Theater an der Wien

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Eingang zum Theater an der Wien auf der Linken Wienzeile (1960)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Franz Jäger (der Ältere), Franz Jäger (der Jüngere), Ferdinand Fellner der Jüngere, Hermann Gottlieb Helmer, Otto Niedermoser
Prominente Bewohner Ludwig van Beethoven
PageID 23916
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 14.11.2013 durch WIEN1.lanm08w09
Bildname Theateranderwien.jpg
Bildunterschrift Eingang zum Theater an der Wien auf der Linken Wienzeile (1960)

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Theater an der Wien (6, Linke Wienzeile 6, Millöckergasse), uneinheitlicher Gebäudekomplex aus verschiedenen Bauperioden auf einer schmalen, von der Wienzeile bis zur Lehárgasse reichenden Parzelle.

Äußeres

Nachdem sich Emanuel Schikaneder mit dem Kaufmann Zitterbarth liiert hatte, erwarb er das Höllenburgsche Haus an der Wien und ließ an dessen Stelle 1797-1800 nach Plänen von Franz Jäger (dem Älteren) durch dessen Sohn Anton Jäger und Joseph Reymund dem Jüngeren ein Schauspielhaus errichten, das die Nachfolge des von ihm geleiteten und nunmehr geschlossenen Freihaustheaters einnahm (ursprünglich Papagenotor 1801). 1804 kam das Gebäude in den Besitz von Peter Freiherr von Braun. 1819 und 1830 wurde das Theater an der Wien als Gewinn in einer Lotterie ausgespielt. Das Theater an der Wien wurde im Lauf der Zeit wiederholt verändert beziehungsweise restauriert. 1821 wurden Anbauten in der Millöckergasse errichtet, 1845 wurde das Papagenotor in der Millöckergasse zu einer Dreitoranlage ausgebaut, und 1854 gestaltete man die Decke im Zuschauerraum neu. 1901 veränderten Ferdinand Fellner der Jüngere und Hermann Helmer den Zuschauerraum (Abtragung der vierten Galerie, im Mittelteil Entfernung der Pfeiler in allen Rängen), 1902 wurde das Vorderhaus abgerissen und nach Plänen der beiden Architekten durch ein vierstöckiges Miethaus ersetzt; das Papagenoportal in der Millöckergasse blieb von der ursprünglichen Anlage erhalten. Nachdem die Staatsoper, die das Theater ab 1945 als Ausweichbühne benützt hatte, 1955 wieder ins Haus am Ring zurückgekehrt war, kam es 1960-1962 unter der Leitung von Otto Niedermoser zu einem Umbau; die letzte Restaurierung erfolgte 1979-1982 (Rekonstruktion der in der Nachkriegszeit vereinfachten Fassade).

Inneres

Im Foyer und in den Vorräumen großflächige Fußbodenmosaiken von Wolfgang Hutter und Roman Haller sowie Bronzegruppe "Singende Kinder" von Georg Ehrlich (1962). Der U-förmige Zuschauerraum (1801) besitzt drei leicht zurückspringende Galerien, seitlich Logenblöcke (mit vergoldetem plastischen Dekor in klassizistischen Formen an den Logentrennwänden und Brüstungen) und eine färbige Flachdecken-Malereien [neun Musen] von Josef Geyling dem Älteren 1854, restauriert 1962); den Hauptvorhang aus Stoff (Szenen aus der "Zauberflöte", um 1800) restaurierte Gustav Krämer (1962) und übertrug ihn auf einen eisernen Vorhang. Die Wandbespannungen in den Pausenräumen stammen von Willi Bahner (1962; Motive aus Fidelio, Lumpazivagabundus, Fledermaus, Zigeunerbaron und Nacht in Venedig); Bronzebüsten von Franz Lehár, Emmerich Kálmán und Hubert Marischka.

Institution

Christian Roßbach, Prinzipal einer der 1770-1776 umherziehenden Schauspielertruppen, die in der Vorstadt Wieden Theatervorstellungen gaben, baute im Zuge eines Umbaus des Starhembergschen Freihauses in dessen großen Hof ein Theater (Freihaustheater), das von ihm an den Theaterdichter Johann Friedel und dessen Gesellschafterin Eleonore Schikaneder beziehungsweise nach Friedels Tod an diese allein fiel; daraufhin übernahm ihr damals in Regensburg engagierter Gatte Emanuel Schikaneder (Gedenktafel in der Vorhalle des Theaters an der Wien) das Theater, führte es bis 1801 und übersiedelte dann in das an der Wien neu erbaut Theater, das am 13. Juni1801 mit der Oper "Alexander" von Franz Teyber eröffnet wurde. Sein weiteres Schicksal gestaltete sich sehr mannigfaltig, es wurden hier nicht nur Schauspiele, Opern, Operetten und Konzerte gegeben, sondern in der ersten Zeit auch Zirkusvorstellungen. 1803/1804 wohnte Ludwig van Beethoven im Theatergebäude, wo man ihm einige Zimmer eingeräumt hatte; er komponierte für das Theater seine Oper "Fidelio" (Uraufführung 20. November 1805; Gedenktafel Millöckergasse), auch sein Violinkonzert wurde hier uraufgeführt. Heinrich von Kleist verfaßte für die Bühne sein "Käthchen von Heilbronn", Albert Lortzing dirigierte hier eigene Opern. Eine Blütezeit erlebte das Haus unter Ferdinand Pálffy (der am 1. Oktober 1813 das Haus kaufte, das Theater aber bereits zuvor geleitet hatte), der hier die ersten Opern von Rossini und Weber inszenierte und Grillparzers "Die Ahnfrau" zur Uraufführung brachte (31.Jänner 1817). Als Pálffy 1825 Konkurs anmelden mußte, wurde Carl Carl sein Nachfolger als Pächter (l825-1845), der dem Theater die führende Rolle unter den Wiener Volkstheatern sicherte; sein Ruhm gründete sich auf Johann Nestroy (acht Uraufführungen), Wenzel Scholz und Therese Krones. Viele Stücke Nestroys, der 1831 für das Theater gewonnen werden konnte, erlebten hier ihre Uraufführung. Franz Pokorny eröffnete seine Direktorenzeit (1845-1850) mit Flotows "Alessandro Stradella". Von 1850-1862 war sein Sohn Alois Pokorny Direktor, der jedoch am 21. Mai 1862 den Konkurs anmelden mußte. Daraufhin wurde das Theater mit Zustimmung des Gläubigerkonsortiums von Friedrich Strampfer übernommen (13. September 1862 bis Juli 1869); Theatersekretär war Maximilian Steiner. In diese Zeit fällt die "goldene Operettenära" (bis 1900), ebenso auch die Reihe großer "Offenbachiaden" (1865 Die schöne Helena [mit dem neuen Star Marie Geistinger ], 1866 Blaubart, 1867 Orpheus in der Unterwelt und Die Großherzogin von Gerolstein). Nach Strampfer führte Maximilian Steiner ab 1. August 1869 bis 1880 (bis 15. Mai 1875 gemeinsam mit Marie Geistinger, die jedoch aus finanziellen Gründen ausschied) selbst die Direkton (am 22. März 1877 mußte er Konkurs anmelden). Steiner entdeckte Ludwig Anzengruber (Uraufführungen seiner Stücke: 1870 Der Pfarrer von Kirchfeld, 1871 Der Meineidbauer, 1872 Die Kreuzelschreiber und 1874 Der G'wissenswurm), gewann Johann Strauß (Sohn) für die Operette (1871 Indigo und die 40 Räuber [Textbuch von Steiner, Geistinger als Star], 1906 mit neuem Textbuch unter dem Titel "1001 Nacht" in Gabor Steiners "Venedig in Wien" aufgeführt; 1873 Carneval in Rom; 1874 Die Fledermaus [mit Geistinger als Rosalinde, später mit Girardi als Notar Dr. Falke]; 1875 Cagliostro in Wien; 1880 Das Spitzentuch der Königin), präsentierte die (nicht erfolgreiche) Welt-Uraufführung von Offenbachs "Der schwarze Corsar" und engagierte auch Carl Millöcker (dessen bedeutendste Operetten allerdings erst unter Steiners Söhnen Gabor und Franz gespielt wurden [1882 Der Bettelstudent, 1884 Gasparone], die das Theater 1880-1884 leiteten). 1862/1863 stand Richard Wagner hier erstmals in Wien am Dirigentenpult (drei Konzerte). Ab 1874 gehörte Alexander Girardi dem Theater an. Am Ausklang der "Goldenen Operettenära" steht 1884-1900 die Direktion Alexandrine von Schönerer (1850-1919) mit ihrem Konsortium (Camillo Walzel [Künstlername als Librettist F. Zell], Franz von Jauner und [für kurze Zeit] Alexander Girardi). Im 20. Jahrhundert (1900-1935) folgte die sogenannte "Silberne Operettenära", mit der der Name von Direktor Wilhelm Karczag (1901-1922) verbunden bleibt; Edmund Eysler, Leo Fall und Franz Lehár (dessen "Lustige Witwe" hier 483 Aufführungen en suite erlebte, die höchste Aufführungszahl, die ein Stück auf dieser Bühne bis dahin erreicht hatte) zählen zu seinen Entdeckungen. Karczags Schwiegersohn Hubert Marischka (1922-1935) konnte mit dem übernommenen Ensemble noch ein Jahrzehnt hindurch Erfolge erzielen (Aufführungen von Paul Abraham, Bruno Granichstaedten, Emmerich Kálmán und Oscar Straus), dann brach die Wirtschaftkrise herein und das Theater mußte (nach einem Gastspiel des Josefstädter Theaters unter der Regie Max Reinhardts) seine Pforten schließen. 1936-1938 folgte eine letzte Blüte des Theaters unter Arthur Hellmer, der mit Zarah Leander in Ralph Benatzkys "Axel an der Himmelstür" einen großen Erfolg verbuchen konnte. Mit der Abschiedsvorstellung am 31. Mai 1939 wurde der Theaterbetrieb eingestellt. Am 6. Oktober 1945 wurde das Haus mit Beethovens "Fidelio" feierlich als Ausweichbühne der 1945 schwer beschädigten Staatsoper eröffnet. Die Staatsoper benützte das Haus bis 1955 (Direktion Franz Salmhofer). Danach sollte das Haus in einen Nutzbau verwandelt oder demoliert werden. Die Gemeinde Wien verhinderte im letzten Moment den Abbruch, kaufte das ehrwürdige Haus, ließ es unter Wahrung seines historischen Charakters nach Plänen von Otto Niedermoser grundlegend restaurieren beziehungsweise umbauen und eröffnete es am 28. Mai 1962 mit Werken von Mozart, Schubert und Beethoven als Wiener Festspielhaus. Das Theater hat sich seither als Musicalbühne durchgesetzt und europäischen Ruf erlangt (Der Mann von La Mancha, Gigi, Anatevka und so weiter). 1981 erfolgte eine Generalrenovierung (Einbau einer der modernsten Licht- und Tonanlagen der Welt); 1983-1988 wurde die Erfolgsproduktion "Cats" von Andrew Lloyd Webber gespielt, am 19. Dezember 1990 kam es zur Welt-Uraufführung des Musicals "Freudiana", am 23. September 1992 zur Erstaufführung des Musicals "Elisabeth". Seit 1987 gehört das Theater (mit dem Raimundtheater und dem Ronacher [ab 1993 an private Betreiber verpachtet]) zur "Vereinigte Bühnen Wien GmbH." (geschaffen als Pendant zum Österreichischen Bundestheaterverband), wobei der Hauptakzent der Aufführungen beim Musical liegt. 1996 begannen Überlegungen, das Theater auch wieder der Staatsoper für Opernaufführungen zugänglich zu machen. 2003 wurde beschlossen, das Theater an der Wien neben Staats- und Volksoper als dritte Opernbühne Wiens zu führen; neben den "Großen" spielt als vierte Bühne die Kammeroper. Das bisher dem Musical vorbehaltene Haus (2003 wurde das 1992 hier uraufgeführte Musical "Elisabeth" neuerlich auf den Spielplan gesetzt) wird ab 2007 unter neuer Intendanz mit einem Programm bespielt werden, das von der Barockoper bis zur Avantgarde reicht. Dem Musical steht dann (neben dem Raimundtheater, in dem 2003 Rainhard Fendrichs "Wake up" erfolgreich ins Programm genommen worden ist) auch das Ronacher zur Verfügung.

Im Keller des Gebäudes war das Kabarett "Die Hölle" untergebracht, nach 1945 befand sich hier ein von Erika Hanka eingerichteter Probenraum für das Staatsopernballett.

Direktoren

Literatur

  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 250 f.
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 507 ff, S. 615 ff.
  • Franz Hadamowsky: Das Theater an der Wien. Festschrift 1962
  • Raoul Biberhofer: Das Theater an der Wien 1801-1926. Festschrift 1926
  • Anton Bauer: 150 Jahre Theater an der Wien. 1952
  • Attila E. Lang: Das Theater an der Wien. Vom Singspiel zum Musical. 1976
  • Sternstunden im Theater an der Wien. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Wien [u.a.]: Böhlau 1962
  • Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Wien [u.a.]: Böhlau 17 (1962), S. 127 ff.
  • Das Theater an der Wien in neuem Glanz. In: Wien aktuell. Revue einer europäischen Metropole. Wien: Jugend & Volk 1 (1962), S. 4 ff.
  • F. M. Rebhann: 150 Jahre Theater an der Wien. In: ebenda, 9 ff.
  • Walther Brauneis: Die Generalrestaurierung des Theaters an der Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 36 (1982), S. 33 ff.
  • Helmut Kretscher: Mariahilf. Geschichte des 6. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1992 (Wiener Heimatkunde, 6), S. 136 ff.
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 191 ff.
  • Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), S. 262 ff.
  • Wiener Schriften. Hg. vom Amt für Kultur, Schulverwaltung der Stadt Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 42 (1978), S. 253 ff.
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 187
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 427 ff.