Petersfreithof

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Friedhof
Datum von
Datum bis 1783
Name seit 1276
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke Peterskirche
PageID 7879
GND
WikidataID
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 24.03.2023 durch WIEN1.lanm08jan

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48° 12' 33.90" N, 16° 22' 13.10" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Petersfreithof (1., Petersplatz), einer der ältesten Friedhöfe beziehungsweise Plätze Wiens, der die romanische Peterskirche umgab (Petersplatz).

Die Peterskirche war von einem Friedhof umgeben, der als Petersfreitof erstmals 1276 genannt wird. Er ist noch auf dem Plan Hirschovgels vom Jahr 1547 eingezeichnet.

Seine Anlage war unregelmäßig und am weitesten dehnte er sich gegen das Hubhaus (heute Petersplatz 7) hin aus. An die alte Peterskirche angelehnt, stand auf dem Friedhof, der auch nach seiner Auflassung im 13. Jahrhundert (die letzten Reste verschwanden erst 1783) diesen Namen weiterführte, eine Wachstube (die spätere Peterswache), in der zwei Fähnlein der Bürgerschaft postiert waren und die 1701, als der barocke Kirchenbau projektiert wurde, in das Eisgrübel verlegt wurden.

Der Petersfreithof als Lebensmittelmarkt

Frühzeitig schon wurde der Petersplatz als Lebensmittelmarkt benützt. Ende des 13. Jahrhunderts befand sich an dessen Westseite der Milchmarkt (Verbindung zwischen Petersplatz und Tuchlauben) an den folgende Ortsbezeichnungen erinnern: "an dem Milchgraben“ 1295-1304, "Milchgässlein" 1363. Dran schloss sich der "Airmarcht" (Eiermarkt) an (erstmals 1389 erwähnt), dem sich später auch der Geflügel- und Grünmarkt hinzugesellte.

Der Schulmeister bei den Schotten, Wolfgang Schmelzl, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts lebte, schildert den Petersfreithof in seinem Lobgedicht auf die Stadt Wien sehr anschaulich:

"Kham auff sanct Peters Freyrhthoff dar;
Da steht ein altes Tempelhauss,
Ein Baum wechst zu dem Thurm heraus,
Durch Wuaderstuck gar wunderlich,
An dem gemewer ober sich.
Da findt ainer auch, was (ihm) gefelt,
Dreyssig wägen mit ayer ich zelt (zählte),
Desgleichen jung vnd alte Hüner,
Gänss, änten, gut fayst Kapauner,
Der fand ich bei acht wägen vol,
Was man zur notturft haben soll,
Von rüben Krehn, Kraut, petersil,
Salat das ganz jarm findt man vil,
all Ding ist in eim rechten Khauff!“

Um die Kirche herum lagen verschieden Kram- und Verkaufsläden, zumeist in Besitz von Marktweibern, denen durch die Marktordnung des 14. Jahrhunderts die Stände angewiesen waren.

Das Gültenbuch von 1418 nennt mehrere Krämerinnen und Käserinnen, aber auch Honig oder Metsieder, deren "Siedhaus" vor 1388 unter den Schlossern lag, zu dieser Zeit aber bereits abgebrannt war.

An einer Seitenmauer der Kirche war ein unterirdisches Gewölbe angebracht, in welches man durch eine schmale Fensteröffnung alte, abgetragene Leinwand zum Verbinden der Wunden für Spitäler hinein zu werfen pflegte.

Eine ganz besondere Eigentümlichkeit erhielt der Petersfreithof durch die Öler und Ölerinnen, die schon das Schottenurbar von 1314 kennt. Sie saßen teils in dem rückwärts gegen St. Peter reichenden Freisingerhof, teils gegenüber an dem 1896 verschwundenen Eisgrübel. Dieses einstmals sehr ertragreiche Gewerbe handelte mit allen Arten von Öl (Baumöl, Hanföl, Mohnöl und mehr). Viele seiner Mitgliederbrachten es zu Ansehen und Reichtum. Als der Wettbewerb der Kaufleute hinzutrat, der sich insbesondere mit dem Verkauf von Baumöl im Großen befasste, ging das Gewerbe der Öler stark zurück.

Die Bruderschaft der heiligsten Dreifaltigkeit

Als 1675 bei St. Peter die Bruderschaft der heiligsten Dreifaltigkeit aufgerichtet wurde, begann für das Gotteshaus eine bessere Zeit anzubrechen. Die Bruderschaft schritt nicht nur zur Verbesserung der Bauschäden, sondern bot sich auch an, bei der Kirche eine Sakristei und darüber ein kaiserliches Oratorium zu bauen, da der Kaiser selbst Mitglied der Bruderschaft war. Sie verlangte aber, dass die Verkaufshüten der Kartenmacher, Schleifer, Käsehändler, Sauerkräutler, Schuflicker und so weiter entfernt würden, weil sie die Kirche entstellten und selbst die Kirchenfenster zum Teil verdeckten. Die Bruderschaft die 1676 feierliche in die Peterskirche eingeführt wurde, erreichte bald einen hohen Mitgliederstand. Ein großer Teil der Mitglieder zählte zu den reichsten und angesehensten Bürgern von Wien. Auch der Adel war bis in die höchsten Spitzen vertreten. Die Bruderschaft verfügte daher auch über die entsprechenden Mittel und so fasste sie im Jahr 1700 den Entschluss, die alte Kirche niederzureißen und einen Neubau aufzuführen, dessen Form an die Peterskirche zu Rom erinnern sollte.

Dort, wo im 14. Jahrhundert auch die "Ölerer" ihren Stand gehabt hatten, befand sich zuletzt der Schneckenmarkt (ein Wirtshaus führte dort noch lange den Namen "Zur Schnecke"). In der Nähe des Petersfreithofs befanden sich unter anderem das Oppenheimersche Haus (Oppenheimer Samuel, Rauchfangkehrerkeller), vor dem 1700 der Exzeß gegen die Juden losbrach, der Peterspfarrhof sowie die Häuser "Zum Bauerndantz", "Zu den vier Jahreszeiten" (1., Petersplatz 9; seit 1854 Hotel Wandl) und "Zum Hund im Korb". 1538 wurde eine (später wieder entfernte) Säule zur Abstrafung der Delinquenten errichtet.

Liste der auf dem Petersfreithof bestatteten Personen

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 0 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.


Literatur

  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 474 (Petersplatz)
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 174 – 175
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22) (Petersplatz)
  • Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung (Hg.): Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien, Bd. 1. Wien 1992. S. 32