Schneckenmarkt

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Schneckenweib, Kupferstich 1775
Daten zum Objekt
Art des Objekts Markt
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 11084
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.12.2017 durch WIEN1.lanm08mic
Bildname Schneckenweib.jpg
Bildunterschrift Schneckenweib, Kupferstich 1775

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48° 12' 34.01" N, 16° 22' 12.05" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Hauptmarkt für den Schneckenhandel befand sich auf dem Peter.

Bereits im Mittelalter bereicherten Schnecken den Speiseplan der Wiener Bevölkerung. Ab dem 17. Jahrhundert wurden rund um Wien Schneckengärten zur Zucht angelegt. Der Handel mit Schnecken fand vorwiegend auf dem Petersplatz statt, wo sogenannte "Schneckenweiber" ihre Ware feilboten. Wegen des stetig steigenden Bedarfs wurde zusätzliche Ware aus Schwaben und der Schweiz importiert. 1824 sollen über vier Millionen Stück in Fässern à 10.000 Schnecken jährlich nach Wien transportiert worden sein.[1]

Weinbergschnecke. Quelle/Foto: Wikipedia/Jürgen Schoner

Die Schnecken wurden im Sommer von Kindern gesammelt und an Schneckenhändler verkauft, die die Tiere bis September mit Kohl, Gemüseabfällen und Kleie fütterten. In der kälteren Jahreszeit schlossen sich die Schnecken und konnten somit in Fässer oder Säcken verpackt werden. Der Hauptmarkt für den Schneckenhandel befand sich auf dem Petersplatz. Daneben befand sich ein Gasthaus mit dem davon inspirierten Namen "Zur Schnecke".

1753 wurde der Schneckenmarkt auf die Seilerstätte verwiesen, aber schon bald kehrten die Händler wieder auf dem Petersplatz zurück. Auch vor dem Neutor, später am Mehlmarkt sowie Am Hof wurden Schnecken verkauft.

Der Petersplatz aus dem Jahr 1732

Schnecken wurden vor allem im Winter konsumiert. Sie waren aufgrund der strengen kirchlichen Fastenregeln aber auch in der Fastenzeit eine beliebte Delikatesse, die mit Essig, Kren und Zwiebeln, manchmal auch mit Kraut oder mit Butter und Sardellen zubereitet wurde. Als Hauptabnehmer galten die Klöster, wo die Fastenzeit besonders streng eingehalten wurde, aber auch im Bürgertum waren Schnecken eine beliebte Fastenspeise. Im Laufe des 19. Jahrhunderts brach der Absatz zusammen, die letzten Schneckenhändler verschwanden um 1860 aus dem Stadtbild Wiens. Im 21. Jahrhundert macht sich wieder mehr Angebot bemerkbar.

Quellen

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 430/1763: Ansuchen des Anton Stemmer vom 21. Dezember 1763 um die Bewilligung für seine Frau einen Stand zum Verkauf von Schnecken und Häringen in Mariahilf errichten zu dürfen.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A4 - Intimationsdekrete: 12/1764: Dekret an Anton Stemmer (und an das Steueramt) bezüglich der Bewilligung eines Verkaufsstands für Schnecken und Heringe in Mariahilf (für seine Ehefrau) vom 7. Jänner 1764.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 50/1765: Ansuchen des Anton Stemmer vom 28. Jänner 1765 um die Bewilligung, neben dem bewilligten Schnecken- und Häringverkauf auch Krebsen auf seinem Standl in Mariahilf verkaufen zu dürfen.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 413/1765: Ansuchen der Elisabeth Niderhoferin vom 17. Dezember 1765 um eine Lizenzerteilung auf den Verkauf von Heringen, Schnecken und Krebsen in Sankt Ulrich.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 21/1765: Beschwerde des Anton Stemmer und der Anna Maria Hofmann vom 29. Jänner 1766 gegen unbefugte Hering-, Schnecken- und Krebsenhändler in Mariahilf.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 193/1768: Bericht vom 20. Mai 1768 über das Ansuchen der Katharina Götzingerin um die Erteilung eines Schutzdekrets auf den Schnecken-, Hering- und Krebs-Handel.

Literatur

  • Gustav Gugitz: Schneckenhandel in Alt-Wien in: wien aktuell 14/1974
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 118 (Schneckenhändler)

Einzelnachweise

  1. Gustav Gugitz, Schneckenhandel in Alt-Wien in: wien aktuell 14/1974, S. 28