Stadtsenat: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
(Die Seite wurde neu angelegt: „{{Sonstiges |Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien }} Stadtsenat. Im Zuge der Neugestaltung von Verfassung und Verwaltung der Stadt Wien (1920) wurde …“)
 
 
(37 dazwischenliegende Versionen von 13 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Sonstiges
+
{{Organisation
 +
|Art der Organisation=Behörde
 +
|Datum von=1920
 +
|Datum bis unbekannt=Nein
 +
|Objektbezug=Wien wird Bundesland; Stadtverfassung; Rathaus; Zwischenkriegszeit; 1945 bis heute; NS-Zeit; Ständestaat
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 +
|Stadtplan Anzeige=Nein
 +
|Bildname=Stadtsenatssitzungssaal Kamin.jpg
 +
|Bildunterschrift=Den Stadtsenatssitzungssaal im [[Rathaus]] schmückt ein Majolikakamin mit dem [[Wiener Wappen|Stadtwappen]]. Dieser war ein Geschenk der Wiener [[Hafner]]innung. Entwurf 1885
 
}}
 
}}
Stadtsenat. Im Zuge der Neugestaltung von Verfassung und Verwaltung der Stadt Wien (1920) wurde der [[Stadtrat]] durch den Stadtsenat ersetzt. Durch die Sonderstellung Wiens als eigenes Bundesland (ab 1. Jänner 1922) übernahm der Stadtsenat zugleich die Aufgaben der Landesregierung Dem Stadtsenat gehören der Bürgermeister und die (mindestens neun) Stadträte an, die vom Gemeinderat (nicht unbedingt aus seiner Mitte) gewählt werden; zwei dieser Stadträte werden jeweils gesondert zu Vizebürgermeistern gewählt. Neu war die Einrichtung der [[amtsführender Stadtrat|amtsführenden Stadträte]], die vom Gemeindetat als Leiter der einzelnen [[Geschäftsgruppe]]n eingesetzt werden. Sie führen die Gemeinderats-Beschlüsse durch. Die vom Bürgermeister einberufenen Sitzungen des Stadtsenats, in denen neben den Verwaltungangelegenheiten besondere Personalfragen erledigt werden, sind nicht öffentlich Der Stadtsenat bereitet die Tagesordnung der Gemeinderats- Sitzungen vor, berät im Verein mit dem Finanzausschuß den Budgetvoranschlag und überprüft den Rechnungsabschluß (die Abstimmung darüber erfolgt jedoch getrennt voneinander). Der Stadtsenat geht zudem Beschwerden der Gemeindebürger gegen Verfügungen des Magistrats oder der magistratler [[Bezirksämter]] nach und ist somit Berufungsinstitutanz für alle Angelegenheiten des selbständigen Wirkungskreises. Zu den Sitzungen des Stadtsenats werden gegebenenfalls Gemeinderäte, Bezirksvorsteher oder Referenten der Magistratsateilungen mit beratender Stimme zugezogenannt Der [[Magistratsdirektor]] ist berechtigt, den Sitzungen mit beratender Stimme beizuwohnen und Anträge zu stellen. Der Verlauf der Sitzungen wird in Protokollen festgehalten (vertrauliche Sitzungen werden gesondert protokolliert, Einsicht wird nur Gemeinderäten unter besonderen Umständen gewährt). Mit der Aufhebung der demokratischen Stadtverfassung trat 1934 an dessen Stelle ein „Stadtrecht", das als „Gemeindevertretung" das Gremium der „[[[Wiener Bürgerschaft]]" vorsah. 1938 wurde diese Institutitution aufgehoben und 1939 durch die [[Ratsherren]] ersetzt. Unmittelbar nach dem Ende der Kampfhandlungen wurde im April 1945 ein provisorischer Stadtsenat eingerichtet; am 25. November 1945 fanden die ersten demokratischen Wahlen zum Gemeinderat nach dem Zweiten Weltkrieg statt, am 13. Dezember konstituierte sich der neugewählte Gemeinderrat.  
+
{{AnnotierteKarte
 +
|Text=
 +
|Untertitel=Eine Sitzung des Wiener Stadtsenates unter der Leitung von [[Bürgermeister]] [[Karl Seitz]].
 +
|Position=rechts
 +
|Annotation=<imagemap>
 +
Datei:Rotes_Wien.jpg|390px
 +
circle 52 396 25 [[Leopold Kunschak]]
 +
circle 110 408 25 [[Alma Motzko]]
 +
circle 178 388 25 [[Karl Rummelhardt]]
 +
circle 246 389 25 [[Franz Hoß]]
 +
circle 314 386 30 [[Karl Seitz]]
 +
circle 335 336 25 [[Karl Hartl (Jurist)]]
 +
circle 401 375 20 [[Georg Emmerling]]
 +
circle 453 378 25 [[Hugo Breitner]]
 +
circle 532 375 28 [[Paul Speiser (Politiker)|Paul Speiser]]
 +
circle 594 378 25 [[Franz Siegel]]
 +
circle 660 374 30 [[Anton Weber]]
 +
circle 725 379 28 [[Quirin Kokrda]]
 +
circle 793 382 30 [[Julius Tandler]]
 +
circle 871 387 28 [[Karl Richter]]
 +
desc bottom-right
 +
</imagemap>
 +
}}
 +
Im Zuge der Neugestaltung der Verwaltung der Stadt Wien wurde mit dem am 1. Juni 1920 in Kraft getretenen neuen [[Gemeindestatut]]s das bisherige Kollegialorgan [[Stadtrat]] durch den Stadtsenat (mit [[Amtsführender Stadtrat|amtsführenden]] und oppositionellen Stadträten) ersetzt. Seit 18. November 1920, dem Tag des Inkrafttretens der [[Stadtverfassung]] des neuen Bundeslandes Wien, tagte der Stadtsenat in getrennten Sitzungen auch als Wiener Landesregierung.
 +
 
 +
Dem Stadtsenat gehören der [[Bürgermeister]] und die (mindestens neun) Stadträte an, die vom [[Gemeinderat]] gewählt werden; zwei dieser Stadträte werden jeweils gesondert zu [[Vizebürgermeister]]n gewählt. Die Mitglieder des Stadtsenats müssen nicht dem Gemeinderat angehören, aber zu ihm wählbar sein. Neu war 1920 die Einrichtung der [[Amtsführender Stadtrat|amtsführenden Stadträte]], die vom [[Gemeinderat]] als Leiter der einzelnen [[Geschäftsgruppen]] eingesetzt werden. Sie führen die Gemeinderatsbeschlüsse durch. Die vom Bürgermeister einberufenen Sitzungen des Stadtsenats, in denen neben den Verwaltungsangelegenheiten besondere Personalfragen erledigt werden, sind nicht öffentlich. Der Stadtsenat bereitet die Tagesordnung der Gemeinderatssitzungen vor, berät im Verein mit dem Finanzausschuss den Budgetvoranschlag und überprüft den Rechnungsabschluss (die Abstimmung darüber erfolgt jedoch getrennt voneinander).  
 +
 
 +
Der Stadtsenat geht zudem Beschwerden der Gemeindebürger gegen Verfügungen des [[Magistrat]]s oder der [[Magistratische Bezirksämter|Bezirksämter]] nach und ist somit Berufungsinstanz für alle Angelegenheiten des selbstständigen Wirkungskreises. Zu den Sitzungen des Stadtsenats werden gegebenenfalls Gemeinderäte, Bezirksvorsteher oder Referenten der [[Magistratsabteilung]]en mit beratender Stimme zugezogen. Der [[Magistratsdirektor]] ist berechtigt, den Sitzungen mit beratender Stimme beizuwohnen und Anträge zu stellen.  
 +
 
 +
Der Verlauf der Sitzungen wird in Protokollen festgehalten (vertrauliche Sitzungen werden gesondert protokolliert, Einsicht wird nur Gemeinderäten unter besonderen Umständen gewährt), deren Ergebnisse im [[Amtsblatt der Stadt Wien]] publiziert werden.  
 +
 
 +
Mit der Aufhebung der demokratischen [[Stadtverfassung]] trat 1934 an deren Stelle ein "Stadtrecht", das als „Gemeindevertretung" das Gremium der "[[Wiener Bürgerschaft]]" vorsah. 1938 wurde diese [[Stadtverwaltung nach dem "Anschluss"|Institution aufgehoben]] und 1939 durch die [[Ratsherren (NS-Zeit)|Ratsherren]] ersetzt. Unmittelbar nach dem Ende der [[Zweiter Weltkrieg|Kampfhandlungen]] wurde im April 1945 unter [[Bürgermeister]] [[Theodor Körner (Politiker)|Theodor Körner]] ein provisorischer Stadtsenat eingerichtet; am 25. November 1945 fanden während der Zeit der [[Alliierte Besatzung|Alliierten Besatzung]] (1945-1955) die ersten [[Demokratie|demokratischen]] [[Gemeinderatswahlen|Wahlen]] zum Wiener [[Gemeinderat]] und Landtag nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] statt, und zwar gleichzeitig mit der [[Nationalrat]]swahl. Am 13. Dezember 1945 konstituierte sich der neugewählte Gemeinderat.
 +
 
 +
Der Stadtsenat wird neuerdings von Rathausinsidern auch als Stadtregierung bzw. als Regierung bezeichnet. Regierung ist er allerdings nur, wenn er als Landesregierung zusammentritt. Städte haben in Österreich keine Regierungen.
 +
 
 +
==Quellen==
 +
*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Best++++00000247ma8Invent#Best____00000247ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtsenat, Landesregierung]
 +
 
 
==Literatur==
 
==Literatur==
*Peter Csendes: Vertretungskörper. In: Veröffentlichungen des Winer Stadt-und Landesarchivs. Reihe A: Archivinventar. Serie 1 Heft 3, S. 27  
+
* Friedrich Brunner: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex, Rückblick und Zukunft. Hg. von Josef Rauchenberger. Wien: PR-Verlag 1990
*Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 440 f.
+
* Peter Csendes: Vertretungskörper. In: Veröffentlichungen des Wiener Stadt-und Landesarchivs. Reihe A: Archivinventar. Serie 1 Heft 3, S. 27
*Friedrich Brunner: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex, Rückblick und Zukunft. Hg. von Josef Rauchenberger. Wien: PR-Verlag 1990
+
* Bernard Hachleitner/Christian Mertens [Hg.]: Wien wird Bundesland. Die Wiener Stadtverfassung und die Trennung von Niederösterreich. Salzburg/Wien: Residenz 2020, S. 59 ff. (Mertens)
 +
* Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 440 f.
 +
* Barbara Steininger: Vom Stadtrat zum Stadtsenat - die Wiener Stadtregierung 1890/91 bis 1920. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 66 (2010), S. 285-308

Aktuelle Version vom 23. April 2024, 11:28 Uhr

Den Stadtsenatssitzungssaal im Rathaus schmückt ein Majolikakamin mit dem Stadtwappen. Dieser war ein Geschenk der Wiener Hafnerinnung. Entwurf 1885
Daten zur Organisation
Art der Organisation Behörde
Datum von 1920
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 15969
GND
WikidataID
Objektbezug Wien wird Bundesland, Stadtverfassung, Rathaus, Zwischenkriegszeit, 1945 bis heute, NS-Zeit, Ständestaat
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 23.04.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Stadtsenatssitzungssaal Kamin.jpg
Bildunterschrift Den Stadtsenatssitzungssaal im Rathaus schmückt ein Majolikakamin mit dem Stadtwappen. Dieser war ein Geschenk der Wiener Hafnerinnung. Entwurf 1885

Es wurden noch keine Adressen erfasst!

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Leopold KunschakAlma MotzkoKarl RummelhardtFranz HoßKarl SeitzKarl Hartl (Jurist)Georg EmmerlingHugo BreitnerPaul SpeiserFranz SiegelAnton WeberQuirin KokrdaJulius TandlerKarl RichterRotes Wien.jpg
Über dieses Bild
Eine Sitzung des Wiener Stadtsenates unter der Leitung von Bürgermeister Karl Seitz.

Im Zuge der Neugestaltung der Verwaltung der Stadt Wien wurde mit dem am 1. Juni 1920 in Kraft getretenen neuen Gemeindestatuts das bisherige Kollegialorgan Stadtrat durch den Stadtsenat (mit amtsführenden und oppositionellen Stadträten) ersetzt. Seit 18. November 1920, dem Tag des Inkrafttretens der Stadtverfassung des neuen Bundeslandes Wien, tagte der Stadtsenat in getrennten Sitzungen auch als Wiener Landesregierung.

Dem Stadtsenat gehören der Bürgermeister und die (mindestens neun) Stadträte an, die vom Gemeinderat gewählt werden; zwei dieser Stadträte werden jeweils gesondert zu Vizebürgermeistern gewählt. Die Mitglieder des Stadtsenats müssen nicht dem Gemeinderat angehören, aber zu ihm wählbar sein. Neu war 1920 die Einrichtung der amtsführenden Stadträte, die vom Gemeinderat als Leiter der einzelnen Geschäftsgruppen eingesetzt werden. Sie führen die Gemeinderatsbeschlüsse durch. Die vom Bürgermeister einberufenen Sitzungen des Stadtsenats, in denen neben den Verwaltungsangelegenheiten besondere Personalfragen erledigt werden, sind nicht öffentlich. Der Stadtsenat bereitet die Tagesordnung der Gemeinderatssitzungen vor, berät im Verein mit dem Finanzausschuss den Budgetvoranschlag und überprüft den Rechnungsabschluss (die Abstimmung darüber erfolgt jedoch getrennt voneinander).

Der Stadtsenat geht zudem Beschwerden der Gemeindebürger gegen Verfügungen des Magistrats oder der Bezirksämter nach und ist somit Berufungsinstanz für alle Angelegenheiten des selbstständigen Wirkungskreises. Zu den Sitzungen des Stadtsenats werden gegebenenfalls Gemeinderäte, Bezirksvorsteher oder Referenten der Magistratsabteilungen mit beratender Stimme zugezogen. Der Magistratsdirektor ist berechtigt, den Sitzungen mit beratender Stimme beizuwohnen und Anträge zu stellen.

Der Verlauf der Sitzungen wird in Protokollen festgehalten (vertrauliche Sitzungen werden gesondert protokolliert, Einsicht wird nur Gemeinderäten unter besonderen Umständen gewährt), deren Ergebnisse im Amtsblatt der Stadt Wien publiziert werden.

Mit der Aufhebung der demokratischen Stadtverfassung trat 1934 an deren Stelle ein "Stadtrecht", das als „Gemeindevertretung" das Gremium der "Wiener Bürgerschaft" vorsah. 1938 wurde diese Institution aufgehoben und 1939 durch die Ratsherren ersetzt. Unmittelbar nach dem Ende der Kampfhandlungen wurde im April 1945 unter Bürgermeister Theodor Körner ein provisorischer Stadtsenat eingerichtet; am 25. November 1945 fanden während der Zeit der Alliierten Besatzung (1945-1955) die ersten demokratischen Wahlen zum Wiener Gemeinderat und Landtag nach dem Zweiten Weltkrieg statt, und zwar gleichzeitig mit der Nationalratswahl. Am 13. Dezember 1945 konstituierte sich der neugewählte Gemeinderat.

Der Stadtsenat wird neuerdings von Rathausinsidern auch als Stadtregierung bzw. als Regierung bezeichnet. Regierung ist er allerdings nur, wenn er als Landesregierung zusammentritt. Städte haben in Österreich keine Regierungen.

Quellen

Literatur

  • Friedrich Brunner: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex, Rückblick und Zukunft. Hg. von Josef Rauchenberger. Wien: PR-Verlag 1990
  • Peter Csendes: Vertretungskörper. In: Veröffentlichungen des Wiener Stadt-und Landesarchivs. Reihe A: Archivinventar. Serie 1 Heft 3, S. 27
  • Bernard Hachleitner/Christian Mertens [Hg.]: Wien wird Bundesland. Die Wiener Stadtverfassung und die Trennung von Niederösterreich. Salzburg/Wien: Residenz 2020, S. 59 ff. (Mertens)
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 440 f.
  • Barbara Steininger: Vom Stadtrat zum Stadtsenat - die Wiener Stadtregierung 1890/91 bis 1920. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 66 (2010), S. 285-308