Marie Boßhart-Demergel: Unterschied zwischen den Versionen

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Marie Boßhardt van Demerghel kam als ältere von zwei Töchtern des Emanuel van Demerghel, Professor an der k. k. Theresianischen Ritter-Akademie, und seiner Ehefrau Marie van Demerghel, geborene Würth, auf die Welt. Nach dem frühen Tod der Eltern, die Mutter starb 1868, wurde Marie van Demerghel im Alter von 14 Jahren zur Vollwaise. Bereits in jungen Jahren interessierte sie sich für Philosophie; vor allem die Schriften von John Stuart Mill prägten sie sehr und sollten sie ein Leben lang begleiten. Als 17-Jährige legte Marie van Demerghel die Lehrbefähigung für Volks- und Bürgerschulen ab und übernahm die Leitung der "Van Demerghel'schen Mädchen Lehr- und Erziehungsanstalt“.
 
Marie Boßhardt van Demerghel kam als ältere von zwei Töchtern des Emanuel van Demerghel, Professor an der k. k. Theresianischen Ritter-Akademie, und seiner Ehefrau Marie van Demerghel, geborene Würth, auf die Welt. Nach dem frühen Tod der Eltern, die Mutter starb 1868, wurde Marie van Demerghel im Alter von 14 Jahren zur Vollwaise. Bereits in jungen Jahren interessierte sie sich für Philosophie; vor allem die Schriften von John Stuart Mill prägten sie sehr und sollten sie ein Leben lang begleiten. Als 17-Jährige legte Marie van Demerghel die Lehrbefähigung für Volks- und Bürgerschulen ab und übernahm die Leitung der "Van Demerghel'schen Mädchen Lehr- und Erziehungsanstalt“.
  
Die "Van Demerghel'sche Mädchen Lehr- und Erziehungsanstalt“ war 1819 von einer Frau von Phillisdorf als "Institut von Phillisdorf" gegründet worden und später an Elisabeth von Phillisdorf, geborene Würth, der Schwester von Marie van Demerghel sen. übergeben worden. Von 1840 bis 1851 führten die beiden Schwestern die Anstalt gemeinsam, ehe 1851 Marie van Demerghel sen. die alleinige Leitung übernahm. Nach deren Tod stand wiederum Elisabeth (auch: Elise) von Phillisdorf der Anstalt vor, verstarb allerdings selbst wenige Jahre darauf im März 1871. Nach dem Ableben ihrer Tante übernahm die noch minderjährige Marie von Demerghel, mit Unterstützung eines Vormundes, die Leitung der Lehr- und Erziehungsanstalt, die zu diesem Zeitpunkt in ihrem Elternhaus in der [[Landstraßer Hauptstraße]] 138 untergebracht war.
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Die "Van Demerghel'sche Mädchen Lehr- und Erziehungsanstalt“ war 1819 von einer Frau von Phillisdorf als "Institut von Phillisdorf" gegründet worden und später an Elisabeth von Phillisdorf, geborene Würth, der Schwester von Marie van Demerghel sen. übergeben worden. Von 1840 bis 1851 führten die beiden Schwestern die Anstalt gemeinsam, ehe 1851 Marie van Demerghel sen. die alleinige Leitung übernahm. Nach deren Tod stand wiederum Elisabeth (auch: Elise) von Phillisdorf der Anstalt vor, verstarb allerdings selbst wenige Jahre darauf im März 1871. Nach dem Ableben ihrer Tante übernahm die noch minderjährige Marie van Demerghel, mit Unterstützung eines Vormundes, die Leitung der Lehr- und Erziehungsanstalt, die zu diesem Zeitpunkt in ihrem Elternhaus in der [[Landstraßer Hauptstraße]] 138 untergebracht war.
  
Nach der Eheschließung mit dem Volksschullehrer Ulrich Hans Boßhardt (vermutlich 1881) legte Marie Boßhardt van Demerghel die Leitung der Lehr- und Erziehungsanstalt zurück und zog mit ihrem Ehemann in die [[Hartmanngasse]] 3. Weiterhin arbeitete sie allerdings darauf hin, die Bildungschancen für Mädchen und Frauen zu verbessern. 1888 zählte Marie Boßhardt van Demerghel zu den Gründerinnen und Gründern des [[Verein für erweiterte Frauenbildung|Vereins für erweiterte Frauenbildung]], als dessen Vizepräsidentin sie wirkte. Unter maßgeblicher Mitwirkung von Marie Boßhardt van Demerghel gründete der Verein eine gymnasiale Mädchenschule zur Vorbereitung auf die Reifeprüfung und schuf damit die Voraussetzung für das wenige Jahre später durchgesetzte [[Frauenstudium]].
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Nach der Eheschließung mit dem Volksschullehrer Ulrich Hans Boßhardt (vermutlich 1881) legte Marie Boßhardt van Demerghel die Leitung der Lehr- und Erziehungsanstalt zurück und zog mit ihrem Ehemann in die [[Hartmanngasse]] 3. Weiterhin arbeitete sie allerdings gezielt daran, die Bildungschancen für Mädchen und Frauen zu verbessern. 1888 zählte Marie Boßhardt van Demerghel zu den Gründerinnen und Gründern des [[Verein für erweiterte Frauenbildung|Vereins für erweiterte Frauenbildung]], als dessen Vizepräsidentin sie wirkte. Unter maßgeblicher Mitwirkung von Marie Boßhardt van Demerghel gründete der Verein eine gymnasiale Mädchenschule zur Vorbereitung auf die Reifeprüfung und schuf damit die Voraussetzung für das wenige Jahre später durchgesetzte [[Frauenstudium]].
  
  
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*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=flb&datum=19011201&seite=1&zoom=33&query=%22Demerghel%22&ref=anno-search ANNO: Ottilie Bondy: Nachruf auf Marie Boßhardt van Demerghel, in: Frauenleben 13 (1901), Heft 12]
 
*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=flb&datum=19011201&seite=1&zoom=33&query=%22Demerghel%22&ref=anno-search ANNO: Ottilie Bondy: Nachruf auf Marie Boßhardt van Demerghel, in: Frauenleben 13 (1901), Heft 12]
 
*Jahresbericht des Vereins für erweiterte Frauenbildung in Wien. 13. Jg. 1900/1901, S. 5–7, 49 f.
 
*Jahresbericht des Vereins für erweiterte Frauenbildung in Wien. 13. Jg. 1900/1901, S. 5–7, 49 f.
*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=ddf&qid=L5R0IWQ2ZBTL3G5ZJ8VGWPEXPOEZ7A&size=45&datum=00060026_0127 ANNO: Nachruf auf Marie Bosshardt van Demerghel. In: Dokumente der Frauen 6. Jg. (1901), Nummer 16, s. 465]
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*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=ddf&qid=L5R0IWQ2ZBTL3G5ZJ8VGWPEXPOEZ7A&size=45&datum=00060026_0127 ANNO: Nachruf auf Marie Bosshardt van Demerghel. In: Dokumente der Frauen 6. Jg. (1901), Nummer 16, S. 465]
 
*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=19011114&seite=5&zoom=33&query=%22Marie%22%2B%22van%22%2B%22Demerghel%22&ref=anno-search ANNO: Bericht über die Beerdigung von Marie Boßhardt van Demerghel. In: Neue Freie Presse, 14.11.1901, S. 5 f.]
 
*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=19011114&seite=5&zoom=33&query=%22Marie%22%2B%22van%22%2B%22Demerghel%22&ref=anno-search ANNO: Bericht über die Beerdigung von Marie Boßhardt van Demerghel. In: Neue Freie Presse, 14.11.1901, S. 5 f.]
  

Version vom 29. Oktober 2019, 09:47 Uhr

Daten zur Person
Personenname Boßhardt van Demerghel, Marie
Abweichende Namensform Boßhart-Demergel, Marie; van Demerghel, Marie; Bosshardt van Demerghel, Marie
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 2389
GND 143910825
Wikidata
Geburtsdatum 27. April 1854
Geburtsort
Sterbedatum 11. November 1901
Sterbeort Wien
Beruf Pädagogin, Frauenrechtlerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 29.10.2019 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 13. November 1901
Friedhof Matzleinsdorfer Evangelischer Friedhof
Grabstelle
  • 5., Hartmanngasse 3 (Sterbeadresse)
  • 5., Hartmanngasse 3 (Wohnadresse)
  • 3., Landstraßer Hauptstraße 138 (Wohnadresse)
  • 3., Landstraßer Hauptstraße 138 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Marie Boßhardt van Demerghel, * 27. April 1854, † 11. November 1901 Wien, Pädagogin, Schulgründerin, Frauenrechtlerin, Funktionärin.

Biografie

Marie Boßhardt van Demerghel kam als ältere von zwei Töchtern des Emanuel van Demerghel, Professor an der k. k. Theresianischen Ritter-Akademie, und seiner Ehefrau Marie van Demerghel, geborene Würth, auf die Welt. Nach dem frühen Tod der Eltern, die Mutter starb 1868, wurde Marie van Demerghel im Alter von 14 Jahren zur Vollwaise. Bereits in jungen Jahren interessierte sie sich für Philosophie; vor allem die Schriften von John Stuart Mill prägten sie sehr und sollten sie ein Leben lang begleiten. Als 17-Jährige legte Marie van Demerghel die Lehrbefähigung für Volks- und Bürgerschulen ab und übernahm die Leitung der "Van Demerghel'schen Mädchen Lehr- und Erziehungsanstalt“.

Die "Van Demerghel'sche Mädchen Lehr- und Erziehungsanstalt“ war 1819 von einer Frau von Phillisdorf als "Institut von Phillisdorf" gegründet worden und später an Elisabeth von Phillisdorf, geborene Würth, der Schwester von Marie van Demerghel sen. übergeben worden. Von 1840 bis 1851 führten die beiden Schwestern die Anstalt gemeinsam, ehe 1851 Marie van Demerghel sen. die alleinige Leitung übernahm. Nach deren Tod stand wiederum Elisabeth (auch: Elise) von Phillisdorf der Anstalt vor, verstarb allerdings selbst wenige Jahre darauf im März 1871. Nach dem Ableben ihrer Tante übernahm die noch minderjährige Marie van Demerghel, mit Unterstützung eines Vormundes, die Leitung der Lehr- und Erziehungsanstalt, die zu diesem Zeitpunkt in ihrem Elternhaus in der Landstraßer Hauptstraße 138 untergebracht war.

Nach der Eheschließung mit dem Volksschullehrer Ulrich Hans Boßhardt (vermutlich 1881) legte Marie Boßhardt van Demerghel die Leitung der Lehr- und Erziehungsanstalt zurück und zog mit ihrem Ehemann in die Hartmanngasse 3. Weiterhin arbeitete sie allerdings gezielt daran, die Bildungschancen für Mädchen und Frauen zu verbessern. 1888 zählte Marie Boßhardt van Demerghel zu den Gründerinnen und Gründern des Vereins für erweiterte Frauenbildung, als dessen Vizepräsidentin sie wirkte. Unter maßgeblicher Mitwirkung von Marie Boßhardt van Demerghel gründete der Verein eine gymnasiale Mädchenschule zur Vorbereitung auf die Reifeprüfung und schuf damit die Voraussetzung für das wenige Jahre später durchgesetzte Frauenstudium.


Quellen

Literatur

  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 393
  • Margret Friedrich: "Ein Paradies ist uns verschlossen…" Zur Geschichte der schulischen Mädchenerziehung in Österreich im "langen" 19. Jahrhundert. Wien / Köln/ Weimar: Böhlau 1999
  • Frauen in Bewegung: 1848–1938: Marie Boßhardt-Demerghel [Stand: 25.10.2019]