Eisenzeit

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Fragment einer sogenannten Tüpfelplatte zur Herstellung von Münzrohlingen und drei keltische Kleinsilbermünzen aus Wien 3, Rasumofskygasse 29-31 (1. Jahrhundert v. Chr.)
Daten zum Ereignis
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Objektbezug Vorgeschichte
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 16.04.2024 durch WIEN1.lanm08tau
Bildname Tuepfelplatte.jpg
Bildunterschrift Fragment einer sogenannten Tüpfelplatte zur Herstellung von Münzrohlingen und drei keltische Kleinsilbermünzen aus Wien 3, Rasumofskygasse 29-31 (1. Jahrhundert v. Chr.)

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Die Eisenzeit ist die letzte Epoche der Urgeschichte in Österreich und wird in einen älteren (Hallstattzeit) und einen jüngeren Abschnitt (Latènezeit) unterteilt.

Hallstattzeit

Bronzenes Schöpfgefäß aus Hallstatt (Oberösterreich). Eisenzeit (600 – 400 vor Christus)

Die Hallstattkultur (circa 800 – 450 v. Chr.) wird in zwei große Kulturkreise unterteilt. Der Westhallstattkreis erstreckt sich vom Nordosten Frankreichs über die Schweiz, Süddeutschland und Böhmen bis nach Oberösterreich. Zum Osthallstattkreis zählen Mähren, Niederösterreich, die Steiermark, der Westen Ungarns, Slowenien und der Norden von Kroatien. Innerhalb der Osthallstattkultur kann man eine „Nordostalpine Gruppe“ (auch Kalenderbergkultur) differenzieren, an welcher auch der gesamte Wiener Raum Anteil hat. Diese Kulturgruppe hebt sich durch einen charakteristischen Keramikstil mit teils opulenten plastischen Verzierungen hervor und ist nach dem Kalenderberg in Mödling benannt, von wo entsprechende Funde bereits früh bekannt wurden.

Aus dem Wiener Stadtgebiet sind nur wenige Siedlungen besser bekannt geworden. In Oberlaa wurden an den höher gelegenen Südhängen des Laaerberges mindestens sieben kellerartig eingetiefte Siedlungsobjekte untersucht, die auch reichlich Fundmaterial erbrachten. Neben Verzierungen im „Kalenderbergstil“ waren hier auch die zeittypischen geometrischen Grafitmalmuster auf den Keramikgefäßen beliebt. Eine größere und bedeutende Höhensiedlung der Hallstattkultur, die ebenfalls systematisch erforscht werden konnte, existierte bereits seit der jüngeren Urnenfelderzeit auf dem Leopoldsberg und bestand noch kontinuierlich weiter bis in die Latènezeit. Erwähnenswert ist auch eine große Flachlandsiedlung am Donaufeld bei Leopoldau, die durch Sandgrubenbetriebe der Zwischenkriegszeit entdeckt und gleichzeitig aber größtenteils undokumentiert zerstört wurde. Möglicherweise handelt es sich bei dem nicht allzu weit entfernten kleinen Hügel im Schweiglpark an der Siemensstraße auch um einen hallstattzeitlichen Grabhügel.

Latènezeit

Situla von Kuffern (Traisental, Niederösterreich). Eisenzeit (um 400 vor Christus)

Ausgehend vom Westhallstattkreis kam es im Laufe des 5. Jahrhunderts v. Chr. durch intensivierte Kontakte zu den antiken Hochkulturen in Mitteleuropa zu fundamentalen gesellschaftlichen Umbrüchen, die sich in vielen technischen und gesellschaftlichen Neuerungen niederschlugen und in der neuen Latènekultur (circa 450 v. Chr. – 15 v. Chr.) mündeten. Es entwickelte sich ein eigener ornamentaler Kunststil bei den Metallarbeiten und auch das Erscheinungsbild der Keramik beginnt sich durch die Verwendung der Töpferscheibe grundlegend zu ändern. Allerdings zeigen die wichtigsten Siedlungsfunde der frühen Latènezeit im Wiener Stadtgebiet, wie z. B. jene vom Leopoldsberg oder aus Leopoldau auch deutlich die weitergeführten Traditionen von der Hallstattkultur. Körpergräber einer breiteren Elitenschicht von Kriegern, die unter anderem mit bronzenem Trachtschmuck wie Armringen und Fibeln sowie eisernen Schwertern und Hiebmessern ausgestattet waren, sind unter anderem aus Siebenhirten, Leopoldau und Nussdorf bekannt geworden.

Gegen Ende der La-Tène-Zeit wird in antiken Überlieferungen der keltische Stamm der Boier genannt, der sich spätestens ab 60. v. Chr. im Donauraum zwischen Wien und Bratislava niederlässt. Aus römischer Sicht wird dieses Gebiet zu dieser Zeit dem keltischen Königreich Noricum zugerechnet.

Spätlatènezeitliche bemalte Keramik und ein Fußgefäß aus der Rasumofskygasse 29–31, Wien 3

Nach einer kurzen Unterbrechung wird die Siedlung am Leopoldsberg in der späten Latènezeit wieder ausgebaut. Zusammen mit einer weiteren Höhensiedlung am benachbarten Burgstall kam ihr eine beherrschende und repräsentative Lage an der Wiener Pforte zu Gute, wohl auch zur Kontrolle der Verkehrswege entlang sowie auch über die Donau. Eine herausragende Rolle kommt aber der Flachlandsiedlung in Wien Landstraße zu, die etwa zur gleichen Zeit im Zwickelbereich zwischen Donaustrom und der Wienflussmündung entstand. Sie erstreckte sind vom Gebiet rund um den Rochusmarkt in südliche Richtung bis hin zum Bereich entlang des Rennwegs, wo sich auch die spätere römische Zivilsiedlung befunden hat. Um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. erreicht diese Ansiedlung eine enorme Ausdehnung von beinahe 100 Hektar und war damit neben der Siedlung in Bratislava (Slowakei) die größte und wohl auch bedeutendste Zentralsiedlung innerhalb des keltisch-boischen Stammesgebiets. Hier wurden nicht nur Grubenhäuser und mehrere Brunnen nachgewiesen, sondern auch Töpferöfen, Metallhandwerk, eine eigene Münzproduktion, sowie die Verarbeitung von Knochen, Geweih und (regional vorkommenden fossilen) Bernstein. Das gemeinsame Auftreten von heimischen Produkten mit zahlreichen mediterranen Importen wie Amphoren oder feinem Tafelgeschirr, beinernen Schreibgriffel sowie einer Siegelkapsel kann mit der Präsenz von römischen Händlern erklärt werden.

Etwa zu Beginn des letzten Viertels v. Chr. zeichnet sich ein Abbruch der spätkeltischen Siedlungstätigkeit im Wiener Raum ab, was möglicherweise auf die Niederlage der Boier im Krieg gegen die osteuropäischen Daker zurückzuführen ist. Auch der vergrabene Münzschatz, der 1880 bei Rohrlegungsarbeiten an der Simmeringer Hauptstraße gefunden wurde, könnte in diesem Sinne als Zeichen für die sich anbahnenden unsicheren Zeiten gedeutet werden. Am Ende dieser Umbruchszeit sind hier jedenfalls zwei neue Protagonisten hinzugekommen: Nördlich der Donau siedelten fortan (auch) germanische Stämme, das Gebiet südlich der Donau wird dem „Imperium Romanum“ einverleibt.

Literatur

  • Géza Alföldy: Noricum, Routledge & Kegan Paul Ltd., London and Boston 1974
  • Kristina Adler-Wölfl, Martin Mosser: Archäologie am Rochusmarkt – Die Grabbungen in Wien 3, Rasumofskygasse 29–31, Fundort Wien 18, 2015, 4-49.
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer: Die Kelten im Osten Österreichs, Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten 1992
  • Louis D. Nebelsick, Alexandrine Eibner, Ernst Lauermann, Johannes-Wolfgang Neugebauer: Hallstattkultur im Osten Österreichs, Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten 1997
  • Christine Ranseder: Eine Siedlung der Hallstattkultur in Wien 10, Oberlaa (Monografien der Stadtarchäologie Wien 2), Wien: Phoibos Verlag 2006
  • Peter Trebsche (Hg.): Keltische Münzstätten und Heiligtümer, Die jüngere Eisenzeit im Osten Österreichs (ca. 450 bis 15 v. Chr.), Reihe Archäologie Niederösterreichs, Wien 2020.
  • Otto H. Urban: Der Leopoldsberg. Archäologische Forschungen auf dem Wiener Hausberg, Wiener Archäologische Studien 2, Wien: 1999.