Limonadezelt: Unterschied zwischen den Versionen

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Limonadezelt (Limonadehütte, auch Sommerkaffeehäuser oder Gifthütten, heute Schanigarten genannt; 1, Innere Stadt).  
 
Limonadezelt (Limonadehütte, auch Sommerkaffeehäuser oder Gifthütten, heute Schanigarten genannt; 1, Innere Stadt).  
  
Als Limonadezelt, heute Schanigarten wird der während der warmen Jahreszeit (mit behördlicher Genehmigung) auf den Gehsteig oder die Straße gestellte Teil einer Wirts- oder Kaffeehauseinrichtung, die meist durch schmale Grünpflanzencontainer gegenüber den Passantinnen und Passanten abgeschirmt und zuweilen durch Plachen oder Zelte gegen Regen geschützt wird.
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Als Limonadezelt, Vorläufer des heutigen Schanigartens, wird der während der warmen Jahreszeit mit behördlicher Genehmigung auf den Gehsteig oder die Straße gestellte Teil einer Wirts- oder Kaffeehauseinrichtung genannt. Schanigärten wurden meist durch schmale Grünpflanzencontainer gegenüber den Passantinnen und Passanten abgeschirmt und zuweilen durch Plachen oder Zelte gegen Regen geschützt.
  
Erfinder war [[Johann Jakob Taroni]] der 1754 die Bewilligung erhielt, vor seinem [[Café Taroni|Kaffeehaus]] ([[Konskriptionsnummer (CNr.)|Konskriptionsnummer]] 114; 1, [[Graben 14-15]]) ein Zelt mit "Erfrischungswasser" aufzustellen. Er war damit der Begründer der sogenannten Sommerkaffeehäuser (auch Gifthütten genannt), die sich bis in die Gegenwart erhalten haben. Eine Verbindung zwischen Taronis Vornamen und dem Begriff des "[[Schanigarten|Schanigartens]]" könnte zur Diskussion stehen: [[Peter Wehle]] erinnert an das alte Lied "Schani, trag' den Garten [das heißt die Grünpflanzen] 'raus", [[Gottfried Heindl]] meint in analoger Weise, dass die Aufforderung an den (häufig Schani gerufenen) Piccolo, "Schani, trag den Garten aussi", für die Bezeichnung maßgebend gewesen wäre. Vermultich ist Taronis Vorname Johann (Jean bzw. Gianni - Schani) die eigentliche Erklärung. ''Siehe auch:'' [[Café Taroni]].
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[[Datei:Limonadenzelt.jpg|390px|thumb|right|Ansuchen um Erlaubnis zur Aufstellung eines Limonadezeltes (1780)]]  
  
Viele Kaffeesieder suchten in Folge um die Bewilligung eines "Limonadezeltes" an, die [[Kaffeehaus|Kaffeehäuser]] und Limonadenzelte (vorwiegend auf dem Platz am [[Graben]] selbst) waren berühmt. Beliebt waren v.a. Erfrischungsgetränke und  "[[Gefrorenesmann|Gefrorenes]]" (Eis), das hier erstmals in Wien verzehrt wurde. Hauptsächlich Frucht- und Schokoladeeis (die ersten Sorten waren Himbeer-, Vanille-, Zitronen- und Schokoladeeis) konnten zu einem relativ hohen Preis von 12-30 [[Kreuzer]] pro Becher konsumiert werden. Der Kaffeesieder [[Johann Evangelist Milani|Milani]] servierte bereits 1790 in seinem Limonadezelt am [[Kohlmarkt]] 6 ([[Café Milani]]) Wiener Eiskaffee (gesüßter schwarzer Kaffee mit Vanilieeis und Schlagobershaube).
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==Erste belegte Bewilligung==
  
Die Limonadezelte waren auch bei äußerst Frauen beliebt, da Kaffeehäuser eher denn Männern vorbehalten waren.
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Erstmals belegt ist das Limonadezelt von [[Johann Jakob Taroni]], der 1754 die Bewilligung erhielt, vor seinem [[Café Taroni|Kaffeehaus]] ([[Konskriptionsnummer (CNr.)|Konskriptionsnummer]] 114; 1, [[Graben 14-15]]) ein Zelt mit "Erfrischungswasser" aufzustellen. Er war damit der Begründer der sogenannten Sommerkaffeehäuser (auch Gifthütten genannt), die sich bis in die Gegenwart erhalten haben. Eine Verbindung zwischen Taronis Vornamen Johann (Jean bzw. Gianni - Schani) und dem Begriff des "[[Schanigarten|Schanigartens]]" ist wahrscheinlich. [[Peter Wehle]] erinnert an das alte Lied "Schani, trag' den Garten [das heißt die Grünpflanzen] 'raus", [[Gottfried Heindl]] meint analog dazu, dass die Aufforderung an den (häufig Schani gerufenen) Piccolo, "Schani, trag den Garten aussi", für die Bezeichnung maßgebend gewesen wäre.
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Viele Kaffeesieder suchten in weiterer Folge um die Bewilligung eines "Limonadezeltes" an, die [[Kaffeehaus|Kaffeehäuser]] und Limonadenzelte (vorwiegend auf dem Platz am [[Graben]] selbst) waren berühmt. Auch das Limonadezelt beim [[Cortisches_Kaffeehaus|Cortischen Kaffeehaus]] im heutigen Volksgarten war ein Publikumsmagnet.
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Beliebt waren vor allem Erfrischungsgetränke und  "[[Gefrorenesmann|Gefrorenes]]" (Eis), das hier erstmals in Wien verzehrt wurde. Hauptsächlich Frucht- und Schokoladeeis (die ersten Sorten waren Himbeer-, Vanille-, Zitronen- und Schokoladeeis) konnten zu einem relativ hohen Preis von 12-30 [[Kreuzer]] pro Becher konsumiert werden. Der Kaffeesieder [[Johann Evangelist Milani|Milani]] servierte bereits 1790 in seinem Limonadezelt am [[Kohlmarkt]] 6 ([[Café Milani]]) Wiener Eiskaffee (gesüßter schwarzer Kaffee mit Vanilleeis und Schlagobershaube).
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Die Limonadezelte waren auch bei Frauen sehr beliebt, da Kaffeehäuser eher den Männern vorbehalten waren.
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== Weblinks ==
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*[http://www.wien.gv.at/vadb/internet/AdvPrSrv.asp?Layout=Lokale&Type=S&SG=X&SID=133 Schanigärten in Wien]

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 13:03 Uhr

Volksgarten, Kaffeehaus, um 1903
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname HMW 028277 00001.jpg
Bildunterschrift Volksgarten, Kaffeehaus, um 1903

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Limonadezelt (Limonadehütte, auch Sommerkaffeehäuser oder Gifthütten, heute Schanigarten genannt; 1, Innere Stadt).

Als Limonadezelt, Vorläufer des heutigen Schanigartens, wird der während der warmen Jahreszeit mit behördlicher Genehmigung auf den Gehsteig oder die Straße gestellte Teil einer Wirts- oder Kaffeehauseinrichtung genannt. Schanigärten wurden meist durch schmale Grünpflanzencontainer gegenüber den Passantinnen und Passanten abgeschirmt und zuweilen durch Plachen oder Zelte gegen Regen geschützt.

Ansuchen um Erlaubnis zur Aufstellung eines Limonadezeltes (1780)

Erste belegte Bewilligung

Erstmals belegt ist das Limonadezelt von Johann Jakob Taroni, der 1754 die Bewilligung erhielt, vor seinem Kaffeehaus (Konskriptionsnummer 114; 1, Graben 14-15) ein Zelt mit "Erfrischungswasser" aufzustellen. Er war damit der Begründer der sogenannten Sommerkaffeehäuser (auch Gifthütten genannt), die sich bis in die Gegenwart erhalten haben. Eine Verbindung zwischen Taronis Vornamen Johann (Jean bzw. Gianni - Schani) und dem Begriff des "Schanigartens" ist wahrscheinlich. Peter Wehle erinnert an das alte Lied "Schani, trag' den Garten [das heißt die Grünpflanzen] 'raus", Gottfried Heindl meint analog dazu, dass die Aufforderung an den (häufig Schani gerufenen) Piccolo, "Schani, trag den Garten aussi", für die Bezeichnung maßgebend gewesen wäre.

Viele Kaffeesieder suchten in weiterer Folge um die Bewilligung eines "Limonadezeltes" an, die Kaffeehäuser und Limonadenzelte (vorwiegend auf dem Platz am Graben selbst) waren berühmt. Auch das Limonadezelt beim Cortischen Kaffeehaus im heutigen Volksgarten war ein Publikumsmagnet.

Eis und Limonade

Beliebt waren vor allem Erfrischungsgetränke und "Gefrorenes" (Eis), das hier erstmals in Wien verzehrt wurde. Hauptsächlich Frucht- und Schokoladeeis (die ersten Sorten waren Himbeer-, Vanille-, Zitronen- und Schokoladeeis) konnten zu einem relativ hohen Preis von 12-30 Kreuzer pro Becher konsumiert werden. Der Kaffeesieder Milani servierte bereits 1790 in seinem Limonadezelt am Kohlmarkt 6 (Café Milani) Wiener Eiskaffee (gesüßter schwarzer Kaffee mit Vanilleeis und Schlagobershaube).

Die Limonadezelte waren auch bei Frauen sehr beliebt, da Kaffeehäuser eher den Männern vorbehalten waren.


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