Türken: Unterschied zwischen den Versionen

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==Zur Verwendung des Begriffs==
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==Zur Verwendung des Begriffs im Allgemeinen==
Betreffs der Verwendung der Begriffe „Türken/türkisch“ bzw. „Osmanen/osmanisch“ wird auf die Ausführungen von Bruce Masters in der „Encyclopedia of the Ottoman Empire“ verwiesen. Dort heißt es:  „Die ‚Türkei‘, das heißt die Halbinsel, die heute den größten Teil des Staates umfasst, war in der griechisch-sprechenden Welt als ‚Anadolis‘ (= der Osten) bekannt. Mit dem Sieg der seldschukischen Turkstämme über die Byzantiner in der Schlacht von Manzikert (1089) wurde dieses Gebiet nach und nach immer mehr von Türkisch sprechenden Stämmen besiedelt. Kreuzfahrer des Ersten Kreuzzuges bezeichneten diese islamische Bevölkerung als ‚Türken‘, um sie von den arabisch-sprechenden Personen, die sie ‚Sarazenen‘ nannten, zu unterscheiden. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts hatte sich in Europa die Bezeichnung ‚Türken‘ oder auch ‚Türkei‘, das Land der ‚Türken‘, weitgehend durchgesetzt; diese Bezeichnung sollte dann auch nach der Machtübernahme durch die Osmanen weiter verwendet werden, und man nannte alle osmanischen Muslime ‚Türken‘, gleich, ob sie Türkisch sprachen oder nicht. Die Osmanen dagegen behielten die alte griechische Bezeichnung als ‚Anadolu‘ für die Halbinsel bei, während das Wort ‚Türke‘ bei ihnen für die turkmenischen Stämme und die türkisch-sprechenden Bauern in Anatolien Verwendung fand. Dabei hatte der Begriff ‚Türke‘ für Osmanen eine durchaus abschätzige Bedeutung (‚Turk kafa‘ heißt so viel wie ‚türkisch-köpfig‘ bzw. ‚stur‘).“
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Betreffs der Verwendung der Begriffe „Türken/türkisch“ bzw. „Osmanen/osmanisch“ wird auf die Ausführungen von Bruce Masters in der „Encyclopedia of the Ottoman Empire“ verwiesen. Dort heißt es:  „Die ‚Türkei‘, das heißt die Halbinsel, die heute den größten Teil des Staates umfasst, war in der griechisch-sprechenden Welt als ‚Anadolis‘ (= der Osten) bekannt. Mit dem Sieg der seldschukischen Turkstämme über die Byzantiner in der Schlacht von Manzikert (1089) wurde dieses Gebiet nach und nach immer mehr von Türkisch sprechenden Stämmen besiedelt. Kreuzfahrer des Ersten Kreuzzuges bezeichneten diese islamische Bevölkerung als ‚Türken‘, um sie von den arabisch-sprechenden Personen, die sie ‚Sarazenen‘ nannten, zu unterscheiden. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts hatte sich in Europa die Bezeichnung ‚Türken‘ oder auch ‚Türkei‘, das Land der ‚Türken‘, weitgehend durchgesetzt; diese Bezeichnung sollte dann auch nach der Machtübernahme durch die Osmanen weiter verwendet werden, und man nannte alle osmanischen Muslime ‚Türken‘, gleich, ob sie Türkisch sprachen oder nicht. Die Osmanen dagegen behielten die alte griechische Bezeichnung als ‚Anadolu‘ für die Halbinsel bei, während das Wort ‚Türke‘ bei ihnen für die turkmenischen Stämme und die türkisch-sprechenden Bauern in Anatolien Verwendung fand. Dabei hatte der Begriff ‚Türke‘ für Osmanen eine durchaus abschätzige Bedeutung (‚Turk kafa‘ heißt so viel wie ‚türkisch-köpfig‘ bzw. ‚stur‘).“<ref>Gábor Ágoston/Bruce Masters, Encyclopedia of the Ottoman Empire. New York: Facts On File, Inc. 2009, S. 574 (Lemma "Turkey")</ref>
  
Konsequenterweise müsste man folglich von der „osmanischen Belagerung“ von Wien im Jahre 1529 oder von der osmanischen Einnahme von Buda im Jahre 1541 sprechen. Dennoch: Sowohl die durchgehende Verwendung des Begriffs „Türke“ bzw. „türkisch“ in den zeitgenössischen Überlieferungen des christlichen Westens als auch der Faktor eines in der modernen Sprache seit langem verwurzelten Gebrauchs, veranlassen uns dazu, in Wien Geschichte Wiki –in Fortschreibung des terminologischen Gebrauchs von [[Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien]] – weitgehend die im Westen gängigen Idiome zu verwenden.
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==Zur Verwendung im Wien Geschichte Wiki==
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Konsequenterweise müsste man folglich von der „osmanischen Belagerung“ von Wien im Jahre 1529 oder von der osmanischen Einnahme von Buda im Jahre 1541 sprechen. Dennoch: Sowohl die durchgehende Verwendung des Begriffs „Türke“ bzw. „türkisch“ in den zeitgenössischen Überlieferungen des christlichen Westens als auch der Faktor eines in der modernen Sprache seit langem verwurzelten Gebrauchs, veranlassen uns dazu, im Wien Geschichte Wiki – in Fortschreibung des terminologischen Gebrauchs von [[Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien]] – weitgehend die im Westen gängigen Idiome zu verwenden.
  
  
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==Literatur==
 
==Literatur==
*Gábor Ágoston/Bruce Masters, Encyclopedia of the Ottoman Empire. New York: 2009; online unter: [http://psi424.cankaya.edu.tr/uploads/files/Agoston%20and%20Masters,%20Enc%20of%20Ott%20Empire.PDF Encyclopedia of the Ottoman Empire] S. 574 (Lemma "Turkey").
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*Gábor Ágoston/Bruce Masters, Encyclopedia of the Ottoman Empire. New York: Facts On File, Inc. 2009; online unter: [http://psi424.cankaya.edu.tr/uploads/files/Agoston%20and%20Masters,%20Enc%20of%20Ott%20Empire.PDF Encyclopedia of the Ottoman Empire], S. 574 (Lemma "Turkey").
* Ferdinand Opll, Heike Krause, Christoph Sonnlechner: Wien als Festungsstadt im 16. Jahrhundert. Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2017
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* Ferdinand Opll, Heike Krause, Christoph Sonnlechner: Wien als Festungsstadt im 16. Jahrhundert. Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2017, Einleitung
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== Einzelnachweise ==
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Version vom 16. Februar 2017, 11:47 Uhr

Oberkammeramtsrechnung der Stadt Wien aus dem Jahr 1529: "..: unnd der Thurckh fur die statt khumen ..."
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Letzte Änderung am 16.02.2017 durch WIEN1.lanm08son
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Bildunterschrift Oberkammeramtsrechnung der Stadt Wien aus dem Jahr 1529: "..: unnd der Thurckh fur die statt khumen ..."

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Zur Verwendung des Begriffs im Allgemeinen

Betreffs der Verwendung der Begriffe „Türken/türkisch“ bzw. „Osmanen/osmanisch“ wird auf die Ausführungen von Bruce Masters in der „Encyclopedia of the Ottoman Empire“ verwiesen. Dort heißt es: „Die ‚Türkei‘, das heißt die Halbinsel, die heute den größten Teil des Staates umfasst, war in der griechisch-sprechenden Welt als ‚Anadolis‘ (= der Osten) bekannt. Mit dem Sieg der seldschukischen Turkstämme über die Byzantiner in der Schlacht von Manzikert (1089) wurde dieses Gebiet nach und nach immer mehr von Türkisch sprechenden Stämmen besiedelt. Kreuzfahrer des Ersten Kreuzzuges bezeichneten diese islamische Bevölkerung als ‚Türken‘, um sie von den arabisch-sprechenden Personen, die sie ‚Sarazenen‘ nannten, zu unterscheiden. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts hatte sich in Europa die Bezeichnung ‚Türken‘ oder auch ‚Türkei‘, das Land der ‚Türken‘, weitgehend durchgesetzt; diese Bezeichnung sollte dann auch nach der Machtübernahme durch die Osmanen weiter verwendet werden, und man nannte alle osmanischen Muslime ‚Türken‘, gleich, ob sie Türkisch sprachen oder nicht. Die Osmanen dagegen behielten die alte griechische Bezeichnung als ‚Anadolu‘ für die Halbinsel bei, während das Wort ‚Türke‘ bei ihnen für die turkmenischen Stämme und die türkisch-sprechenden Bauern in Anatolien Verwendung fand. Dabei hatte der Begriff ‚Türke‘ für Osmanen eine durchaus abschätzige Bedeutung (‚Turk kafa‘ heißt so viel wie ‚türkisch-köpfig‘ bzw. ‚stur‘).“[1]

Zur Verwendung im Wien Geschichte Wiki

Konsequenterweise müsste man folglich von der „osmanischen Belagerung“ von Wien im Jahre 1529 oder von der osmanischen Einnahme von Buda im Jahre 1541 sprechen. Dennoch: Sowohl die durchgehende Verwendung des Begriffs „Türke“ bzw. „türkisch“ in den zeitgenössischen Überlieferungen des christlichen Westens als auch der Faktor eines in der modernen Sprache seit langem verwurzelten Gebrauchs, veranlassen uns dazu, im Wien Geschichte Wiki – in Fortschreibung des terminologischen Gebrauchs von Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien – weitgehend die im Westen gängigen Idiome zu verwenden.


Siehe dazu beispielsweise:

Literatur

  • Gábor Ágoston/Bruce Masters, Encyclopedia of the Ottoman Empire. New York: Facts On File, Inc. 2009; online unter: Encyclopedia of the Ottoman Empire, S. 574 (Lemma "Turkey").
  • Ferdinand Opll, Heike Krause, Christoph Sonnlechner: Wien als Festungsstadt im 16. Jahrhundert. Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2017, Einleitung

Einzelnachweise

  1. Gábor Ágoston/Bruce Masters, Encyclopedia of the Ottoman Empire. New York: Facts On File, Inc. 2009, S. 574 (Lemma "Turkey")