Adolf Holl

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Holl, Adolf
Abweichende Namensform
Titel Dr. theol., Dr. phil., Univ.-Doz.
Geschlecht männlich
PageID 36907
GND 118553046
Wikidata Q85807
Geburtsdatum 13. Mai 1930
Geburtsort Wien
Sterbedatum 23. Jänner 2020
Sterbeort
Beruf Theologe, Schriftsteller, Soziologe
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof Gersthofer Friedhof
Grabstelle Gruppe 2, Reihe 4, Nummer 30/31
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Dozent an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien (1963 bis 1973)

  • Kardinal-Innitzer-Preis (Verleihung: 1962)
  • Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik (Übernahme: 9. Mai 2003)
  • Axel-Corti-Preis (Verleihung: 27. April 2006, Übernahme: 30. Mai 2006)
  • Preis der Stadt Wien für Publizistik (Übernahme: 2015)
  • Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaft (Verleihung: 1995)


Adolf Holl, * 13. Mai 1930 Wien, † 23. Jänner 2020, Theologe, Schriftsteller, Soziologe.

Biografie

Adolf Holl wuchs ohne Vater auf und besuchte in Wien die Volks- und Mittelschule. Nach der Matura 1948 trat er in das Wiener Priesterseminar ein und nahm das Studium der Theologie an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien auf. Dieses schloss er 1955 nach Approbation seiner Dissertation über die exegetische Methode des Heiligen Augustinus mit dem Doktorat ab. Ein Zweitstudium der Philosophie, Psychologie und Geschichte schloss er 1961 mit der Promotion zum Dr. phil. ab und legte dazu die Dissertation "Seminalis ratio. Ein Beitrag zur Begegnung der Philosophie mit den Naturwissenschaften" vor. Von 1964 bis 1966 war er Stipendiat des Instituts für Höhere Studien in Wien und studierte dort Soziologie.

Bereits 1954 war Adolf Holl zum Priester geweiht worden und wirkte bis 1972 als Religionslehrer sowie als Kaplan in den Pfarren St. Johann Evangelist in Wien-Favoriten sowie Neulerchenfeld in Wien-Ottakring. 1963 erhielt er die Lehrbefugnis (Venia legendi) für Religionswissenschaft an der Universität Wien.

Sein Konflikt mit der Amtskirche begann im Herbst 1966 mit einer Erklärung im Fernsehen, dass die Tatsache des leeren Grabes von Jesus Christus "wissenschaftlich nicht bewiesen werden" könne, und verschärfte sich im Juli 1968 nach einem Angriff Holls auf Papst Paul VI. wegen des von diesem ausgesprochenen Verbots künstlicher Mittel der Empfängnisverhütung (meist fokussiert auf die "Pille"). Auch ein Filmdrehbuch des Theologen über "gefallene Priester" trug zur Verschärfung der Auseinandersetzungen bei. 1971 veröffentlichte Holl das Buch "Jesus in schlechter Gesellschaft", das mit einer Auflage von über 100.000 verkauften Exemplaren zum Bestseller avancierte. Das dort gezeichnete Bild von Jesus als Menschen, der sich für Außenseiter engagiert und gegen die etablierte Gesellschaft und Religion Position ergriffen habe, verstörte viele Glaubende.

Zunächst versuchte Kardinal Franz König, die Konflikte intern zu regeln, jedoch erfolgte im Zusammenhang mit dem Erscheinen des Buches "Tod und Teufel" Anfang Juni 1973 der Entzug der "missio canonica", des kirchlichen Lehrauftrages. Nach weiteren als Provokation empfundenen öffentlichen Äußerungen Holls, unter anderem sein Bekenntnis, den Zölibat gebrochen zu haben, wurde er im Februar 1976 auch vom Priesteramt suspendiert.

Danach war Adolf Holl als freier Schriftsteller und Publizist in Wien tätig. Von 1977 bis 1992 fungierte er auch als Moderator der ORF-Diskussionssendung "Club 2". Zu seinen wichtigsten Werken zählten "Mystik für Anfänger" (1977), "Mitleid im Winter" (1985, mit einigen autobiografischen Zügen), "Im Keller des Heiligtums. Geschlecht und Gewalt in der Religion" (1991), "Wie ich Priester wurde, warum Jesus dagegen war, und was dabei herausgekommen ist" (1992), "Die Welt zum Narren halten. Demut als Lebensprogramm" (1993), "Was ich denke“ (1994), "Die linke Hand Gottes. Biographie des Heiligen Geistes" (1997), "Falls ich Papst werden sollte" (1998), "Weihrauch und Schwefel" (2003), "Der lachende Christus" (2005), "Wie gründe ich eine Religion" (2009) und zuletzt "Braunau am Ganges" (2015). An der Universität Wien hielt er Vorlesungen über Religionssoziologie.

Für seine publizistische Tätigkeit erhielt der Theologe und Soziologe zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter den Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften (1995) und für Publizistik (2015). 2018 widmete Harald Klauhs dem streitbaren ehemaligen Priester eine Biografie: "Holl. Bilanz eines rebellischen Lebens".

Quellen

Literatur


Adolf Holl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks