Lainzer Tiergarten: Unterschied zwischen den Versionen

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Durch Gesetz vom 20. Februar 1919 wurde das frühere Hofärar (damit auch der Lainer Tiergarten) zum Staatsvermögen erklärt, am 18. Dezember 1919 ging der Lainzer Tiergarten ins Eigentum des Kriegsgeschädigtenfonds über. Durch Anlage der Siedlung „[[Friedensstadt]]" wurden 1930-1934 Grundstücke aus dem Lainzer Tiergarten ausgeschieden, die Mauer in diesem Bereich zurückgenommen. Nach Auflösung des Kriegsgeschädigtenfonds (1937) kam der Lainzer Tiergarten an den Bundesschatz, der ihn am 19. Jänner 1938 der Stadt Wien übergab. Am 6. August 1941 erfolgte die Erklärung zum Naturschutzgebiet. 1945-1955 wurde der Forst- und Wildbestand durch die Besatzung stark dezimiert. Die Trassierung der Westautobahn (1955) machte die Ausscheidung von Gründen im Norden des Lainzer Tiergartens erforderlich (als Ersatz wurde 1960 Grundbesitz bei Laab im Walde angekauft und die Mauer dort nach Süden erweitert). Der Lainzer Tiergarten hat (1996) eine Gesamtfläche von circa 2.500 ha.
 
Durch Gesetz vom 20. Februar 1919 wurde das frühere Hofärar (damit auch der Lainer Tiergarten) zum Staatsvermögen erklärt, am 18. Dezember 1919 ging der Lainzer Tiergarten ins Eigentum des Kriegsgeschädigtenfonds über. Durch Anlage der Siedlung „[[Friedensstadt]]" wurden 1930-1934 Grundstücke aus dem Lainzer Tiergarten ausgeschieden, die Mauer in diesem Bereich zurückgenommen. Nach Auflösung des Kriegsgeschädigtenfonds (1937) kam der Lainzer Tiergarten an den Bundesschatz, der ihn am 19. Jänner 1938 der Stadt Wien übergab. Am 6. August 1941 erfolgte die Erklärung zum Naturschutzgebiet. 1945-1955 wurde der Forst- und Wildbestand durch die Besatzung stark dezimiert. Die Trassierung der Westautobahn (1955) machte die Ausscheidung von Gründen im Norden des Lainzer Tiergartens erforderlich (als Ersatz wurde 1960 Grundbesitz bei Laab im Walde angekauft und die Mauer dort nach Süden erweitert). Der Lainzer Tiergarten hat (1996) eine Gesamtfläche von circa 2.500 ha.
 
==Tore==
 
==Tore==
Pulver- stampftor (bei der Auhofbrücke), Nikolaitor (Nikolausgasse bei der Bräuhausbrücke), Adolfstor (Ende der Adolfstorg.), St. Veiter Tor (Ende des Hanschwegs), Lainzer Tor (Ende der Hermesstraße), Gütenbachtor, Laaber Tor (seit 1960; anstelle des älteren Dianators). ==Archäologie==
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Pulver- stampftor (bei der Auhofbrücke), Nikolaitor (Nikolausgasse bei der Bräuhausbrücke), Adolfstor (Ende der Adolfstorg.), St. Veiter Tor (Ende des Hanschwegs), Lainzer Tor (Ende der Hermesstraße), Gütenbachtor, Laaber Tor (seit 1960; anstelle des älteren Dianators).
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==Archäologie==
 
Zwischen Laaber und Altem Dianator, bei der Quelle, die heute die Ortsgemeinde Laab im Walde versorgt, wurden reiche Funde von Kelten, Römern und Awaren zutage gefördert. Grabungen 1989-1993 haben Reste eines stark von der Landwirtschaft und der Erosion zerstörten römischen Siedlungsplatzes ergeben; es handelt sich dabei um einen der ganz wenigen Fundplätze, an denen der Übergang von der Keltenzeit in die römische Kaiserzeit archäologisch zu verfolgen ist. Wahrscheinlich wurden die Siedler von der reich fließenden Quelle angezogen, an der durch Funde von Jagdwaffen ein Rastplatz spätmittelalterlicher Jäger zu erschließen ist und an der (vielleicht schon im Mittelalter) ein Bauernhof errichtet wurde. (Ortolf Harl) [[Auhof]], [[Hermesvilla]].
 
Zwischen Laaber und Altem Dianator, bei der Quelle, die heute die Ortsgemeinde Laab im Walde versorgt, wurden reiche Funde von Kelten, Römern und Awaren zutage gefördert. Grabungen 1989-1993 haben Reste eines stark von der Landwirtschaft und der Erosion zerstörten römischen Siedlungsplatzes ergeben; es handelt sich dabei um einen der ganz wenigen Fundplätze, an denen der Übergang von der Keltenzeit in die römische Kaiserzeit archäologisch zu verfolgen ist. Wahrscheinlich wurden die Siedler von der reich fließenden Quelle angezogen, an der durch Funde von Jagdwaffen ein Rastplatz spätmittelalterlicher Jäger zu erschließen ist und an der (vielleicht schon im Mittelalter) ein Bauernhof errichtet wurde. (Ortolf Harl) [[Auhof]], [[Hermesvilla]].
 
==Literatur==
 
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Version vom 22. September 2013, 13:56 Uhr

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Lainzer Tiergarten (13). An die Besitzer der Wälder und Wiesen in diesem Gebiet (das geographisch zum Wienerwald gehört) vom Spätmittelalter bis ins 18. Jahrhundert erinnern noch heute Flurbezeichnungen: Johannserwald (Johanniter), Deutschordenswald, Schottenwiese, Jakoberwald (Kloster St. Jakob auf der Hiilben), Laurenzerwald (Kloster St. Laurenz), Dorotheerwiese und -wald (Kloster St. Dorothea), Inzersdorfer, Leopoldsdorfer und Perchtoldsdorfer Wald (Besitz dieser Gemeinden.). Die Jagd war (ohne Rücksicht auf die Grundbesitzverhältnisse) den österreichischen Landesfürsten vorbehalten; Umzäunungen in einzelnen Regionen sollten ein Abwandern des Jagdwilds verhindern (so um 1500 der Wolfsgarten nahe dem Auhof und ein Tiergarten bei Laab in Wien, beide vom Forstmstraße Ulrich Ochs angelegt). Den Kern des landesfürstlichen Grundbesitzes bildete der 1560 erworbene Auhof, zu dem auch Forste und Wiesen gehörten. Durch Tausch und Kauf erwarben die Habsburger nach und nach weitere Gründe. Die kaiserlichen Gründe wurden 1755 von Privat- in Staatsbesitz umgewandelt (Verwähnt durch das Wienerwaldforstamt, ab 1849 das Ministerium für Landeskultur und ab 1855 das k.k. Hofärar). Eine durchgehende Holzumzäunung zur Hege des Schwarzwilds (Wildschweine), bereits 1770 geplant, wurde von Maria Theresia mit Patent vom 4. April 1772 angeordnet. Westlich angrenzende Gründe wurden 1779 von Joseph II. erworben; auf seinen Befehl wurde (nach Ausschreibung 1781) die Errichtung der (überwähnt bestehenden) Tiergartenmauer (1782-1787; Gesamtkosten 32.500 Gulden) dem Maurer Philipp Schlucker übertragen. Im Zuge der Klosteraufhebungen kamen weitere Grundstücke innerhalb der Mauer in kaiserlichen Besitz; 1790 wurde Grund durch die Pfarre Ober-St.-Veit abgetreten. 1809 wurde die Mauer beschädigt und der Wildbestand durch die französische Besatzung dezimiert. 1833 beziehungsweise 1838 kam es zu einem Grundtausch mit dem Schottenstift und einigen Herrschaften (Vösendorf, Erlaa, Inzersdorf, Mauer); von den Grenzsteinen der einzelnen Besitzkomplexe waren 1986 noch 1989 erhalten. Von den vielen Jagden, die der Hof im Lainzer Tiergaren veranstaltete, war jene vom 5. Oktober 1814 (an welcher alle Souveräne, die am Wiener Kongreß weilten, teilnahmen) am aufwendigsten; die letzte Hofjagd auf Schwarzwild fand am 9. Dezember 1908 statt.

Anlagen und Bauten vor 1918

künstliche Teich auf der Hohenauwiese (um 1740), Rohrwiesenhaus (1774), Jägerhaus im Hirschgstemm (1782), Hermesvilla (1882-1886).

Republik

Durch Gesetz vom 20. Februar 1919 wurde das frühere Hofärar (damit auch der Lainer Tiergarten) zum Staatsvermögen erklärt, am 18. Dezember 1919 ging der Lainzer Tiergarten ins Eigentum des Kriegsgeschädigtenfonds über. Durch Anlage der Siedlung „Friedensstadt" wurden 1930-1934 Grundstücke aus dem Lainzer Tiergarten ausgeschieden, die Mauer in diesem Bereich zurückgenommen. Nach Auflösung des Kriegsgeschädigtenfonds (1937) kam der Lainzer Tiergarten an den Bundesschatz, der ihn am 19. Jänner 1938 der Stadt Wien übergab. Am 6. August 1941 erfolgte die Erklärung zum Naturschutzgebiet. 1945-1955 wurde der Forst- und Wildbestand durch die Besatzung stark dezimiert. Die Trassierung der Westautobahn (1955) machte die Ausscheidung von Gründen im Norden des Lainzer Tiergartens erforderlich (als Ersatz wurde 1960 Grundbesitz bei Laab im Walde angekauft und die Mauer dort nach Süden erweitert). Der Lainzer Tiergarten hat (1996) eine Gesamtfläche von circa 2.500 ha.

Tore

Pulver- stampftor (bei der Auhofbrücke), Nikolaitor (Nikolausgasse bei der Bräuhausbrücke), Adolfstor (Ende der Adolfstorg.), St. Veiter Tor (Ende des Hanschwegs), Lainzer Tor (Ende der Hermesstraße), Gütenbachtor, Laaber Tor (seit 1960; anstelle des älteren Dianators).

Archäologie

Zwischen Laaber und Altem Dianator, bei der Quelle, die heute die Ortsgemeinde Laab im Walde versorgt, wurden reiche Funde von Kelten, Römern und Awaren zutage gefördert. Grabungen 1989-1993 haben Reste eines stark von der Landwirtschaft und der Erosion zerstörten römischen Siedlungsplatzes ergeben; es handelt sich dabei um einen der ganz wenigen Fundplätze, an denen der Übergang von der Keltenzeit in die römische Kaiserzeit archäologisch zu verfolgen ist. Wahrscheinlich wurden die Siedler von der reich fließenden Quelle angezogen, an der durch Funde von Jagdwaffen ein Rastplatz spätmittelalterlicher Jäger zu erschließen ist und an der (vielleicht schon im Mittelalter) ein Bauernhof errichtet wurde. (Ortolf Harl) Auhof, Hermesvilla.

Literatur

  • Thomas und Gabriele Gergely, Hermann Prossinagg: Vom Saugarten des Kaisers zum Tiergarten der Wiener. 1993
  • Rudolf Amon, Friedrich Trauth: Der Lainzer Tiergarten einst und jetzt. 1923
  • Der Lainzer Tiergarten und seine Umgebung. 1929
  • Wilhelm Beetz: Die „Hermesvilla" in Lainz. Mit einer kurzen Geschichte des Tiergartens. 1921
  • Alfred Auer [Hg.]: Wien und seine Gärten. 1974, S. 48 ff.
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 93 ff.
  • Naturgeschichte Wiens. 1970 ff.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958
  • Robert Messner: Die Josefstadt im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der westlichen Vorstädte (nördliche Hälfte) und westlichen Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1973 (Topographie von Alt-Wien, 3), S. 43 f.
  • Walter Krauss: Zur Entwicklung des Siedlungswesens im Vorfeld des Lainzer Tiergartens in Wien. Dipl.- Arb. Technische Univ. Wien. Wien 1992
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 98