Hasenhaus

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Waldnerhaus
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Wandmalereien Triumph der Hasen über ihre Feinde und dergleichen
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Matthias Corvinus
PageID 4626
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.10.2013 durch WIEN1.lanm09mai
  • 1., Kärntner Straße 8-10
  • 1., Seilergasse 5-7

Frühere Adressierung
  • Nr.: 1073 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 1082 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 1139 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 26.14" N, 16° 22' 17.36" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Hasenhaus (1, Kärntner Straße, an der Stelle der Häuser Nummer 8 und 10 sowie des Kärntner Durchgangs). Die Hausgeschichte läßt sich bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts zurückverfolgen;

1343 gehörte das Gebäude der Familie Gösswein, 1446 dem Ratsherrn und Kaufmann Christian Wissinger, ab 1482 gehörte es dem Kanzler Friedrichs III. und Maximilians I., Hanns Waldner, nach dem es eine Zeitlang auch „Waldnerhaus" genannt wurde. Des Hochverrats bezichtigt, verübte Waldner 1502 Selbstmord, worauf das Haus als landesfürstlicher Besitz eingezogen wurde. Einer äußerst fragwürdigen Überlieferung zufolge soll 1485 König Matthias Corvinus das Haus beschlagnahmt und als Residenz eingerichtet haben; dem widerspricht, daß er alle Urkunden in der Burg ausgestellt hat und Antonio Bonfini über deren Ausgestaltung durch den König berichtet. Man geht heute wissenschaftlich davon aus, daß Matthias in der Burg residiert hat, daß im Hasenhaus jedoch vielleicht sein Hofstaat untergebracht war.

1508 wird das Hasenhaus als „heimgefallen" bezeichnet. Am 2. Jänner 1509 erhielt es über kaiserlichen Auftrag der landesfürstlichen Hasenbannmeister („Haspelmeister") Friedrich Jäger, der es (ebenfalls über kaiserlichen Auftrag) mit Wandmalereien (Triumph der Hasen über ihre Feinde und dergleichen) schmücken ließ. Das mächtige Haus mit einem Mehreckerker und hohen, niederdeutsch anmutenden Fenstern wurde von drei Giebeln mit Schopfwalmen und Rundluken gekrönt. Im Hintertrakt des nunmehr „Hasenhaus" genannten Gebäudes brachte der Kaiser das Haspelamt unter, wogegen der vordere Trakt als kaiserliches Absteigequartier frei bleiben mußte.

Während des großen Stadtbrands 1525 wurde das Haus vernichtet, die Ruine von Kaiser Ferdinand noch im selben Jahr dem Vizehofkanzler Leonhard von Harrach verliehen, der sie wiederaufbauen und die Wandmalereien erneuern ließ. Haus und Fresken haben das Haspelamt 200 Jahre überdauert.

Es handelte sich um ein einzigartiges Beispiel der Wiener Renaissance: der Wandschmuck ist in einer originalgetreuen Abbildungen Salomon Kleiners erhalten geblieben. Die durch zahlreiche Glasfenster auffällige Fassade des Hauses war komplett bemalt. 1525 brannte das Hasenhaus während des Stadtbrands ab; Vizehofkanzler Leonhard von Harrach ließ es wieder aufbauen und auch die Wandmalereien erneuern.

1608 und 1609 wurden türkische Gesandtschaften hier einquartiert. Als sich in der folgenden Zeit die Besitzer immer stärker verschuldeten, wurde das Hasenhaus 1749 versteigert, danach vom neuen Besitzer Joseph de France († 27. Februar 1761) abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. 1897 wurde auch dieses Haus abgebrochen; zwischen den neuen Häusern entstand der Kärntner Durchgang (mit der Kärntner Bar von Adolf Loos).

Im Nachbarhaus befand sich das Einkehrwirtshaus „ Zu den drei Hasen", mit dem es oft verwechselt wird. Im neuen Haus etablierte sich 1750 Josef Augusti, ein Wasserbrenner, mit einem Kaffeehaus. Er verkaufte es 1780 an Philipp Wiest, der das Schild „Zu den drei Löwen" wählte (Dreilöwenhaus) und sich durch seine „Gesundheitsschokolade" einen Namen machte. 1897 wurde auch dieses Haus nach vielfachem Besitzerwechsel demoliert, die beiden neu entstandenen Häuser durch eine kurze Gasse getrennt.


Literatur

  • Felix Czeike: Die Kärntner Straße. Wien [u.a.]: Zsolnay 1975 (Wiener Geschichtsbücher, 16), S. 42 ff.
  • Margarete Wagner: Das Hasenhaus in der Kärntner Straße - Schauplatz der Festnahme dreier Wiedertäufer? In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 47,1992, S. 53 ff.
  • J. E. Schlager: Das Hasenhaus in der Kärntnerstraße als vermeintliche Residenz des König Matthias Corvinus. In: Wiener Zeitung, 09. 09. 1847, S. 3-4
  • J. E. Schlager: Das Hasenhaus in der Kärntnerstraße als vermeintliche Residenz des König Matthias Corvinus. In: Wiener Zeitung, 10. 09. 1847, S. 3-4
  • Albert Ilg: Das Hasenhaus in Wien. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1919-1938. Band ,1889, S. 34 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 523
  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Dt. Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 51
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 20 f., S. 78
  • Neues Wiener Tagblatt. Wien, 25. 11. 1897 (Demolierung)
  • Eugen Meßner: Die Innere Stadt Wien. Ein Beitrag zur Heimatkunde des I. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1928, S. 78 f.
  • Richard Kurt Donin: Das Bürgerhaus der Renaissance in Niederdonau. Wien-Leipzig: Kühne 1944, S. 86
  • Tietze: Wien, S. 114 f.
  • Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien: Hollinek 1952 (Österreichische Heimat, 17), S. 120 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 350


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