Claire Goll

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Daten zur Person
Personenname Goll, Claire
Abweichende Namensform Aischmann, Klara Liliane; Studer, Klara
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 368777
GND 118540556
Wikidata Q71447
Geburtsdatum 29. Oktober 1890
Geburtsort Nürnberg 4042742-0
Sterbedatum 30. Mai 1977
Sterbeort Paris 4044660-8
Beruf Übersetzerin, Schriftstellerin, Journalistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 16.04.2024 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Claire Goll, * 29. Oktober 1890 Nürnberg, † 30. Mai 1977 Paris, Übersetzerin, Schriftstellerin, Journalistin.

Biografie

Klara Liliane Aischmann wurde 1890 in Nürnberg geboren und wuchs in einer assimilierten wohlhabenden deutsch-jüdischen Familie in München auf. Ihre Mutter, Malvine, kam aus einer Bankiersfamilie und ihr Vater Joseph war Kaufmann und argentinischer Konsul. Ihr fünf Jahre älterer Bruder Alfred beging als Sechzehnjähriger Selbstmord, was Klara Aischmann tief prägte.

1911 heiratete sie den Studenten und späteren Verleger Heinrich Studer und zog mit ihm nach Leipzig, wo sie Philosophie studierte. Ihre gemeinsame Tochter Dorothea Elisabeth kam 1912 zur Welt, 1917 ließ sich das Paar scheiden. Aufgrund ihrer Liebschaften, angeblich auch zu Kurt Wolff, verlor sie das Sorgerecht für ihre Tochter, die stattdessen bei Studers Eltern aufwuchs, und kein Verhältnis zu ihrer Mutter entwickeln konnte. Zu dieser Zeit war sie auch Leserin der Fackel und Anhängerin von Karl Kraus, wie ein Brief belegt, den der Satiriker aufbewahrte.

Aus Protest gegen den Ersten Weltkrieg zog sie in die Schweiz und studierte 1917 Medizin und Psychologie in Genf, engagierte sich in der Friedensbewegung und verdiente ihren Lebensunterhalt als Journalistin. In Genf lernte sie Yvan Goll kennen. Das Paar zog zunächst nach Zürich, dann nach Ascona und ließ sich schließlich im November 1919 in Paris nieder, wo Klara Rezensionen und zahlreiche Romane schrieb, sowie Kurzgeschichten veröffentlichte, zahlreiche zeitgenössische Romane übersetzte und Gedichtesammlungen edierte, teilweise auch Liebesgedichte gemeinsam mit Goll. Sie war im Französischen ebenso bewandert wie im Deutschen. In ihrer gemeinsamen Wohnung trafen sich große französische Persönlichkeiten wie Marc Chagall, Fernand Léger, Robert Delaunay, Pablo Picasso und Jacques Audiberti.

Am 21. Juli 1921 heiratete sie Goll in Paris, die Ehe gestaltete sich allerdings als äußerst schwierig, da beide außerhalb der Beziehung Affären gepflegt hatten. Klara, die sich mittlerweile Claire nannte, etwa mit Rainer Maria Rilke Ende 1918, dem sie bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden blieb, während Yvan mit der österreichischen Schriftstellerin Paula Ludwig sogar über längere Zeit zusammenlebte. In den 1930er Jahren lebte sie von Yvan Goll getrennt und schrieb für die "Sport im Bild" und die Wiener Zeitschrift "Die Bühne". Erst Claires Selbstmordversuch am 23. Juli 1938 brachte eine Versöhnung.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierten sie 1939 aufgrund der Angst vor einem Krieg in die USA, mussten sich wegen eines abgelaufenen Besuchervisums eine Zeit lang in Kuba aufhalten, bevor sie im Mai 1940 nach Amerika einreisen durften, wo sie sich in Brooklyn niederließen. Erst 1945 erhielten sie die amerikanische Staatsbürgerschaft. Claire Golls Mutter wurde zwischenzeitlich am 19. September 1942 in Theresienstadt ermordet. 1947 erkrankte Yvan Goll an Leukämie und wünschte, nach Paris zurückzukehren, wo er am 27. Februar 1950 verstarb. Nach seinem Tod gab Goll seine unpublizierten Arbeiten heraus, arbeitete aber auch an eigenen literarischen Arbeiten, die allerdings nicht so große Bekanntheit erlangten wie die "Goll Affäre", bei der sie Paul Celan fälschlicherweise vorwarf, Werke ihres Ehemanns plagiiert zu haben. Claire lebte von 1954 bis zu ihrem Tod 1977 in Paris und wurde gemeinsam mit Yvan Goll am Pére Lachaise Friedhof gegenüber von Frédéric Chopin begraben. Auf dem Grabstein findet sich eine Zeichnung von Marc Chagall.

Quellen

Literatur


Claire Goll im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks