Marianne Winterberg

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Geburtsanzeige von Marianne Kraus, verheiratete Winterberg
Daten zur Person
Personenname Winterberg, Marianne
Abweichende Namensform Kraus, Marianne; Kraus-Winterberg, Marianne; Bauer, Marianne
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 368795
GND
Wikidata
Geburtsdatum 26. August 1901
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum September 1947
Sterbeort London 4074335-4
Beruf
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 26.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname MarianneKraus.jpg
Bildunterschrift Geburtsanzeige von Marianne Kraus, verheiratete Winterberg
  • 1., Kolowratring (1) 9 (Wohnadresse)
  • 4., Brahmsplatz 5 (Wohnadresse)
  • 3., Mohsgasse 2 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Marianne Winterberg, * 26. August 1901 Wien, † September 1947 London.

Biografie

Marianne Winterberg, geborene Kraus, war die Tochter des Chemikers und Industriellen Alfred und seiner Ehefrau Rosa Kraus, geborene Hirsch (1880–nach 1938). Ihr Bruder Richard (1903–1942) wurde zwei Jahre nach ihr geboren. Marianne Winterberg besuchte das Privat-Mädchen-Lyzeum Luithlen (1., Tuchlauben 18), geleitet von Martha Luithlen. Anlässlich der Rückeroberung Przemyśls von russischen Truppen am 3. und 4. Juni 1915 durch das k. k. Heer und deutsche Kaisertruppen fand eine Schulfeier statt. Dabei wurde ein von Marianne Winterberg verfasstes, patriotisches Gedicht vorgetragen und anschließend im Jahresbericht der Schule abgedruckt.

Mit 20 Jahren heiratete Marianne 1921 Eugen Winterberg (1890–1967), Industrieller und Gesellschafter der Firma "Löwy & Winterberg", und zog zu ihm nach Prag. Wie eng Marianne Winterberg ab diesem Zeitpunkt in das Kraus’sche Familiennetzwerk eingebunden blieb, ist aufgrund fehlender Quellen nicht genau feststellbar. Ihre Cousine Nellie Lechner-Kraus lebte jedoch mit ihrem Ehemann ebenfalls in Prag und ihrem Onkel Karl Kraus schrieb sie anlässlich des Todes seiner Lieblingsschwester Mizzi, Mariannes Tante, 1933 einen herzlichen Kondolenzbrief.

In Prag kam sie 1926 ihre Freundin Margarethe "Gretl" Csonka besuchen und die beiden Frauen hatten eine kurze Affäre. Csonka – auch unter dem Pseudonym Sidonie Csillag bekannt – hatte auf Wunsch ihres Vaters wegen ihren gleichgeschlechtlichen Liebesbeziehungen 1919 bei Sigmund Freud eine viermonatige Psychoanalyse absolviert. Freud publizierte seine Ergebnisse 1920 unter dem Titel "Über die Psychogenese eines Falles von weiblicher Homosexualität". Von Marianne Winterberg selbst sind keine Aussagen über ihre sexuelle Orientierung oder intimen Beziehungen bekannt. Laut den Erzählungen Csonkas pflegte sie in Prag noch mindestens eine andere lesbische Beziehung.

Das Ehepaar Winterberg schaffte es vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach England zu entkommen; Marianne Winterbergs Mutter und ihr Bruder wurden Opfer der Shoah und ermordet; ihr Vater war bereits im August 1938 verstorben.

Im Exil trennte sich Marianne Winterberg von ihrem ersten Mann und heiratete 1946 in Cambridge den Gynäkologen Albert Wilhelm Bauer (1891–unbekannt). Im September 1947 verstarb sie in London und wurde unter dem Namen Hammersmith beigesetzt.

Quellen

Literatur

  • Katharina Prager / Simon Ganahl [Hg.]: Karl Kraus-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Berlin: J.B. Metzler 2022
  • Ines Rieder / Diana Voigt [Hg.]: Die Geschichte der Sidonie C. Sigmund Freunds berühmte Patientin. Wien: Zaglossus 2012
  • Georg Gaugusch: Wer einmal war A–K. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. 2 Bände. Wien: Amalthea 2011, S. 1545–1549
  • Ariadne – Frauen in Bewegung 1848–1938: Privat-Mädchenlyceum Luithlen [Stand: 27.02.2024]

Weblinks