Josef Georg Kornhäusel

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Daten zur Person
Personenname Kornhäusel, Josef Georg
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 15637
GND
Wikidata
Geburtsdatum 13. November 1782
Geburtsort Wien
Sterbedatum 31. Oktober 1860
Sterbeort Wien
Beruf Architekt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 7.01.2015 durch WIEN1.lanm09bar
Begräbnisdatum 6. Juni 1934
Friedhof Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 14A Nummer 45A
Grabstelle
  • 6., Linke Wienzeile 2 (Wohnadresse)
  • 3., Landstraßer Hauptstraße 49 (Wohnadresse)
  • 1., Seitenstettengasse 2 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Kornhäusel Josef Georg, * 13. November 1782 Wien, † 31. Oktober 1860 Stadt 495 (1, Seitenstettengasse 2 Kornhäuselturm; St. Marxer Friedhof, dann Zentralfriedhof, Ehrengrab Gr. 14A, Nr. 45A), Architekt, dreimal verheiratet.

Angeblich Schüler Hetzendorfs von Hohenberg, trat Kornhäusel bereits 1802 als selbständiger Architekt hervor (Umbau des Hotels „Zur Kaiserin Elisabeth", Konskriptionsnummer Stadt 962 [1, Weihburggasse 3]) und wurde am 16. August 1808 (aufgrund seiner Entwürfe für einen Dombau und seines 1807 gestellten Ansuchens) Mitglied der Akademie der bildenden Künste; 1813 zeigte er auf einer Akademieausstellung wieder Kirchenentwürfe, hat aber niemals einen katholisch-sakralen Bau geschaffen. 1812-1818 war er fürstlich Liechtensteinscher Baudirektor (Nachfolger von Joseph Hardtmuth) und arbeitete mit dem Bildhauer Joseph Klieber zusammen.

Kornhäusel ist (neben Hardtmuth und dem mit ihm befreundeten Peter Nobile) einer der bedeutendsten künstlerischen Vertreter der sich dem Biedermeier zuneigenden Phase des Klassizismus; er hat nicht nur das Wiener Stadtbild bereichert, sondern durch eine Fülle von Bauten v. a. auch Baden bei Wien gestaltet. Kornhäusels wichtigste Werke in Wien sind beziehungsweise waren das Miethaus für Matthias Holl (Konskriptionsnummer Wieden 29; 4, Karlsgasse 2, 1809; Zuschreibung aufgrund der Stilkritik; Abbruch um 1904), das Miethaus Karl Schaumburg (Konskriptionsnummer Stadt 775; 1, Wollzeile 11, Essiggasse 1; 1819-1821; Pläne von Joseph Adelpodinger) das Haus der Israelitischen Kultusgemeinde (Konskriptionsnummer Stadt 494; 1, Seitenstettengasse 4; 1823; Miethaus mit Judenschule und Bad sowie Synagoge im Hof, zu der Kornhäusel auch sämtliche Kultgeräte entwarf [der einzige Tempel, der in der "Reichskristallnacht" 1938 nicht zerstört wurde]), das Miethaus "Zum schwarzen Bären" für die Familien Franz Jäger und Josef Kornhäusel (4, Rechte Wienzeile 3; 1824), das Miethaus für dieselben Familien (mit Hausherrnwohnungen und Turmatelier Kornhäusels [ Kornhäuselturm ]; benachbart heute ein fälschlich "Kornhäuslturm" benanntes Hotelrestaurant; 1, Seitenstettengasse 2, Judengasse 14, Fleischmarkt 1b; 1825), der Seitenstettenhof (Stadt Konskriptionsnummer 464/465; 1, Seitenstettengasse 5, Rabensteig 5, Ruprechtsplatz 3; 1826/1827; Miethaus des Stifts Seitenstetten), der Schottenhof (Konskriptionsnummer Stadt 136; 1, Freyung 6, Schottengasse 2, Helferstorferstraße 2; 1826-1832) sowie im Schottenkloster das Mausoleum neben der Johanneskapelle, der Göttweiger Hof (Konskriptionsnummer Stadt 1089; 1, Spiegelgasse 9, Göttweihergasse 2, Seilergasse 10; 1828), das Miethaus für Leopold und Emanuel Ritter von Liebenberg (Konskriptionsnummer 481; 1, Rotenturmstraße 29, Kohlmessergasse 1; 1830; Abbruch um 1901), das Miethaus für Anton und Elisabeth Dittmann (Konskriptionsnummer Wieden 26/27; 4, Resselgasse 3-5, Wiedner Hauptstraße 3; 1831; Zuschreibung aufgrund der Stilkritik, heute stark veränderte Fassade), das Miethaus (mit Kaffeehaus und Hausherrnwohnung) für dieselben (Konskriptionsnummer Leopoldstadt 579; 2, Praterstraße 9, Untere Donaustraße 7; nach Kriegszerstörung Abbruch 1954), das Miethaus für Friederich von Hoffmann (Konskriptionsnumme Landstraße 483; 3, Beatrixgasse 20; 1833; seit 1974 unter Denkmalschutz), das Miethaus für Theresia Doll (Konskriptionsnummer Stadt 726; 1, Rotenturmstraße 22; 1833; Zuschreibung aus stilistischen Gründen; nach Kriegszerstörung Abbruch 1962), das Miethaus für Rudolf von Arthaber (Konskriptionsnummer Stadt 643; 1, Rotenturmstraße 19, Rotgasse 6; 1837-1839; Abbruch vor 1896), das Ertlsche Stiftungshaus (Konskriptionsnummer Stadt 638; 1, Rotenturmstraße 13, Ertlgasse 2, Kramergasse 12, Lichtensteg 1; 1838/1839; Abbruch vor 1913), das Stiftungshaus der Mechitaristen (Konskriptionsnummer Josefstadt 213; 8, Friedrich-Schmidt-Platz 4, Schmidgasse 2, Tulpengasse; 1839/1840; nur linke Hälfte des Baublocks in ihrer Substanz im Czerninpalais erhalten) und das Miethaus für Ludwig von Haan (Konskriptionsnummer Stadt 731/732; 1, Rotenturmstraße 14; 1840/1841).

Zwischen 1807 und 1836 errichtete er viele Bauten in Baden, darunter 1811 den Emilienhof (Theaterplatz 1) und das (1908 abgerissene) Stadttheater, 1815 das (inzwischen veränderte) Rathaus, seinen ersten monumentalen Bau, 1820-1823 für Erzherzog Carl die Weilburg im Helenental (zerstört). Er trug in Baden am biedermeierlichen Charakter der Stadt bei. 1812 entstand der Husarentempel bei Mödling, 1833-1842 arbeitete Kornhäusel am Stift Klosterneuburg. Auch das Theater in der Josefstadt erinnert an ihn.

Im Vormärz wohnte Kornhäusel zeitweise auf der Landstraße (3, Landstraßer Hauptstraße 49).

Kornhäuselgasse, Kornhäuselhaus, Kornhäuselturm, Kornhäusel-Villa.

Literatur

  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Georg W. Rizzi / Roland L. Schachel: Die Zinshäuser im Spätwerk Josef Kornhäusels. In: Georg W. Rizzi / Roland L. Schachel: Die Zinshäuser im Spätwerk Josef Kornhäusels. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1979 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 4) 1979
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, Register
  • Paul Tausig: Josef Kornhäusel. Ein vergessener österreichischer Architekt. 1916
  • Hedwig Herzmansky: Josef Kornhäusel - eine Künstlermonographie. Diss. Univ. Wien 1965
  • Hedwig Herzmansky: Der Göttweigerhof in Wien - ein Werk Josef Kornhäusels. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien. Band 27, 1972, S. 416 ff.
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 1: Von den Babenbergern bis zum Wiener Kongreß 1973. Wien / München: Jugend & Volk 1973-1974. Band 2, S. 121 f.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), Register
  • Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, Register
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd. NR 7/3, Register
  • Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u.a.]: Schroll 1966, S. 7, 9 f., 114
  • Paul Sekora: Josef-Kornhäusel-Bildnis. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien. Band 16, 1961, S. 274 f.
  • Heinz Schöny: Das angebliche Kornhäusel-Porträt. In: ebda., S. 347 ff.
  • Das Landstraßer Heimatmuseum. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Landstraßer Heimatmuseums 1964 - lfd. (ab 1971 u.d.T.: "Mitteilungen des Bezirksmuseums Landstraße"). Band 3, 1966, Sonderheft, S. 20
  • Hans Pemmer: Die Sträusselsäle. In: Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969. Band 2, S. 207 ff.
  • Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 394
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 159
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 557