Schwechater Brauerei: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. Juli 2022, 13:28 Uhr

Schwechater Wirt
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1632
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Vereinigte Brauereien Schwechat, St. Marx, Simmering - Dreher, Mautner, Meichl AG
Benannt nach Schwechat
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 15012
GND
WikidataID
Objektbezug Bier, Brauhäuser
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 26.07.2022 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname M902SchwechaterWirt.jpg
Bildunterschrift Schwechater Wirt

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Älteste Brauerei im Umland

Die Schwechater Brauerei ist mit dem Gründungsjahr 1632 das älteste Unternehmen im Wiener Umland und liegt in Schwechat im Dreieck zwischen der Brauhausstraße, der Mautner Markhof Straße und der Wiener Straße. Schon am Ende des 16. Jahrhunderts waren in der Gegend drei Schwechater Kleinbrauereien in Betrieb. 1632 wurde die Brauerei Klein-Schwechat errichtet, die sehr bald die bestehenden Brauereien überflügelte und sie später in sich aufnahm. Bekannteste Besitzer an der Wende des 17. Zum 18. Jahrhunderts war die Familie Zaglauer von Zahlheimb, die sie Heinrich Graf Blümegen abtreten musste. Er errichtete das heute noch bestehende Wohn- und Direktionsgebäude in der Schwechater Brauhausstraße und den maria-theresianischen Pavillon im alten Brauereigelände, der Zentrum eines kleinen Lustgartens war. Sein Sohn verkaufte die damals kleinste Schwechater Brauerei 1794 dem aus Württemberg stammenden Franz Anton Dreher, der im Bürgerspital-Brauhaus in der Leopoldstadt (Vorstadt) sehr erfolgreich gewesen war. Dreher überließ die Brauerei seinem Verwandten Konrad Dreher.

Anton Dreher der Ältere

Nach dem Tod von Franz Anton Dreher 1820 übernahm zuerst seine Witwe und dann sein Sohn Anton Dreher der Ältere 1836 als Erbe den Betrieb. Er führte in Österreich die Erzeugung des untergärigen Lager-Biers ein, das er auf Studienreisen in England und Deutschland kennengelernt hatte. Er machte die Brauerei zur größten des Kontinents. 1842 entstanden in Schwechat die ersten großen Lagerkeller. Die Kühlung erfolgte zuerst mit Eis, später wurden die erste in einer Brauerei arbeitende Dampfmaschine und unter seinem Sohn die erste Kühlmaschine von Carl von Linde aufgestellt, die heute im Technischen Museum und einem Museum in Regensburg stehen. Dreher begann mit der Expansion in die Nachbarländer und es gab ab 1865 drei Zweigbrauereien in Michelob (Böhmen), Steinbruch (Ungarn) und Triest. Der Name Dreher blieb bis heute in Oberitalien und Ungarn als Bier-Marke erhalten. Außerdem erwarb er im Raum Schwechat zahlreiche Liegenschaften, die er als Nebenbetriebe der Brauerei führte.

Anton Dreher der Jüngere

Drehers Sohn Anton Dreher der Jüngere übernahm nach dem Tod seines Vaters (1863) den Betrieb, doch stand er bis 1870 unter der Vormundschaft des von seinem Vater eingesetzten Rechtsanwalts (und ab 1868 Bürgermeisters) Dr. Cajetan Felder. Die Brauerei wurde bis 1870 von einer Interimsdirektion geführt, der neben Felder Franz Aich sen. und August Deiglmayer angehörten.[1] Anton Dreher der Jüngere heiratete die Brauerstochter Katharina Meichl von der Brauerei Simmering und erweiterte den Betrieb beträchtlich vor allem durch eine Fortsetzung der Expansion in Europa und den Export nach Übersee bis Japan und Australien. Er erwarb in Niederösterreich, Böhmen und Mähren (Saaz und Brumow) sowie in Ungarn (im Raum Budapest) einen großen Grundbesitz im Ausmaß von 57.000 Hektar. Außerdem legte er in allen österreichischen Kronländern sowie in zahlreichen europäischen Städten Bierdepots an und besaß dort auch Bierrestaurants, der er verpachtete. In Wien gab es im Palais Dreher gegenüber der Hofoper (wo sich auch die Bürgermeisterwohnung von Cajetan Felder befand), im Dreher-Hof auf der Landstraße und im Dreher-Park mit der Katharinenhalle in Schönbrunn (meist Weigls Dreher Park genannt) große Bierlokale.[2] Er war auch erfolgreich bei den meisten Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts mit seinem Bier vertreten. Die Brauerei war mit der Dreher-Bahn ein Pionier im Eisenbahnwesen und in der Elektrifizierung mit der 1906 errichteten und als Gebäude heute noch bestehenden Diesel-Zentrale.

1905 wandelte er seine Brauerei in eine Aktiengesellschaft um, bei der neben ihm auch seine drei Söhne Anton III., Theodor und Eugen Aktien besaßen. Bis zu diesem Jahr war seine Brauerei die größte des europäischen Festlandes, nur die britisch/irische Guinness Brauerei war größer. 1913 erfolgte ein Zusammenschluss seiner Aktiengesellschaft mit der Brauerei St.Marx von Victor Mautner Ritter von Markhof und der Simmeringer Brauerei von Georg II. Meichl. Die Aktien der „Vereinigte Brauereien Schwechat, St. Marx, Simmering - Dreher, Mautner, Meichl AG" befanden sich im Verhältnis 4:2:1 im Besitz der Familien Dreher, Mautner Markhof und Meichl. In der Zwischenkriegszeit wurde mit der Hütteldorfer Brauerei und der Jedleseer Brauerei, nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Nußdorfer Brauerei fusioniert.

Übernahme durch die Familie Mautner Markhof

Anton Dreher der Jüngerer starb 1921, seine beiden Söhne Anton III. und Theodor 1925 bzw. 1914. Da sein dritter Sohn Eugen die Dreher-Unternehmungen in Ungarn führte und die geerbten Aktien 1926 an ein Bankenkonsortium unter der Führung der Creditanstalt-Bankverein verkaufte, besaß dieses Konsortium bis 1935 die Aktienmehrheit. 1935 gelang es der Familie Mautner Markhof die Aktienmehrheit von den Banken zu übernehmen und sie wieder als Brauerei Schwechat weiterzuführen. Um die Finanzierung zu ermöglichen, wurde die Brauerei Zum St. Georg aufgelassen.[3] Während des Zweiten Weltkriegs erlitt die Schwechater Brauerei durch 78 Bombentreffer große Schäden. Der Wiederaufbau wurde 1956 mit dem Bau eines neuen Sudhauses abgeschlossen. In den 1950er bis 1960er Jahren erlebte die Brauerei unter Manfred I. Mautner Markhof eine weitere Blütezeit. Wieder bewies sie ihre Führungsrolle in der Brauwirtschaft durch die Einführung neuer Behältnisse (Europaflasche, Kunststoffkisten, Alufässer), durch neue Produktinnovationen und zahlreiche erfolgreiche Marketingaktionen. So sponserte sie mit dem Fußballverein Austria Wien den Spitzensport und ihr Logo, das stilisierte Bierglas („Ein Glas voll Schwung“), war jahrzehntelang auf die Spitze des Donauturms sichtbar.[4] Es gab verschiedene soziale Einrichtungen (Wohnhausanlage, Betriebsarzt, Erholungsstätten).

Übernahme durch die Brau AG

1978 wurde die Aktienmehrheit von der Brau AG übernommen, die Familie Mautner Markhof blieb ein Großaktionär des neuen Eigentümers. In den nächsten Jahren wurden zahlreiche Synergiemaßnahmen gesetzt, das alte Brauereigelände aufgegeben und eine völlig neue Brauerei im Westen des alten Geländes geschaffen, das in der Folge Wohnhausanlagen wich. Diese werden von der Brauerei aus der Gärwärme mit Heizung und Warmwasser versorgt. 2003 übernahm der Heineken-Konzern die Aktienmehrheit an der nunmehrigen Brau Union. Die Familie Mautner Markhof verkaufte ihr ihren Aktienanteil und schied aus dem Brauereigeschäft aus. 2012 wurde der 48 m hohe Kamin des Heizkraftwerkes mit 15 Kilogramm Sprengstoff gesprengt. Die moderne Brauerei hat im neuen Konzern vor allem die Rolle als einer der größten Bierdosen-Abfüller Europas übernommen, setzt aber auch Innovationen in der Klimatechnik und braut seit 2016 in Gedenken an Anton Dreher nach seinem Rezept wieder ein „Wiener Lagerbier“.

Literatur

  • Johann Ableidinger: Geschichte von Schwechat. Schwechat: Verlag der Stadtgemeinde Schwechat 1929
  • Heinrich Berg / Karl Fischer: Vom Bürgerspital zum Stadtbräu. Wiener Geschichtsblätter Beiheft 3/1992
  • 325 Jahre Brauerei Schwechat. Festschrift. Schwechat: Selbstverlag der Brauerei Schwechat 1957
  • Adolf Eszöl: Zeitgeschichtliches Archiv der Stadt Schwechat, unveröffentlichte Beiträge und zahlreiche Beiträge in den Schwechater Museumsnachrichten und in der Rundschau des Bezirks Bruck an der Leitha
  • Cajetan Felder: Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters. Wien: Forum Verlag 1964
  • Thomas Hofmann /Beppo Beyerl: Wiener Vergnügungen. Die Stadt von gestern. Wien-Graz: Styria Verlag 2019
  • Ferdinand Krepp/Wolfgang Petzelbauer: Geschichte der Brauerei Schwechat 1926-1987. Schwechat: Selbstverlag der Brauerei Schwechat 1987
  • Alfred Paleczny / Christian M. Springer / Andreas Urban: Die Geschichte der Brauerei Schwechat. Von den Bierbaronen Dreher und Mautner Markhof in die Gegenwart. Wien: Böhlau Verlag 2021
  • Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 15-84
  • Josef Promintzer: Dreihundert Jahre Brauhaus Schwechat. Vergangenheit und Gegenwart der größten Brauerei Österreichs. Wien: Eigenverlag der Vereinigten Brauereien 1932
  • Josef Promintzer (Text), Michael Engelhart (Gestaltung): Schwechater Lager. Hoppenstedt, Berlin 1941
  • Christian Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien-Köln-Weimar: Böhlau Verlag 2017, 187-218
  • Doris Reschenhofer: Die Marke „Schwechater Bier“. Diplomarbeit. Wirtschaftsuniversität Wien, Wien 2012
  • Lucia Welzl: Anton Dreher und Adolf Ignaz Mautner von Markhof. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 1987

Einzelnachweise:

  1. Cajetan Felder: Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters. Wien: Forum Verlag 1964, S. 79-96.
  2. Thomas Hofmann /Beppo Beyerl: Wiener Vergnügungen. Die Stadt von gestern. Wien-Graz: Styria Verlag 2019, S.172-179.
  3. Alfred Paleczny / Christian M. Springer / Andreas Urban: Die Geschichte der Brauerei Schwechat. Von den Bierbaronen Dreher und Mautner Markhof in die Gegenwart. Wien: Böhlau Verlag 2021, S.183-185.
  4. Alfred Paleczny / Christian M. Springer / Andreas Urban: Die Geschichte der Brauerei Schwechat. Von den Bierbaronen Dreher und Mautner Markhof in die Gegenwart. Wien: Böhlau Verlag 2021, S.214-216.