Wiener Gürtel Autobahn (A 20)

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Gürtelautobahn im Bundesstraßennetz für Wien 1971
Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Gürtel
Bezirk
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 360662
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Bildname Bundesstraßennetz in Wien 1971.jpeg
Bildunterschrift Gürtelautobahn im Bundesstraßennetz für Wien 1971

Die Gürtelstraße, auf dem ehemaligen Linienwall angelegt, galt noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg als beliebte Wohngegend. Erst der stark zunehmende motorisierte Verkehr im Zeitalter der Massenmotorisierung bewirkte einen radikalen Wandel: die Wohnqualität sank dramatisch ab, kaufkräftige Bevölkerungsschichten zogen in andere Bezirke, während einkommensschwächere Schichten, vor allem Einwanderer, nachfolgten. Die westlichen Abschnitte des Gürtels entwickelten sich zur Bordellmeile Wiens.

Dieser Trend zur Fokussierung auf die Funktion als innerstädtische Hauptverkehrsachse war von der Stadtplanung auch bewusst gefördert worden und die Intensivierung des Verkehrsaufkommens wurde von der Stadtplanung zunächst als Fortschritt begriffen. Auch die Wiener Alwegbahnpläne (ab 1958) bezogen sich hauptsächlich auf den Bereich des Gürtels.

Den Planungen des Verkehrsplaners und Professors an der Technischen Hochschule Wien Josef Dorfwirth zufolge sollte im Bereich des Gürtels eine Stadtautobahn in Hochlage errichtet werden. Das Bundesstraßengesetz 1968 sah bereits eine Autobahn entlang des Gürtels vor, und zwar als Teil der Nordostautobahn (MargaretengürtelSt. MarxErdberger MaisStadlauAderklaa) und der Nordautobahn (MargaretengürtelDöblinger GürtelDonaukanalNordbrückeStammersdorf – Mistelbach – Staatsgrenze). In der Novelle 1971 wurde daraus eine eigene "A 20 Wiener Gürtel Autobahn". Am Gaudenzdorfer Gürtel war ein riesiger Kleeblatt-Knoten geplant. Den Anfang der Realisierung einer Gürtelautobahn stellte die 1962 bis 1964 erfolgte Errichtung der Gürtelbrücke dar.

Gegen den Weiterbau dieser "A20" wurden in Medien und von Bürgerinitiativen immer schärfere Proteste erhoben (z.B. in der Tageszeitung "Kurier", 20. Mai 1972). Bürgermeister Felix Slavik proklamierte daraufhin im September 1972 eine scharfe Abkehr vom Konzept der Stadtautobahn, die die Stadt "zerteilen" würden (man sprach nur mehr von "Hochleistungsstraßen"). Heute erinnert der Landstraßer Ast der Südosttangente noch an diese Pläne. Doch auch ohne den gesetzlichen Status als Autobahn und weitere Ausbaumaßnahmen blieb der Gürtel eine der meistbefahrenen Straßen Österreichs mit einer hohen Lärm- und Feinstaubbelastung für die Anrainer.

Seit den 80ern gibt es immer wieder Anläufe, den Gürtel zu untertunneln, wie auf Matzleinsdorfer und Südtiroler Platz auch umgesetzt. Noch 2015 präsentierte Manfred Juraczka die Gürtel-Untertunnelung als eine von "50 schwarzen Ideen für Wien".

Literatur

  • ASFINAG, Das Autobahnnetz in Österreich. 30 Jahre Asfinag. Wien 2012, S. 110