Stadtguardia: Unterschied zwischen den Versionen

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Entstanden aus der 1531 geschaffenen [[Tag- und Nachtwache|Wiener Tag- und Nachtwache]] ([[Nachtwächter]]), die, 1543 vorübergehend getrennt, 1569 zur Stadtguardia zusammengelegt wurde. Die 70 angeworbenen Landsknechte unterstanden einem Hauptmann. Sie wurde von der Stadt Wien besoldet, ab 1582 jedoch vom kaiserlichen Ärar und galt nunmehr als Fähnlein (ab 1618 kaiserliches Regiment mit Sonderstatus). 1646 wurde daneben wieder ein städtische Wachkörper, die [[Rumorwache]], geschaffen. Die Stadtguardia wurde am 1. August 1580 dem Stadthauptmann unterstellt und fortan auch für den Sicherheitsdienst in den Vorstädten herangezogen; der Personalstand wurde von (inzwischen) 150 auf 300 Mann erhöht. In die Mannschaft durften keine Wiener aufgenommen werden. Die Unterbringung fiel in die Kompetenz des Bürgermeisters. Rüstung und Wehr hatte die Mannschaft selbst beizustellen, die Unterbringung erfolgte anfangs in Bürgerhäusern oder (gegen Ausbezahlung eines Quartiergelds) in Wirtshäusern, später in eigens erbauten kleinen Häuschen auf den Basteien. Der Stadtguardia oblag der Stadtschutz im Inneren der Stadt und an den Stadttoren. Bei Tag und Nacht versahen mehrere Patrouillen den Straßendienst, deren Ausgangspunkt die Hauptwacht auf dem Petersplatz war. Ab 1619 gab es auch eine Wache auf dem Burgplatz, die zum Ehren- und Sicherheitsdienst in der kaiserlichen Burg eingesetzt war. Die beiden Hauptwachen standen unter dem Kommando von je einem Hauptmann und einem ihm beigegebenen zweiten Offizier. Unter dem Befehl von Offizieren standen auch die verhältnismäßig starken Posten auf dem Hohen Markt, dem Neuen Markt und Am Hof. Die Wachen bei den Stadttoren waren verschieden stark besetzt, wobei die Wachkontingente an den Haupttoren (Kärntner-, Rotenturm-, Schotten- und Stubentor) stärker besetzt waren. Mit der Errichtung des [[Linienwall]]s (1704) wurde der Stadtguardia auch die Besetzung der weiteren neun Tore und die Ausdehnung des Dienstbereichs auf das Glacis (das bis dahin von den Patrouillen nur unregelmäßig begangen worden war) aufgetragen. Für eine Personalaufstockung fehlte jedoch das erforderte Geld. 1716 sprach sich der Hofkriegsrat gegen eine Ausdehnung des Dienstbereichs der Stadtguardia aus, weshalb 1720 zur Überwachung des Glacis zwei Kompanien „Bayreuth-Dragoner" in die Vorstädte gelegt wurden, die jeweils die Meldungen über am Vortag Festgenommene an den Wachtmstraße-Leutnant der Stadtguardia zu übermitteln hatten. Die Stadtguardia wurde 1741 aufgelöst, als man daranging, in [[Wiender Kasernen]] zu errichten und eine [[Garnison]] einzurichten; zu diesem Zeitpunkt betrug der Personalstand 1200 Mann, die mit Musketen und Hellebarden bewaffnet und in etwa 300 Basteihäuschen untergebracht waren. Die Stadtguardia war in der Bevölkerung unbeliebt, da ihre Angehörigen dem Gewerbe Konkurrenz machten; um ihren kargen Sold aufzubessern, übten die Wachorgane oftmals nebenher ihren ursprünglichen Beruf aus, betrieben auf den Basteien aber auch Bier- und Weinschenken, die sich regen Zuspruchs erfreuten. Die Frauen der Stadtguardisten betrieben oftmals den „Türkauf" (das heißt, daß sie vor den Toren Wiens die von den Bauern zur Stadt gebrachten Lebensmittel aufkauften und sie mit Aufschlag auf den Märkten verkauften). Um den Mißständen entgegenzutreten, begründete die niederösterreichische Statthalterei 1646 die Rumor- und Stadtsicherheitswache ([[Rumorwache]]), die jene Bereiche kontrollieren sollte, die von der Stadtguardia nicht wahrgenommen wurden, im übrigen jedoch den Auftrag hatten, ihr jederzeit auszuweichen". Mit Dekret Karls VI. vom 2. November 1722 wurde die Auflösung der Stadtguardia angeordnet, jedoch erst mit Dekret Maria Theresias vom 20. November 1741 vollzogen, 1773 erfolgte auch die Auflösung der Rumorwache. 1775 wurden die aufgelösten Wachen durch eine „K. k. Militär-Polizeiwache" ersetzt ([[Polizei]]).
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Entstanden aus der 1531 geschaffenen [[Tag- und Nachtwache|Wiener Tag- und Nachtwache]] ([[Nachtwächter]]), die, 1543 vorübergehend getrennt, 1569 zur Stadtguardia zusammengelegt wurde. Die 70 angeworbenen Landsknechte unterstanden einem Hauptmann. Sie wurde von der Stadt Wien besoldet, ab 1582 jedoch vom kaiserlichen Ärar und galt nunmehr als Fähnlein (ab 1618 kaiserliches Regiment mit Sonderstatus). 1646 wurde daneben wieder ein städtische Wachkörper, die [[Rumorwache]], geschaffen. Die Stadtguardia wurde am 1. August 1580 dem Stadthauptmann unterstellt und fortan auch für den Sicherheitsdienst in den Vorstädten herangezogen; der Personalstand wurde von (inzwischen) 150 auf 300 Mann erhöht. In die Mannschaft durften keine Wiener aufgenommen werden. Die Unterbringung fiel in die Kompetenz des Bürgermeisters. Rüstung und Wehr hatte die Mannschaft selbst beizustellen, die Unterbringung erfolgte anfangs in Bürgerhäusern oder (gegen Ausbezahlung eines Quartiergelds) in Wirtshäusern, später in eigens erbauten kleinen Häuschen auf den Basteien. Der Stadtguardia oblag der Stadtschutz im Inneren der Stadt und an den Stadttoren. Bei Tag und Nacht versahen mehrere Patrouillen den Straßendienst, deren Ausgangspunkt die Hauptwacht auf dem Petersplatz war. Ab 1619 gab es auch eine Wache auf dem Burgplatz, die zum Ehren- und Sicherheitsdienst in der kaiserlichen Burg eingesetzt war. Die beiden Hauptwachen standen unter dem Kommando von je einem Hauptmann und einem ihm beigegebenen zweiten Offizier. Unter dem Befehl von Offizieren standen auch die verhältnismäßig starken Posten auf dem Hohen Markt, dem Neuen Markt und Am Hof. Die Wachen bei den Stadttoren waren verschieden stark besetzt, wobei die Wachkontingente an den Haupttoren (Kärntner-, Rotenturm-, Schotten- und Stubentor) stärker besetzt waren. Mit der Errichtung des [[Linienwall]]s (1704) wurde der Stadtguardia auch die Besetzung der weiteren neun Tore und die Ausdehnung des Dienstbereichs auf das Glacis (das bis dahin von den Patrouillen nur unregelmäßig begangen worden war) aufgetragen. Für eine Personalaufstockung fehlte jedoch das erforderte Geld. 1716 sprach sich der Hofkriegsrat gegen eine Ausdehnung des Dienstbereichs der Stadtguardia aus, weshalb 1720 zur Überwachung des Glacis zwei Kompanien „Bayreuth-Dragoner" in die Vorstädte gelegt wurden, die jeweils die Meldungen über am Vortag Festgenommene an den Wachtmstraße-Leutnant der Stadtguardia zu übermitteln hatten. Die Stadtguardia wurde 1741 aufgelöst, als man daranging, in [[Wiender Kasernen]] zu errichten und eine [[Garnison]] einzurichten; zu diesem Zeitpunkt betrug der Personalstand 1200 Mann, die mit Musketen und Hellebarden bewaffnet und in etwa 300 Basteihäuschen untergebracht waren. Die Stadtguardia war in der Bevölkerung unbeliebt, da ihre Angehörigen dem Gewerbe Konkurrenz machten; um ihren kargen Sold aufzubessern, übten die Wachorgane oftmals nebenher ihren ursprünglichen Beruf aus, betrieben auf den Basteien aber auch Bier- und Weinschenken, die sich regen Zuspruchs erfreuten. Die Frauen der Stadtguardisten betrieben oftmals den „Türkauf" (das heißt, daß sie vor den Toren Wiens die von den Bauern zur Stadt gebrachten Lebensmittel aufkauften und sie mit Aufschlag auf den Märkten verkauften). Um den Mißständen entgegenzutreten, begründete die niederösterreichische Statthalterei 1646 die Rumor- und Stadtsicherheitswache ([[Rumorwache]]), die jene Bereiche kontrollieren sollte, die von der Stadtguardia nicht wahrgenommen wurden, im übrigen jedoch den Auftrag hatten, ihr jederzeit auszuweichen". Mit Dekret Karls VI. vom 2. November 1722 wurde die Auflösung der Stadtguardia angeordnet, jedoch erst mit Dekret Maria Theresias vom 20. November 1741 vollzogen, 1773 erfolgte auch die Auflösung der Rumorwache. 1775 wurden die aufgelösten Wachen durch eine „K. k. Militär-Polizeiwache" ersetzt ([[Polizei]]). {{Organisation}}
 
==Kommandanten==
 
==Kommandanten==
 
*Johann Fernberger (1580-1584)
 
*Johann Fernberger (1580-1584)

Version vom 23. Juni 2014, 18:38 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 1531 JL
Datum bis 1741
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 23.06.2014 durch WIEN1.lanm08w13

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Entstanden aus der 1531 geschaffenen Wiener Tag- und Nachtwache (Nachtwächter), die, 1543 vorübergehend getrennt, 1569 zur Stadtguardia zusammengelegt wurde. Die 70 angeworbenen Landsknechte unterstanden einem Hauptmann. Sie wurde von der Stadt Wien besoldet, ab 1582 jedoch vom kaiserlichen Ärar und galt nunmehr als Fähnlein (ab 1618 kaiserliches Regiment mit Sonderstatus). 1646 wurde daneben wieder ein städtische Wachkörper, die Rumorwache, geschaffen. Die Stadtguardia wurde am 1. August 1580 dem Stadthauptmann unterstellt und fortan auch für den Sicherheitsdienst in den Vorstädten herangezogen; der Personalstand wurde von (inzwischen) 150 auf 300 Mann erhöht. In die Mannschaft durften keine Wiener aufgenommen werden. Die Unterbringung fiel in die Kompetenz des Bürgermeisters. Rüstung und Wehr hatte die Mannschaft selbst beizustellen, die Unterbringung erfolgte anfangs in Bürgerhäusern oder (gegen Ausbezahlung eines Quartiergelds) in Wirtshäusern, später in eigens erbauten kleinen Häuschen auf den Basteien. Der Stadtguardia oblag der Stadtschutz im Inneren der Stadt und an den Stadttoren. Bei Tag und Nacht versahen mehrere Patrouillen den Straßendienst, deren Ausgangspunkt die Hauptwacht auf dem Petersplatz war. Ab 1619 gab es auch eine Wache auf dem Burgplatz, die zum Ehren- und Sicherheitsdienst in der kaiserlichen Burg eingesetzt war. Die beiden Hauptwachen standen unter dem Kommando von je einem Hauptmann und einem ihm beigegebenen zweiten Offizier. Unter dem Befehl von Offizieren standen auch die verhältnismäßig starken Posten auf dem Hohen Markt, dem Neuen Markt und Am Hof. Die Wachen bei den Stadttoren waren verschieden stark besetzt, wobei die Wachkontingente an den Haupttoren (Kärntner-, Rotenturm-, Schotten- und Stubentor) stärker besetzt waren. Mit der Errichtung des Linienwalls (1704) wurde der Stadtguardia auch die Besetzung der weiteren neun Tore und die Ausdehnung des Dienstbereichs auf das Glacis (das bis dahin von den Patrouillen nur unregelmäßig begangen worden war) aufgetragen. Für eine Personalaufstockung fehlte jedoch das erforderte Geld. 1716 sprach sich der Hofkriegsrat gegen eine Ausdehnung des Dienstbereichs der Stadtguardia aus, weshalb 1720 zur Überwachung des Glacis zwei Kompanien „Bayreuth-Dragoner" in die Vorstädte gelegt wurden, die jeweils die Meldungen über am Vortag Festgenommene an den Wachtmstraße-Leutnant der Stadtguardia zu übermitteln hatten. Die Stadtguardia wurde 1741 aufgelöst, als man daranging, in Wiender Kasernen zu errichten und eine Garnison einzurichten; zu diesem Zeitpunkt betrug der Personalstand 1200 Mann, die mit Musketen und Hellebarden bewaffnet und in etwa 300 Basteihäuschen untergebracht waren. Die Stadtguardia war in der Bevölkerung unbeliebt, da ihre Angehörigen dem Gewerbe Konkurrenz machten; um ihren kargen Sold aufzubessern, übten die Wachorgane oftmals nebenher ihren ursprünglichen Beruf aus, betrieben auf den Basteien aber auch Bier- und Weinschenken, die sich regen Zuspruchs erfreuten. Die Frauen der Stadtguardisten betrieben oftmals den „Türkauf" (das heißt, daß sie vor den Toren Wiens die von den Bauern zur Stadt gebrachten Lebensmittel aufkauften und sie mit Aufschlag auf den Märkten verkauften). Um den Mißständen entgegenzutreten, begründete die niederösterreichische Statthalterei 1646 die Rumor- und Stadtsicherheitswache (Rumorwache), die jene Bereiche kontrollieren sollte, die von der Stadtguardia nicht wahrgenommen wurden, im übrigen jedoch den Auftrag hatten, ihr jederzeit auszuweichen". Mit Dekret Karls VI. vom 2. November 1722 wurde die Auflösung der Stadtguardia angeordnet, jedoch erst mit Dekret Maria Theresias vom 20. November 1741 vollzogen, 1773 erfolgte auch die Auflösung der Rumorwache. 1775 wurden die aufgelösten Wachen durch eine „K. k. Militär-Polizeiwache" ersetzt (Polizei).

Daten zur Organisation

Organisationsdaten

Art der Organisation
Datum von 1531 JL
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 10021
GND
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Objektbezug
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Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
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Kommandanten

Literatur

  • Alois Veltze: Die Wiener Stguardia (1531-1741). In:Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Gerold 36/37 (1902), S. 1 ff., S. 132 ff.
  • Engelbert Steinwender: Von der Stadtguardia zur Sicherheitswache. Von der Frühzeit bis 1932. Dipl.-Arb. Uni. Wien. Wien (1992)