VS Deckergasse 1

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Bildungseinrichtung Volksschule
Datum von 1909
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 68754
GND
WikidataID
Objektbezug Wiener Schulen
Quelle
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  • 12., Deckergasse 1

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48° 10' 42.92" N, 16° 20' 23.82" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Volksschule Deckergasse 1 ist eine öffentliche Volksschule im 12. Wiener Gemeindebezirk, Meidling. Im gleichen Gebäudekomplex befindet sich die VS Karl-Löwe-Gasse 20.

Schulanfänge

Im Jahr 1908 wurde das Detailprojekt für einen Schulbau für die Einrichtung einer Doppelvolksschule und Doppelbürgerschule genehmigt, dessen Bau im Jahr 1909 in Angriff genommen wurde. Die Schulen sollten auf einer rund 3.700 Quadratmeter großen Liegenschaft entlang der Längenfeldgasse neben der rund 9.300 Quadratmeter großen öffentlichen Gartenanlage, welche heute als Wilhelmsdorfer Park bekannt ist, ihren Platz finden. Das Schulgebäude wurde noch in demselben Jahr fertiggestellt, sodass es für das Schuljahr 1909/1910 in Benützung genommen werden konnte. Der Baukosten betrugen rund 570.000 Kronen.

Im nördlichen Teil des Gebäudes befand sich die Mädchenschule (Volks- und Bürgerklassen) und der Eingang lag in der Deckergasse 1. Im südlichen Teil des Gebäudes war die Knabenschule (Volks- und Bürgerklassen) untergebracht. Jener Eingang lag in der damaligen Neuwallgasse 26, deren Name sich mit der Straßennamensänderung im Jahr 1938 in Karl-Löwe-Gasse 20 änderte. Am 1. Oktober 1909 konnte die Schule eröffnet werden und am 4. Dezember 1909 um 10 Uhr vormittags fand die feierliche Einweihung der städtischen Doppelvolks- und Bürgerschule statt, welche Erwähnung in der Schulchronik der Knabenvolksschule VS Migazziplatz 8 fand.[1]

Im ersten Schuljahr 1909/1910 leitete Johann Langer vorerst als provisorischer Leiter, dann als definitiver Direktor bzw. Oberlehrer die Agenden der Mädchenbürgerschule und -volksschule Deckergasse 1. Die Bürgerschule wurde von neun Klassen mit 469 Schülerinnen besucht. Davon waren 452 römisch-katholisch, 13 protestantisch, zwei jüdisch und zwei Schulkinder gaben an, konfessionslos zu sein. Die Mädchenvolksschule wurde fünf Klassen mit 288 Mädchen besucht. Neben der römisch-katholischen Mehrheit gab es nur eine altkatholische und acht protestantische Schülerinnen. An der Schule gab es außerdem einen Handfertigkeitsunterricht. Im ersten Schuljahr schien noch keine Schülerinnen- bzw. Lehrerinnenbibliothek eingerichtet zu sein.

Schulausstattung

Das Schulhaus enthielt einen dreistöckigen Haupt- und einen einstöckigen Turnsaaltrakt, 24 Lehrzimmer, drei Zeichensäle, zwei Physiksäle mit Laboratorium, zwei Turnsäle, zwei Kanzleien mit anstoßendem Bibliotheksraum, zwei Konferenzzimmer, acht Lehrmittelräume, zwei Schulwartwohnungen sowie einen Ausspeiseraum mit Schulküche. Das Schulgebäude erhielt Eisenbetondecken, um die Deckenbeschüttung zu vermeiden, für welche ein sanitär einwandfreies Material nur schwer zu erhalten war. In den Gängen wurden Garderobekästen aus Drahtgeflecht angebracht, während in den Lehrzimmern Kleiderhakenbretter angebracht wurden. Das Schulgebäude erhielt elektrisch betriebene Ventilations- und Luftfiltrieranlagen sowie Staubsaugeanlagen. Der Schulgarten entsprach einem Muster-Schulgarten.

1912: Nur noch Bürgerschule

Mit Beginn des Schuljahres 1912/1913 wurde die doch noch sehr junge Mädchenvolksschule in der Deckergasse 1 mit der Mädchenvolksschule Johann-Hoffmann-Platz 20 vereinigt. Mehrere Lehrkräfte sowie ein großer Teil der Lehrmittel und der Bücherei wurden von der Schule am Johann-Hoffmann-Platz übernommen. So existierte ab dem Schuljahr 1912/1913 nur noch die Mädchenbürgerschule in der Deckergasse 1, die ab diesem Zeitpunkt 15 Klassen mit 754 Mädchen führte.

Erster Weltkrieg

Unmittelbar nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde ab dem Schuljahr 1914/1915 die Knabenbürgerschule Neuwallgasse 26 in der Mädchenbürgerschule Deckergasse 1 untergebracht, was die ganze Kriegsdauer hindurch so blieb. Ab dem Schuljahr 1915/1916 wurde der Turnsaal als Kriegsnähstube eingerichtet. Die Zahl der Schülerinnen ging in den vier Kriegsjahren etwas zurück:

  • 1914/1915: 18 Klassen mit 744 Mädchen
  • 1915/1916: 16 Klassen mit 781 Mädchen
  • 1916/1917: 15 Klassen mit 753 Mädchen
  • 1917/1918: 15 Klassen mit 659 Mädchen

Februar 1934 / Ständestaat

Vor dem Hintergrund der bürgerkriegsähnlichen Ereignisse im Februar 1934 blieben die Schulen vom 13. bis einschließlich 17. Februar 1934 geschlossen. Ein Wechsel der Schulleitung lässt sich im darauffolgenden Schuljahr erkennen: Die provisorische Leiterin Romelia Karger, die erst mit dem Dekret vom 13. September 1933 (Zahl I-4802/1933) ab 14. September 1933 bestellt worden war, wurde von Direktor Alois Pall ersetzt, der laut Dekret vom 20. August 1934 (Zahl I-700/1934) ab 17. September 1934 die Mädchenschule leitete.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Nach dem sogenannten "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 gab es wiederum einen Wechsel in der Schulleitung: Direktor Friedrich Sainitzer wurde durch den provisorischen Leiter Johann Provinn ersetzt, der laut Dekret (Zahl I-6474/1938) ab 7. Oktober 1938 bestellt wurde. Ab diesem Schuljahr besuchten keine jüdischen Kinder mehr die Schule.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden die Schulräumlichkeiten für andere, meist militärische oder ernährungswirtschaftliche Zwecke herangezogen. Ab 2. Oktober wurde ein Zimmer als Lagerhaus von der Stadt Wien benützt. Ein weiteres Zimmer fungierte als Kartenstelle 278 für die Vergabe von Lebensmittelkarten. Ab dem Schuljahr 1940/1941 zog die Knabenmädchenhauptschule Johann-Hoffmann-Platz 19-20 in fünf Räume der Deckergasse 1 ein. Auch nationalsozialistische Gruppierungen nützen Räumlichkeiten mit, so etwa der Bund deutscher Mädel (BDM) bzw. der Jungmädelbund (JM) den Turnsaal. Ab 1942/1943 wurden zudem drei Zimmer von der Deutschen Arbeiterfront (DAF) benützt. Im letzten Schul- und Kriegsjahr musste die Mädchenhauptschule dann selbst ihr eigenes Gebäude verlassen und kam in der Mädchenhauptschule Steinbauergasse 27 unter.

Während zum Zeitpunkt des "Anschlusses" noch Französisch als Fremdsprache unterrichtet wurde, standen bereits ab 1939/1940 Englisch und Französisch parallel auf dem Lehrplan, wobei Englisch die romanische Sprache erst ab 1943/1944 vollständig verdrängte. Der einjährige Lehrkurs mit hauswirtschaftlicher Richtung, den es noch zum Zeitpunkt des "Anschlusses" gegeben hatte, schien danach nicht mehr auf. Der Schülerinnenstand sank in den sechs Kriegsjahren gewaltig:

  • 1939/1940: 14 Klassen mit 429 Mädchen
  • 1940/1941: zehn Klassen mit 352 Mädchen
  • 1941/1942: Keine Angaben
  • 1942/1943: sechs Klassen mit 184 Mädchen
  • 1943/1944: fünf Klassen mit 208 Mädchen
  • 1944/1945: fünf Klassen mit 167 Mädchen


Am 11. Oktober 1944 wurde die Schule nach einem Bombenangriff schwer beschädigt. Der Turnsaal wurde dabei vollständig zerstört.

Gegenwart

Heute ist die VS Deckergasse 1 eine öffentliche Volksschule, die von 13 Klassen und einer Vorschulklasse halbtägig besucht wird. Neben den Klassenlehrer*innen arbeiten außerdem Förder-, Begleit- und Teamlehrkräfte, Religionslehrer*innen, Muttersprachler*innen (Türkisch und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch), English Native Speaker, ein Beratungslehrer und eine Sprachheillehrerin an der Schule. In der seit 2014 eingerichteten Forscher*innenwerkstatt können die Kinder unter Anleitung eigenständig Experimente aus dem technischen und naturwissenschaftlichen Bereich durchführen. In Zusammenhang mit den MINT-Workshops wird im Logo der Schule mit dem hinzugefügten Präfix „ent-„ und dem Straßennamen „Deckergasse“ auf die Entdecker*innenfreude der Kinder angespielt.[2] Entsprechend dem musikalischen Schwerpunkt steht den Kindern außerdem eine große Ausstattung an Orff- und Rhythmusinstrumenten zur Verfügung. Im Sommer 2014 wurde das Dach des zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichteten Altbaus erneuert. Die komplette Substanzsanierung des Gebäudes wurde im Sommer 2021 abgeschlossen.

Quellen

Einzelnachweise

Weblinks