Hermi Hirsch

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Daten zur Person
Personenname Hirsch, Hermi
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 61981
GND
Wikidata
Geburtsdatum 16. Jänner 1924
Geburtsort Wien
Sterbedatum 1. Juli 1990
Sterbeort Wien
Beruf Wirtin, Aktivistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 19.06.2019 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 1., Kumpfgasse (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Hermi Hirsch, * 16. Jänner 1924 Wien, † 1. Juli 1990 Wien, Beislwirtin, Aktivistin.

Biografie

Hermi Hirsch wurde 1924 in Wien geboren. Ihre Mutter, eine Jüdin aus Osteuropa, war auf dem Weg nach Palästina nach Wien gekommen, wo sie gegen den Willen ihrer Eltern heiratete und kurz darauf zwei Kinder zur Welt brachte. Hermi Hirsch war keine eineinhalb Jahre alt, als sich ihre Mutter dazu entschloss, ihrer Herkunftsfamilie nach Palästina zu folgen. Der Vater sah sich außerstande für beide Kinder zu sorgen, weshalb zunächst Hermis erst viermonatige Schwester zu einer Pflegemutter kam. Diese Frau wurde mit der Zeit auch für Hermi Hirsch zur Pflege- und Stiefmutter, die sie in ihren autobiografischen Erinnerungen als Mutter bezeichnet.

Hermi Hirsch wuchs in ärmsten Verhältnissen auf. Gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrem Vater lebte sie bei ihrer Pflegemutter und deren Ehemann – das Ehepaar hatte sich voneinander entfremdet – in einer kleinen Gemeindewohnung in Favoriten. Der Vater, aus einer bürgerlichen Familie stammend, war verarmt und arbeitete zeitweise als Markthelfer am Naschmarkt. Die Pflegemutter hielt die Familie unter anderem durch Heimarbeit, bei der alle Familienmitglieder mithelfen mussten, finanziell über Wasser. Die Eltern waren sozialdemokratisch eingestellt. In ihren Kindheitserinnerungen beschreibt Hermi Hirsch den zunehmenden Antisemitismus und die Angst ihrer nicht jüdischen Eltern um die beiden Mädchen, die das Religionsbekenntnis ihrer leiblichen Mutter hatten.

Über das weitere Leben von Hermi Hirsch – wie und wo sie die Zeit des Nationalsozialismus überlebte, ihre Jugendzeit, Ausbildung und ihren beruflichen Werdegang – liegen keine Informationen vor. Erst ab den 1970er Jahren tritt sie als Wirtin eines legendären Beisls und durch ihr politisches Engagement öffentlich in Erscheinung. Hermi Hirsch führte in der Kumpfgasse im 1. Bezirk ein Lokal, das vielen Studierenden, aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern sowie politisch Interessierten als zweites Wohnzimmer diente. Dort kehrten beispielsweise Lukas Resetarits und Konstantin Wecker genauso ein wie Caspar Einem, Freda Meissner-Blau und Johanna Dohnal. Als Hermi Hirsch 1982 für ihr Lokal Konkurs anmelden musste, wurde für sie am 23. Jänner 1983 im Kongresshaus am Margaretengürtel ein "Solidaritätsfest für Hermi" veranstaltet, bei dem zahlreiche ihrer Stammgäste, darunter Peter Turrini, Die Schmetterlinge und Ludwig Hirsch auftraten. Trotz dieses Einsatzes musste das Lokal schließen. Hermi Hirsch war ab den 1970er Jahre stark in der Frauen- und Friedensbewegung engagiert. 1978 initiierte sie den Verein "Frauen für den Frieden" und setzte sich in der Anti-Atomkraft-Bewegung gegen die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf ein. Sie war Teil der Aktionsplattform für den 8. März und im Umfeld der Aktion Unabhängiger Frauen aktiv. Ab 1979 wirkte sie an der AUF-Eine Frauenzeitschrift mit und gehörte von 1983 bis zu ihrem Tod 1990 dem AUF Redaktionskollektiv an. Im Juni 1989 organisierte sie ein Solidaritätsfest für die in der BRD inhaftierte österreichische Journalistin Ingrid Strobl, die wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden war. Hermi Hirsch war Mitglied der KPÖ und gehörte dem "Bund demokratischer Frauen" an.

Hermi Hirsch starb am 1. Juli 1990, umgeben von Familie und Freundinnen, an Nierenkrebs.

Literatur

  • Eva Ditè: Erinnerungsbrief für Margit Niederhuber zu ihrem 60. Geburtstag [Stand: 30.01.2019]
  • Hermi Hirsch: Ich wollte nicht sehen, was sie sahen. In: AUFbrüche. Feministische Porträts und Lebensbilder. Hg. von Britta Cacioppo/Eva Geber/Traude Korosa. Wien: Mandelbaum Verlag 2006, S. 63–69
  • Briefinterview mit Hermi Hirsch und Freda Meissner-Blau: Friedensbewegung und Feminismus. In: AUF – Eine Frauenzeitschrift (1982), S. 33–35
  • Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Hirsch, Hermi [Sign.: TP 020404]