Winterhaus: Unterschied zwischen den Versionen

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Winterhaus (1. Tuchlauben 20, Landskrongasse 5, Wildpretmarkt 9, Teil; Konskriptionsnummer 552).  
 
Winterhaus (1. Tuchlauben 20, Landskrongasse 5, Wildpretmarkt 9, Teil; Konskriptionsnummer 552).  
  
Einen im Haus gelegenen Gewandkeller erwarb 1388 Michel Menschein, Ratsbürger und Laubenherr, das Haus selbst kaufte er 1396; 1398 kam auch das gegenüberliegende Haus 1, Tuchlauben 19 in seinen Besitz (1415 erstmals als "Sommerhaus" nachweisbar (Wandgemälde um 1400;[ [[Neidhart-Fresken]] ], Tuchlauben 20 hingegen unter der Bezeichnung "Winterhaus").  
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Einen im Haus gelegenen Gewandkeller erwarb 1388 Michel Menschein, Ratsbürger und Laubenherr, das Haus selbst kaufte er 1396; 1398 kam auch das gegenüberliegende Haus 1, Tuchlauben 19 in seinen Besitz (1415 erstmals als „Sommerhaus" nachweisbar (Wandgemälde um 1400;[ [[Neidhart-Fresken]] ], Tuchlauben 20 hingegen unter der Bezeichnung „Winterhaus").  
 
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Die den Winter symbolisierende Steinfigur (Mann mit Pelzmütze, Mantel und Stiefeln, einen Ofen zwischen den Beinen) blieb erhalten. Die im 19. Jahrhundert aufgekommenen Deutungen (König [[Matthias Corvinus]], der heimlich seine Anhänger im belagerten Wien besucht, in Verkleidung, oder Verspottung der Fischhändler am benachbarten [[Hoher Markt|Hohen Markt]], die laut einer 1296 erlassenen und 1340 erneuerten Verordnung sommers und winters barhaupt stehen mußten, um sie zum raschen Verkauf ihrer Ware zu nötigen) sind reine Erfindungen.  
Die den Winter symbolisierende Steinfigur (Mann mit Pelzmütze, Mantel und Stiefeln, einen Ofen zwischen den Beinen) blieb erhalten. Die im 19. Jahrhundert aufgekommenen Deutungen (König [[Matthias Corvinus]], der heimlich seine Anhänger im belagerten Wien besucht, in Verkleidung, oder Verspottung der Fischhändler am benachbarten [[Hohe Markt|Hohen Markt]], die laut einer 1296 erlassenen und 1340 erneuerten Verordnung sommers und winters barhaupt stehen mußten, um sie zum raschen Verkauf ihrer Ware zu nötigen) sind reine Erfindungen.
 
 
 
1483 kam das Winterhaus durch Kaufmann Ruprecht Ennser, der 1486-1890 (während der ungarischen Besetzung) Hubmeister von Österreich war; Maximilian I. entzog es ihm und schenkte es 1490 [[Paul Keck]], dessen Sohn Dyonis es 1527 an den Buchdrucker [[Hans Singriener]] († 1545) veräußerte.  
 
  
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1483 kam das Winterhaus durch Kaufmann Ruprecht Ennser, der 1486-1890 (während der ungarischen Besetzung) Hubmeister von Österreich war; Maximilian I. entzog es ihm und schenkte es 1490 [[Paul Keck]], dessen Sohn Dyonis es 1527 an den Buchdrucker [[Hans Singriener der Ältere|Hans Singriener]] († 1545) veräußerte.
 
Im Winter logierte [[Franz Schubert]] 1818 bei seinem Freund [[Franz von Schober]], der ihn unterstützte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (zwischen 1853 und 1885) gehörte das Winterhaus Franz Obermayer, der hier das beliebte Wimer-Bierhaus (Stammtisch des Journalisten [[Ludwig Speidel]]) betrieb. 1902 erwarb die Michael von Zoller'sche Schulstiftung, der bereits seit 1750 das Nachbarhaus Konskriptionsnummer 553 gehörte, auch das Winterhaus ([[Zollergasse]]); beide Gebäude wurden 1902 demoliert und durch das gegenwärtige Haus ersetzt, an dessen Fassade (erster Stock) wieder die alte Steinfigur des "Winters" angebracht wurde.  
 
Im Winter logierte [[Franz Schubert]] 1818 bei seinem Freund [[Franz von Schober]], der ihn unterstützte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (zwischen 1853 und 1885) gehörte das Winterhaus Franz Obermayer, der hier das beliebte Wimer-Bierhaus (Stammtisch des Journalisten [[Ludwig Speidel]]) betrieb. 1902 erwarb die Michael von Zoller'sche Schulstiftung, der bereits seit 1750 das Nachbarhaus Konskriptionsnummer 553 gehörte, auch das Winterhaus ([[Zollergasse]]); beide Gebäude wurden 1902 demoliert und durch das gegenwärtige Haus ersetzt, an dessen Fassade (erster Stock) wieder die alte Steinfigur des "Winters" angebracht wurde.  
  

Version vom 16. Dezember 2013, 01:31 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Sommerhaus
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Einer den Winter symbolisierende Steinfigur
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 11209
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 16.12.2013 durch WIEN1.lanm08su2
  • 1., Tuchlauben 20
  • 1., Landskrongasse 5
  • 1., Wildpretmarkt 9
  • Nr.: 552 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 553 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 567 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 568 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 592 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 593 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 38.72" N, 16° 22' 18.38" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Winterhaus (1. Tuchlauben 20, Landskrongasse 5, Wildpretmarkt 9, Teil; Konskriptionsnummer 552).

Einen im Haus gelegenen Gewandkeller erwarb 1388 Michel Menschein, Ratsbürger und Laubenherr, das Haus selbst kaufte er 1396; 1398 kam auch das gegenüberliegende Haus 1, Tuchlauben 19 in seinen Besitz (1415 erstmals als „Sommerhaus" nachweisbar (Wandgemälde um 1400;[ Neidhart-Fresken ], Tuchlauben 20 hingegen unter der Bezeichnung „Winterhaus"). Die den Winter symbolisierende Steinfigur (Mann mit Pelzmütze, Mantel und Stiefeln, einen Ofen zwischen den Beinen) blieb erhalten. Die im 19. Jahrhundert aufgekommenen Deutungen (König Matthias Corvinus, der heimlich seine Anhänger im belagerten Wien besucht, in Verkleidung, oder Verspottung der Fischhändler am benachbarten Hohen Markt, die laut einer 1296 erlassenen und 1340 erneuerten Verordnung sommers und winters barhaupt stehen mußten, um sie zum raschen Verkauf ihrer Ware zu nötigen) sind reine Erfindungen.

1483 kam das Winterhaus durch Kaufmann Ruprecht Ennser, der 1486-1890 (während der ungarischen Besetzung) Hubmeister von Österreich war; Maximilian I. entzog es ihm und schenkte es 1490 Paul Keck, dessen Sohn Dyonis es 1527 an den Buchdrucker Hans Singriener († 1545) veräußerte. Im Winter logierte Franz Schubert 1818 bei seinem Freund Franz von Schober, der ihn unterstützte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (zwischen 1853 und 1885) gehörte das Winterhaus Franz Obermayer, der hier das beliebte Wimer-Bierhaus (Stammtisch des Journalisten Ludwig Speidel) betrieb. 1902 erwarb die Michael von Zoller'sche Schulstiftung, der bereits seit 1750 das Nachbarhaus Konskriptionsnummer 553 gehörte, auch das Winterhaus (Zollergasse); beide Gebäude wurden 1902 demoliert und durch das gegenwärtige Haus ersetzt, an dessen Fassade (erster Stock) wieder die alte Steinfigur des "Winters" angebracht wurde.

Literatur

  • Ludwig Speidel: Ein Wiener Stammtisch. In: Neue Freie Presse, 07.05.1892
  • Richard Perger: Zur Geschichte des Hauses 1, Tuchlauben 19. In: Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Neidhart-Fresken. 1982, S. 7 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1 , S. 624 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 442