Karl Henning: Unterschied zwischen den Versionen

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Karl Henning, * 14. Februar 1860 Broos, Siebenbürgen (Orastie, Rumänien), † 3. Juni 1917 Wien, [[Mediziner]], Moulageur.
  
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==Biografie==
Karl Henning, * 14. Februar 1860 Broos, Siebenbürgen (Orastie, Rumänien), † 3. Juni 1917 Wien 9, Alser Straße 4 (AKH; wohnhaft Klosterneuburg, Niederösterreich), Mediziner, Moulageur. Nach Studium an den Universitäten Klausenburg und Wien (Dr. med. univ. 1888) wurde Henning Operationszögling an der II. Chirurgischen Universitäts-Klink unter [[Theodor Billroth]] und dessen Nachfolger [[Carl Gussenbauer]]. 1886 veröffentlichte Henning einen „Systematisch-topographischen Atlas der Anatomie des Menschen"; die zu seinem solchen Werk erfordert Kenntnisse waren es auch, die ihn immer mehr in die Problematik plastischer Darstellung von Krankheitsbildern eindringen ließen. Dem Wunsch der Wiener Dermatologen, ihre hauptsächlich aus Aquarellen bestehende Lehrmittelsammlungen durch Moulagen zu erweitern, wurde seitens des Ministeriums für Cultus und Unterricht Rechnung getragen und Henning (nach entsprechendem Studienaufenthalt am Pariser Hopital St. Louis, das ein besonders berühmtes Moulagenmuseum besitzt) 1893 zum Leiter eines der I. Universitäts-Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten unter [[Moritz Kaposi]] angegliederten Moulagenlaboratoriums ernannt. Durch hohe Kunstfertigkeit erzielte Henning eine außerordentlich naturgetreue Wiedergabe vieler Krankheitsbilder. 1897 wurde Hennings Arbeitsstätte zu einem Moulagen-Institut erweitert und Henning in den Rang eines Primararztes erhoben. Sein zweites bleibendes Verdienst bildete die Anfertigung von Prothesen zur Deckung entstellender Haut. Dazu verwendete er beispielsweise auf Metallunterlagen gemalte Ersatzstücke, erfand aber auch eine neue elastische Gesichtsprothese, die es den ehemals entstellten Patienten erlaubte, wieder ihr gewohntes Leben zu führen. Beim Dermatologenkongreß in Wien 1913 erwiesen diese Produkte ihre Vollkommenheit gegenüber den durch plastische Operationen hergestellten Nasen oder Ohren. Nach Hennings Tod übernahm sein Sohn Theodor Henning (* 13. Oktober 1897 Wien, † 5. September 1946 Salzburg) die provisorische Leitung des Instituts, das 1920 in das privat geführte „Wiener Institut für Moulagen und Gesichtsprothesen" umgewandelt wurde. Die Sammlung ist derzeit Bestandteil des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums im [[Narrenturm]] des (alten) AKH. Henning verfaßte auch drei lyrische Gedichtbände (Aus Herzenstiefen, 1897; Freilicht, 1909; Lebensnuten, 1922).  
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Nach Studium an den Universitäten Klausenburg und Wien (Dr. med. univ. 1888) wurde Henning Operationszögling an der II. Chirurgischen Universitäts-Klink unter [[Theodor Billroth]] und dessen Nachfolger [[Carl Gussenbauer]]. 1886 veröffentlichte Henning einen „Systematisch-topographischen Atlas der Anatomie des Menschen"; die zu seinem solchen Werk erforderlichen Kenntnisse waren es auch, die ihn immer mehr in die Problematik plastischer Darstellung von Krankheitsbildern eindringen ließen. Dem Wunsch der Wiener [[Dermatologie|Dermatologen]], ihre hauptsächlich aus Aquarellen bestehende Lehrmittelsammlungen durch Moulagen zu erweitern, wurde seitens des [[Ministerium für Unterricht|Ministeriums für Cultus und Unterricht]] Rechnung getragen und Henning (nach entsprechendem Studienaufenthalt am Pariser Hopital St. Louis, das ein besonders berühmtes Moulagenmuseum besitzt) 1893 zum Leiter eines der I. Universitäts-Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten unter [[Moritz Kaposi]] angegliederten Moulagenlaboratoriums ernannt. Durch hohe Kunstfertigkeit erzielte Henning eine außerordentlich naturgetreue Wiedergabe vieler Krankheitsbilder. 1897 wurde Hennings Arbeitsstätte zu einem Moulagen-Institut erweitert und Henning in den Rang eines Primararztes erhoben.
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Sein zweites bleibendes Verdienst bildete die Anfertigung von Prothesen zur Deckung entstellender Haut. Dazu verwendete er beispielsweise auf Metallunterlagen gemalte Ersatzstücke, erfand aber auch eine neue elastische Gesichtsprothese, die es den ehemals entstellten Patienten erlaubte, wieder ihr gewohntes Leben zu führen. Beim Dermatologenkongress in Wien 1913 erwiesen diese Produkte ihre Vollkommenheit gegenüber den durch plastische Operationen hergestellten Nasen oder Ohren. Nach Hennings Tod übernahm sein Sohn Theodor Henning (* 13. Oktober 1897 Wien, † 5. September 1946 Salzburg) die provisorische Leitung des Instituts, das 1920 in das privat geführte „Wiener Institut für Moulagen und Gesichtsprothesen" umgewandelt wurde. Die Sammlung ist derzeit (2023) Bestandteil des [[Pathologisch-anatomisches Bundesmuseum|Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums]] im [[Narrenturm]] des [[Altes Allgemeines Krankenhaus|(alten) AKH]].
  
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Henning verfasste auch drei lyrische Gedichtbände (Aus Herzenstiefen, 1897; Freilicht, 1909; Lebensfluten, 1922).
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
*Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 1: Aaser-Komoto. München: Urban & Schwarzenberg 1962
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* Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 1: Aaser-Komoto. München: Urban & Schwarzenberg 1962   
*Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.  
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* Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 1: A–K. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966  
*Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 1: A–K. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966  
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* Wiener klinische Wochenschrift. Wien / New York: Springer 1888 - lfd. Heft 25 (1917), S. 795  
*Wiener klinische Wochenschrift. Wien / New York: Springer 30 (1917), S. 795  
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* Archiv für Dermatologie und Syphilis 125 (1920), S. 147 ff.
 
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* Karl Alfons Portele: Die Moulagensammlung des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums in Wien. Wien: Pathologisch-Anatomisches Bundesmuseum 1977 (Mitteilungen des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums in Wien, 1)
  
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==Link==
Literaturangaben
 
  
*Archiv für Dermatologie und Syphilis 125 (1920), S. 147 ff.
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*[http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Henning_Karl_1860_1917.xml?frames=yes Österreichisches Biographisches Lexikon: Karl Henning]
*Karl Alfons Portele, Maria Portele, Edith Kalteis: Die Moulagensammlung des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums in Wien. In: Mitt. des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums in Wien. NF 1/1977
 

Aktuelle Version vom 14. August 2023, 08:39 Uhr

Daten zur Person
Personenname Henning, Karl
Abweichende Namensform
Titel Dr.med.univ
Geschlecht männlich
PageID 11196
GND 1011829495
Wikidata Q46929961
Geburtsdatum 14. Februar 1860
Geburtsort Broos
Sterbedatum 3. Juni 1917
Sterbeort Wien
Beruf Mediziner, Moulageur
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 14.08.2023 durch WIEN1.lanm09p15
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 9., Alser Straße 4 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Karl Henning, * 14. Februar 1860 Broos, Siebenbürgen (Orastie, Rumänien), † 3. Juni 1917 Wien, Mediziner, Moulageur.

Biografie

Nach Studium an den Universitäten Klausenburg und Wien (Dr. med. univ. 1888) wurde Henning Operationszögling an der II. Chirurgischen Universitäts-Klink unter Theodor Billroth und dessen Nachfolger Carl Gussenbauer. 1886 veröffentlichte Henning einen „Systematisch-topographischen Atlas der Anatomie des Menschen"; die zu seinem solchen Werk erforderlichen Kenntnisse waren es auch, die ihn immer mehr in die Problematik plastischer Darstellung von Krankheitsbildern eindringen ließen. Dem Wunsch der Wiener Dermatologen, ihre hauptsächlich aus Aquarellen bestehende Lehrmittelsammlungen durch Moulagen zu erweitern, wurde seitens des Ministeriums für Cultus und Unterricht Rechnung getragen und Henning (nach entsprechendem Studienaufenthalt am Pariser Hopital St. Louis, das ein besonders berühmtes Moulagenmuseum besitzt) 1893 zum Leiter eines der I. Universitäts-Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten unter Moritz Kaposi angegliederten Moulagenlaboratoriums ernannt. Durch hohe Kunstfertigkeit erzielte Henning eine außerordentlich naturgetreue Wiedergabe vieler Krankheitsbilder. 1897 wurde Hennings Arbeitsstätte zu einem Moulagen-Institut erweitert und Henning in den Rang eines Primararztes erhoben.

Sein zweites bleibendes Verdienst bildete die Anfertigung von Prothesen zur Deckung entstellender Haut. Dazu verwendete er beispielsweise auf Metallunterlagen gemalte Ersatzstücke, erfand aber auch eine neue elastische Gesichtsprothese, die es den ehemals entstellten Patienten erlaubte, wieder ihr gewohntes Leben zu führen. Beim Dermatologenkongress in Wien 1913 erwiesen diese Produkte ihre Vollkommenheit gegenüber den durch plastische Operationen hergestellten Nasen oder Ohren. Nach Hennings Tod übernahm sein Sohn Theodor Henning (* 13. Oktober 1897 Wien, † 5. September 1946 Salzburg) die provisorische Leitung des Instituts, das 1920 in das privat geführte „Wiener Institut für Moulagen und Gesichtsprothesen" umgewandelt wurde. Die Sammlung ist derzeit (2023) Bestandteil des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums im Narrenturm des (alten) AKH.

Henning verfasste auch drei lyrische Gedichtbände (Aus Herzenstiefen, 1897; Freilicht, 1909; Lebensfluten, 1922).

Literatur

  • Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 1: Aaser-Komoto. München: Urban & Schwarzenberg 1962
  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 1: A–K. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
  • Wiener klinische Wochenschrift. Wien / New York: Springer 1888 - lfd. Heft 25 (1917), S. 795
  • Archiv für Dermatologie und Syphilis 125 (1920), S. 147 ff.
  • Karl Alfons Portele: Die Moulagensammlung des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums in Wien. Wien: Pathologisch-Anatomisches Bundesmuseum 1977 (Mitteilungen des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums in Wien, 1)

Link