Johanna Dohnal

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Johanna Dohnal bei ihrer Angelobung als Gemeinderätin (05.07.1973)
Daten zur Person
Personenname Dohnal, Johanna
Abweichende Namensform Dietz, Johanna
Titel Prof.
Geschlecht weiblich
PageID 37190
GND 119085577
Wikidata Q112494
Geburtsdatum 14. Februar 1939
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 20. Februar 2010
Sterbeort Mittergrabern im Weinviertel 4799174-4
Beruf Politikerin, Frauenrechtlerin
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Partei Österreichs, Sozialistische Partei Österreichs
Ereignis
Nachlass/Vorlass Johanna Dohnal-Archiv
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW, POLAR
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Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum 6. März 2010
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 1A
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Johanna dohnal.jpg
Bildunterschrift Johanna Dohnal bei ihrer Angelobung als Gemeinderätin (05.07.1973)

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderates (05.07.1973 bis 30.10.1979)
  • Staatssekretärin im Bundeskanzleramt (05.11.1979 bis 17.12.1990)
  • Ministerin für Frauenfragen (17.12.1990 bis 06.04.1995)
  • Bundesvorsitzende der SPÖ-Frauenorganisation (11.10.1987 bis 1995)
  • Abgeordnete zum Nationalrat (07.11.1994 bis 14.12.1994)
  • Sektionsfunktionärin der SPÖ Penzing (1955)
  • Mitglied der Bezirksvertretung Penzing (1969)
  • Bezirksfrauenvorsitzende der SPÖ Penzing (1971)
  • Landesfrauensekretärin der SPÖ Wien (1972 bis 1979)
  • Mitglied des Vorstands der SPÖ
  • Stellvertretende Bundesvorsitzende der SPÖ (1987)
  • Bundesministerin im Bundeskanzleramt (17.12.1990 bis 31.12.1994)
  • Betraut mit der Leitung der zum Wirkungsbereich des Bundeskanzleramtes gehörenden Koordination in Angelegenheiten der Frauenpolitik (02.01.1991 bis 31.12.1994)
  • Betraut mit der Leitung der zum Wirkungsbereich des Bundeskanzleramtes gehörenden Koordination in Angelegenheiten der Frauenpolitik sowie der Angelegenheiten der Gleichbehandlungskommission (29.01.1991 bis 14.12.1994)
  • Bundesministerin für Frauenangelegenheiten (01.01.1995 bis 06.04.1995)
  • Mitglied der Kinderfreunde Penzing (1955)
  • Stellvertretende Bezirkssekretärin der Kinderfreunde Penzing
  • Vorsitzende des Nord-Süd-Instituts

  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 12. September 1994)
  • Bürgerin der Stadt Wien (Verleihung: 30. Juni 2005, Übernahme: 29. September 2005)
  • Berufstitel "Professorin (Übernahme: 2009)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1994)

Straßen-Benennungstafel und Erläuterungstafel am Johanna-Dohnal-Platz im 6. Bezirk, 2012
Johanna-Dohnal-Hof, 2011
Johanna Dohnal anlässlich der Verleihung der Urkunde zur Bürgerin der Stadt Wien durch Bürgermeister Dr. Michael Häupl im Stadtsenatssaal des Wiener Rathauses, 2005

Johanna Dohnal, * 14. Februar 1939 Wien, † 20. Februar 2010 Mittergrabern im Weinviertel, Politikerin, erste Frauenministerin Österreichs.

Biografie

Johanna Dohnal wurde als Johanna Diez in Wien geboren. Sie wuchs bei ihrer Großmutter, einer Schneiderin, in Wien-Penzing auf, wo sie die Volks- und die Hauptschule besuchte. 1953 begann sie eine Lehre als Industriekaufmann in einer Kunstharzpresserei und blieb auch nach dem Lehrabschluss noch fünf Jahre im Betrieb. Ihr politisches Engagement begann bereits 1957 mit ihrem Beitritt zur SPÖ. Sie engagierte sich in der Bezirksorganisation und bei den Kinderfreunden, indem sie Parteiveranstaltungen und Spielnachmittage für Kinder organisierte.

1957 heiratete sie Franz Dohnal, von dem sie sich nach 19 Jahren Ehe trennte. 1959 wurde der Sohn Robert († 2008) und 1961 die Tochter Ingrid geboren. Zunächst in Heimarbeit tätig, arbeitete Johanna Dohnal ab 1969 halbtags als Bürokraft in einer Spenglerei. Ihre Mutter, inzwischen in Pension, half bei der Kinderbetreuung. Im selben Jahr wurde Johanna Dohnal Bezirksrätin in Penzing, 1971 erfolgte ihre Wahl zur Vorsitzenden der Penzinger Sozialistinnen.

Der Kampf um die Fristenregelung sensibilisierte Johanna Dohnal für Frauenanliegen. 1972 machte sie die Politik zu ihrem Beruf und wurde Wiener Landesfrauensekretärin der SPÖ und im selben Jahr Mitglied des Bundesparteivorstandes. 1973 wurde Johanna Dohnal als Wiener Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete angelobt. In dieser Funktion setzte sie sich vor allem für die Ausweitung der Sozialdienste und die Forcierung der Sexualaufklärung in den Schulen ein. 1978 nahm in Wien das erste Frauenhaus Österreichs den Betrieb auf. Die Realisierung dieses Projektes, konzipiert von Vertreterinnen der autonomen Frauenbewegung, ist der Initiative Johanna Dohnals zu verdanken. 1979 wurde Johanna Dohnal als Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen im Bundeskanzleramt angelobt. In dieser Funktion ließ sie ein Förderprogramm für Frauen im Bundesdienst ausarbeiten. Am 2. Weltfrauenkongress in Kopenhagen 1980 leitete sie die österreichische Delegation und war Vizepräsidentin der Konferenz, die für sie auch den Einstieg in die Entwicklungszusammenarbeit bedeutete.

1987 wurde Johanna Dohnal zur Vorsitzenden der österreichischen Sozialistinnen, danach zur stellvertretenden Bundesparteivorsitzenden der SPÖ gewählt. Während ihrer Zeit als Staatssekretärin setzte Johanna Dohnal nachhaltige Initiativen im Familienrecht, im Sexualstrafrecht und im Sozialrecht. 1990 wurde Johanna Dohnal als Bundesministerin für Frauenangelegenheiten im Bundeskanzleramt angelobt. Die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familienarbeit und der Schutz der Frauen vor (sexueller) Gewalt waren für sie weiterhin wichtige Anliegen. 1992 wurde Johanna Dohnal von 500 Journalistinnen zur "Frau des Jahres" gewählt. Auf Initiative der Frauenministerin startete 1993 die Aktion "Kriegsopfer: Vergewaltigte Frauen", an der sich auch Familienministerin Rauch-Kallat und die Caritas beteiligten. Die Aktion diente der medizinischen und psychologischen Unterstützung vergewaltigter Frauen und Kinder im ehemaligen Jugoslawien und der Errichtung von Beratungsstellen und Frauenhäusern. Im selben Jahr war Johanna Dohnal Vorsitzende des Frauenrechtskomitees der UN-Menschenrechtskonferenz in Wien. Obwohl sie sich im Herbst 1995 von allen politischen Funktionen zurückgezogen hatte, bezog Johanna Dohnal bis zu ihrem Tod zu Frauenfragen, zu Fragen der Menschenrechte und sozialen Fragen öffentlich Stellung.

1995/1996 hielt sie am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Wien das Proseminiar "Historische und strukturelle Voraussetzungen für institutionalisierte Frauenpolitik in Österreich" und 2007/2008 lehrte sie im Wintersemester als Gastprofessorin an der Universität Innsbruck in der Fakultätsreihe "PolitikerInnen in Residence". Sie engagierte sich bei dem vom Unabhängigen Frauenforum initiierten "Frauen-Volksbegehren" 1997, das mehr als 645.000 Personen unterschrieben haben.

Anfang 2010 schlossen Johanna Dohnal und ihre langjährige Lebensgefährtin Annemarie Aufreiter eine "eingetragene Partnerschaft", kurz nachdem dies in Österreich möglich war.

Johanna Dohnal war Bürgerin der Stadt Wien. 2011 wurde ein Gemeindebau in Penzing und am 5. Juni 2012 der Johanna-Dohnal-Platz in Mariahilf nach der Politikerin benannt. 2020 war der preisgekrönte Dokumentarfilm "Die Dohnal – Frauenministerin / Feministin / Visionärin" von Sabine Derflinger in den österreichischen Kinos zu sehen.

Werke

  • Johanna Dohnal: Innensichten österreichischer Frauenpolitiken: Innsbrucker Vorlesungen. Hrsg. von Erika Thurner. Innsbruck / Wien: Studien-Verlag 2008
  • Johanna Dohnal [Hg.]: Das Theater mit dem Gender. 10 Jahre KosmosTheater. Wien: Löcker 2010

Film

  • Sabine Derflinger (Regie / Drehbuch): Die Dohnal – Frauenministerin / Feministin / Visionärin. Österreich: Plan C Film OG / Derflinger Filmproduktion 2019

Literatur

  • "Ich wusste nicht, was eine Feministin ist". Regisseurin Sabine Derflinger erinnert an die Frauenrechtlerin Johanna Dohnal. In: Falter 6/20, 05.02.2020, S. 28 ff.
  • Maria Mesner [Hg.]: Johanna Dohnal. Ein politisches Lesebuch. 1. Aufl. Wien: Mandelbaum-Verlag 2013
  • Susanne Feigl: Was gehen mich seine Knöpfe an? Johanna Dohnal − eine Biografie. Wien: Ueberreuter 2002
  • Eva Kreisky / Margit Niederhuber [Hg.]: Johanna Dohnal. Eine andere Festschrift. Wien: Milena Verlag 1998
  • Österreichisches Parlament: Johanna Dohnal [Stand: 05.06.2023]


Johanna Dohnal im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks