Wieden (Vorstadt)

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von
Datum bis
Name seit 1211
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Widum
Benannt nach
Bezirk 4
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 151
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 16.02.2017 durch WIEN1.lanm08uje

Die Karte wird geladen …

48° 11' 47.14" N, 16° 22' 2.64" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Wieden (4), ehemals Vorstadt und namengebender Teil des 1850 gebildeten vierten Bezirks Wieden (von dem 1862 der fünften Bezirk Margareten abgetrennt und 1874 die südlich des Linienwalls gelegenen Teile dem zehnten Bezirk Favoriten zugeschlagen wurden). Bereits mit der im Tauschvertrag von Mautern (1137) gennannt "dos" (deutsch widum, das heißt Ausstattungsgut) ist mit Sicherheit jenes Gebiet bezeichnet, das später (verballhornt) Wieden genannt wurde.

Mit der Anlage der Fernhandelsstraße nach dem Süden (Wienerberg, Semmering, Kärnten, Venedig; Wiedner Hauptstraße) in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts beginnt auch die Entwicklung der Wieden zu einer Vorstadt. Die erste urkundliche Nennung erfolgt allerdings erst am 27. Mai 1211 im Stiftungsbrief Leopolds VI. für das Heiligengeistspital ("vulgariter widern dicitur"; Babenberger-Urkundenbuch 1, 240 ff.; Original-Urkunde nicht erhalten).

Der älteste Kern der Vorstadt ist aus siedlungsgeographischen Gründen zwischen der Karls- und der Schleifmühlgasse an der Wiedner Hauptstraße (beim Rilkeplatz) und bis zum Wienfluß zu suchen; er wurde wesentlich später durch das Paulanerkloster im Süden (ab 1627) und das Starhembergische Freihaus auf der Wieden im Norden (Mitte 17. Jahrhundert) erweitert. Die Gegend am heutigen Karlsplatz wäre im überschwemmungsgefährdeten Gebiet des Wienflusses gelegen gewesen und hätte sich daher für die Gründung einer Ortschaft nicht geeignet.

Die Vorstadt entwickelte sich sehr bald zu einem blühenden Gemeinwesen; das Heiligengeistspital sowie die durchgehende Fernverkehrsstraße trugen viel zur Entwicklung der Wieden bei. Es entstanden Adelssitze, Kirchen und Klöster. Schon vor der erste Türkenbelagerung (1529) war die Wieden eine schöne, stark besiedelte Vorstadt; sie wurde allerdings bei der Annäherung des türkischen Heers niedergebrannt. Als danach in verhältnismäßig kurzer Zeit eine große Anzahl ansehnlicher Gebäude entstand, nahm die Wieden einen raschen Aufschwung. Der Wiederaufbau der unter Ferdinand I. entstandenen, nach der Zerstörung durch die Türken 1683 von Leopold I. vergrößerten (neuen) Favorita trug viel dazu bei. Auch die Kirche (Paulanerkirche) und das Kloster der Paulaner wurden wiederhergestellt.

Als 1689 der Fortifikationsrayon um die Stadt auf 600 Schritt erweitert wurde, mußten über 50 stadtwärts gelegene Häuser demoliert werden, worauf die Gegend um die Paulanerkirche dichter besiedelt wurde. Die größte bauliche Entwicklung nahm die Wieden nach dem Ende der türkischen Bedrohung im 18. Jahrhundert (Karlskirche sowie verschiedene Adelspaläste).


Häuser

  • 1778: 368
  • 1783: 402
  • 1790: 439
  • 1796: 519
  • 1840: 903
  • 1851: 998
  • 1857: 1.167 (Wieden, Schaumburgergrund, Laurenzergrund)

Einwohner

  • 1783: 15.162
  • 1796: 18.138
  • 1840: 41.706
  • 1857: 59.286

Häusernummerierungen

Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser (Konskriptionsnummern) in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung

Literatur

Wieden


Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener

Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238.

  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61.
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50.
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26.