906
Geburtsort Frankfurt am Main 4018118-2
Sterbedatum 25. Mai 1961
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Kritikerin, Übersetzerin, Redakteurin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 7.08.2023 durch WIEN1.lanm09p15
Begräbnisdatum
Friedhof Vösendorf
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Elisabeth Löcker, * 12. April 1906 Frankfurt am Main, † 25. Mai 1961 Wien, Redakteurin, Übersetzerin, Kritikerin.

Biografie

Geboren 1906 als Elisabeth Euler, ihr Vater, Rudolf Euler, war einer der Geschäftsführer der Frankfurter "Metallgesellschaft", einem international agierenden Konzern der Metallbranche, 1925 Abitur in Frankfurt am Mai, anschließend Immatrikulation an der Universität Heidelberg, wo sie Philologie, ab 1927 Philosophie bei Karl Jaspers studierte, 1931 Dissertation zum Thema "Philosophische Deutung von Sündenfall- und Prometheusmythos" (1933 veröffentlicht).

1931 heiratete sie den Österreicher Otto Löcker und übersiedelte nach Wien. Die Scheidung erfolgte 1947. Aus Elisabeth Löckers Zeit vor 1945 ist wenig bekannt, sie war laut den Erinnerungen von Milan Dubrovic während der NS-Zeit Mittelpunkt eines "oppositionell gesinnten Freundeskreises". Nach 1945 griff sie auf ihre Heidelberger und Frankfurter Beziehungen zurück und knüpfte Kontakte zur Zeitschrift "Die Wandlung" (1945–1949), herausgegeben von Karl Jaspers und Dolf Sternberger, sowie zu den "Frankfurter Heften" (1946–1954), für die sie regelmäßig Rezensionen schrieb. Diese publizistische Internationalisierung in einer Zeit, in der sich Österreichs Kulturpolitik auf eine austriakische Kontinuität zurückzog und möglichst nicht an Deutschland, dem man die Kriegsschuld zuschob, anstreifen wollte, gehört zu den großen Leistungen Löckers.

Nach kurzer Tätigkeit für die Universal-Edition 1945/46 betreute sie die Kulturzeitschrift Der Turm bis zu deren Ende 1948. 1948 Heirat mit dem Journalisten Zeno Liebl, ab 1949 Mitarbeiterin des Nachrichtendiensts (AND) der US-amerikanischen Besatzungsbehörde. Löcker veröffentlichte zeitlebens sämtliche Texte unter dem Pseudonym Claudia Frank, auch ihre Übersetzungen.

Löcker/Liebl war eine wichtige Netzwerkerin im Nachkriegs-Wien mit stark linkskatholischem Einschlag (Otto Mauer und Friedrich Heer zählten zu ihren Bekannten); sie vermittelte etwa der jungen Ingeborg Bachmann, für die Löcker ein Role Model einer selbstbewussten, berufstätigen Frau gewesen sein dürfte, 1951 eine Stelle beim AND (Bachmann wohnte zudem 1949–1953 in Untermiete bei den Liebls). Auch für Ilse Aichinger war sie eine wichtige Ansprechpartnerin und Vermittlerin von Veröffentlichungsmöglichkeiten. Ihre wichtige Rolle in diesem Freundinnen-Dreieck – speziell nach Aichingers und Bachmanns Weggang aus Wien – erschließt sich aus dem 2021 veröffentlichten Briefwechsel Bachmann-Aichinger. Als Kritikerin war sie eine der wenigen, die 1946 an den 60-jährigen Exilanten Hermann Broch erinnerte und mehrfach auf die wenigen nach 1945 gedruckten Exilantinnen (Hilde Spiel, Annemarie Selinko) und Remigrantinnen (Adrienne Hertha Thomas) hinwies, in ihren beiden letzten Lebensjahren war Ludwig Wittgenstein ein Arbeitsschwerpunkt.


Werke

  • Elisabeth Löcker-Euler: Philosophische Deutung von Sündenfall- und Prometheusmythos. Karlsruhe: G. Braun 1933
  • Norman Malcolm: Ludwig Wittgenstein. Ein Erinnerungsbuch. Übers. v. Claudia Frank. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1987


Literatur