Stefan Zweig: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 15. Januar 2021, 23:00 Uhr

Stefan Zweig
Daten zur Person
Personenname Zweig, Stefan
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 8996
GND 118637479
Wikidata Q78491
Geburtsdatum 28. November 1881
Geburtsort Wien
Sterbedatum 22. Februar 1942
Sterbeort Petrópolis, Brasilien
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Österreichisches Theatermuseum
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 15.01.2021 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname StefanZweig.png
Bildunterschrift Stefan Zweig
  • 9., Garnisongasse 10 (Wohnadresse)
  • 1., Schottenring 14 (Geburtsadresse)
  • 8., Buchfeldgasse 2 (Wohnadresse)
  • 8., Tulpengasse 6 (Wohnadresse)
  • 4., Frankenberggasse 9 (Wohnadresse)
  • 1., Rathausstraße 17 (Wohnadresse)
  • 8., Kochgasse 8 (Wohnadresse)
  • 23., Haselbrunnerstraße 10 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • 1. Gattin Friderike Maria von WinternitzDie Verwendung von „1. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.
  • 2. Gattin Lotte AltmannDie Verwendung von „2. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.

Stefan Zweig, * 28. November 1881 Wien, † (Freitod) 22. Februar 1942 Petrópolis bei Rio de Janeiro, Brasilien, Schriftsteller.

Biographie

Stefan Zweig entstammte einer großbürgerlichen Familie; sein Vater war der wohlhabende Textilunternehmer Mori(t)z Zweig; seine Mutter, aus einer Bankier- und Kaufmannsfamilie stammend, lebte bis zu ihrem 17. Lebensjahr in Italien, ehe sie nach Wien kam. Die Heirat der beiden fand 1878 statt. Ein Jahr später kam Alfred als erster Sohn auf die Welt, der schließlich das Unternehmen des Vaters, eine Webwarenfabrik, übernehmen sollte. Am 28. November 1881 wurde Stefan als zweites Kind in der damaligen elterlichen Wohnung am Schottenring 14 (an diesem Haus gibt es eine Gedenktafel) geboren. Die Familie wohnte später Concordiaplatz 1, dann Rathausstraße 17.[1]

Stefan Zweig besuchte das Wasagymnasium (1892-1900), wo ebenfalls eine Gedenktafel angebracht ist. Nach der Matura studierte er an der Universität Wien Philosophie, Romanistik und Germanistik (Dr. phil. 1904). Die Information, dass der wenig sportliche Jugendliche sich in seiner Jugend als Schwimmmeister beim Sportklub Hakoah betätigt habe, ist nicht belegbar. Dokumentieren lässt sich seine frühe Begeisterung für Literatur und Theater; schon in jungen Jahren pflegte er die Gewohnheit, täglich einige Briefe zu schreiben; auf diese Weise nahm er Kontakt zu bekannten Persönlichkeiten des literarischen Lebens auf. Das Schreiben rückte mehr und mehr in den Mittelpunkt seiner Zukunftsplanungen. 1901 erschien der Gedichtband "Silberne Saiten"; in den nächsten Jahren publizierte er weitere literarische und literaturkritische Arbeiten in Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem bei Theodor Herzl in der "Neuen Freien Presse", aber auch in Buchform. Zweig begann in dieser Zeit auch als Übersetzer (Verlaine, Baudelaire, insbesondere Èmile Verhaeren) zu arbeiten und Autographen zu sammeln.

Zweig unternahm viele Reisen, die ihn durch Europa, aber auch fast alle anderen Kontinente führten; so bereiste er 1910 Indien, 1912 die USA. Trotz seiner Auslandsaufenthalte blieb Wien sein Lebensmittelpunkt. Zweig wohnte als Student in der Buchfeldgasse 2, später (1902/1903) in der Tulpengasse 6 im 8. Bezirk, eine Zeitlang auch in der Frankenberggasse 9 im 4. Bezirk. An den Wohnsitzen in der Rathausstraße 17 im 1. Bezirk und in der Kochgasse 8 im 8. Bezirk (ab 1. Februar 1907) sind Gedenktafeln angebracht. In der Nähe dieser Wohnung (Lange Gasse 49) nahm seine spätere Gattin eine Wohnung, in der Zweig sie oft aufsuchte.

So kosmopolitisch Stefan Zweig orientiert war, so sehr schwamm er nach Kriegsbeginn in den erschienenen Feuilletons auf der Welle der patriotischen Begeisterung für die Sache der Mittelmächte. Im Tagebuch hielt er nicht nur seinen Patriotismus, sondern auch seinen Pessimismus fest. Der möglichen Einberufung zum Wehrdienst versuchte er durch freiwillige Meldung beim Pressedepartement des Kriegsministeriums zuvorzukommen. Nach einer Musterung am 12. November 1914 wurde er in das Kriegsarchiv des Kriegsministeriums in der Wiener Stiftkaserne versetzt und verstärkte dort die "Literarische Gruppe". 1916/1917 bewohnte er mit der bereits geschiedenen Friderike Winternitz zwei Gartenpavillons der Haselbrunnerstraße 10 in Rodaun, in dessen Nähe sich das Kriegspressequartier im Gasthaus Stelzer befand. Unter dem Einfluss seines pazifistischen französischen Freundes Romain Rolland begann Zweig einen persönlichen Kampf gegen den Krieg zu führen, indem er sich intensiv der Arbeit an der Tragödie "Jeremias" widmete. 1917 wurde er vom Militärdienst zeitweise beurlaubt und entzog sich schließlich ganz dem Kriegsdienst durch die Übersiedlung in die neutrale Schweiz. Am 27. Februar 1918 fand im Züricher Schauspielhaus die Uraufführung des "Jeremias" statt. Auch in Artikeln in der "Neuen Freien Presse" und im "Pester Lloyd" drückte er seine humanistische Gegnerschaft zum Krieg aus.

Bereits während des Krieges (27. Oktober 1917) kauften Stefan Zweig und Friderike Winternitz eine stark verfallene Villa auf dem Salzburger Kapuzinerberg. Nach der vorübergehenden Rückkehr nach Wien übersiedelten sie 1919 nach Salzburg. Im Jänner 1920 heirateten die beiden; Friderike brachte zwei Kinder in die Ehe ein. Als engagierter pazifistischer Intellektueller stellte sich Stefan Zweig nun in den Dienst der Sache des Friedens. Den militärischen Heroen hielt er in vielen Biographien ("Drei Meister. Balzac – Dickens – Dostojewski", 1920; "Der Kampf mit dem Dämon. Hölderlin – Kleist – Nietzsche", 1925; "Drei Dichter ihres Lebens. Casanova – Stendhal – Tolstoi", 1928; "Joseph Fouché. Bildnis eines politischen Menschen", 1929; "Marie Antoinette. Bildnis eines mittleren Charakters", 1932; "Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam", 1934) die geistigen Heroen und die mediokren Gestalten der Politik entgegen. Die 1927 erschienenen "Sternstunden der Menschheit" zählten zu den international erfolgreichsten Büchern.

Gleichzeitig wurde er durch Erzählungen und Novellen ("Erstes Erlebnis", 1911; "Amok", 1922; "Angst", 1925; "Verwirrung der Gefühle", 1927; "Schachnovelle", 1941) zum internationalen Erfolgsschriftsteller. Durch psychologische Meisterschaft im Erfassen und Darstellen des menschlichen Seelenlebens konnte er ein großes Publikum fesseln. Deutlich war in diesem Erzählwerk der Einfluss der Freud'schen Psychoanalyse erkennbar.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden seine Bücher auf den öffentlichen Scheiterhaufen im Deutschen Reich verbrannt und konnten nicht mehr im deutschen Insel Verlag erscheinen. Zweigs Bücher wurden nun beim Wiener Verlag Herbert Reichner verlegt. Kurz nach den Februarkämpfen 1934 wurde sein Haus am Kapuzinerberg von Polizisten durchsucht, weil er verdächtigt wurde, Waffen des Republikanischen Schutzbundes zu verstecken. Zweig nahm dieses Ereignis zum Anlass, partiell nach London zu emigrieren. Die Ehe mit Friederike wurde 1938 getrennt; 1939 heiratete er seine frühere Sekretärin Charlotte Altmann.

Richard Strauss, mit dem Zweig bereits bei der "Frau ohne Schatten" (Uraufführung 1919) zusammenarbeitete, bestand darauf, dass bei der Dresdner Opernpremiere von "Die schweigsame Frau" (1935) Zweigs Name für das Libretto genannt wurde; darauf sagten alle NS-Größen die Teilnahme ab, das Werk verschwand nach drei Wiederholungen von den Spielplänen; Strauss musste von seiner Position als Präsident der Reichsmusikkammer zurücktreten.

In Großbritannien nahm Zweig die britische Staatsbürgerschaft an. Aus Furcht vor einer Internierung brach er während des Zweiten Weltkriegs Richtung USA auf, lebte er in New York; schließlich gelangte er nach Brasilien, wo er von Staatsspitzen herzlich empfangen wurde. In der Nacht vom 22. zum 23. Februar 1942, am Höhepunkt der nationalsozialistischen Macht in Europa, schien ihm jede politische Wende unmöglich; Zweig beging, unter schweren Depressionen leidend, zusammen mit seiner zweiten Gattin Selbstmord. In einem Abschiedsbrief beteuerte Zweig, dass durch die Zerstörung der "geistigen Heimat Europa" seine Kräfte "durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft" seien. Seine große, weit verbreitete Autobiographie "Die Welt von Gestern" erschien 1942 posthum.

2016 wurde zu den letzten Lebensjahren Zweigs der Film "Vor der Morgenröte" herausgebracht, in dem Zweig von Josef Hader gespielt wird.

Quellen

Literatur

  • Friderike Maria Zweig: Stefan Zweig, wie ich ihn erlebte. Berlin-Grunewald: Herbig 1948.
  • Friderike Maria Zweig: Stefan Zweig. Eine Bildbiographie. München: Kindler 1961.
  • Hedwig Jobstmann: Stefan Zweig. In: Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969. Heft 24 (1962), S. 23-26
  • Hanns Arens: Stefan Zweig im Zeugnis seiner Freunde. München: Langen/Müller 1968.
  • Donald A. Prater: Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen. Eine Biographie. München: Hanser 1981.
  • Heinz Lunzer/ Gerhard Renner (Hrsg.): Stefan Zweig 1881 – 1981. Aufsätze und Dokumente. Wien: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur 1981.
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 12.11.1981.
  • Sylvia M. Patsch [Hg.]: Österreich Schriftsteller im Exil. Texte. Wien: Brandstätter 1986, S. 307 ff.
  • Mark H. Gelber [Hg.]: Stefan Zweig - heute. New York [u.a.]: Lang 1987 (New Yorker Studien zur neueren deutschen Literaturgeschichte 7).
  • Hartmut Müller: Stefan Zweig. Mit mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1988.
  • Donald A. Prater/ Volker Michel (Hrsg.): Stefan Zweig. Leben und Werk im Bild. Frankfurt/M.: Insel 1989.
  • Randolph J. Klawiter: Stefan Zweig. An International Bibliography. Riverside: Ariadne Press 1991.
  • Ulrich Weinzierl (Hg.): Stefan Zweig. Triumph und Tragik. Aufsätze, Tagebuchnotizen, Briefe. Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch-Verlag 1992.
  • Klemens Renoldner/ Hildemar Holl/ Peter Karlhuber (Hg.): Stefan Zweig. Bilder, Texte, Dokumente. Salzburg: Residenz 1993.
  • Gert Kerschbaumer: Stefan Zweig – Der fliegende Salzburger. Salzburg: Residenz 2003.
  • Oliver Matuschek: Drei Leben. Stefan Zweig – Eine Biographie. Frankfurt/M.: S. Fischer 2006.
  • Klemens Renoldner (Hg.): Abschied von Europa. Wien: Brandstätter 2014.
  • Ulrich Weinzierl: Stefan Zweigs brennendes Geheimnis. Wien: Zsolnay 2015.

Links

Einzelnachweise

  1. Adolph Lehmanns Adressbücher