Wiener Hexenprozess: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Gegensatz zu anderen Teilen des heutigen Österreich fanden in Wien nur wenige Hexenprozesse statt und nur einer endete mit der Verbrennung der vorgeblichen "Hexe". Er betraf die auch Elsa genannte 1513 in Pielamund geborene Elisabeth Plainacher, geborene Holtzgassner. Elsa war in erster Ehe mit einem Müller, nach dessen Tod in zweiter Ehe mit dem Kleinhäusler Plainacher aus Rammersdorf verheiratet. Aus der ersten Ehe stammte die Tochter Margareth die den Bauern Georg Schlutterbauer aus Strannersdorf heiratete und aus dieser Ehe die späte und einzige überlebende Tochter Anna stammte. Anna wurde nach dem Tod der Mutter der Großmutter in Obsorge gegeben. Sie litt seit sie als 10jährige ein halbes Jahr am Hof ihres Vaters, eines Trinkers, verbracht hatte, an epileptischen Anfällen. Im Volksglauben war sie damit ein Kind des Teufels. In St. Pölten und Mariazell wurde versucht das Kind mittels Exorzismen zu "heilen". Da Georg Schlutterbauer den Hof von Elsa Plainacher an sich bringen wollte bezichtigte er sie als Hexe. Einige rachsüchtige Frauen ihres Dorfes bestätigten seine Vorwürfe. Sie verfüge über geheimes Kräuterwissen und habe das Mädchen verzaubert. Da Plainacher zum Protestantismus übergetreten war sollte an ihr ein Exempel statuiert werden. Auf Betreiben des Wiener Bischofs Johann Caspar Neubeck wurde ein Hexenprozess gegen sie eröffnet, obwohl der Wiener Stadtrichter Oswald Hüttendorfer sie mit 70 Jahren für schwachsinnig hielt und dafür plädierte sie in das Wiener [[Bürgerspital]] zu überstellen. Neubeck, hinter ihm Kardinal [[Melchior Khlesl]] und der Jesuitenpater [[Georg Scherer]] betrieben aber ihre Verurteilung auf Basis eines unter der Folter erzwungenen "Geständnisses". Auch ein Gnadengesuch Hüttendorfers bei [[Kaiser Rudolph II.]] blieb erfolglos. Am 27. September 1583 wurde sie auf der [[Gänseweide]] als Hexe verbrannt. Ihre Enkelin Anna wurde in das Kloster St. Laurenz verbracht. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.<ref>Isabella Ackerl: Als die Scheiterhaufen brannten. Hexenverfolgungen in Österreich. Wien: Amalthea Signum Verlag 2001, S. 30-39.</ref>
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Im Gegensatz zu anderen Teilen des heutigen Österreich fanden in Wien nur wenige Hexenprozesse statt und nur einer endete mit der Verbrennung der vorgeblichen "Hexe". Er betraf die auch Elsa genannte 1513 in Pielamund geborene Elisabeth Plainacher, geborene Holtzgassner. Elsa war in erster Ehe mit einem Müller, nach dessen Tod in zweiter Ehe mit dem Kleinhäusler Plainacher aus Rammersdorf verheiratet. Aus der ersten Ehe stammte die Tochter Margareth die den Bauern Georg Schlutterbauer aus Strannersdorf heiratete und aus dieser Ehe die späte und einzige überlebende Tochter Anna stammte. Anna wurde nach dem Tod der Mutter der Großmutter in Obsorge gegeben. Sie litt seit sie als 10jährige ein halbes Jahr am Hof ihres Vaters, eines Trinkers, verbracht hatte, an epileptischen Anfällen. Im Volksglauben war sie damit ein Kind des Teufels. In St. Pölten und Mariazell wurde versucht das Kind mittels Exorzismen zu "heilen". Da Georg Schlutterbauer den Hof von Elsa Plainacher an sich bringen wollte bezichtigte er sie als Hexe. Einige rachsüchtige Frauen ihres Dorfes bestätigten seine Vorwürfe. Sie verfüge über geheimes Kräuterwissen und habe das Mädchen verzaubert. Da Plainacher zum Protestantismus übergetreten war sollte an ihr ein Exempel statuiert werden. Auf Betreiben des Wiener Bischofs Johann Caspar [[Neubeck|Neubeckgasse]] wurde ein Hexenprozess gegen sie eröffnet<ref>Peter Obermayer: Der Wiener Hexenprozess des Jahres 1583. Dissertation, Universität Wien 1963, S. 46-70</ref>, obwohl der Wiener Stadtrichter [[Oswald Hüttendorfer]] sie mit 70 Jahren für alt und schwachsinnig hielt und dafür plädierte sie in das Wiener [[Bürgerspital]] zu überstellen. Neubeck, hinter ihm Kardinal [[Melchior Khlesl]] und der Jesuitenpater [[Georg Scherer]] betrieben aber ihre Verurteilung auf Basis eines unter der Folter erzwungenen "Geständnisses". Auch ein Gnadengesuch Hüttendorfers bei Kaiser [[Rudolf II.]] blieb erfolglos. Am 27. September 1583 wurde sie auf der [[Gänseweide]] als Hexe verbrannt. Ihre Enkelin Anna wurde in das Kloster St. Laurenz verbracht. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.<ref>Isabella Ackerl: Als die Scheiterhaufen brannten. Hexenverfolgungen in Österreich. Wien: Amalthea Signum Verlag 2001, S. 30-39.</ref>
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s.a.: [[Elsa-Plainacher-Gasse]]; [[Neubeckgasse]]
  
 
==Literatur==
 
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Version vom 16. November 2016, 11:45 Uhr

Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Skandal
Datum von 13. Mai 1583
Datum bis 27. September 1583
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 47636
GND
WikidataID
Objektbezug Elsa-Plainacher-Gasse
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 16.11.2016 durch WIEN1.lanm08wei

Es wurden keine Personen erfasst.

  • Krieglergasse

Es wurden keine Bezeichnungen erfasst!


Im Gegensatz zu anderen Teilen des heutigen Österreich fanden in Wien nur wenige Hexenprozesse statt und nur einer endete mit der Verbrennung der vorgeblichen "Hexe". Er betraf die auch Elsa genannte 1513 in Pielamund geborene Elisabeth Plainacher, geborene Holtzgassner. Elsa war in erster Ehe mit einem Müller, nach dessen Tod in zweiter Ehe mit dem Kleinhäusler Plainacher aus Rammersdorf verheiratet. Aus der ersten Ehe stammte die Tochter Margareth die den Bauern Georg Schlutterbauer aus Strannersdorf heiratete und aus dieser Ehe die späte und einzige überlebende Tochter Anna stammte. Anna wurde nach dem Tod der Mutter der Großmutter in Obsorge gegeben. Sie litt seit sie als 10jährige ein halbes Jahr am Hof ihres Vaters, eines Trinkers, verbracht hatte, an epileptischen Anfällen. Im Volksglauben war sie damit ein Kind des Teufels. In St. Pölten und Mariazell wurde versucht das Kind mittels Exorzismen zu "heilen". Da Georg Schlutterbauer den Hof von Elsa Plainacher an sich bringen wollte bezichtigte er sie als Hexe. Einige rachsüchtige Frauen ihres Dorfes bestätigten seine Vorwürfe. Sie verfüge über geheimes Kräuterwissen und habe das Mädchen verzaubert. Da Plainacher zum Protestantismus übergetreten war sollte an ihr ein Exempel statuiert werden. Auf Betreiben des Wiener Bischofs Johann Caspar Neubeckgasse wurde ein Hexenprozess gegen sie eröffnet[1], obwohl der Wiener Stadtrichter Oswald Hüttendorfer sie mit 70 Jahren für alt und schwachsinnig hielt und dafür plädierte sie in das Wiener Bürgerspital zu überstellen. Neubeck, hinter ihm Kardinal Melchior Khlesl und der Jesuitenpater Georg Scherer betrieben aber ihre Verurteilung auf Basis eines unter der Folter erzwungenen "Geständnisses". Auch ein Gnadengesuch Hüttendorfers bei Kaiser Rudolf II. blieb erfolglos. Am 27. September 1583 wurde sie auf der Gänseweide als Hexe verbrannt. Ihre Enkelin Anna wurde in das Kloster St. Laurenz verbracht. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.[2]

s.a.: Elsa-Plainacher-Gasse; Neubeckgasse

Literatur

  • Isabella Ackerl: Als die Scheiterhaufen brannten. Hexenverfolgungen in Österreich. Wien: Amalthea Signum Verlag 2001.
  • Peter Obermayer: Der Wiener Hexenprozess des Jahres 1583. Dissertation, Universität Wien 1963.

Einzelnachweise

  1. Peter Obermayer: Der Wiener Hexenprozess des Jahres 1583. Dissertation, Universität Wien 1963, S. 46-70
  2. Isabella Ackerl: Als die Scheiterhaufen brannten. Hexenverfolgungen in Österreich. Wien: Amalthea Signum Verlag 2001, S. 30-39.