Heidenschuß: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 12. September 2014, 13:58 Uhr

Daten zum Objekt
Art des Objekts Straße„Straße“ befindet sich nicht in der Liste (Bezirk, Grätzel, Verkehrsfläche, Friedhof, Gewässer, Berg, Vorort, Ort, Herrschaft, Vorstadt, ...) zulässiger Werte für das Attribut „Art des Objekts“.
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 7265
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.09.2014 durch DYN.patricktavernar
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48° 12' 39.85" N, 16° 22' 0.68" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Heidenschuss (1), Straßenstück, das den Platz Am Hof mit der Freyung verbindet. Zu Zeiten Heinrichs II. Jasomirgott befand sich hier eine Zugbrücke über den durch die spätere Strauchgasse fließenden Ottakringer Bach, der durch den Tiefen Graben den südlichsten Donauarm erreichte (1426 Trockenlegung [Umleitung des Bachs in den Wienfluss], dann Einleitung der Als in das Bachbett); trotz späterer Niveauregulierung ist hier noch heute deutlich eine Senke zu erkennen. 1274 wird ein „Gäßchen beim Herzogshof' erwähnt, 1317 (nach der Verlegung der Residenz in den [heutigen] Schweizerhof der Burg) heißt es „Am Eck, da man geht zu den Schotten". Ebenfalls 1274 wird ein Häuserblock zwischen Strauchgasse und Tiefem Graben erwähnt, der noch 1511 „Am Kiel" hieß (1858-1860 abgebrochen). Der Name Heidenschuss leitete sich von einem am Haus Heidenschuss 3 haftenden Schild ab („Da der Hayden scheuzzt" [das heißt schießt]), das erstmals 1365 und danach (in verschiedenen Abwandlungen) bis 1664 erwähnt wird; 1701 heißt es „Am Haidenschuss oder Kiell allwo der Türck reitt". Am Haus befand sich eine Skulptur, einen Sarazenen (keinen Türken oder Tataren, wie Lazius meinte) darstellend, mit Pfeil und Bogen (nicht Krummsäbel), die erst beim Umbau 1851/1852 durch einen säbelschwingenden Türken ersetzt wurde. 1850 kaufte Fürst Montenuovo das Haus samt dem Nachbargebäude, ließ beide 1851 abbrechen und erbaute an ihrer Stelle das Montenuovopalais.

Der Ursprung des namengebenden Hausschilds ist unklar. Die Überlieferung von einem Bäckergesellen, durch dessen Aufmerksamkeit die mittels Minen 1529 weit unter die Stadt vorgedrungenen Türken entdeckt und noch rechtzeitig abgewehrt werden konnten, hält man aufgrund neuerer Forschungen für eine Sage. Fest steht jedoch, dass der Bäckerzunft (wegen der Verdienste, die sie sich während der Türkenbelagerung erworben hatte) 1530 gestattet wurde, an jedem Osterdienstag einen Umzug durch die Stadt abzuhalten, an dem die Spitzen der Behörden und die vornehmsten Bürger teilnahmen; diesen Bäckerumzug gab es bis 1809. Auch die Version, dass Bürgermeister Haiden Besitzer des Hauses gewesen sein soll, ist nicht haltbar (Haidenhaus).


Literatur

  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Ein Handbuch. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22).
  • Der Heidenschuß. Romantische Geschichte aus der Zeit der letzten türkischen Belagerung Wiens. Wien [u.a.]: Haas 1820.
  • Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien: Hollinek 1952 (Österreichische Heimat, 17), S. 114.
  • Friedrich Umlauft: Sagen und Geschichten aus Alt-Wien. Mit Bunt-, Ton- u. Textbildern von Carl Fahringer. Stuttgart: Loewe 1938, S. 21 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 627.
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 77.
  • Franz Scheidl: Denkmale und Erinnerungszeichen an die Türkenzeit in Wien. Wien: Selbstverl. 1908, S. 58 ff.
  • Eugen Meßner: Die Innere Stadt Wien. Ein Beitrag zur Heimatkunde des I. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1928, S. 80 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 352 f.