Winterpalais: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Haus B "Bischofstadel" ===
 
=== Haus B "Bischofstadel" ===
Dieses Gebäude wirdd 1498 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Damals wurde es als "Propststadel" bezeichnet. Im Hofquartierbuch findet sich zum Jahr 1586 folgender Eintrag: ''"Bischofsstadel. Nota, ein nottdurft, dass dieser stadel weggeschafft werde, möcht gmainer statt feuersnott halben zu grossen schadengereichen, sunnderlich wegen des pulffergewelbs, so beim Himelpartencloster ist vnnd der vmliegenden pachhauser, auch des padts."'' Im darauffolgenden Jahr wird der Bischofsstadel im Hofquartierbuch erneut verzeichnet. Das steht aber im Widerspruch zum Schottengrundbuch, da hier der Besitzer eines Grundes oder einer Brandstätte, ''"darauf des Bistums Stadel gestanden"'', vermerkt ist, welche er mit landesfürstlicher Zustimmung vom 15. Juni 1581 erworben hatte. Es ist daher anzunehmen, dass der Verkauf tatsächlich stattgefand, im Hofquartierbuch jedoch noch der alte Name eingetragen wurde. Die Eintragung des Jahres 1586 könnte sich somit auf zurückgebliebene Reste des Bischofsstadels oder neues hier gelagertes brennbares Material beziehen. Danach gehörte die Brandstatt, "jetzt ein Stadel", jeweils den Besitzern des Hauses C. Merkwürdigerweise fehlt Haus B auf dem [[Stadtplan, Daniel Suttinger (1684)|Stadtplan von Daniel Suttinger (1684)]]. Möglicherweise handelt es sich um einen Fehler bei der Kopie des Planes durch [[Albert Camesina]]. Fest steht, dass es weiter als eigenständiges Objekt bestand und auch nicht mit einem der Nachbarhäuser verbaut worden war. Prinz Eugen kaufte es am 16. Februar 1696.
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Dieses Gebäude wird 1498 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Damals wurde es als "Propststadel" bezeichnet. Im Hofquartierbuch findet sich zum Jahr 1586 folgender Eintrag: ''"Bischofsstadel. Nota, ein nottdurft, dass dieser stadel weggeschafft werde, möcht gmainer statt feuersnott halben zu grossen schaden gereichen, sunnderlich wegen des pulffergewelbs, so beim Himelpartencloster ist vnnd der vmliegenden pachhauser, auch des padts."'' Im darauffolgenden Jahr wird der Bischofsstadel im Hofquartierbuch erneut verzeichnet. Das steht aber im Widerspruch zum Schottengrundbuch, da hier der Besitzer eines Grundes oder einer Brandstätte, ''"darauf des Bistums Stadel gestanden"'', vermerkt ist, welche er mit landesfürstlicher Zustimmung vom 15. Juni 1581 erworben hatte. Es ist daher anzunehmen, dass der Verkauf tatsächlich stattfand, im Hofquartierbuch jedoch noch der alte Name eingetragen wurde. Die Eintragung des Jahres 1586 könnte sich somit auf zurückgebliebene Reste des Bischofsstadels oder neues hier gelagertes brennbares Material beziehen. Danach gehörte die Brandstatt, "jetzt ein Stadel", jeweils den Besitzern des Hauses C. Merkwürdigerweise fehlt Haus B auf dem [[Stadtplan, Daniel Suttinger (1684)|Stadtplan von Daniel Suttinger (1684)]]. Möglicherweise handelt es sich um einen Fehler bei der Kopie des Planes durch [[Albert Camesina]]. Fest steht, dass es weiter als eigenständiges Objekt bestand und auch nicht mit einem der Nachbarhäuser verbaut worden war. Prinz Eugen kaufte es am 16. Februar 1696.
  
 
=== Haus C ===
 
=== Haus C ===
Die erste urkundliche Nennung dieses Gebäudes stammt vom 21. Juni 1432, als es samt Garten verkauft wurde. Am 29. September 1439 wurde das Haus dem Abt des Schottenstifts als Grundherren zugesprochen, da alle Erbberechtigten verstorben waren. Noch im selben Jahr wurde es wieder an eine Privatperson verkauft. 1448 wurde es dem Kloster [[St. Jakob auf der Hülben (1)|St. Jakob auf der Hülben]] vermacht, das es 1474 wieder veräußerte.  
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Die erste urkundliche Nennung dieses Gebäudes stammt vom 21. Juni 1432, als es samt Garten verkauft wurde. Am 29. September 1439 wurde das Haus dem Abt des Schottenstifts als Grundherren zugesprochen, da alle Erbberechtigten verstorben waren. Noch im selben Jahr wurde es wieder an eine Privatperson verkauft. 1448 wurde es dem Kloster [[St. Jakob auf der Hülben (1)|St. Jakob auf der Hülben]] vermacht, das es 1474 wieder veräußerte. Bei einem Besitzerwechsel 1544 wurde im Grundbuch vermerkt, dass nichts gebaut werden dürfe, was dem (Bischofs-)Stadel beschädigen könnte. 1694 kaufte der Felmarschall Prinz Eugen Haus C.
  
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=== Haus D "Boyersches Ballhaus" ===
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1434 wird dieses Objekt erstmals in Urkunden angeführt. Noch im selben Jahr wurde es zu einer ewigen Messe gestiftet. Obwohl festgelegt wurde, dass jeder Kaplan dieser Stiftung über das Haus verfügen solle, ist nur im Jahr 1469 ein Kaplan im Grundbuch verzeichnet. Im Jahr 1545 kam das Gebäude erneut in Privatbesitz.
  
== Geschichte==
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Am 3. Oktober 1630 wurde es von Hanns Boyers (auch Goyer oder Boier geschrieben) erworben. Da es um diese Zeit als [[Ballhäuser|Ballhaus]] diente, erhielt es den Namen "Boyersches (Boiersches) Ballhaus". Vorerst traten hier Wandertruppen auf. Neben deutschen Schauspielern kamen auch viele italienische hierher, da die italienische Sprache zu dieser Zeit als Gesellschaftssprache beliebter als die französische war. 1658 wurde dem Komödienmeister Hans Georg Enkher gestattet, ''"etlich schöne neue Comödien in dem Boyerschen Ballhause in der Himmelpfortgasse zu agieren."'' Die Eintrittspreise stiegen damals von zwei und vier [[Groschen]] auf sechs [[Kreuzer]] ''"zu ebener Erdt"''. Für erhöhte Sitze (''"wer auf die Bühnen verlangt"'') wurden zusätzlich sechs Kreuzer verrechnet. 1663 spielten hier die "Innspruckhischen Comödianten", die einen hervorragenden Ruf besaßen und früher im Dienst des ein Jahr zuvor verstorbenen Erzherzogs Sigismund Franz gestanden waren. Nachdem 1664 das Boyersche Ballhaus von der Stadt Wien gepachtet worden war, traten 1665 erneut die Innsbrucker Komödianten auf. Sie führten das Stück "Die ägyptische Olympia oder der flüchtige Virenus" auf und rühmten sich in der Ankündigung, dass es ''"ein mit theatralischen Maschinis geziertes Schauspiel"'' sei. Es ist daher wahrscheinlich, dass sie das Inventar des Innsbrucker Hoftheaters nach Wien gebracht haben dürften. Die aufgeführten Stücke hatten meist eine blutrünstige Handlung und waren sehr derb. 1669 und 1670 war der Komödiant Jacob Kühlmann der Theaterunternehmer. Am 28. Dezember 1670 wurde der ''"allhie anwesenden Compagnie Sächsischer Comödianten"'' (wahrscheinlich unter der Leitung von Kühlmann) gestattet, nach den Weihnachtsfeiertagen bis zur Fastenzeit weiterzuspielen.
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Da Boyer in der Zwischenzeit verstorben war und viele Schulden hinterlassen hatte, wurde das Ballhaus 1669 versteigert und vom Beamten der Reichskanzlei Peter Hüttler von Hüttenburg erworben, der das Wiener Theater reformieren wollte und die Gründung eines "Wiener National Theaters" plante. In einer Eingabe an den Kaiser betonte er, dass das vom Theater erwirtschaftete Geld durch die fremden Theaterimpressarios immer ins Ausland gebracht würde. Außerdem werde die Regierung und der Stadtmagistrat ''"von dergleichen fremden angeloffen und behelliget"''. Daher möchte er selbst eine Kompanie gründen, damit ''"dem Adel zu langweilig und melancholischen Zeiten einige ergetzlichkeit geschafft werde."'' Dem Stadtrat sicherte er weiters freien Eintritt zu und erklärte sich auch bereit, für ''"Ausgebung eines Truncks vor die Zuseher"'' zu sorgen. Am 23. April 1671 erfolgte die Bewilligung unter der Auflage, dass die Zeit der Aufführung sowie das Einlassgeld besonders ratifiziert werden solle. Das Vorhaben scheint aber nicht zur Umsetzung gekommen zu sein, da Hüttler am 10. Oktober 1673 André Elenson gestattete, bis zum Advent Komödien zu spielen.
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1685 eröffnete Peter Hilferting hier sein "Policinell Theater", das jedoch nicht lange bestand. Nach Hüttlers Tod wurde das Haus verkauft (1688), danach spielten hier fremde deutsche Theaterunternehmer. Ab 1692 wechselten sie sich mit italienischen ab, wobei sie sich gegenseitig Konkuerrenz machten. Die Spiellizenzen wurden wohl aus finanziellen Erwägungen sehr freigiebig erteilt, da die Taxen nicht unbedeutend waren. Die daraus resultierenden Einnahmen waren die Haupteinnahmequelle des Zuchthausfonds. An die Lizenz wurde aber immer die Bedingung geknüpft, sich ''"aller ongebürlichen actiones, wortten vnd Vorstellungen zu enthalten."''
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1701 wird das Ballhaus zum letzten Mal erwähnt. Zwei Jahre später kaufte es Prinz Eugen zur Erweiterung seines Palastes, der sich damals schon im Bau befand.
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== Winterpalais ==
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=== Geschichte ===
 
Das Palais wurde an der Stelle mehrerer kleiner, von Eugen 1694 und 1695 angekaufter Häuser 1696-1724 in verschiedenen Bauperioden durch [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]] und [[Johann Lukas von Hildebrandt]] erbaut. Die Arbeiten Fischers fallen in die Jahre 1695-1698; 1702 übernahm Hildebrandt die Bauleitung; er fügte nach Zukauf eines Nachbargrundstücks (1703) fünf Achsen in Richtung Seilerstätte an (1708/1709) und nach Zukauf eines weiteren Areals (1719) ebenfalls fünf Achsen in Richtung Kärntner Straße (1723/1724), wobei er sich der Konzeption Fischers anglich.  
 
Das Palais wurde an der Stelle mehrerer kleiner, von Eugen 1694 und 1695 angekaufter Häuser 1696-1724 in verschiedenen Bauperioden durch [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]] und [[Johann Lukas von Hildebrandt]] erbaut. Die Arbeiten Fischers fallen in die Jahre 1695-1698; 1702 übernahm Hildebrandt die Bauleitung; er fügte nach Zukauf eines Nachbargrundstücks (1703) fünf Achsen in Richtung Seilerstätte an (1708/1709) und nach Zukauf eines weiteren Areals (1719) ebenfalls fünf Achsen in Richtung Kärntner Straße (1723/1724), wobei er sich der Konzeption Fischers anglich.  
  
 
Nach Eugens Tod (1736) verkaufte dessen Erbin Viktoria Herzogin von Sachsen-Hildburghausen das Palais dem Staat, der es durch Erwerbung angrenzender Häuser vergrößerte und darin verschiedene Ämter unterbrachte. 1752 befand sich hier der Sitz der obersten Montanbehörde, seit 1848 des Finanzministeriums der Monarchie beziehungsweise seit 1918 der Republik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Winterpalais renoviert. 2014 wurden die Prunkräume des generalsanierten Palais der [[Österreichische Galerie Belvedere|Österreichischen Galerie Belvedere]] übergeben, die hier Sondrausstellungen durchführt.  
 
Nach Eugens Tod (1736) verkaufte dessen Erbin Viktoria Herzogin von Sachsen-Hildburghausen das Palais dem Staat, der es durch Erwerbung angrenzender Häuser vergrößerte und darin verschiedene Ämter unterbrachte. 1752 befand sich hier der Sitz der obersten Montanbehörde, seit 1848 des Finanzministeriums der Monarchie beziehungsweise seit 1918 der Republik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Winterpalais renoviert. 2014 wurden die Prunkräume des generalsanierten Palais der [[Österreichische Galerie Belvedere|Österreichischen Galerie Belvedere]] übergeben, die hier Sondrausstellungen durchführt.  
  
 
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=== Inneres===
== Inneres==
 
 
Das Vestibül mit der Prunkstiege, deren Podest von vier Atlanten (von Giovanni Giuliani) getragen wird, die Reliefs an den Steinpfeilern von [[Lorenzo  Mattielli]], die Stuckdekorationen und Supraporten (Darstellungen der Taten des Herkules) von [[Santino Bussi]], die Deckengemälde (Apoll im Sonnenwagen, Fama, Sturz des Ikarus) von Louis Dorigny und die Prunkräume im ersten Stock (Schlachtenbildersaal und Grüner Salon [beide ursprünglich Bibliotheken], Goldkabinett, Blauer und Roter Salon [ehemaliges Schlafzimmer Eugens] mit Architekturmalerei von [[Marcantonio Chiarini]], Gästeschlafzimmer und Gelber Salon [beide ursprünglich Galerie], Arbeitszimmer Eugens [Deckengemälde von Peter Strudel, in den anderen Räumen von Louis Dorigny]) machen das Gebäude zu einem der schönsten der Barockzeit.
 
Das Vestibül mit der Prunkstiege, deren Podest von vier Atlanten (von Giovanni Giuliani) getragen wird, die Reliefs an den Steinpfeilern von [[Lorenzo  Mattielli]], die Stuckdekorationen und Supraporten (Darstellungen der Taten des Herkules) von [[Santino Bussi]], die Deckengemälde (Apoll im Sonnenwagen, Fama, Sturz des Ikarus) von Louis Dorigny und die Prunkräume im ersten Stock (Schlachtenbildersaal und Grüner Salon [beide ursprünglich Bibliotheken], Goldkabinett, Blauer und Roter Salon [ehemaliges Schlafzimmer Eugens] mit Architekturmalerei von [[Marcantonio Chiarini]], Gästeschlafzimmer und Gelber Salon [beide ursprünglich Galerie], Arbeitszimmer Eugens [Deckengemälde von Peter Strudel, in den anderen Räumen von Louis Dorigny]) machen das Gebäude zu einem der schönsten der Barockzeit.
  
==Im Hof ==
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===Im Hof ===
 
Wandbrunnen mit Delphin und Putten.
 
Wandbrunnen mit Delphin und Putten.
  

Version vom 10. Juni 2016, 01:06 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Winterpalais des Prinzen Eugen
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach, Johann Lukas von Hildebrandt
Prominente Bewohner
PageID 11387
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.06.2016 durch WIEN1.lanm08wuc
  • 1., Himmelpfortgasse 8
  • Nr.: 1021 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 1022 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 964 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 989 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 990 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)

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48° 12' 20.25" N, 16° 22' 21.11" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Winterpalais (des Prinzen Eugen; 1, Himmelpfortgasse 8), ehemaliges Stadtpalais des Prinzen Eugen von Savoyen (die Bezeichnung Winterpalais bürgerte sich im Sprachgebrauch ein, obwohl praktisch alle Adelspalais innerhalb der Befestigungen "Winterpalais" [im Gegensatz zu den "Sommerpalais" in den Vorstädten] waren).

Vorgängergebäude

Hier standen im 14. Jahrhundert viele Häuser, die durch das älteste Schottenurbar belegt sind. Es ist jedoch weder die genaue Lage noch die Anzahl der Häuser bekannt. Klar belegen lassen sich jedoch folgende Häuser:

Haus A

Dieses Haus "gelegen in der Traibatenstrazz zenest der patstube [ Bürgerspitalbad ]" wird am 4. August 1357 gerichtlich Jan Urbetsch zugesprochen, der den Vorbesitzer auf 8 Pfund Wiener Pfennig geklagt hatte. 1409 trat es sein Eigentümer das "öde Haus", das einem Brand zum Opfer gefallen sein dürfte, an das Himmelpfortkloster ab. Noch im selben Jahr scheint es wieder in Privatbesitz gekommen zu sein. Am 20. Juli 1719 wurde das Haus an den Prinzen Eugen verkauft.

Haus B "Bischofstadel"

Dieses Gebäude wird 1498 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Damals wurde es als "Propststadel" bezeichnet. Im Hofquartierbuch findet sich zum Jahr 1586 folgender Eintrag: "Bischofsstadel. Nota, ein nottdurft, dass dieser stadel weggeschafft werde, möcht gmainer statt feuersnott halben zu grossen schaden gereichen, sunnderlich wegen des pulffergewelbs, so beim Himelpartencloster ist vnnd der vmliegenden pachhauser, auch des padts." Im darauffolgenden Jahr wird der Bischofsstadel im Hofquartierbuch erneut verzeichnet. Das steht aber im Widerspruch zum Schottengrundbuch, da hier der Besitzer eines Grundes oder einer Brandstätte, "darauf des Bistums Stadel gestanden", vermerkt ist, welche er mit landesfürstlicher Zustimmung vom 15. Juni 1581 erworben hatte. Es ist daher anzunehmen, dass der Verkauf tatsächlich stattfand, im Hofquartierbuch jedoch noch der alte Name eingetragen wurde. Die Eintragung des Jahres 1586 könnte sich somit auf zurückgebliebene Reste des Bischofsstadels oder neues hier gelagertes brennbares Material beziehen. Danach gehörte die Brandstatt, "jetzt ein Stadel", jeweils den Besitzern des Hauses C. Merkwürdigerweise fehlt Haus B auf dem Stadtplan von Daniel Suttinger (1684). Möglicherweise handelt es sich um einen Fehler bei der Kopie des Planes durch Albert Camesina. Fest steht, dass es weiter als eigenständiges Objekt bestand und auch nicht mit einem der Nachbarhäuser verbaut worden war. Prinz Eugen kaufte es am 16. Februar 1696.

Haus C

Die erste urkundliche Nennung dieses Gebäudes stammt vom 21. Juni 1432, als es samt Garten verkauft wurde. Am 29. September 1439 wurde das Haus dem Abt des Schottenstifts als Grundherren zugesprochen, da alle Erbberechtigten verstorben waren. Noch im selben Jahr wurde es wieder an eine Privatperson verkauft. 1448 wurde es dem Kloster St. Jakob auf der Hülben vermacht, das es 1474 wieder veräußerte. Bei einem Besitzerwechsel 1544 wurde im Grundbuch vermerkt, dass nichts gebaut werden dürfe, was dem (Bischofs-)Stadel beschädigen könnte. 1694 kaufte der Felmarschall Prinz Eugen Haus C.

Haus D "Boyersches Ballhaus"

1434 wird dieses Objekt erstmals in Urkunden angeführt. Noch im selben Jahr wurde es zu einer ewigen Messe gestiftet. Obwohl festgelegt wurde, dass jeder Kaplan dieser Stiftung über das Haus verfügen solle, ist nur im Jahr 1469 ein Kaplan im Grundbuch verzeichnet. Im Jahr 1545 kam das Gebäude erneut in Privatbesitz.

Am 3. Oktober 1630 wurde es von Hanns Boyers (auch Goyer oder Boier geschrieben) erworben. Da es um diese Zeit als Ballhaus diente, erhielt es den Namen "Boyersches (Boiersches) Ballhaus". Vorerst traten hier Wandertruppen auf. Neben deutschen Schauspielern kamen auch viele italienische hierher, da die italienische Sprache zu dieser Zeit als Gesellschaftssprache beliebter als die französische war. 1658 wurde dem Komödienmeister Hans Georg Enkher gestattet, "etlich schöne neue Comödien in dem Boyerschen Ballhause in der Himmelpfortgasse zu agieren." Die Eintrittspreise stiegen damals von zwei und vier Groschen auf sechs Kreuzer "zu ebener Erdt". Für erhöhte Sitze ("wer auf die Bühnen verlangt") wurden zusätzlich sechs Kreuzer verrechnet. 1663 spielten hier die "Innspruckhischen Comödianten", die einen hervorragenden Ruf besaßen und früher im Dienst des ein Jahr zuvor verstorbenen Erzherzogs Sigismund Franz gestanden waren. Nachdem 1664 das Boyersche Ballhaus von der Stadt Wien gepachtet worden war, traten 1665 erneut die Innsbrucker Komödianten auf. Sie führten das Stück "Die ägyptische Olympia oder der flüchtige Virenus" auf und rühmten sich in der Ankündigung, dass es "ein mit theatralischen Maschinis geziertes Schauspiel" sei. Es ist daher wahrscheinlich, dass sie das Inventar des Innsbrucker Hoftheaters nach Wien gebracht haben dürften. Die aufgeführten Stücke hatten meist eine blutrünstige Handlung und waren sehr derb. 1669 und 1670 war der Komödiant Jacob Kühlmann der Theaterunternehmer. Am 28. Dezember 1670 wurde der "allhie anwesenden Compagnie Sächsischer Comödianten" (wahrscheinlich unter der Leitung von Kühlmann) gestattet, nach den Weihnachtsfeiertagen bis zur Fastenzeit weiterzuspielen.

Da Boyer in der Zwischenzeit verstorben war und viele Schulden hinterlassen hatte, wurde das Ballhaus 1669 versteigert und vom Beamten der Reichskanzlei Peter Hüttler von Hüttenburg erworben, der das Wiener Theater reformieren wollte und die Gründung eines "Wiener National Theaters" plante. In einer Eingabe an den Kaiser betonte er, dass das vom Theater erwirtschaftete Geld durch die fremden Theaterimpressarios immer ins Ausland gebracht würde. Außerdem werde die Regierung und der Stadtmagistrat "von dergleichen fremden angeloffen und behelliget". Daher möchte er selbst eine Kompanie gründen, damit "dem Adel zu langweilig und melancholischen Zeiten einige ergetzlichkeit geschafft werde." Dem Stadtrat sicherte er weiters freien Eintritt zu und erklärte sich auch bereit, für "Ausgebung eines Truncks vor die Zuseher" zu sorgen. Am 23. April 1671 erfolgte die Bewilligung unter der Auflage, dass die Zeit der Aufführung sowie das Einlassgeld besonders ratifiziert werden solle. Das Vorhaben scheint aber nicht zur Umsetzung gekommen zu sein, da Hüttler am 10. Oktober 1673 André Elenson gestattete, bis zum Advent Komödien zu spielen.

1685 eröffnete Peter Hilferting hier sein "Policinell Theater", das jedoch nicht lange bestand. Nach Hüttlers Tod wurde das Haus verkauft (1688), danach spielten hier fremde deutsche Theaterunternehmer. Ab 1692 wechselten sie sich mit italienischen ab, wobei sie sich gegenseitig Konkuerrenz machten. Die Spiellizenzen wurden wohl aus finanziellen Erwägungen sehr freigiebig erteilt, da die Taxen nicht unbedeutend waren. Die daraus resultierenden Einnahmen waren die Haupteinnahmequelle des Zuchthausfonds. An die Lizenz wurde aber immer die Bedingung geknüpft, sich "aller ongebürlichen actiones, wortten vnd Vorstellungen zu enthalten."

1701 wird das Ballhaus zum letzten Mal erwähnt. Zwei Jahre später kaufte es Prinz Eugen zur Erweiterung seines Palastes, der sich damals schon im Bau befand.


Winterpalais

Geschichte

Das Palais wurde an der Stelle mehrerer kleiner, von Eugen 1694 und 1695 angekaufter Häuser 1696-1724 in verschiedenen Bauperioden durch Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lukas von Hildebrandt erbaut. Die Arbeiten Fischers fallen in die Jahre 1695-1698; 1702 übernahm Hildebrandt die Bauleitung; er fügte nach Zukauf eines Nachbargrundstücks (1703) fünf Achsen in Richtung Seilerstätte an (1708/1709) und nach Zukauf eines weiteren Areals (1719) ebenfalls fünf Achsen in Richtung Kärntner Straße (1723/1724), wobei er sich der Konzeption Fischers anglich.

Nach Eugens Tod (1736) verkaufte dessen Erbin Viktoria Herzogin von Sachsen-Hildburghausen das Palais dem Staat, der es durch Erwerbung angrenzender Häuser vergrößerte und darin verschiedene Ämter unterbrachte. 1752 befand sich hier der Sitz der obersten Montanbehörde, seit 1848 des Finanzministeriums der Monarchie beziehungsweise seit 1918 der Republik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Winterpalais renoviert. 2014 wurden die Prunkräume des generalsanierten Palais der Österreichischen Galerie Belvedere übergeben, die hier Sondrausstellungen durchführt.

Inneres

Das Vestibül mit der Prunkstiege, deren Podest von vier Atlanten (von Giovanni Giuliani) getragen wird, die Reliefs an den Steinpfeilern von Lorenzo Mattielli, die Stuckdekorationen und Supraporten (Darstellungen der Taten des Herkules) von Santino Bussi, die Deckengemälde (Apoll im Sonnenwagen, Fama, Sturz des Ikarus) von Louis Dorigny und die Prunkräume im ersten Stock (Schlachtenbildersaal und Grüner Salon [beide ursprünglich Bibliotheken], Goldkabinett, Blauer und Roter Salon [ehemaliges Schlafzimmer Eugens] mit Architekturmalerei von Marcantonio Chiarini, Gästeschlafzimmer und Gelber Salon [beide ursprünglich Galerie], Arbeitszimmer Eugens [Deckengemälde von Peter Strudel, in den anderen Räumen von Louis Dorigny]) machen das Gebäude zu einem der schönsten der Barockzeit.

Im Hof

Wandbrunnen mit Delphin und Putten.


Literatur

  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 83 f.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 81 f.
  • Beppo Mauhart [Hg.]: Das Winterpalais des Prinzen Eugen. Von der Residenz des Feldherrn zum Finanzministerium der Republik. Wien [u.a.]: Molden 1979
  • Grimschitz, Hildebrandt: Der Stadtpalast des Prinzen Eugen in der Himmelpfortgasse in Wien. S. 65 f.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 1. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 192-207

(weitere Literatur)

  • Bruno Grimschitz: Wiener Barockpaläste. Wien: Wiener Verl. 1944, S. 15 ff.
  • Viktor Hofmann von Wellenhof: Der Winterpalast des Prinzen Eugen von Savoyen, jetzt k.k. Finanzministerium in Wien. Wien: Hof- u. Staatsdr. 1904
  • Eva Kraft: Die Restaurierungsarbeiten im Winterpalais des Prinzen Eugen. In: Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege (ÖZKD) 1 (1947), S. 62-72
  • Gabriele Praschl-Bichler: Wien speziell. Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, Öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1990, S. 82 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 337