Kelten

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Maifeier bei den Norikern
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Norikermaifeier.jpg
Bildunterschrift Maifeier bei den Norikern

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Der Begriff Kelten ist ein antiker Sammelbegriff für eine Vielzahl eisenzeitlicher mittel- und westeuropäischer Ethnien, die ab dem 5. Jahrhundert vor Christus erstmals schriftlich fassbar werden. Der moderne Keltenbegriff wird je nach wissenschaftlichem Fachgebiet unterschiedlich definiert, so werden in der Archäologie die materiellen Hinterlassenschaften der ausgehenden Hallstatt-Kultur und der La-Tène-Kultur meist den Kelten zugerechnet, in der Sprachwissenschaft gelten diejenigen als Kelten, die eine der antiken keltischen Sprachen gesprochen haben.

Bronzenes Schöpfgefäß aus Hallstatt (Oberösterreich). Eisenzeit (600 – 400 vor Christus)
Situla von Kuffern (Traisental, Niederösterreich). Eisenzeit (um 400 vor Christus)

Die erste Erwähnung von Kelten findet sich bei Hekataios von Milet (ca. 560 bis 480 v. Chr.), dessen fragmentarisch erhaltene Texte von Kelten im südfranzösischen Raum berichten. Herodot von Halikarnassos (ca. 480 bis 420 v. Chr.), der "Vater der Geschichtsschreibung", schreibt, dass die Donau im Land der Kelten und bei der Stadt Pyrene entspringt und dann mitten durch ganz Europa fließt, wobei er die Kelten gleichzeitig im äußersten Westen Europas jenseits der Säulen des Herakles (Straße von Gibraltar) ansiedelte. Spätere antike Autoren sahen ebenfalls einen engen Zusammenhang zwischen dem Quellgebiet der Donau und dem Siedlungsgebiet der Kelten, wobei allerdings nicht mit Bestimmtheit gesagt werden kann, wo man dieses Quellgebiet in der Antike vermutete. Die Donau war ein wichtiger Handelsweg zwischen Mitteleuropa und dem antiken Griechenland und damit Transportweg für Güter, aber auch für Ideen.

Massive Wanderbewegungen keltischer Stämme aus dem gallischen Raum nach Süden führten zur Einwanderung in Norditalien und zur Eroberung Roms durch die Kelten im Jahr 387/390 v. Chr. In Oberitalien lassen sich dabei keltische Stämme nieder, die in den darauffolgenden Jahrhunderten immer wieder schwere Konflikte mit den expandierenden Römern auszutragen hatten. Eine weitere Wanderbewegung quer durch Mitteleuropa über den Balkan nach Südosteuropa führte 279 zur Plünderung Delphis, zur Überquerung des Bosporus und zur Ansiedelung von Kelten in Anatolien (Galater).

Noricum

Noricum wird Teil des römischen Reiches

Noricum war ein keltisches Königreich im Gebiet des heutigen Österreichs und damit das erste Staatsgebilde auf österreichischem Boden. Es wurde um etwa 200 v. Chr. gegründet, als sich dreizehn keltische Stämme zu einem Königreich zusammenschlossen. Als bedeutendster Stamm galt der der Noriker. Ab 170 v. Chr. gab es zwischen dem Königreich (damals unter König Cincibilus) und den Römern ein "hospitium publicum", eine staatliche Gastfreundschaft. Die friedlichen Beziehungen zwischen Noricum und Rom führten zu guten Handelsbeziehungen und zu einer wirtschaftlichen Blüte des Königreichs. Bei den Römern besonders beliebt war das sogenannte "norische Eisen", das sich aufgrund seiner Härte besonders gut für die Waffenproduktion eignete.

Der Wiener Raum galt um Christi Geburt als norisches Gebiet. Der Historiker Velleius Paterculus (20 v. bis 30 n. Chr.) erwähnte etwa einen keltischen Zentralort "Carnunto, qui locus regni Norici" (Carnuntum, im Königreich Noricum gelegen). Im Rahmen des Alpenfeldzugs von Kaiser Augustus um 15 v. Chr. wurde das Königreich Noricum dem römischen Reich einverleibt. Mit der Besetzung des Gebiets durch die Römer endet die Urgeschichte und es beginnt die Römische Kaiserzeit.

Kelten in Wien

Der Name Vindobona ist keltischen Ursprungs und besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil vindo- kommt aus dem Keltischen uindo- mit der Bedeutung "weiß, hell" oder dem geläufigen keltischen Personennamen Vindos. Der zweite Teil, das Substantiv -bona, hat im Keltischen die Bedeutung "Quelle, Bach, Fluss" oder auch "Siedlung, Dorf". Vindobona kann daher unterschiedlich übersetzt werden, etwa "weißer Fluss", "weißes Dorf" oder "Landgut des Vindos".

Die Kelten besiedeln vor allem das Donautal und legen Höhenfestungen an, in Wien insbesondere auf dem Bisamberg und dem Leopoldsberg. Es gibt auffallend viele Streufunde im gesamten Stadtgebiet. Besonders wichtig sind die spätkeltischen Funde, die zum Teil den Anschluss an die frühe römische Kaiserzeit herstellen lassen, etwa in 19, Leopoldsberg; in 21, Leopoldau; Töpferofen im 3. Bezirk; ein Hortfund mit 287 Silbermünzen in 11, Simmeringer Hauptstraße 56; je eine Goldmünze (Wien 8, Stolzenthalergasse sowie 19, Waldbachsteig); 23, Inzersdorf; Lainzer Tiergarten.

Literatur

  • Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. 2. Auflage. Böhlau, Wien 1997
  • Alexander Demandt: Die Kelten. 7. Auflage. C.H. Beck, München 2007
  • Bernhard Maier: Geschichte und Kultur der Kelten. C.H. Beck, München 2012
  • Wolfgang Meid: Die Kelten. 2., verbesserte Auflage. Reclam, Stuttgart 2011
  • Louis D. Nebelsick, Alexandrine Eibner, Ernst Lauermann, Johannes-Wolfgang Neugebauer: Hallstattkultur im Osten Österreichs, Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 106/107/108/109, St. Pölten 1997
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer: Die Kelten im Osten Österreichs, Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 92/93/94, St. Pölten 1992
  • Otto Urban: Der Leopoldsberg - Archäologische Forschungen auf dem Wiener Hausberg (mit mehreren Beiträgen), Wiener Archäologische Studien 2, Wien 1999
  • Otto Urban: Keltische Höhensiedlungen an der mittleren Donau, Habilitationschrift an der Universität Wien, Archäologisches Nachrichtenblatt 1, Heft 3, Berlin 1996
  • Stefan Zimmer (Hrsg.): Die Kelten – Mythos und Wirklichkeit. Theiss, Stuttgart 2004