Ilija Jovanović: Unterschied zwischen den Versionen

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Ilija Jovanovic, * 25. Februar 1950 Rumska (Serbien), † 25. November 2010 Wien. Lyriker, Obmann des Romano Centro in Wien.  
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Ilija Jovanović, * 25. Februar 1950 Rumska (Serbien), † 25. November 2010 Wien, Lyriker, Apothekengehilfe.
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==Biografie==
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Ilija Jovanović kam 1950 in Rumska in armen Verhältnissen zur Welt und wuchs in einer Rom*nija-Siedlung auf. Seine Familie zählte zu den Gurbet, einer Untergruppe der Vlach-Rom*nija. In Serbien besuchte er die Grund- und Hauptschule und arbeitete schon als Kind in der Landwirtschaft. Jovanović war verheiratet und Vater von drei Kindern, die bei seinem Umzug nach Wien 1970/1971 zunächst bei ihren Großeltern blieben und als Jugendliche nachkamen.
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Jovanović begeisterte sich schon in seiner Kindheit für Literatur. Neben seiner Tätigkeit im [[AKH]] (später in der [[Rudolfstiftung]]) als Apothekengehilfe begann er, selbst Gedichte zu schreiben, zunächst auf Serbokroatisch, später erschien Jovanovićs Lyrik meist zweisprachig auf Deutsch und in seiner Erstsprache Romanes. Erstmals wurde seine Lyrik 1990 im von Gerald Nitsche herausgegebenen Sammelband "Österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch" veröffentlicht. Zehn Jahre später erschien mit "Budžo / Bündel" die erste Publikation, die ausschließlich Gedichte von Jovanović enthielt. Für seinen letzten Gedichtband "Mein Nest in deinem Haar / Moro kujbo ande cire bal" (erschienen 2011) schrieb [[Elfriede Jelinek]] das Nachwort.
  
==Biographie==
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Jovanović schrieb in seinen Gedichten von den Bräuchen und Geschichten seiner Kindheit, thematisierte aber auch Armut, Ausgrenzung, den Identitätsverlust in der Fremde und die Sehnsucht nach Heimat. Damit erzählt er nicht nur seine eigene Lebensgeschichte, sondern wirft ein Schlaglicht auf die Erfahrungen vieler Rom*nija und ihrer Beziehung zur Mehrheitsgesellschaft. Jovanovićs Lyrik wurde in diverse Sprachen übersetzt, etwa ins Englische, Italienische, Rumänische, Französische und Japanische. Sie diente auch als Vorlage für Vertonungen, etwa von Koloman Polak ("Budžo, das Bündel", 2002), Ferry Janoska ("Kunaći đili", 2016) und [[Friedrich Cerha]] ("Liederzyklus nach Texten von Ilija Jovanović", 2016). 2007 feierten zwei Filmporträts über Ilija Jovanović Premiere ("Vom Wegrand in den Fluß" und "Nebenan: Ilija Jovanovic").
  
Ilija Jovanović wurde in einer Romasiedlung in Serbien geboren und kam 1970 nach Wien. Seine drei Kinder wuchsen bei den Großeltern in Serbien auf und kamen erst als Jugendliche nach. Jovanović begeisterte sich schon früh für Literatur und begann neben seiner Tätigkeit im AKH selbst Gedichte zu schreiben, zunächst auf Serbokroatisch, später auch auf Deutsch und in seiner Muttersprache Romanes. 1990 wurde seine Lyrik erstmals im Sammelband “Österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch“ veröffentlicht. Zehn Jahre später erschien mit “ Budžo/Bündel“ die erste Publikation, die ausschließlich Gedichte von Jovanović enthielt. Für seinen letzten Gedichtband “Mein Nest in deinem Haar“ (erschienen 2011) schrieb [[Elfriede Jelinek]] das Nachwort.
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1991 war Ilija Jovanović einer der Gründer des Romano Centro, dessen langjähriger Obmann er wurde. Der Verein, der sich an Rom*nija genauso wie an Nicht-Rom*nija richtet, engagiert sich gegen Diskriminierung und für verbesserte Lebensbedingungen von Rom*nija. Ein besonderes Anliegen war Jovanović in dieser Funktion die Kulturarbeit und die Lernhilfe für Rom*nija-Kinder.
  
1991 war Ilija Jovanović einer der Gründer des Romano Centro, dessen langjähriger Obmann er wurde. Ein besonderes Anliegen war ihm dabei die Lernhilfe für Roma-Kinder.  
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Ilija Jovanović verstarb 2010 in Wien und liegt am [[Zentralfriedhof|Wiener Zentralfriedhof]] begraben. 2016 wurde am Sitz des Romano Centro im [[3|3. Bezirk]] der [[Ilija-Jovanovic-Park]] nach dem Lyriker benannt.
  
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==Werke (Auswahl)==
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* Ilija Jovanović: Budjo. In: Österreichische Lyrik und kein Wort Deutsch. Hg. von Gerald Nitsche. Innsbruck: Haymon 1990, S. 18–23
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* Ilija Jovanović: Bündel / Budžo. Landeck: EYE 2000
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* Ilija Jovanović: Vom Wegrand / Dromese rigatar. Klagenfurt: Drava 2006
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* Ilija Jovanović: Geboren bin ich in dem Jahr. In: Menschen und Bibliotheken. Kosmos einer Institution. Hg. von Edith Waclaviček / Erich Schirhuber. Wien: Edition Atelier 2007, S. 123
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* Ilija Jovanović: Mein Nest in deinem Haar / Moro kujbo ande cire bal. Klagenfurt: Drava 2011
  
[[Ilija-Jovanovic-Park]]
 
 
==Literatur==
 
==Literatur==
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* [https://www.romano-centro.org/images/zeitschrift/rc69/index.html#page=1 Peziza Cech / Mozes Heinschink: Nachruf Ilija Jovanović (1950–2010) / O Ilija gêlo-tar amendar. In: Romano Centro 69 (2011), S. 4–9]
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Ilija Jovanović im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,128948647 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].
  
*[http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150930_OTS0096/ein-fest-fuer-ilija-jovanovi-4-oktober-2015 Ein Fest für Ilija Jovanović: 4. Oktober 2015. OTS0096, 30.01.2015]
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==Weblinks==
*Romano Centro, Nr. 69, März 2011
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* [https://www.romarchive.eu/de/collection/p/ilija-jovanovic/ RomArchive: Ilija Jovanović] [Stand: 26.04.2024]
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* [https://www.mediathek.at/atom/11A7B916-113-00111-000008B4-11A70FB3 Österreichische Mediathek: Oral History Interview mit Ilija Jovanovic] [Stand: 30.04.2024]
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* [https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150930_OTS0096/ein-fest-fuer-ilija-jovanovi-4-oktober-2015 OTS: Ein Fest für Ilija Jovanović: 4. Oktober 2015. In: OTS0096, 30.09.2015] [Stand: 26.04.2024]
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* [https://www.romarchive.eu/de/terms/gurbet/ RomArchive: Gurbet] [Stand: 26.04.2024]

Aktuelle Version vom 3. Mai 2024, 13:22 Uhr

Daten zur Person
Personenname Jovanović, Ilija
Abweichende Namensform Jovanovic, Ilija
Titel
Geschlecht männlich
PageID 44835
GND 128948647
Wikidata Q98800519
Geburtsdatum 25. Februar 1950
Geburtsort Rumska (Serbien)
Sterbedatum 25. November 2010
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Lyriker, Apothekengehilfe
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.05.2024 durch DYN.rabus
Begräbnisdatum 7. Dezember 2010
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 68 A, Reihe 18, Nummer 41
  • 3., Hofmannsthalgasse 2 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Theodor-Körner-Preis (Verleihung: 1999)
  • Exil-Lyrik-Preis (Verleihung: 2010)
  • Bundes-Ehrenzeichen für Verdienste um den interkulturellen Dialog (Verleihung: 2008)

Ilija Jovanović, * 25. Februar 1950 Rumska (Serbien), † 25. November 2010 Wien, Lyriker, Apothekengehilfe.

Biografie

Ilija Jovanović kam 1950 in Rumska in armen Verhältnissen zur Welt und wuchs in einer Rom*nija-Siedlung auf. Seine Familie zählte zu den Gurbet, einer Untergruppe der Vlach-Rom*nija. In Serbien besuchte er die Grund- und Hauptschule und arbeitete schon als Kind in der Landwirtschaft. Jovanović war verheiratet und Vater von drei Kindern, die bei seinem Umzug nach Wien 1970/1971 zunächst bei ihren Großeltern blieben und als Jugendliche nachkamen.

Jovanović begeisterte sich schon in seiner Kindheit für Literatur. Neben seiner Tätigkeit im AKH (später in der Rudolfstiftung) als Apothekengehilfe begann er, selbst Gedichte zu schreiben, zunächst auf Serbokroatisch, später erschien Jovanovićs Lyrik meist zweisprachig auf Deutsch und in seiner Erstsprache Romanes. Erstmals wurde seine Lyrik 1990 im von Gerald Nitsche herausgegebenen Sammelband "Österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch" veröffentlicht. Zehn Jahre später erschien mit "Budžo / Bündel" die erste Publikation, die ausschließlich Gedichte von Jovanović enthielt. Für seinen letzten Gedichtband "Mein Nest in deinem Haar / Moro kujbo ande cire bal" (erschienen 2011) schrieb Elfriede Jelinek das Nachwort.

Jovanović schrieb in seinen Gedichten von den Bräuchen und Geschichten seiner Kindheit, thematisierte aber auch Armut, Ausgrenzung, den Identitätsverlust in der Fremde und die Sehnsucht nach Heimat. Damit erzählt er nicht nur seine eigene Lebensgeschichte, sondern wirft ein Schlaglicht auf die Erfahrungen vieler Rom*nija und ihrer Beziehung zur Mehrheitsgesellschaft. Jovanovićs Lyrik wurde in diverse Sprachen übersetzt, etwa ins Englische, Italienische, Rumänische, Französische und Japanische. Sie diente auch als Vorlage für Vertonungen, etwa von Koloman Polak ("Budžo, das Bündel", 2002), Ferry Janoska ("Kunaći đili", 2016) und Friedrich Cerha ("Liederzyklus nach Texten von Ilija Jovanović", 2016). 2007 feierten zwei Filmporträts über Ilija Jovanović Premiere ("Vom Wegrand in den Fluß" und "Nebenan: Ilija Jovanovic").

1991 war Ilija Jovanović einer der Gründer des Romano Centro, dessen langjähriger Obmann er wurde. Der Verein, der sich an Rom*nija genauso wie an Nicht-Rom*nija richtet, engagiert sich gegen Diskriminierung und für verbesserte Lebensbedingungen von Rom*nija. Ein besonderes Anliegen war Jovanović in dieser Funktion die Kulturarbeit und die Lernhilfe für Rom*nija-Kinder.

Ilija Jovanović verstarb 2010 in Wien und liegt am Wiener Zentralfriedhof begraben. 2016 wurde am Sitz des Romano Centro im 3. Bezirk der Ilija-Jovanovic-Park nach dem Lyriker benannt.

Werke (Auswahl)

  • Ilija Jovanović: Budjo. In: Österreichische Lyrik und kein Wort Deutsch. Hg. von Gerald Nitsche. Innsbruck: Haymon 1990, S. 18–23
  • Ilija Jovanović: Bündel / Budžo. Landeck: EYE 2000
  • Ilija Jovanović: Vom Wegrand / Dromese rigatar. Klagenfurt: Drava 2006
  • Ilija Jovanović: Geboren bin ich in dem Jahr. In: Menschen und Bibliotheken. Kosmos einer Institution. Hg. von Edith Waclaviček / Erich Schirhuber. Wien: Edition Atelier 2007, S. 123
  • Ilija Jovanović: Mein Nest in deinem Haar / Moro kujbo ande cire bal. Klagenfurt: Drava 2011

Literatur


Ilija Jovanović im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks