Vilma Degischer: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
 
(11 dazwischenliegende Versionen von 8 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
 
{{Person
 
{{Person
 
|Personenname=Degischer, Vilma
 
|Personenname=Degischer, Vilma
 +
|Titel=Kammerschauspielerin
 
|Geschlecht=weiblich
 
|Geschlecht=weiblich
|Geburtsdatum=17.11.1911
+
|Geburtsdatum=1911/11/17
 
|Geburtsort=Wien
 
|Geburtsort=Wien
|Sterbedatum=03.05.1992
+
|Sterbedatum=1992/05/03
 +
|Sterbedatum unbekannt=Nein
 
|Sterbeort=Baden, Niederösterreich
 
|Sterbeort=Baden, Niederösterreich
|Beruf=Schauspielerin
+
|Beruf=Schauspielerin; Kammerschauspielerin
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
+
|Objektbezug=Theater; Film; Fernsehen; Theater in der Josefstadt (Institution); Volkstheater (Institution); Theater an der Wien (Institution); Schauspielerin; Kammerschauspielerin; Vilma-Degischer-Park
 +
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien; Gedenktage
 +
|Grabstelle aufgelassen=Nein
 +
|WikidataID=Q89761
 +
|GND=119497646
 
}}
 
}}
Vilma Degischer, * 17. November 1911 Wien, † 3. Mai 1992 Baden bei Wien, Schauspielerin, Gatte (1939) [[Hermann Thimig]] (1890-1982; Sohn des [[Hugo Thimig]]), Schauspieler. Tochter eines k. u. k. Sektionschefs, wurde sie ab 1920 als Tänzerin ausgebildet, jedoch 1927 von [[Felix Saiten]] [[Max Reinhardt]] empfohlen, der sie nach bestandener Aufnahmsprüfung in seine Schauspielschule aufnahm (1929-1931) und in seinen Theatern in Berlin (Debüt in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum" im Deutschen Theater) und Wien einzusetzen begann. In Berlin stand sie bei einer Aufführung des „Sommernachtstraums" mit [[Hermann Thimig]] auf der Bühne; ihre Ehe mit ihm brachte sie in den Kreis einer der legendären Theaterfamilien Wiens. Das Ehepaar Thimig-Digischer war das letzte, das die berühmte Thimig-Villa in Währing bewohnte. Nach der Emigration Reinhardts spielte Degischer 1934 am Theater in der Josefstadt und 1935-1939 am Deutschen Volkstheater, kehrte jedoch 1939 ans Josefstädter
+
{{Auszeichnung
Theater zurück und hielt diesem (von einigen Tourneen und Gastspielen abgesehen) lebenslang die Treue. Ihre Glanzrollen hatte sie vor allem in Stücken von Schnitzler, aber auch von Bahr, Grillparzer, Hofmannsthal, Ibsen, Molnár, Shakespeare; in Gesellschaftskomödien war sie die Verkörperung der Salondame schlechthin. Sie spielte bei den Salzburger Festspielen u d arbeitete für Film (beispielsweise „Der veruntreute Himmel") und Fernsehen (beispielsweise Kaiserin-Mutter Sophie in den ,,Sissi"-Filmen). Kammerschauspielerin (die Erste, die nicht Burgtheatermitglied war). Ehrenmedaille in Gold (1972); Ehrenmedaille für Wissenschaft und Kunst (1972); Kainz-Medaille (1973); Goldenes Ehrenzeichen Land Wien (1987). [[Vilma-Degischer-Park]].
+
|Auszeichnung=Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold
 +
|Übernahme=09.02.1972
 +
}}
 +
{{Auszeichnung
 +
|Auszeichnung=Goldenes Ehrenzeichen für Vertdienste um das Land Wien
 +
|Verleihung=05.05.1987
 +
|Übernahme=01.09.1987
 +
}}
 +
{{Auszeichnung
 +
|Auszeichnung=Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien
 +
|Übernahme=28.02.1973
 +
}}
 +
{{Auszeichnung
 +
|Auszeichnung=Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
 +
|Verleihung=15.02.1972
 +
}}
 +
Vilma Degischer, * 17. November 1911 Wien, † 3. Mai 1992 Baden bei Wien, Schauspielerin, Gatte (1939) [[Hermann Thimig]] (1890-1982; Sohn des [[Hugo Thimig]]), Schauspieler.  
 +
 
 +
==Biographie==
 +
Vilma Degischer nahm nach Volksschule und Gymnasium Tanzunterricht. [[Felix Salten]], der die junge Künstlerin in einer Vorführung gesehen hatte, empfahl sie an [[Max Reinhardt]]. Dieser wiederum überredete sie, die Aufnahmeprüfung an das [[Max-Reinhardt-Seminar]] zu machen. Degischer war von 1929 bis 1931 Schülerin dieser Institution.
 +
 +
1931 debütierte sie als Hermia in "Sommernachtstraum" im Deutschen Theater in Berlin, wohin sie von Reinhardt geholt worden war und wo sie ihren späteren Ehemann [[Hermann Thimig]] kennenlernte. 1931 wurde ihr ein dreijähriger Elevenvertrag an die Reinhardt-Bühnen in Wien und Berlin angetragen. Wegen Hitlers Machtergreifung in Deutschland erfüllte Degischer diesen Vertrag nur am [[Theater in der Josefstadt (Institution)|Theater in der Josefstadt]]. 1934 bekam sie dort auch einen Schauspielvertrag. Von 1935 bis 1939 gehörte sie zum Ensemble des Wiener [[Volkstheater (Institution)|Volkstheaters]]. Seit 1939 bis 1993 war sie am Theater in der Josefstadt.  
 +
 
 +
Ihre bedeutendsten Rollen spielte Vilma Degischer in Stücken von Arthur Schnitzler, etwa die Irene Harms in "Der einsame Weg", die Klara Eckhold in "Stunde der Erkenntnis", die Olga Marholm in "Die Gefährtin" oder die Komtesse Mitzi. Sie verkörperte aber auch die Helene Altenwyl in Hofmannsthals "Der Schwierige", die Marie in Hermann Bahrs "Konzert" oder Shakespeare-, Goethe-, Tschechow- Anouilh-Rollen.
 +
 
 +
Degischer spielte auch in verschiedenen Filmproduktionen mit, etwa in "Tor zum Frieden", in dem Girardi-Film "Der Komödiant aus Wien" und schließlich in der publikumswirksamen Trilogie "Sissy". Einmal wagte Degischer auch einen Ausflug ins Musical und spielte mit Erfolg 1974 im [[Theater an der Wien (Institution)|Theater an der Wien]] in "Gigi" mit.
 +
 
 +
Parade-Rollen im "reiferen Fach", meist als Partnerin von [[Susanne Almassy]], hatte Vilma Degischer an der Josefstadt in folgenden Stücken: "Einmal Moskau und zurück" (1984), "Arsen und alte Spitzen" (1985) und ebenfalls 1985 in Kalbecks "Hohenbühl oder Die Schwierigen". Erfolgreich spielte sie auch in der Tschechow-Inszenierung der "Drei Schwestern" die alte Kinderfrau Anfissa.  
 +
 
 +
In den 1980er Jahren wirkte Vilma Degischer unter anderem in folgenden Inszenierungen mit: "Alles Walzer" (1987), [[Lotte Ingrisch]]s "Wiener Totentanz" (1989/1990) sowie Jedermanns Mutter in Felix Mitterers "Ein Jedermann" (1990); im Fernsehen war sie etwa in zwei Folgen von "Der Leihopa" mit [[Alfred Böhm]] (1989) oder in der Fernsehkomödie von [[Fritz Eckhardt]] "Muttertag" (1990) zu sehen.
 +
 
 +
1980 wurde ihr als erster Schauspielerin, die nicht am Burgtheater engagiert war, der Titel "Kammerschauspielerin" verliehen. 1993 wurde in Wien-Währing der [[Vilma-Degischer-Park]] nach der Künstlerin benannt.
 +
 
 +
==Quellen==
 +
*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++10d9aec5-75e9-4e95-8042-e0a3e588b45dVERA#Akt_____10d9aec5-75e9-4e95-8042-e0a3e588b45dVERA Meldezettel von Vilma Degischer  (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
+
* Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personen Lexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien 1992
* Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk. Band 1 (A – K) 1966
+
* Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 1 (A – K). Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
 +
* Herbert O. Glattauer: Menschen hinter großen Namen. Berühmte Österreicher, die Sie kennen sollten. Salzburg: Winter 1977
 
* Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
 
* Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
* Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personen Lexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien 1992
+
* Paul Ulrich: Biographisches Verzeichnis für Theater, Tanz und Musik. Band 1. Berlin: Spitz 1997, S. 363.
* H. O. Glattauer, Menschen hinter großen Namen (Salzburg 1977)
+
* Renate Wagner: Vilma Degischer. In: Frauenblatt, 09.05.1992
* Renate Wagner, Vilma Degischer in: Frauenblatt, 9. Mai 1992
+
* Die Presse, 04.05.1992
* Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 10. November 1986
+
* Rathaus-Korrespondenz, 10.11.1986
* Standard, Presse 4. Mai 1992
 

Aktuelle Version vom 13. Februar 2023, 13:48 Uhr

Daten zur Person
Personenname Degischer, Vilma
Abweichende Namensform
Titel Kammerschauspielerin
Geschlecht weiblich
PageID 1481
GND 119497646
Wikidata Q89761
Geburtsdatum 17. November 1911
Geburtsort Wien
Sterbedatum 3. Mai 1992
Sterbeort Baden, Niederösterreich
Beruf Schauspielerin, Kammerschauspielerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Theater, Film, Fernsehen, Theater in der Josefstadt (Institution), Volkstheater (Institution), Theater an der Wien (Institution), Schauspielerin, Kammerschauspielerin, Vilma-Degischer-Park
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 13.02.2023 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold (Übernahme: 9. Februar 1972)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Vertdienste um das Land Wien (Verleihung: 5. Mai 1987, Übernahme: 1. September 1987)
  • Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien (Übernahme: 28. Februar 1973)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 15. Februar 1972)

Vilma Degischer, * 17. November 1911 Wien, † 3. Mai 1992 Baden bei Wien, Schauspielerin, Gatte (1939) Hermann Thimig (1890-1982; Sohn des Hugo Thimig), Schauspieler.

Biographie

Vilma Degischer nahm nach Volksschule und Gymnasium Tanzunterricht. Felix Salten, der die junge Künstlerin in einer Vorführung gesehen hatte, empfahl sie an Max Reinhardt. Dieser wiederum überredete sie, die Aufnahmeprüfung an das Max-Reinhardt-Seminar zu machen. Degischer war von 1929 bis 1931 Schülerin dieser Institution.

1931 debütierte sie als Hermia in "Sommernachtstraum" im Deutschen Theater in Berlin, wohin sie von Reinhardt geholt worden war und wo sie ihren späteren Ehemann Hermann Thimig kennenlernte. 1931 wurde ihr ein dreijähriger Elevenvertrag an die Reinhardt-Bühnen in Wien und Berlin angetragen. Wegen Hitlers Machtergreifung in Deutschland erfüllte Degischer diesen Vertrag nur am Theater in der Josefstadt. 1934 bekam sie dort auch einen Schauspielvertrag. Von 1935 bis 1939 gehörte sie zum Ensemble des Wiener Volkstheaters. Seit 1939 bis 1993 war sie am Theater in der Josefstadt.

Ihre bedeutendsten Rollen spielte Vilma Degischer in Stücken von Arthur Schnitzler, etwa die Irene Harms in "Der einsame Weg", die Klara Eckhold in "Stunde der Erkenntnis", die Olga Marholm in "Die Gefährtin" oder die Komtesse Mitzi. Sie verkörperte aber auch die Helene Altenwyl in Hofmannsthals "Der Schwierige", die Marie in Hermann Bahrs "Konzert" oder Shakespeare-, Goethe-, Tschechow- Anouilh-Rollen.

Degischer spielte auch in verschiedenen Filmproduktionen mit, etwa in "Tor zum Frieden", in dem Girardi-Film "Der Komödiant aus Wien" und schließlich in der publikumswirksamen Trilogie "Sissy". Einmal wagte Degischer auch einen Ausflug ins Musical und spielte mit Erfolg 1974 im Theater an der Wien in "Gigi" mit.

Parade-Rollen im "reiferen Fach", meist als Partnerin von Susanne Almassy, hatte Vilma Degischer an der Josefstadt in folgenden Stücken: "Einmal Moskau und zurück" (1984), "Arsen und alte Spitzen" (1985) und ebenfalls 1985 in Kalbecks "Hohenbühl oder Die Schwierigen". Erfolgreich spielte sie auch in der Tschechow-Inszenierung der "Drei Schwestern" die alte Kinderfrau Anfissa.

In den 1980er Jahren wirkte Vilma Degischer unter anderem in folgenden Inszenierungen mit: "Alles Walzer" (1987), Lotte Ingrischs "Wiener Totentanz" (1989/1990) sowie Jedermanns Mutter in Felix Mitterers "Ein Jedermann" (1990); im Fernsehen war sie etwa in zwei Folgen von "Der Leihopa" mit Alfred Böhm (1989) oder in der Fernsehkomödie von Fritz Eckhardt "Muttertag" (1990) zu sehen.

1980 wurde ihr als erster Schauspielerin, die nicht am Burgtheater engagiert war, der Titel "Kammerschauspielerin" verliehen. 1993 wurde in Wien-Währing der Vilma-Degischer-Park nach der Künstlerin benannt.

Quellen

Literatur

  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personen Lexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien 1992
  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 1 (A – K). Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
  • Herbert O. Glattauer: Menschen hinter großen Namen. Berühmte Österreicher, die Sie kennen sollten. Salzburg: Winter 1977
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Paul Ulrich: Biographisches Verzeichnis für Theater, Tanz und Musik. Band 1. Berlin: Spitz 1997, S. 363.
  • Renate Wagner: Vilma Degischer. In: Frauenblatt, 09.05.1992
  • Die Presse, 04.05.1992
  • Rathaus-Korrespondenz, 10.11.1986