Indianerkrapfen: Unterschied zwischen den Versionen

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Indianerkrapfen (auch in der Kurzform Indianer gebräuchlich). Zwei ausgehöhlte Biskuit-Halbkugeln werden mit gezuckertem, vanilliertem Schlagobers (Creme Chantilly) gefüllt und zusammengesetzt; die bisweilen aprikotierte Oberfläche wird mit Schokoladeglasur überzogen. In Deutschland heißen sie auch Mohrenköpfe oder nur Braune. Das Rezept hieß früher „Chocolate-Krapfen mit gefaumter Milch gefüllt" (Anna Dorn's Neuestes Universal- oder:
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Indianerkrapfen (auch"Indianer mit [[Schlag]]" gebräuchlich) ist die Bezeichnung für eine Süßspeise, die aus zwei ausgehöhlten Biskuit-Halbkugeln, die mit gezuckertem, vanilliertem Schlagobers (Creme Chantilly) zusammengesetzt, aprikotiert und mit Schokolade überzogen werden.
Großes Wiener Kochbuch 1827, S. 293). Ein anonym bei Rohrer in Brunn erschienenes Kochbuch (1848; ältere Auflage nicht zugänglich) nennt „Chocolade-Krapfeln mit gefaumten Schmeten". In Katharina Pratos „Süddeutsche Küche" (1858, S. 248) heißt das Rezept nur noch „Indianer Krapfen". 1862 findet sich das Rezept noch unter beiden Bezeichnungen in „Anna Dorn's Musterkochbuch" (S. 283, S. 295). Es handelt sich offenbar um eine volkstümliche Umbenennung in Erinnerung an das Auftreten indischer Gaukler in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die sich selbst auch „Indianer" nannten; so bezeichnete sich beispielsweise Thomas Bauleau aus Madras als „der berühmte Indianer". „Ein kaffehbrauner Mann, schokoladefarb g'schminkt, in indianischer weißer Nigligee-Kleidung mit einem Turban", steht in den Eipeldauer Briefen (9. Heft 1819, S. 18).
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== Literatur ==
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Die Bezeichnng taucht erstmals um 1820 und soll an aus Madras (Indien) stammende Artisten wie den "berühmten Indianer" Thomas Bauleau oder den Equilibristen Kurom Balahia Titecan erinnern, die zu dieser Zeit in verschiedenen europäischen Städten, darunter auch in Wien, gastierten.
*Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur und Mode. Wien: Tendler und Gerold, 1818, S. 1022
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*Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur und Mode. Wien: Tendler und Gerold, 1824, S. 467
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In Deutschland wird die Mehlspeise "Mohrenkopf" genannt, eine Bezeichnung, die ähnlich umstritten ist, wie der Wiener "[[Mohr im Hemd]]". Bei [[Anna Dorn]] (1827) heißen die Indianerkrapfen "Chocolate-Krapfen mit gefaumter Milch gefüllt", 290). [[Katharina Prato]] (1858) nennt das Gericht "Indianer Krapfen".  
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Die Mehlspeise war in Wien des 19. Jahrhunderts sehr populär, wie zahlreiche Zeitungs-Annoncen von Zuckerbäckern belegen.  
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==Quellen==  
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*Anna Dorn: Neustes Universal- oder Großes Wiener Kochbuch […] Wien: Tendler 1827, S. 390
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*Katharina Prato: Die süddeutsche Küche auf ihrem gegenwärtigen Standpunkte.. Graz: A. Leykam's Erben 1858, S. 248
 
*Briefe eines Eipeldauers aus Wien. 1819, 9. Heft, S. 14 ff.  
 
*Briefe eines Eipeldauers aus Wien. 1819, 9. Heft, S. 14 ff.  
 
*Briefe eines Eipeldauers aus Wien. 1819, 11. Heft, S. 16 ff.
 
*Briefe eines Eipeldauers aus Wien. 1819, 11. Heft, S. 16 ff.
*Anton Bauer: 150 Jahre Theater an der Wien 1952, unter 14.12.1819
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*[https://books.google.at/books?id=vQpLAAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=editions:Xl6tgJOlUtoC&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiw9PGL1qjmAhWPk4sKHToiAg84FBDoAQhGMAQ#v=onepage&q=neuntes&f=false Briefe des neu angekommenen Eipeldauers an seinen Vettern in Kagran. Wien: Rehm'sche Buchhandlung 1819]
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== Literatur ==
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*Christoph Wagner: Das Lexikon der Wiener Küche. Wien: Deuticke 1996
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*Franz Maier-Brück: Das Große Sacher Kochbuch. Die österreichische Küche. München: Schuler 1975, S. 546

Aktuelle Version vom 9. Dezember 2019, 16:28 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Wiener Küche
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 9.12.2019 durch WIEN1.lanm09was

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Indianerkrapfen (auch"Indianer mit Schlag" gebräuchlich) ist die Bezeichnung für eine Süßspeise, die aus zwei ausgehöhlten Biskuit-Halbkugeln, die mit gezuckertem, vanilliertem Schlagobers (Creme Chantilly) zusammengesetzt, aprikotiert und mit Schokolade überzogen werden.

Die Bezeichnng taucht erstmals um 1820 und soll an aus Madras (Indien) stammende Artisten wie den "berühmten Indianer" Thomas Bauleau oder den Equilibristen Kurom Balahia Titecan erinnern, die zu dieser Zeit in verschiedenen europäischen Städten, darunter auch in Wien, gastierten.

In Deutschland wird die Mehlspeise "Mohrenkopf" genannt, eine Bezeichnung, die ähnlich umstritten ist, wie der Wiener "Mohr im Hemd". Bei Anna Dorn (1827) heißen die Indianerkrapfen "Chocolate-Krapfen mit gefaumter Milch gefüllt", 290). Katharina Prato (1858) nennt das Gericht "Indianer Krapfen".

Die Mehlspeise war in Wien des 19. Jahrhunderts sehr populär, wie zahlreiche Zeitungs-Annoncen von Zuckerbäckern belegen.

Quellen

Literatur

  • Christoph Wagner: Das Lexikon der Wiener Küche. Wien: Deuticke 1996
  • Franz Maier-Brück: Das Große Sacher Kochbuch. Die österreichische Küche. München: Schuler 1975, S. 546