KZ-Außenlager Schwechat: Unterschied zwischen den Versionen

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Neben dem Stammlager des [[Konzentrationslager]]s [[Steinbrüche Mauthausen|Mauthausen]] gründeten die [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] [[SS]]-Institutionen im Verlauf des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] eine große Zahl von [[Außenlager des KZ Mauthausen|Außenlagern]], die ab 1943 die Bezeichnung "Arbeitslager der Waffen-SS" führten.  
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==Gründung des Konzentrationslagers==
 
==Gründung des Konzentrationslagers==
 
===Santa I===
 
===Santa I===
Als die Rüstungsproduktion aufgrund der Zunahme von alliierten Bombenangriffen ab August 1943 sukzessive in Kelleranlagen und unterirdische Großräume verlagert wurde, erhielten die Flugmotorenwerke Ostmark in Wiener Neudorf die Schwechater Brauereikeller (ca. 9.500 m2), die seit einigen Jahren kaum mehr als Lager dienten. Da die Brauerei diese nicht freiwillig zur Verfügung stellte, hatte das Rüstungsministerium die Keller beschlagnahmt. Die ersten rund 200 Häftlinge aus dem KZ Mauthausen kamen vermutlich bereits im März 1944, im Zuge der Verlagerung der Maschinen des Flugzeugwerks von Wiener Neudorf in die Brauereikeller, nach Schwechat. Als Tarnname wurde „Santa I + II“ festgelegt, obwohl es zwei getrennte Lager gewesen sein dürften.
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Im Zuge der ab August 1943 zunehmenden alliierten [[Bombenangriffe]] wurde die Rüstungsproduktion in Kelleranlagen und unterirdische Großräume verlagert. Die [[Flugmotorenwerke Ostmark]] in Wiener Neudorf erhielten dabei die vom Rüstungsministerium beschlagnahmten, circa 9500 Quadratmeter großen [[Schwechat]]er Brauereikeller, in die im März 1944 die Maschinen des Flugzeugwerks verlagert wurden. Die [[Zwangsarbeit]]sstätten waren dabei über das gesamte Stadtgebiet verstreut, so befanden sich Kelleranlagen unter dem Areal der ehemaligen "Pechhütte" in der Wiener Straße 52, unter dem Popper Brauhaus am Hauptplatz 3 und dem gegenüberliegenden Figdor-Brauhaus liegenden ehemaligen Bierlagerkeller.
  
Die Zwangsarbeitsstätten waren über das gesamte Stadtgebiet verstreut, die Unterbringung dürfte zentral auf dem ehemaligen Phönix-Sportplatz erfolgt sein. Die Kelleranlagen waren unter dem Areal der ehemaligen „Pechhütte“ in der Wiener Straße 52, unter dem Popper Brauhaus am Hauptplatz 3 und dem gegenüberliegenden Figdor-Brauhaus liegenden ehemaligen Bier-Lagerkeller.
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Zugleich mit der Verlegung der Maschinen kamen auch die ersten rund 200 Häftlinge aus dem KZ Mauthausen in das Lager, das den Tarnnamen „Santa I + II“, obwohl es zwei getrennte Lager gewesen sein dürften. Die Unterbringung dürfte zentral auf dem ehemaligen Phönix-Sportplatz erfolgt sein.  
  
 
===Santa II===
 
===Santa II===
Ab dem 15. April 1944 mietete das Rüstungsministerium auch Keller in der Bruck-Hainburger Straße 26 und brachte dort einen Teil der Heinkel-Werke unter, die bereits seit 1943 am Fliegerhorst Schwechat unter Zwangsarbeitseinsatz von 2.665 KZ-Häftlingen Flugzeugteile fertigten.
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Ab dem 15. April 1944 mietete das Rüstungsministerium auch einen Kellerstollen in der Bruck-Hainburger Straße 26 und richtete dort eine Produktionsstätte für einer einen Teil der [[Ernst Heinkel Flugzeugwerke AG|Heinkel-Werke]] ein, die bereits seit 1943 am [[Flughafen Wien|Fliegerhorst Schwechat]] unter Zwangsarbeitseinsatz von 2.665 KZ-Häftlingen Flugzeugteile fertigten (siehe [[KZ-Außenlager Schwechat-Heidfeld]]).  
 
 
Die Zwangsarbeitsstätten befanden sich in einem Kellerstollen in der Bruck-Hainburger Straße 26.
 
 
 
==Die Häftlinge==
 
Mit dem ersten Transport kamen laut Zeitzeugen rund 200 Häftlinge nach Schwechat. Nach Bombardierungen des Hauptwerks der Flugmotorenwerke in Wiener Neudorf ab 26. Juli 1944 stieg die Häftlingszahl wahrscheinlich auf etwa 600 an.
 
  
Die Santa I-Häftlinge mussten zu Beginn Um- und Ausbauarbeiten an den Kellern und die Installation von Maschinen für die Flugmotorenwerke Ostmark durchführen und ein Barackenlager auf dem ehemaligen Phönix-Sportplatz errichten.
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==Zwangsarbeit==
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Nach dem ersten Transport von rund 200 KZ-Häftlingen stieg deren Zahl nach den Bombardierungen des Hauptwerks der Flugmotorenwerke in Wiener Neudorf ab 26. Juli 1944 auf etwa 600 an.
  
Die Santa II-Häftlinge fertigten vermutlich (weiterhin) Flugzeugteile für die Heinkel-Werke.
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Während die Santa I-Häftlinge zu Beginn Um- und Ausbauarbeiten an den Kellern, die Installation von Maschinen für die Flugmotorenwerke Ostmark und ein Barackenlager auf dem ehemaligen Phönix-Sportplatz errichten mussten, fertigten die Santa II-Häftlinge vermutlich (weiterhin) Flugzeugteile für die Heinkel-Werke an.
  
==Bewachung==
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Kommandant aller KZ-Außenlager in Schwechat war der [[SS]]-Hauptsturmführer Anton Streitwieser.
Lagerkommandant der KZ in Schwechat war der berüchtigte Massenmörder SS-Hauptsturmführer Anton Streitwieser.
 
  
 
==Evakulierung und Schließung==
 
==Evakulierung und Schließung==
Santa I und II wurden am 1. April 1945 aufgrund der näher rückenden alliierten Front evakuiert und die KZ-Häftlinge über das KZ-Außenlager Hinterbrühl zu Fuß - in sogenannten Todesmärschen - Richtung Konzentrationslager Mauthausen getrieben.
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Aufgrund der näher rückenden alliierten Front wurden die KZ-Häftlinge von Santa I und II am 1. April 1945 über das [[KZ-Außenlager Hinterbrühl]] zu Fuß - in sogenannten Todesmärschen - in das Stammlager Mauthausen getrieben.
  
 
==Gedenken und Erinnern==
 
==Gedenken und Erinnern==
Die Stadtgemeinde Schwechat errichtete 2010 auf Initiative der Stadtarchive, der Schülerinnen und Schüler des Schwechater Gymnasiums, der KPÖ Niederösterreich und des Mauthausen Komitees Österreich ein Denkmal für die Häftlinge des KZ-Außenlagers. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe der heutigen Schwechater Brauerei zwischen der Wiener Straße und der Klederinger Straße.
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Die Stadtgemeinde Schwechat errichtete 2010 in unmittelbarer Nähe der heutigen Schwechater Brauerei zwischen der Wiener Straße und der Klederinger Straße ein Denkmal für die Häftlinge des KZ-Außenlagers.
  
Siehe auch: [[Außenlager des KZ Mauthausen]], [[Zwangsarbeit]], [[Zwangsarbeiterlager]], [[Lager in Wien]]
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Siehe auch: [[Außenlager des KZ Mauthausen]], [[Lager in Wien]], [[Zwangsarbeit]], [[Zwangsarbeiterlager]]
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
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*Gisela Rabitsch: Konzentrationslager in Österreich 1938-45. Diss. Univ. Wien. Wien 1967  
 
*Gisela Rabitsch: Konzentrationslager in Österreich 1938-45. Diss. Univ. Wien. Wien 1967  
  
==Links==
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==Weblinks==
 
*[https://www.mauthausen-guides.at/aussenlager/kz-aussenlager-schwechat-santa-iii Austria Guides: KZ-Außenlager Schwechat Santa I+II] [Stand 15.11.2019]
 
*[https://www.mauthausen-guides.at/aussenlager/kz-aussenlager-schwechat-santa-iii Austria Guides: KZ-Außenlager Schwechat Santa I+II] [Stand 15.11.2019]
 
*[https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Die-Aussenlager#list||55 Mauthausen Memorial: KZ-Außenlager Wien-Schwechat ("Santa")] [Stand 15.11.2019]
 
*[https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Die-Aussenlager#list||55 Mauthausen Memorial: KZ-Außenlager Wien-Schwechat ("Santa")] [Stand 15.11.2019]
 
*[http://www.geheimprojekte.at/lager_schwechat_I.html Geheimprojekte.at: Schwechat I] [Stand 15.11.2019]
 
*[http://www.geheimprojekte.at/lager_schwechat_I.html Geheimprojekte.at: Schwechat I] [Stand 15.11.2019]
 
*[http://www.geheimprojekte.at/lager_schwechat_III.html Geheimprojekte.at: Schwechat III] [Stand 15.11.2019]
 
*[http://www.geheimprojekte.at/lager_schwechat_III.html Geheimprojekte.at: Schwechat III] [Stand 15.11.2019]

Aktuelle Version vom 25. Januar 2024, 11:32 Uhr

Daten zur Organisation
Art der Organisation NS-Institution KZ-Außenlager
Datum von März 1944
Datum bis 1. April 1945
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 64589
GND
WikidataID
Objektbezug NS-Zeit, Konzentrationslager, KZ-Außenlager
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 25.01.2024 durch WIEN1.lanm08trj

Es wurden noch keine Adressen erfasst!


Frühere Adressierung

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

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48° 8' 43.90" N, 16° 28' 31.68" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Neben dem Stammlager des Konzentrationslagers Mauthausen gründeten die nationalsozialistischen SS-Institutionen im Verlauf des Zweiten Weltkriegs eine große Zahl von Außenlagern, die ab 1943 die Bezeichnung "Arbeitslager der Waffen-SS" führten.

Gründung des Konzentrationslagers

Santa I

Im Zuge der ab August 1943 zunehmenden alliierten Bombenangriffe wurde die Rüstungsproduktion in Kelleranlagen und unterirdische Großräume verlagert. Die Flugmotorenwerke Ostmark in Wiener Neudorf erhielten dabei die vom Rüstungsministerium beschlagnahmten, circa 9500 Quadratmeter großen Schwechater Brauereikeller, in die im März 1944 die Maschinen des Flugzeugwerks verlagert wurden. Die Zwangsarbeitsstätten waren dabei über das gesamte Stadtgebiet verstreut, so befanden sich Kelleranlagen unter dem Areal der ehemaligen "Pechhütte" in der Wiener Straße 52, unter dem Popper Brauhaus am Hauptplatz 3 und dem gegenüberliegenden Figdor-Brauhaus liegenden ehemaligen Bierlagerkeller.

Zugleich mit der Verlegung der Maschinen kamen auch die ersten rund 200 Häftlinge aus dem KZ Mauthausen in das Lager, das den Tarnnamen „Santa I + II“, obwohl es zwei getrennte Lager gewesen sein dürften. Die Unterbringung dürfte zentral auf dem ehemaligen Phönix-Sportplatz erfolgt sein.

Santa II

Ab dem 15. April 1944 mietete das Rüstungsministerium auch einen Kellerstollen in der Bruck-Hainburger Straße 26 und richtete dort eine Produktionsstätte für einer einen Teil der Heinkel-Werke ein, die bereits seit 1943 am Fliegerhorst Schwechat unter Zwangsarbeitseinsatz von 2.665 KZ-Häftlingen Flugzeugteile fertigten (siehe KZ-Außenlager Schwechat-Heidfeld).

Zwangsarbeit

Nach dem ersten Transport von rund 200 KZ-Häftlingen stieg deren Zahl nach den Bombardierungen des Hauptwerks der Flugmotorenwerke in Wiener Neudorf ab 26. Juli 1944 auf etwa 600 an.

Während die Santa I-Häftlinge zu Beginn Um- und Ausbauarbeiten an den Kellern, die Installation von Maschinen für die Flugmotorenwerke Ostmark und ein Barackenlager auf dem ehemaligen Phönix-Sportplatz errichten mussten, fertigten die Santa II-Häftlinge vermutlich (weiterhin) Flugzeugteile für die Heinkel-Werke an.

Kommandant aller KZ-Außenlager in Schwechat war der SS-Hauptsturmführer Anton Streitwieser.

Evakulierung und Schließung

Aufgrund der näher rückenden alliierten Front wurden die KZ-Häftlinge von Santa I und II am 1. April 1945 über das KZ-Außenlager Hinterbrühl zu Fuß - in sogenannten Todesmärschen - in das Stammlager Mauthausen getrieben.

Gedenken und Erinnern

Die Stadtgemeinde Schwechat errichtete 2010 in unmittelbarer Nähe der heutigen Schwechater Brauerei zwischen der Wiener Straße und der Klederinger Straße ein Denkmal für die Häftlinge des KZ-Außenlagers.

Siehe auch: Außenlager des KZ Mauthausen, Lager in Wien, Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager

Literatur

  • KZ-Gedenkstätte Mauthausen Memorial 2012. Wien: Bundesministerium für Inneres 2012
  • Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Wien: Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen 1980
  • Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Dokumentation. Wien: Edition Mauthausen 2006
  • Bertrand Perz: Wien Schönbrunn. In: Wolfgang Benz / Barbara Distl [Hg.]: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 4: Flossenbürg, Mauthausen, Ravensbrück. München: C. H. Beck 2006, S. 448-453 (Wien-Floridsdorf), S. 453-455 (Wien-Floridsdorf [AFA-Werke])
  • Gisela Rabitsch: Konzentrationslager in Österreich 1938-45. Diss. Univ. Wien. Wien 1967

Weblinks