Ludwig Boltzmann: Unterschied zwischen den Versionen

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Ludwig Boltzmann, * 20. Februar 1844 Wien 3, Rochusgasse 1, † (Selbstmord wegen schwerer Krankheit) 5. September 1906 Duino bei Triest (Döblinger Friedhof, seit 12. Dezember 1929 Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 14C, Nummer 1), Physiker, Gattin Henriette Aigentler.  
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Ludwig Boltzmann, * 20. Februar 1844 Wien, † 5. September 1906 Duino bei Triest (Selbstmord wegen schwerer Krankheit), Physiker.
  
Als erstes Kind eines Steuerbeamten geboren, zog Boltzmann mit seinen Eltern nach Salzburg und Linz, wo er das Gymnasium absolvierte. 1863 begann er sein Studium an der Universität Wien, wo er 1898 neben einigen historischen und pädagogischen Kollegien vor allem Vorlesungen der Mathematik und Physik hörte (Dr. phil. 1866) und in diesen Fächern die Lehramtsprüfung ablegte. 1867 wurde er Assistent Josef Stefans am Physikalischen Institut; zu diesem Zeitpunkt hatte er der Akademie der Wissenschaften bereits seine ersten physikalischen Abhandlungen vorgelegt. Nach der Habilitation (1868) war Boltzmann zunächst o. Prof. der mathematischen Physik in Graz (17. Juli 1869); 1873 wurde er als Prof. der Mathematik an die Universität Wien berufen, ging aber am 18. August 1876 als Prof. der Experimentalphysik und Leiter des Physikalischen Instituts wieder nach Graz und 1890 als Prof. der Theoretischen Physik nach München (Genehmigung 13. August). Boltzmann war 1894-1900 Prof. der Theoretischen Physik in Wien (Nachfolger von Stefan, † 7. Jänner 1893; Ernennung am 20. Juni 1894, Annahme des Enthebungsgesuchs am 14. Juli 1900); 1900 folgte er einem Ruf nach Leipzig, kehrte aber 1902 (allerhöchste Entschließung vom 1. Juni) nach Wien zurück, wo er bis zu seiner Emeritierung (1904) als Nachfolger von [[Ernst Mach]] auch den Lehrstuhl für Naturphilosophie innehatte.  
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==Biografie==
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Als erstes Kind eines Steuerbeamten geboren, zog Boltzmann mit seinen Eltern nach Salzburg und Linz, wo er das Gymnasium absolvierte. 1863 begann er sein Studium an der Universität Wien, wo er 1898 neben einigen historischen und pädagogischen Kollegien vor allem Vorlesungen der Mathematik und Physik hörte und in diesen Fächern die Lehramtsprüfung ablegte. Nach der Promotion zum Dr. phil. 1866 wurde er im Folgejahr Assistent [[Josef Stefan]]s am Physikalischen Institut. Zu diesem Zeitpunkt hatte er der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften]] bereits seine ersten physikalischen Abhandlungen vorgelegt.  
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Nach der Habilitation 1868 war Boltzmann zunächst Ordinarius der mathematischen Physik in Graz (ab Juli 1869). 1873 wurde er als Universitätsprofessor der Mathematik an die Universität Wien berufen, ging aber im August 1876 als Professor der Experimentalphysik und Leiter des Physikalischen Instituts wieder nach Graz zurück. Im August 1890 wechselte er als Ordinarius der Theoretischen Physik an die Universität München, um schließlich von 1894 bis 1900 als Universitätsprofessor für Theoretische Physik und Nachfolger von Josef Stefan wieder an der Universität Wien zu wirken. 1900 folgte er einem Ruf nach Leipzig, kehrte aber 1902 erneut nach Wien zurück, wo er bis zu seiner Emeritierung (1904) als Nachfolger von [[Ernst Mach]] auch den Lehrstuhl für Naturphilosophie innehatte.
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Seine epochale Leistung bestand darin, dass er den Zusammenhang zwischen Thermodynamik und Mechanik klärte und durch die Vielfältigkeit und Bedeutung seiner wissenschaftlichen Entdeckungen zu den größten Naturforschern aller Zeiten zu zählen ist. Boltzmann war ein Vorkämpfer der Maxwell'schen elektromagnetischen Lichttheorie, begründete das von Stefan gefundene Strahlungsgesetz, befasste sich besonders mit der kinetischen Gastheorie sowie der mechanischen Wärmetheorie und gilt als Pionier der Atomtheorie. Außerdem führte er die Methode der Statistik in Mathematik und Physik ein. Neben zahlreichen Auszeichnungen (Hofrat 1889, Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse) wurde er zum korrespondierendes (1874) bzw. wirklichen Mitglied (1885) der Wiener Akademie der Wissenschaften berufen, ebenso zum Mitglied der Budapester Akademie der Wissenschaften.
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An den Physiker erinnern heute das [[Boltzmanndenkmal]] und die [[Boltzmanngasse]]. Die nach ihm benannte [[Ludwig Boltzmann Gesellschaft]] ....
  
Seine epochale Leistung bestand darin, dass er den Zusammenhang zwischen Thermodynamik und Mechanik klärte und durch die Vielfältigkeit und Bedeutung seiner wissenschaftlichen Entdeckungen zu den größten Naturforschern aller Zeiten zu zählen ist. Boltzmann war ein Vorkämpfer der Maxwellschen elektromagnetischen Lichttheorie, begründete das von Stefan gefundene Strahlungsgesetz, befasste sich besonders mit der kinetischen Gastheorie und der mechanischen Wärmetheorie, gilt als Pionier der Atomtheorie. (Boltzmann führte die Statistik in Mathematik und Physik ein.) Hofrat (27. Oktober 1889), Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, korrespondierendes (1874) bzw. wirkliches Mitglied (1885) der Wiener und Mitglied der Budapester Akademie der Wissenschaften. [[Boltzmanndenkmal]], [[Boltzmanngasse]], [[Ludwig Boltzmann Gesellschaft]].
 
 
==Quellen==
 
==Quellen==
 
*[https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Stueck++9e613577-c6d2-4f4a-a632-5b57fe04f59dVERA#Stueck__9e613577-c6d2-4f4a-a632-5b57fe04f59dVERA Meldezettel von Ludwig Boltzmann (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)]
 
*[https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Stueck++9e613577-c6d2-4f4a-a632-5b57fe04f59dVERA#Stueck__9e613577-c6d2-4f4a-a632-5b57fe04f59dVERA Meldezettel von Ludwig Boltzmann (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)]
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* Reichspost, 8.09.1906, 12.09.1906
 
* Reichspost, 8.09.1906, 12.09.1906
 
* Neue Freie Presse. Abendblatt, 07.09.1906
 
* Neue Freie Presse. Abendblatt, 07.09.1906
* Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken. 1981
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==Links==

Version vom 24. Mai 2018, 17:19 Uhr

Ludwig Boltzmann
Daten zur Person
Personenname Boltzmann, Ludwig
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil., Univ.-Prof., Hofrat
Geschlecht männlich
PageID 1775
GND 118513109
Wikidata
Geburtsdatum 20. Februar 1844
Geburtsort Wien
Sterbedatum 5. September 1906
Sterbeort Duino bei Triest
Beruf Physiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 24.05.2018 durch WIEN1.lanm09mer
Begräbnisdatum 8. September 1906
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14C, Nummer 1
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
Bildname Ludwigboltzmann.jpg
Bildunterschrift Ludwig Boltzmann
  • 3., Rochusgasse 1 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse

  • Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Graz (1878 bis 1879)
  • Rektor der Universität Graz (1887 bis 1888)

Ludwig Boltzmann, * 20. Februar 1844 Wien, † 5. September 1906 Duino bei Triest (Selbstmord wegen schwerer Krankheit), Physiker.

Biografie

Als erstes Kind eines Steuerbeamten geboren, zog Boltzmann mit seinen Eltern nach Salzburg und Linz, wo er das Gymnasium absolvierte. 1863 begann er sein Studium an der Universität Wien, wo er 1898 neben einigen historischen und pädagogischen Kollegien vor allem Vorlesungen der Mathematik und Physik hörte und in diesen Fächern die Lehramtsprüfung ablegte. Nach der Promotion zum Dr. phil. 1866 wurde er im Folgejahr Assistent Josef Stefans am Physikalischen Institut. Zu diesem Zeitpunkt hatte er der Akademie der Wissenschaften bereits seine ersten physikalischen Abhandlungen vorgelegt.

Nach der Habilitation 1868 war Boltzmann zunächst Ordinarius der mathematischen Physik in Graz (ab Juli 1869). 1873 wurde er als Universitätsprofessor der Mathematik an die Universität Wien berufen, ging aber im August 1876 als Professor der Experimentalphysik und Leiter des Physikalischen Instituts wieder nach Graz zurück. Im August 1890 wechselte er als Ordinarius der Theoretischen Physik an die Universität München, um schließlich von 1894 bis 1900 als Universitätsprofessor für Theoretische Physik und Nachfolger von Josef Stefan wieder an der Universität Wien zu wirken. 1900 folgte er einem Ruf nach Leipzig, kehrte aber 1902 erneut nach Wien zurück, wo er bis zu seiner Emeritierung (1904) als Nachfolger von Ernst Mach auch den Lehrstuhl für Naturphilosophie innehatte.

Seine epochale Leistung bestand darin, dass er den Zusammenhang zwischen Thermodynamik und Mechanik klärte und durch die Vielfältigkeit und Bedeutung seiner wissenschaftlichen Entdeckungen zu den größten Naturforschern aller Zeiten zu zählen ist. Boltzmann war ein Vorkämpfer der Maxwell'schen elektromagnetischen Lichttheorie, begründete das von Stefan gefundene Strahlungsgesetz, befasste sich besonders mit der kinetischen Gastheorie sowie der mechanischen Wärmetheorie und gilt als Pionier der Atomtheorie. Außerdem führte er die Methode der Statistik in Mathematik und Physik ein. Neben zahlreichen Auszeichnungen (Hofrat 1889, Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse) wurde er zum korrespondierendes (1874) bzw. wirklichen Mitglied (1885) der Wiener Akademie der Wissenschaften berufen, ebenso zum Mitglied der Budapester Akademie der Wissenschaften.

An den Physiker erinnern heute das Boltzmanndenkmal und die Boltzmanngasse. Die nach ihm benannte Ludwig Boltzmann Gesellschaft ....

Quellen

Literatur

  • Josef Mayerhöfer: Lexikon der Geschichte der Naturwissenschaften. Biographien, Sachwörter und Bibliographien. Band 1 (Aachen - Dodel, Arnold). Wien: Hollinek 1959
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 2. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1925
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 1 (A - Glä). Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1957
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 2. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 387 ff.
  • Walter Höflechner: Ludwig Boltzmann. Sein akademischer Werdegang in Österreich. Dargestellt nach archivalischen Materialien, in: Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften 2 (1982), S. 43 ff.
  • Engelbert Broda: Ludwig Boltzmann. Mensch, Physiker, Philosoph. Wien: Deuticke 1955
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 57 (1907), S. 307
  • Österreichische Naturforscher und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien : Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1951, S. 59 ff.
  • Große Naturwissenschaftler. Biographisches Lexikon. Hg. von Fritz Krafft und Adolf Meyer. Frankfurt [u.a.]: S. Fischer 1970 (Fischer Bücherei, 6010), S. 58 f.
  • Jürgen Kaizik: Versuch einer Begegnung Mach gegen Boltzmann. Wien: Deuticke 1986
  • Helmut Kretscher: Landstraße. Geschichte des 3. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Heimatkunde, 3), S. 175 f.
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Die Währinger Straße. Ein Spaziergang von der Votivkirche zur Volksoper. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Heimatmuseums Alsergrund 1968 (Beiträge zur Heimatkunde des IX. Wiener Gemeindebezirks, 3), S. 58
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 44
  • Wiener Zeitung, 07.09.1906
  • Reichspost, 8.09.1906, 12.09.1906
  • Neue Freie Presse. Abendblatt, 07.09.1906

Links