Huldenbergvilla: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
 
Zeile 7: Zeile 7:
 
|Andere Bezeichnung=Ledererschlössel; Landhaus Lederer
 
|Andere Bezeichnung=Ledererschlössel; Landhaus Lederer
 
|Architekt=Johann Bernhard Fischer von Erlach
 
|Architekt=Johann Bernhard Fischer von Erlach
 +
|Objektbezug=Frühe Neuzeit; Langes 19. Jahrhundert; 1945 bis heute; Zwischenkriegszeit; NS-Zeit
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 
|Stadtplan Anzeige=Ja
 
|Stadtplan Anzeige=Ja
 +
|Koordinaten manuell=48.20753001335534,16.211868776491908
 
|Bildname=Huldenbergvilla.jpg
 
|Bildname=Huldenbergvilla.jpg
 
|Bildunterschrift=Huldenbergvilla nach einer Zeichnung von [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]], um 1715
 
|Bildunterschrift=Huldenbergvilla nach einer Zeichnung von [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]], um 1715
Zeile 18: Zeile 20:
 
|Bildname=Abnahme Fresko.jpg
 
|Bildname=Abnahme Fresko.jpg
 
|Bildunterschrift=Abnahme des Freskos "Das Fest nach der Jagd" von [[Anton Faistauer]] in der Huldenbergvilla (Jänner 1972).
 
|Bildunterschrift=Abnahme des Freskos "Das Fest nach der Jagd" von [[Anton Faistauer]] in der Huldenbergvilla (Jänner 1972).
|von Objekt=Begriff
 
 
}}
 
}}
 
{{Bild
 
{{Bild
 
|Bildname=Mühlbergstraße Huldenbergvilla.jpg
 
|Bildname=Mühlbergstraße Huldenbergvilla.jpg
 
|Bildunterschrift=Verbliebener Torpfeiler mit Resten der Umfassungsmauer, 2022
 
|Bildunterschrift=Verbliebener Torpfeiler mit Resten der Umfassungsmauer, 2022
|von Objekt=Begriff
 
 
}}
 
}}
 
{{Bild
 
{{Bild
 
|Bildname=Mühlbergstraße Huldenbergvilla Umfassungsmauer.jpg
 
|Bildname=Mühlbergstraße Huldenbergvilla Umfassungsmauer.jpg
 
|Bildunterschrift=Reste der Umfassungsmauer entlang der Mühlbergstraße, 2022
 
|Bildunterschrift=Reste der Umfassungsmauer entlang der Mühlbergstraße, 2022
|von Objekt=Begriff
 
 
}}
 
}}
 
{{Adresse
 
{{Adresse
Zeile 36: Zeile 35:
 
|von Objekt=Bauwerk
 
|von Objekt=Bauwerk
 
}}
 
}}
Huldenbergvilla (Landhaus Lederer, Lederschlössel; [[14]], [[Mühlbergstraße]] 9). Anfang des 18. Jahrhunderts kaufte der außerordentliche Gesandte Englands, Daniel Erasmus von Huldenberg, drei bäuerliche Anwesen zu Weidlingau in der heutigen Mühlbergstraße und ließ sich von [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]] ein prachtvolles Landhaus erbauen (cirka 1715). Die Töchter Huldenbergs veräußerten das Anwesen an Joseph de Seliers, dieser 1751 an Camillo Graf von Colloredo. 1764 kauften es Fürst Johann Joseph Khevenhüller-Metsch und seine Gattin Carolina. Sie ließen das Anwesen renovieren und umbauen.  
+
Huldenbergvilla (Landhaus Lederer, Lederschlössel; [[14]], [[Mühlbergstraße]] 9).  
  
Im Dezember 1929 erwarb die Kunstsammlerin und Mäzenin [[Serena Lederer]] gemeinsam mit ihrem Mann August Lederer das Anwesen für 1,1 Millionen Schilling und brachte darin einen Teil ihrer bedeutenden Kunstsammlung unter. Für die Aufstellung des 1915 erworbenen Beethovenfrieses von [[Gustav Klimt]] wurde ein Anbau in Betracht gezogen, der jedoch kriegsbedingt nicht realisiert werden konnte. Die wertvolle Ausstattung des Anwesens wurde 1942, nachdem Serena Lederer aufgrund ihrer jüdischen Herkunft bereits die Verfügungsgewalt über ihr Vermögen entzogen worden war, mit 500.000 Reichsmark angegeben.  
+
Anfang des 18. Jahrhunderts kaufte der außerordentliche Gesandte Englands, Daniel Erasmus von Huldenberg, drei bäuerliche Anwesen zu [[Weidlingau (Ort)|Weidlingau]] in der heutigen Mühlbergstraße und ließ sich von [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]] ein prachtvolles Landhaus erbauen (circa 1715). Die Töchter Huldenbergs veräußerten das Anwesen an Joseph de Seliers, dieser 1751 an Camillo Graf von [[Colloredo]]. 1764 kauften es Fürst Johann Joseph Khevenhüller-Metsch und seine Gattin Carolina. Sie ließen das Anwesen renovieren und umbauen.  
Von 1942 an bis Kriegsende war das Gebäude unterschiedlichen Nutzungen, darunter auch der Einquartierung von Militärpersonen zugeführt worden.  
 
  
Die Villa besaß einen großen Garten mit 52 zu einer Wasserkunst kombinierbaren Springbrunnen sowie einem Amphitheater mit Reitbahn. Nach einer Legende soll [[Karl VI.]] hier im Sommer während der Hirschjagd öfters diniert haben. Im Stiegenhaus befand sich ein von Serena Lederer in Auftrag gegebenes Deckenfresko von [[Anton Faistauer]], das 1972 in das Salzburger Museum Carolino Augusteum gebracht wurde. Die Villa wurde nach Abnahme des Freskos abgerissen, an ihrer Stelle die [[Stadt des Kindes]] erbaut.
+
Im Dezember 1929 erwarb die Kunstsammlerin und Mäzenin [[Serena Lederer]] gemeinsam mit ihrem Mann August Lederer das Anwesen für 1,1 Millionen [[Schilling]] und brachte darin einen Teil ihrer bedeutenden Kunstsammlung unter. Für die Aufstellung des 1915 erworbenen Beethovenfrieses von [[Gustav Klimt]] wurde ein Anbau in Betracht gezogen, der jedoch kriegsbedingt nicht realisiert werden konnte. Die wertvolle Ausstattung des Anwesens wurde 1942, nachdem Serena Lederer aufgrund ihrer jüdischen Herkunft bereits die Verfügungsgewalt über ihr Vermögen entzogen worden war, mit 500.000 Reichsmark angegeben.
 +
Von 1942 an bis [[Zweiter Weltkrieg|Kriegsende]] war das Gebäude unterschiedlichen Nutzungen, darunter auch der Einquartierung von Militärpersonen zugeführt worden.  
  
 +
Die Villa besaß einen großen Garten mit 52 zu einer Wasserkunst kombinierbaren [[Brunnen|Springbrunnen]] sowie einem Amphitheater mit Reitbahn. Nach einer Legende soll [[Karl VI.]] hier im Sommer während der Hirschjagd öfters diniert haben. Im Stiegenhaus befand sich ein von Serena Lederer in Auftrag gegebenes Deckenfresko von [[Anton Faistauer]], das 1972 in das Salzburger Museum Carolino Augusteum gebracht wurde. Die Villa wurde nach Abnahme des [[Fresken|Freskos]] abgerissen, an ihrer Stelle die [[Stadt des Kindes]] erbaut.
  
 
<gallery | caption="Zustand der Baulichkeiten um 1965" | heights=90 >
 
<gallery | caption="Zustand der Baulichkeiten um 1965" | heights=90 >
Zeile 51: Zeile 51:
 
</gallery>
 
</gallery>
  
 
+
Im [[Bezirksmuseum Penzing]] befinden sich drei nach holländischer Vorlage gearbeitete Skulpturen, die auf der Parkterrasse aufgestellt waren. Es handelt sich um Groteskenfiguren bzw. [[Zwerge]], die nahezu identisch sind mit Figuren im "Zwergelgarten" des Schlosses Mirabell. Sie dürften unter dem Eigentümer Khevenhüller-Metsch aufgestellt worden sein, da zu dieser Zeit die niederländische Gartengestaltung in Österreichs Adelsgärten stark rezipiert wurde. Die Figuren sind "Jupantschku Ferenz", "Hanns Görge Pryhann" sowie "Ruffanella" benannt und werden im Lapidarium des Museums präsentiert. "Jupantschku Ferenc" wurde bereits 1965 von Hans und Willy Lederer, den Erben nach Serena Lederer dem [[Bezirksmuseum Penzing]] für eine Ausstellung übergeben.  
Im [[Bezirksmuseum Penzing]] befinden sich drei nach holländischer Vorlage gearbeitete Skulpturen, die auf der Parkterrasse aufgestellt waren. Es handelt sich um Groteskenfiguren bzw. Zwerge, die nahezu identisch sind mit Figuren im "Zwergelgarten" des Schlosses Mirabell. Sie dürften unter dem Eigentümer Khevenhüller-Metsch aufgestellt worden sein, da zu dieser Zeit die niederländische Gartengestaltung in Österreichs Adelsgärten stark rezipiert wurde. Die Figuren sind "Jupantschku Ferenz", "Hanns Görge Pryhann" sowie "Ruffanella" benannt und werden im Lapidarium des Museums präsentiert. "Jupantschku Ferenc" wurde bereits 1965 von Hans und Willy Lederer, den Erben nach Serena Lederer dem Bezirksmuseum für eine Ausstellung übergeben.  
 
 
 
  
 
<gallery | caption="Groteskenfiguren im Bezirksmuseum Penzing, 2022" | heights=90 >
 
<gallery | caption="Groteskenfiguren im Bezirksmuseum Penzing, 2022" | heights=90 >
Zeile 61: Zeile 59:
 
Datei:Ledererschlössel_5.jpg|Ursprüngliche Aufstellung der Grotesken vor der Parkterrasse, um 1935  
 
Datei:Ledererschlössel_5.jpg|Ursprüngliche Aufstellung der Grotesken vor der Parkterrasse, um 1935  
 
</gallery>
 
</gallery>
 
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
Zeile 67: Zeile 64:
 
*Erika Neubauer: Wiener Barockgärten. Dortmund 1980
 
*Erika Neubauer: Wiener Barockgärten. Dortmund 1980
 
*Penzinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Penzing. 6/7 (1965), S. 121 f.; 8 (1965) S. 141 f.; 76 (2015) S. 7 ff.  
 
*Penzinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Penzing. 6/7 (1965), S. 121 f.; 8 (1965) S. 141 f.; 76 (2015) S. 7 ff.  
*Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 169
+
*Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 ([[Bundesdenkmalamt]]: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 169
 
*J. B. Fischer von Erlach. (Katalog 1956/57), S. 149
 
*J. B. Fischer von Erlach. (Katalog 1956/57), S. 149
 
*Michael Wladika: Egon Schiele. Die Mutter und die Tochter. Dossier LM Inv. Nr. 2356, S. 9 ff. ([https://www.leopoldmuseum.org/media/file/555_LM_2356_Lederer.pdf Digitale Ressource)]
 
*Michael Wladika: Egon Schiele. Die Mutter und die Tochter. Dossier LM Inv. Nr. 2356, S. 9 ff. ([https://www.leopoldmuseum.org/media/file/555_LM_2356_Lederer.pdf Digitale Ressource)]
  
== Link ==
+
==Weblinks ==
 
* [https://tvthek.orf.at/history/Palais-und-Schloesser/13557972/Ledererschloessel-Kein-Platz-fuer-das-Barockjuwel/14075315 Ledererschlössel: Kein Platz für das Barockjuwel ]
 
* [https://tvthek.orf.at/history/Palais-und-Schloesser/13557972/Ledererschloessel-Kein-Platz-fuer-das-Barockjuwel/14075315 Ledererschlössel: Kein Platz für das Barockjuwel ]

Aktuelle Version vom 21. März 2024, 13:10 Uhr

Huldenbergvilla nach einer Zeichnung von Johann Bernhard Fischer von Erlach, um 1715
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1715
Datum bis 1973
Andere Bezeichnung Ledererschlössel, Landhaus Lederer
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach
Prominente Bewohner
PageID 18732
GND
WikidataID
Objektbezug Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert, 1945 bis heute, Zwischenkriegszeit, NS-Zeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 21.03.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Huldenbergvilla.jpg
Bildunterschrift Huldenbergvilla nach einer Zeichnung von Johann Bernhard Fischer von Erlach, um 1715
  • 14., Mühlbergstraße 9

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

Die Karte wird geladen …

48° 12' 27.11" N, 16° 12' 42.73" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Verbliebener Torpfeiler mit Resten der Umfassungsmauer, 2022
Abnahme des Freskos "Das Fest nach der Jagd" von Anton Faistauer in der Huldenbergvilla (Jänner 1972).
Reste der Umfassungsmauer entlang der Mühlbergstraße, 2022

Huldenbergvilla (Landhaus Lederer, Lederschlössel; 14, Mühlbergstraße 9).

Anfang des 18. Jahrhunderts kaufte der außerordentliche Gesandte Englands, Daniel Erasmus von Huldenberg, drei bäuerliche Anwesen zu Weidlingau in der heutigen Mühlbergstraße und ließ sich von Johann Bernhard Fischer von Erlach ein prachtvolles Landhaus erbauen (circa 1715). Die Töchter Huldenbergs veräußerten das Anwesen an Joseph de Seliers, dieser 1751 an Camillo Graf von Colloredo. 1764 kauften es Fürst Johann Joseph Khevenhüller-Metsch und seine Gattin Carolina. Sie ließen das Anwesen renovieren und umbauen.

Im Dezember 1929 erwarb die Kunstsammlerin und Mäzenin Serena Lederer gemeinsam mit ihrem Mann August Lederer das Anwesen für 1,1 Millionen Schilling und brachte darin einen Teil ihrer bedeutenden Kunstsammlung unter. Für die Aufstellung des 1915 erworbenen Beethovenfrieses von Gustav Klimt wurde ein Anbau in Betracht gezogen, der jedoch kriegsbedingt nicht realisiert werden konnte. Die wertvolle Ausstattung des Anwesens wurde 1942, nachdem Serena Lederer aufgrund ihrer jüdischen Herkunft bereits die Verfügungsgewalt über ihr Vermögen entzogen worden war, mit 500.000 Reichsmark angegeben. Von 1942 an bis Kriegsende war das Gebäude unterschiedlichen Nutzungen, darunter auch der Einquartierung von Militärpersonen zugeführt worden.

Die Villa besaß einen großen Garten mit 52 zu einer Wasserkunst kombinierbaren Springbrunnen sowie einem Amphitheater mit Reitbahn. Nach einer Legende soll Karl VI. hier im Sommer während der Hirschjagd öfters diniert haben. Im Stiegenhaus befand sich ein von Serena Lederer in Auftrag gegebenes Deckenfresko von Anton Faistauer, das 1972 in das Salzburger Museum Carolino Augusteum gebracht wurde. Die Villa wurde nach Abnahme des Freskos abgerissen, an ihrer Stelle die Stadt des Kindes erbaut.

Im Bezirksmuseum Penzing befinden sich drei nach holländischer Vorlage gearbeitete Skulpturen, die auf der Parkterrasse aufgestellt waren. Es handelt sich um Groteskenfiguren bzw. Zwerge, die nahezu identisch sind mit Figuren im "Zwergelgarten" des Schlosses Mirabell. Sie dürften unter dem Eigentümer Khevenhüller-Metsch aufgestellt worden sein, da zu dieser Zeit die niederländische Gartengestaltung in Österreichs Adelsgärten stark rezipiert wurde. Die Figuren sind "Jupantschku Ferenz", "Hanns Görge Pryhann" sowie "Ruffanella" benannt und werden im Lapidarium des Museums präsentiert. "Jupantschku Ferenc" wurde bereits 1965 von Hans und Willy Lederer, den Erben nach Serena Lederer dem Bezirksmuseum Penzing für eine Ausstellung übergeben.

Literatur

  • Anna Mader-Kratky: Der Palastbau im Oevre von Johann Bernhard Fischer von Erlach. In: Herbert Karner, Sebastian Schütze, Werner Telesko (Hg.): Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723) und die Baukunst des europäischen Barock. München: Hirmer 2022, 123-139, hier 135 f.
  • Erika Neubauer: Wiener Barockgärten. Dortmund 1980
  • Penzinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Penzing. 6/7 (1965), S. 121 f.; 8 (1965) S. 141 f.; 76 (2015) S. 7 ff.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 169
  • J. B. Fischer von Erlach. (Katalog 1956/57), S. 149
  • Michael Wladika: Egon Schiele. Die Mutter und die Tochter. Dossier LM Inv. Nr. 2356, S. 9 ff. (Digitale Ressource)

Weblinks