Café Milani

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Billardspieler im Löwschen Kaffeehaus auf der Landstraße/Ecke Beatrixgasse, Innenansicht 1842
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kaffeehaus
Datum von 1771
Datum bis 1808
Benannt nach Johann Evangelist Milani
Prominente Personen
PageID 14897
GND
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Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 3.03.2023 durch WIEN1.lanm08uns
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Bildunterschrift Billardspieler im Löwschen Kaffeehaus auf der Landstraße/Ecke Beatrixgasse, Innenansicht 1842
  • 1., Kohlmarkt 6

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48° 12' 32.91" N, 16° 22' 4.36" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Café Milani (1., Kohlmarkt 6, identisch mit Wallnerstraße 2).

In der josephinischen Zeit wandelten sich die Kaffeehäuser zunehmend zu prunkvoll eingerichteten, öffentlich zugänglichen Salons mit elegant gekleideten Kellnern und einer äußerlich, wie innerlich prächtig gestalteten Aufmachung. Das Café Milani war eines der ersten Kaffeehäuser aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert mit einer derartig prächtigen Ausstattung. Dem Italiener Johann Evangelist Milani wurde es nach zahlreichen Bittgesuchen seinerseits im Jahr 1771 erlaubt, ein Kaffeehaus zu eröffnen, welches er am Kohlmarkt, Ecke Wallnerstraße ebenerdig in einem ehemaligen Stall einrichtete. 1773 erhielt er die Erlaubnis, sich den bürgerlichen Kaffeesiedern und Wasserbrennern anzuschließen.

Das Café Milani wurde schnell beliebt und genoss einen guten Ruf sowohl bei den Wienern als auch bei Reisenden. Im Kaffeehaus waren unter anderem drei Billardtische untergebracht und auch andere Spiele, wie Schach, Dame oder Kartenspiele wurden betrieben. Aus Reiseberichten der Zeit geht hervor, dass das Café mitunter als Spielhaus bezeichnet wurde. Das Café Milani war des Weiteren auch Treffpunkt für politische Denker, Schriftsteller, Zeitungsleser und Italiener. Wieder andere Berichte beschreiben das Klientel im Kaffeehaus als nicht sehr vornehm, sondern viel eher laut und chaotisch. Das Café sei den ganzen Tag überaus gut besucht gewesen. Im Eingangsbereich war das Café mit dreißig Spiegeln ausgestattet, um eine prunkvolle Einrichtung zu erzielen und das Foyer an die Spiegelkabinette von Adelssitzen anzugleichen.

Limonadezelt auf der Burgbastei

1789 erhielt Johann Evangelist Milani das Privileg, auf der Burgbastei ein Limonadezelt für die Sommermonate aufzuschlagen. Die napoleonischen Kriege aber führten zu der Sprengung der Bastionsmauern und damit zur Demolierung der ganzen Burgbastei, wodurch das unter dem Namen Ochsenmühle bekannte Limonadenzelt 1810 weichen musste. Der Name Ochsenmühle rührt übrigens daher, dass die Gäste ob des beschränkten Raums auf der Bastei immer rund um das Zelt herumgehen mussten, sodass der einförmige Gang der Spaziergänger dem einer Mühle glich. Vor dem Zelt war eine runde Orchesterbühne positioniert. Teilweise wird sogar von drei Zelten berichtet, vor denen hunderte Stühle und Tische standen, an denen Personen jeden Standes saßen.

Unterhaltungen im Kaffeehaus (1826)

Konkurs und Neuübernahme

Trotz der zahlreichen Gäste ging es mit dem Kaffeehaus in den 1790er Jahren bergab. Milani hatte hohe Kosten für Miete, Einrichtung und Personal zu tragen. Um 1793 wird über das Kaffeehaus berichtet, dass es nun vor allem von Bettlern oder Dienstboten besucht wurde. 1795 soll Milani Konkurs angemeldet haben und gleichzeitig spurlos verschwunden sein. Die hohe Summe an Schulden hinterließ er seinen Gläubigern. 1797 gingen das Café und die Ochsenmühle an seine Frau über. Im Jahr 1808 nahm sich der Italiener Peter Corti der Familie Milani an und übernahm das mittlerweile sehr heruntergekommene Lokal. Als Peter Corti das Café übernahm, ersetzte er den Namen durch seinen eigenen und führte das Lokal fortan als Café Corti.

Unter der Bedingung, dass er Milanis Kaffeehaus betreiben dürfe, unterstützte er den verarmten Milani mit einem Darlehen von 1000 Gulden. Nach dessen Tod war Corti ab September 1808 im Besitz des Lokals. Für seine Bedürfnisse stellte sich das Café aber als zu ungeeignet heraus, weshalb er sich davon entfernte und dessen Leitung aufgab. 1829 kauften Josef Georg und Anna Daum das Kaffeehaus, ließen es vergrößern und eröffneten es unter dem Namen Kaffeehaus Daum neu.

Quellen

Literatur

  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 56-59 und 143
  • Das Wiener Kaffeehaus. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit (Katalog zur 66. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien), Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1980, S. 31