Theodor Billroth

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Daten zur Person
Personenname Billroth, Theodor
Abweichende Namensform
Titel Dr. med.
Geschlecht männlich
PageID 11662
GND
Wikidata
Geburtsdatum 26. April 1829
Geburtsort Bergen, Insel Rügen
Sterbedatum 6. Februar 1894
Sterbeort Abbazia (Opatija, Koratien)
Beruf Chirurg
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 28.08.2013 durch WIEN1.lanm08w09
Begräbnisdatum 9. Februar 1894
Friedhof
Grabstelle Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 14A, Nummer 7
  • 9., Karolingasse 6
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse
  • Ritter des Leopold-Ordens

Theodor Billroth, * 26. April 1829 Bergen, Insel Rügen, † 6. Februar 1894 Abbazia (Opatija, Kroatien; wohnhaft 9, Kolingasse 6; Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 14A, Nummer 7), Gattin (1858) Christine Michaelis. Studierte an den Universitäten Greifswald, Göttingen und Berlin (Dr. med. 1852), unternahm Studienreisen nach Wien (Kurse beim Dermatologen Ferdinand Hebra, beim Pathologen Richard Heschl und Besuch der Zweiten Medizinischen Klinik bei Johann von Oppolzer) und Paris (Bekanntschaft mit Franz von Pitha, später Chirurg am Josephinum) und ließ sich hierauf vorübergehend als praktischer Arzt in Berlin nieder. 1853-1860 war Billroth Assistent an der dortigen Chirurgischen Universitätsklinik unter Bernhard von Langenbeck, wo er sich 1856 für Chirurgie und pathologische Anatomie habilitierte. Nachdem er 1858 eine Berufung als Pathologe nach Greifswald abgelehnt hatte, wirkte Billroth 1860-1867 als Ordinarius für Chirurgie in Zürich, wo er die Statistische Methodik zur Prüfung der Tauglichkeit chirurgischer Operationen und ihrer Spätfolgen einführte sowie die Ursachen fieberhafter Erkrankungen nach Operationen untersuchte. 1863 veröffentlichte er dort seine „Allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie in 50 Vorlesungen", die bis 1906 (bearbeitet von Alexander Winiwarter) 16 Auflagen und zahlreiche Übersetzungen erreichte. Nach Ablehnung von Berufungen nach Rostock (1862) und Heidelberg (1864) leitete Billroth 1867-1894 als Nachfolger von Franz Schuh die Zweite Chirurgische Universitätsklinik in Wien. Nach tierexperimentellen Speiseröhrenresektionen und der ersten Entfernung eines Kehlkopfs beim Menschen (1873) setzte er seine Studien über Wundinfektionen fort und begründete mit der von ihm 1881 erstmals erfolgreich am Menschen ausgeführten Entfernung eines Karzinoms im Magenausgangsgebiet (Pylorusresektion) die moderne Bauchchirurgie. Heute noch werden die beiden diesbezüglich von ihm angegebenen operativen Verfahren als „Billroth I" und „Billroth II" bezeichnet. Mit Jaromir Mundy befreundet, verbesserte Billroth den Transport Verletzter im Krieg (1870/1871) und war mit diesem nach dem Ringtheaterbrand (1881) einer der Mitbegründer der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft. Als begeisterter Lehrer verfaßte er 1876 seine kritische Studie „Über das Lehren und Lernen der medicinischen Wissenschaften..", welche er 1886 durch „Aphorismen .." erweiterte. 1882 begründete Billroth die erste private Unterrichtsanstalt für Krankenpflegerinnen aus Laienkreisen mit angeschlossenem Spital unter dem Protektorat des mit ihm befreundeten Kronprinzen (Rudolfinerhaus). 1893 konnte auf seine Initiative hin der Bau eines eigenen Hauses der Gesellschaft der Ärzte in Wien verwirklicht werden (Ärztehaus [9]), deren Präsident Billorth als Nachfolger Heinrich von Bambergers ab 1888 war. Wegen seiner Musik und Kunstliebe (unter anderem Freundschaft mit Johannes Brahms und Eduard Hanslick) lehnte Billroth zweimal Berufungen nach Berlin ab. Zu den zahlreichen Schülern Billroths, die für Wien Bedeutung erlangten, gehören unter anderem Anton von Eiselsberg, Robert Gersuny, Carl Gussenbauer und Julius von Hochenegg. Korrespondierendes (1869) und wirkliches Mitglied (1874) der Akademie der Wissenschaften, Mitglied des Herrenhauses (ab 1887), Mitglied der Akademie der Naturforscher Leopoldina (Halle an der Saale), Ritter des Leopold-Ordens, Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse; zahlreiche weitere in- und ausländische Auszeichnungen. Ehrenbürger von Bad Hall und St. Gilgen; Doppelschilling (1929), mehrfach Briefmarken. Siehe auch Ärztehaus (9), Ärztekammer, Billrothdenkmäler, Billrothstraße, Rudolfinerhaus.

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
  • Eisenberg 2
  • Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u.a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884-1888
  • Josef Mayerhöfer: Lexikon der Geschichte der Naturwissenschaften. Biographien, Sachwörter und Bibliographien. Wien: Hollinek 1959-1972. Band 1 (Aachen - Dodel, Arnold) 1959
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd.
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 7. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935 (A. Fraenkel)
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Personenteil A-K. Mainz: Schott 1959
  • Henry E. Sigerist: Große Ärzte. Eine Geschichte der Heilkunde in Lebensbildern. München: Lehmann 1970, S. 347 ff.
  • Hugo Glaser: Wiens große Ärzte. Wien: Wiener Volksbuchverlag 1947, S. 131 f.
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 435 ff.
  • Leopold Schönbauer: Das medizinische Wien. Geschichte, Werden, Würdigung. Wien: Urban & Schwarzenberg 1947, Register
  • Grete Mecenseffy: Evangelische Lehrer an der Universität Wien. Graz/Wien: Böhlau 1967, S. 85 ff.
  • Fritz Knoll: Österreichische Naturforscher, Ärzte und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1957, S. 128 ff.
  • Georg Fischer: Briefe von Theodor Billroth (1894; 9. Aufl. 1922)
  • Isidor Fischer: Theodor Billroth und seine Zeitgenossen. 1929
  • A. Huber: Theodor Billroth in Zürich .. 1924
  • Otto Gottlieb-Billroth [Hg.]: Billroth und Brahms im Briefwechsel. 1935
  • Otto H. Kahler: Theodor Billroth als Musikkritiker. 1987
  • Helmut Wyklicky: Vor 100 Jahren. Billroths erste Pylorusresektion. In: Wiener medizinische Wochenschrift 131. Wien: Springer 1981, Heft 1
  • Helmut Wyklicky: Über Theodor Billroth und sein unveröffentlichtes Manuskript „Das Gute im Menschen". In Jahrbuch des Deutschen Medizinhistorischen Museums 5. 1983-1985, S. 54 ff.
  • Helmut Wyklicky: Billroth im Hörsaal. In: Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer. Ausgabe 39. Wien: Verlag Haus der Ärzte 1984, Nummer 2 (Titelseite)
  • Helmut Wyklicky: Die Ära Billroths in Wien. In: Kunst des Heilens (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. NF 276, Gaming 1991), S. 647 ff.
  • Helmut Wyklicky: Billroth, Gersuny und die Gründung des Rudolfinerhauses. In: Rudolfinerhaus 1882-1982. 1982, S. 48 ff.
  • Felix Czeike: IX. Alsergrund. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 9), S. 4 ff., 15
  • Felix Czeike: XI. Simmering. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 11), S. 60
  • Helmut Kretschmer: XIX. Döbling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 19), S. 5
  • Hans Havelka: Zentralfriedhof. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 30), S. 30
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 185, 489, 495
  • Erna Lesky: Theodor Billroth. In: Döblinger Heimatmuseum 16-17 (1969), S. 1 ff.
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 32

Nachrufe:

  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach 44. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1894, S. 250 ff.
  • Wiener klinische Wochenschrift 5. Wien / New York: Springer 1892, S. 585 f. (A. Wölfler)
  • Wiener klinische Wochenschrift 7. Wien / New York: Springer 1894, S. 135 f. (E. Albert)
  • Wiener klinische Wochenschrift 7. Wien / New York: Springer 1894, S. 151 ff. (mit Werksverz. von C. Gussenbauer)
  • Die feierliche Inauguration des Rectors .. (1894), 10 ff.
  • Berliner klinische Wochenschrift 8/1894 (J. Mikulicz)
  • Zentralblatt für Chirurgie 17/1929 (E. Ranzi)
  • Wiener klinische Wochenschrift 47. Wien / New York: Springer 1934, Nr. 7 (A. Eiselsberg)
  • Wiener klinische Wochenschrift 57. Wien / New York: Springer 1944, S. 365 f. (F. Sauerbruch)