Krapfen: Unterschied zwischen den Versionen

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|Bildunterschrift=Krapfen. In: Katharina Prato: Die süddeutsche Küche (1907)
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Krapfen bestehen überwiegend aus in Fett gebackenem Germteig. Das Wort hieß althochdeutsch chrapho, mittelhochdeutsch kräpfe (mit der Bedeutung Haken, gebogene Klaue oder Kralle). Besonders bekannt und beliebt sind die Wiener Faschingskrapfen, die ursprünglich nur im [[Fasching]] gebacken wurden. Sie werden aus feinem, flaumig aufgehendem Germteig ausgebacken und traditionellerweise mit Marillenmarmelade gefüllt. Auch andere Füllungen sind möglich, etwa mit Vanillecreme, diese müssen jedoch extra angegeben werden.  
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|Bildunterschrift=Annoncen für Krapfen aus der Wiener Zeitung, 09.01.1802
  
Daneben finden sich vor allem in der bäuerlichen Küche unterschiedliche Gebäckformen, länglich, gekrümmt, süß oder ungesüßt, auch mit Fleisch, Kraut, Spinat, Fisch, Obst oder Nüssen gefüllt, warm oder kalt serviert, die ebenfalls als Krapfen bezeichnet werden. Gemeinsam ist ihnen, dass sie in heißem Fett ausgebacken werden. Dagegen sind die Schokoladekrapfen, die Kaffeekrapfen oder die [[Indianerkrapfen]] aus feineren Massen und werden im Rohr gebacken.  
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Krapfen sind Backwaren aus Germteig, die in Siedefett gebacken werden. Das Wort hieß althochdeutsch chrapho, mittelhochdeutsch kräpfe (mit der Bedeutung Haken, gebogene Klaue oder Kralle).
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Die Geschichte des Gebäcks reicht bis in die Antike zurück. Bereits die Römer buken rundes Gebäck (Globuli) in Fett und verfeinerten es mit Honig und Mohn. Mittelalterliche Kochbücher kannten sowohl süße als auch pikante Krapfen, doch wurden sie damals nicht aus Germteig zubereitet. Auch gab es Schmalzkochereien, in denen Krapfen hergestellt wurden. In der Kochordnung der Stadt Wien aus 1486 sind Anweisungen enthalten, wie die "Krapfenpacherinnen" (Krapfenbäckerinnen) ihre Ware herzustellen hatten. Am Hof von Kaiser Karl VI. (1685 bis 1740) gab es wiederholt ein [[Fasching]]s- oder Krapfenschießen. Während des Wiener Kongresses im Jahr 1815 sollen etwa 10 Millionen Krapfen gegessen worden sein. Im 19. Jahrhundert war es in Wien unter jungen Leuten Brauch, einen Krapfen auseinander zu brechen und zu teilen, was als Zeichen der Verlobung angesehen wurde.
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Krapfen werden traditionell vor allem im Fasching gegessen (Faschingskrapfen). Diese werden dem österreichischen Lebensmittelbuch entsprechend mit Marillenmarmelade gefüllt. Auch andere Füllungen wie Vanillecreme, Erdbeermarmelade oder Nougat sind möglich, müssen jedoch extra angegeben werden.
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Daneben finden sich vor allem in der bäuerlichen Küche unterschiedliche Gebäckformen, länglich, gekrümmt, süß oder ungesüßt, auch mit Fleisch, Kraut, Spinat, Fisch, Obst oder Nüssen gefüllt, warm oder kalt serviert, die ebenfalls als Krapfen bezeichnet werden.  
  
Bereits im Mittelalter wurden Krapfen in Schmalzkochereien hergestellt. In der Kochordnung der Stadt Wien aus 1486 sind Anweisungen enthalten, wie die "Krapfenpacherinnen" (Krapfenbäckerinnen) ihre Ware herzustellen hatten. Am Hof von Kaiser Karl VI. (1685 bis 1740) gab es wiederholt ein Faschings- oder Krapfenschießen. Während des Wiener Kongresses im Jahr 1815 sollen etwa 10 Millionen Krapfen gegessen worden sein. Im 19. Jahrhundert war es in Wien Brauch, dass junge Mädchen einen Krapfen auseinander brachen und diese mit einem Burschen teilten, was als Zeichen der Verlobung angesehen wurde.
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Andere Gebäcksformen wie Punschkrapfen, Schokoladekrapfen, Kaffeekrapfen oder [[Indianerkrapfen]] werden aus Brandteig oder Biskuitteig zurbereitet und im Rohr gebacken. Die Verkleinerung von Krapfen ist Krapferl. In Ostösterreich werden auch manche Kekse so bezeichnet.
  
Krapferl ist die Bezeichnung für kleine Krapfen, ausgenommen Fleischkrapferl. In Ostösterreich werden auch süße Backwaren wie etwa Kekse als Krapferl bezeichnet.
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Eine Sonderform ist der Prügelkrapfen. Dafür wird der Teig um einen konischen Holzprügel, der einem Bratenspieß ähnlich ist, aufgetragen und unter Drehen am offenen Feuer gegart. In manchen Gegenden Österreichs gehört der Prügelkrapfen zu einem typischen Hochzeitsessen.
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
  
*Franz Maier-Bruck: Vom Essen auf dem Lande. Klassische Bauernküche und Hausmannskost, Wien: Orac Verlag 2011
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*Franz Maier-Bruck: Vom Essen auf dem Lande. Klassische Bauernküche und Hausmannskost, Wien: Kremayr & Scheriau 1999
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*Ewald Plachutta / Christoph Wagner: Die gute Küche. Das österreichische Jahrhundert-Kochbuch. Wien: Orac 1993, S. 435
 
*Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin: de Gruyter  1975
 
*Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin: de Gruyter  1975
 
*Franz Maier-Bruck: Das Große Sacher Kochbuch. München: Schuler 1975
 
*Franz Maier-Bruck: Das Große Sacher Kochbuch. München: Schuler 1975
*Ernst Burgstaller: Österreichisches Festtagsgebäck, 1958
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==Link==
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*[https://web.archive.org/web/20191204104007/http://www.lebensmittelbuch.at/b-18-backerzeugnisse/backwaren/feine-backwaren/einteilung/fettbackwaren/ Österreichisches Lebensmittelbuch. Codexkapitel B 18 - Backerzeugnisse]
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*[https://www.kulinarisches-erbe.at/geschichte-der-ess-trinkkultur/historische-kuechen/wiener-kueche/jausejour-tee-kaffee-schokolade/wiener-faschings-krapfen/ Kulinarisches Erbe Österreich: Wiener (Faschings)Krapfen]
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*[https://www.wienbibliothek.at/bestaende-sammlungen/objekt-monats/objekte-monats-2020/objekt-monats-februar-2020-Faschingskrapfen Wienbibliothek im Rathaus: Objekt des Monats Februar 2020: Der Faschingskrapfen hat wieder Saison]

Aktuelle Version vom 10. November 2023, 15:13 Uhr

Krapfen. In: Katharina Prato: Die süddeutsche Küche (1907)
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Wiener Küche
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Bildname KrapfenPrato 1907.jpg
Bildunterschrift Krapfen. In: Katharina Prato: Die süddeutsche Küche (1907)

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Krapfen sind Backwaren aus Germteig, die in Siedefett gebacken werden. Das Wort hieß althochdeutsch chrapho, mittelhochdeutsch kräpfe (mit der Bedeutung Haken, gebogene Klaue oder Kralle).

Die Geschichte des Gebäcks reicht bis in die Antike zurück. Bereits die Römer buken rundes Gebäck (Globuli) in Fett und verfeinerten es mit Honig und Mohn. Mittelalterliche Kochbücher kannten sowohl süße als auch pikante Krapfen, doch wurden sie damals nicht aus Germteig zubereitet. Auch gab es Schmalzkochereien, in denen Krapfen hergestellt wurden. In der Kochordnung der Stadt Wien aus 1486 sind Anweisungen enthalten, wie die "Krapfenpacherinnen" (Krapfenbäckerinnen) ihre Ware herzustellen hatten. Am Hof von Kaiser Karl VI. (1685 bis 1740) gab es wiederholt ein Faschings- oder Krapfenschießen. Während des Wiener Kongresses im Jahr 1815 sollen etwa 10 Millionen Krapfen gegessen worden sein. Im 19. Jahrhundert war es in Wien unter jungen Leuten Brauch, einen Krapfen auseinander zu brechen und zu teilen, was als Zeichen der Verlobung angesehen wurde.

Krapfen werden traditionell vor allem im Fasching gegessen (Faschingskrapfen). Diese werden dem österreichischen Lebensmittelbuch entsprechend mit Marillenmarmelade gefüllt. Auch andere Füllungen wie Vanillecreme, Erdbeermarmelade oder Nougat sind möglich, müssen jedoch extra angegeben werden.

Daneben finden sich vor allem in der bäuerlichen Küche unterschiedliche Gebäckformen, länglich, gekrümmt, süß oder ungesüßt, auch mit Fleisch, Kraut, Spinat, Fisch, Obst oder Nüssen gefüllt, warm oder kalt serviert, die ebenfalls als Krapfen bezeichnet werden.

Andere Gebäcksformen wie Punschkrapfen, Schokoladekrapfen, Kaffeekrapfen oder Indianerkrapfen werden aus Brandteig oder Biskuitteig zurbereitet und im Rohr gebacken. Die Verkleinerung von Krapfen ist Krapferl. In Ostösterreich werden auch manche Kekse so bezeichnet.

Eine Sonderform ist der Prügelkrapfen. Dafür wird der Teig um einen konischen Holzprügel, der einem Bratenspieß ähnlich ist, aufgetragen und unter Drehen am offenen Feuer gegart. In manchen Gegenden Österreichs gehört der Prügelkrapfen zu einem typischen Hochzeitsessen.

Literatur

  • Franz Maier-Bruck: Vom Essen auf dem Lande. Klassische Bauernküche und Hausmannskost, Wien: Kremayr & Scheriau 1999
  • Ewald Plachutta / Christoph Wagner: Die gute Küche. Das österreichische Jahrhundert-Kochbuch. Wien: Orac 1993, S. 435
  • Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin: de Gruyter 1975
  • Franz Maier-Bruck: Das Große Sacher Kochbuch. München: Schuler 1975

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