Himmelpfortkloster

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sakralbau
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Zur heiligen Agnes
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 15574
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 25.11.2015 durch WIEN1.lanm08swa
  • 1., Himmelpfortgasse 7

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48° 12' 20.99" N, 16° 22' 21.68" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Himmelpfortkloster (Kloster St. Agnes zur Himmelpforte; ehemals 1, Himmelpfortgasse 7 [Klosterkirche; Kircheneingang in der Rauhensteingasse] und 9 [Pfortengebäude, Refektorium; im Hof im 17. Jahrhundert eine Grab-Christi-Kapelle], Rauhensteingasse 3-7, Ballgasse 1, 2-6 [hinter dem Refektorium erstreckte sich bis Ballgasse 6 der Klostergarten], Blumenstockgasse 2; Himmelpfortgasse 11 kam erst 1535 in den Besitz der Nonnen), bis 1586 von Prämonstratenserinnen, dann von Augustiner-Chorfrauen bewohnt, 1783 aufgehoben. Konstanze, die Tochter Belas III. und Witwe Ottokars I. von Böhmen († 1230), soll vor ihrer Rückkehr nach Ungarn in Wien (an einer „Gaize" genannten Örtlichkeit, vielleicht ident mit der Flur „Im Jeus" [3]) einen Frauenkonvent der Inclusae, der eingeschlossenen Frauen, gegründet haben, die ein von der Welt abgeschlossenes, beschauliches Leben zu führen hatten („Porta coeli", Himmelpforte). Nach dem Tod der Gründerin († 1240) ging das Kloster, das unter den Wirren des Interregnums zu leiden hatte, seinem Verfall entgegen. Um jene Zeit dürfte die Sage von der Himmelspförtnerin entstanden sein. Gerhard von Siebenbürgen, Pfarrer von St. Stephan (1252-1272), erkannte die Bedrängnis des Klosters und den gesunkenen Geist seiner Insassinnen und schenkte ihnen vor 1267 ein Haus in der „Weihburg" (in das sie übersiedelten und das zum Kern der Klosteranlage werden sollte) sowie mehrere Weingärten unter der Bedingung, dass sie fortan als Chorfrauen St. Augustins dort eingeschlossen leben sollten. Sie konstituierten sich 1270 als Prämonstratenserinnen unter der Aufsicht von Kloster Geras im Waldviertel, dessen Mönche die Seelsorge versahen. Das Kloster erhielt nun auch von anderer Seite Schenkungen; Albert Pippinger schenkte dem Kloster 1272 Grundstücke in der Rauhenstein- und der Traibotenstraße (heute Himmelpfortgasse), Gerhards Bruder Dietrich, Pfarrer von Alt-Pölla, ein angrenzendes Haus. Königin Agnes, die Tochter Albrechts I. und Witwe König Andreas' III. von Ungarn, führte dem Himmelpfortkloster ungarische Prämonstratenserinnen zu.

Die nach dem Brand von 1318 neu erbaute Kirche „Zur heiligen Agnes" wurde 1331 geweiht (einschiffige Anlage, ähnlich St. Dorothea). Von da an führte das Kloster vorübergehend den Namen St.-Agnes-Kloster. 1491 wurde das Kloster der geistlichen Jurisdiktion des Wiener Bischofs unterstellt. Der Stadtbrand (1525) und die Türkenbelagerung (1529) schädigten das Kloster erheblich. Im 16. Jahrhundert übernahmen die Jesuiten die geistliche Betreuung der Nonnen. In der Pestzeit 1588 waren die Nonnen bis auf die Priorin, die nach Ungarn zurückkehren durfte, umgekommen, sodass 1589 Nonnen des Augustiner-Chorfrauenstifts St. Jakob auf der Hülben das verödete Gebäude bezogen (päpstliche Zustimmung 1605). 1619 brannte dieses vollständig ab, wurde jedoch rasch wieder instand gesetzt. Durch namhafte Schenkungen war das Kloster „Zur Himmelpforte" sehr reich geworden. Es besaß unter anderem ein Haus in der Stadt, mehrere Häuser auf der Landstraße, unter den Weißgerbern und (seit 1529) am Sporkenbühel beim Lichtental (späterer Himmelpfortgrund). Im 18. Jahrhundert genoss das Himmelpfortkloster als Erziehungsinstitut für Töchter des Adels einen besonderen Ruf; 1705 zählte man 60 Chorfrauen. Am 24. September 1783 wurde das Kloster unter der Äbtissin Maria Theresia Freifrau von Hackelberg und Landau aufgehoben. Kirche und Konventgebäude nebst den Zuhäusern wurden im Februar 1784 geräumt, danach versteigert und zu Privatwohnungen umgebaut. Es entstanden dadurch in der Rauhenstein-, Himmelpfort- und Ballgasse acht Häuser. Auf das Bauareal der Kirche kam ein Wohnhaus, dessen erster Besitzer Josef Maißl hieß.

Die seinerzeit der Hausmutter des Klosters geweihte Statue „Himmelspförtnerin" kam nach Auflösung des Klosters nach St. Stephan in die Schatzkammer, später in die Eligiuskapelle des Doms. Die Herrschaften Simmering und Pötzleinsdorf blieben in der Verwaltung der Staatsgüteradministration. Pötzleinsdorf erwarb 1802 Johann Heinrich von Geymüller, Simmering 1828 der Wiener Realitätenbsitzer Jakob Hakel. Himmelpfortgasse, Himmelpfortgrund (Vorstadt).


Literatur

  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 189 ff.
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 12 ff.
  • Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien: Hollinek 1952 (Österreichische Heimat, 17), S. 107 ff.
  • Ortolf Harl: Die Ausgrabungen im ehemaligen Himmelpfortkloster. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1939-1989. Band 34,1978, S. 9 ff.
  • Hildegard Hollensteiner: Beitrag zur Geschichte des Augustiner-Chorfrauenstiftes zur Himmelpforte in Wien. Diss. Univ. Wien. Wien 1948
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 144 ff.
  • Alfons Zák: Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien (zirka 1131-1586). In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich Neue Folge 4-5,1905/06, S. 137-224