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Pfitzner Hans, * 5. Mai 1869 Moskau, † 22. Mai 1949 Salzburg (Wiener Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gr. 14C, Nr. 16), deutscher Komponist, Pianist und Dirigent, der 1943 in Wien und zuletzt in Salzburg eine Wahlheimat fand. Sein Hauptwerk ist die musikalische Legende "Palestrina" (1917; Erstaufführung Staatsoper 1. März 1919). Nach dem Zweiten Weltkrieg fast verarmt, ermöglichten es ihm die Wiener Philharmoniker, in einem Salzburger Altersheim seinen Lebensabend zu verbringen. Ehrenring der Stadt Wien (1944).
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Hans Pfitzner, * 5. Mai 1869 Moskau, † 22. Mai 1949 Salzburg, Komponist, Pianist, Dirigent.
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==Biografie==
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Hans Pfitzner war der Sohn des Geigers Carl Robert Pfitzner und dessen Frau Anne Wilhelmine Henriette (geborene Reimer). Nach erstem Klavierunterricht durch seinen Vater studierte Hans Pfitzner von 1886 bis 1890 am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt. Danach arbeitete er in Deutschland als Dirigent mit verschiedenen deutschen Orchestern zusammen und wirkte als Kapellmeister an mehreren deutschen Häusern.
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1895 wurde seine erste Oper "Der arme Heinrich" am Stadttheater Mainz uraufgeführt, seine zweite − 1901 in Elbersfeld uraufgeführte − Oper "Die Rose vom Liebesgarten" brachten [[Gustav Mahler]] und [[Alfred Roller]] 1905 auf die Bühne der [[Staatsoper|Wiener Hofoper]]. 1917 schuf Pfitzner sein Hauptwerk, die musikalische Legende "Palestrina", das am 1. März 1919 erstmals an der Wiener Staatsoper zu sehen war.
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In den 1920er Jahren arbeitete Pfitzner als Lehrer, Dirigent, Regisseur und Liedbegleiter. An der Akademie für Tonkunst in München war er zudem von 1929 bis 1934 als Professor für Komposition tätig.  
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Nachdem sein Münchner Wohnhaus bei einem Bombenangriff im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zerstört worden war, übersiedelte der Komponist nach Wien-Rodaun. Beim Einmarsch der Roten Armee floh Pfitzner nach Bayern.
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In Wien erfuhr Hans Pfitzner besondere Förderung durch die [[Wiener Philharmoniker|Philharmoniker]]. Sie verliehen dem greisen Komponisten die Ehrenmitgliedschaft und den Ehrenring und ermöglichten ihm 1949 mit einer Aufführung der Staatsoper im [[Theater an der Wien]] einen letzten späten Triumph. Es waren auch die Wiener Philharmoniker, die ein Ehrengrab für Pfitzner auf dem Wiener Zentralfriedhof initiierten, obwohl er testamentarisch verfügt hatte, dass er neben seiner ersten Frau in Unterschondorf begraben werden möchte.  
  
 
==Problematisierung der Person==
 
==Problematisierung der Person==
Im Auftrag der Stadt Wien hat eine [[Kommission zur Prüfung der Wiener Straßennamen|HistorikerInnen-Kommission]] die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener [[Straßennamen|Straßen benannt]] sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Hans Pfitzner war von einer prinzipiellen antijüdischen Einstellung geprägt, die er auch nach Kriegsende artikulierte. Allerdings unterschied er offenbar durchaus zwischen dem Judentum im Allgemeinen und jüdischen Einzelpersonen, beispielsweise wenn er sich auch nach der nationalsozialistischen Machtergreifung für jüdische Bekannte oder Freunde einsetzte. Als Komponist wurde er vom NS-Regime geschätzt und erhielt in dieser Funktion 1944 von Propagandaminister Goebbels einen Ehrensold. Auch war er dem Krakauer Generalgouverneur Hans Frank (der 1946 für Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach dem Nürnberger Kriegsverbrecherprozess hingerichtet wurde) freundschaftlich verbunden und komponierte für ihn die "Krakauer Begrüßung“.
 
  
[[Pfitznergasse]]; [[Pfitzner-Brücke]]
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Im Auftrag der Stadt Wien hat eine [[Kommission zur Prüfung der Wiener Straßennamen|HistorikerInnen-Kommission]] die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener [[Straßennamen|Straßen]] benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Hans Pfitzner war von einer prinzipiellen antijüdischen Einstellung geprägt, die er auch nach Kriegsende artikulierte. Allerdings unterschied er offenbar durchaus zwischen dem Judentum im Allgemeinen und jüdischen Einzelpersonen, beispielsweise wenn er sich auch nach der nationalsozialistischen Machtergreifung für jüdische Bekannte oder Freunde einsetzte. Als Komponist wurde er vom NS-Regime geschätzt und erhielt in dieser Funktion 1944 von Propagandaminister Goebbels einen Ehrensold. Auch war er dem Krakauer Generalgouverneur Hans Frank (der 1946 für Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach dem Nürnberger Kriegsverbrecherprozess hingerichtet wurde) freundschaftlich verbunden und komponierte für ihn die "Krakauer Begrüßung".
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Die [[Pfitznergasse]] und die [[Pfitzner-Brücke]] sind nach dem Komponisten benannt. Bei beiden Verkehrsflächenbenennungen erkennt die Historiker-Kommission intensiven Diskussionsbedarf.
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==Quelle==
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*Richard A. Prilisauer: Versuch einer Musiktopographie der Stadt Wien. Vervielfältigung (WStLA). Folge 11 und 12
  
 
==Literatur==  
 
==Literatur==  
*Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Personenteil L-Z. Mainz: Schott 1961
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*Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969, Register
 
*Clemens Hellsberg: Demokratie der Könige. Die Geschichte der Wiener Philharmoniker. Wien: Kremayr & Scheriau 1992
 
*Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 80
 
*Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u.a.]: Molden 1970, S. 185 und S. 220
 
*Richard A. Prilisauer: Versuch einer Musiktopographie der Stadt Wien. Vervielfältigung (WStLA). Folge 11 und 12
 
 
* Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 231 f.
 
* Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 231 f.
 
* Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 83 f.   
 
* Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 83 f.   
 
* Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
 
* Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
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*[https://www.zeit.de/2007/45/Spitze_45 Jens Jessen: Kann man Hans Pfitzner retten? In: Die Zeit, 30.10.2007] [Stand: 17.07.2018]
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*Ludwig Finscher [Hg.]: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Personenteil, Band 13: Pal−Rib. Basel [u. a.]. Bärenreiter 2005, S. 466 ff.
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*Clemens Hellsberg: Demokratie der Könige. Die Geschichte der Wiener Philharmoniker. Wien: Kremayr & Scheriau 1992
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*Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 80
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*Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u. a.]: Molden 1970, S. 185 und S. 220
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*Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u. a.]: Molden 1969, Register
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==Weblinks==
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*[https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Pfitzner Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Pfitzner]
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*[https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Hans_Pfitzner Austria-Forum: Hans Pfitzner]

Aktuelle Version vom 3. November 2023, 13:27 Uhr

Hans Pfitzner, 1933
Daten zur Person
Personenname Pfitzner, Hans
Abweichende Namensform Pfitzner, Hans Erich
Titel Prof., Dr.h.c.
Geschlecht männlich
PageID 8418
GND 118593625
Wikidata Q57358
Geburtsdatum 5. Mai 1869
Geburtsort Moskau
Sterbedatum 22. Mai 1949
Sterbeort Salzburg
Beruf Komponist, Pianist, Dirigent
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Ehrenmitglieder der Staatsoper
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 30. Mai 1949
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14C; Nummer 16
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Hans Pfitzner HIN-230474 0001.jpg
Bildunterschrift Hans Pfitzner, 1933

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Beethoven-Preis (Wien) (Verleihung: 1943)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 5. Februar 1944)

  • Bayerischer Generalmusikdirektor (1919 bis 1920)

Hans Pfitzner, * 5. Mai 1869 Moskau, † 22. Mai 1949 Salzburg, Komponist, Pianist, Dirigent.

Biografie

Hans Pfitzner war der Sohn des Geigers Carl Robert Pfitzner und dessen Frau Anne Wilhelmine Henriette (geborene Reimer). Nach erstem Klavierunterricht durch seinen Vater studierte Hans Pfitzner von 1886 bis 1890 am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt. Danach arbeitete er in Deutschland als Dirigent mit verschiedenen deutschen Orchestern zusammen und wirkte als Kapellmeister an mehreren deutschen Häusern.

1895 wurde seine erste Oper "Der arme Heinrich" am Stadttheater Mainz uraufgeführt, seine zweite − 1901 in Elbersfeld uraufgeführte − Oper "Die Rose vom Liebesgarten" brachten Gustav Mahler und Alfred Roller 1905 auf die Bühne der Wiener Hofoper. 1917 schuf Pfitzner sein Hauptwerk, die musikalische Legende "Palestrina", das am 1. März 1919 erstmals an der Wiener Staatsoper zu sehen war.

In den 1920er Jahren arbeitete Pfitzner als Lehrer, Dirigent, Regisseur und Liedbegleiter. An der Akademie für Tonkunst in München war er zudem von 1929 bis 1934 als Professor für Komposition tätig.

Nachdem sein Münchner Wohnhaus bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, übersiedelte der Komponist nach Wien-Rodaun. Beim Einmarsch der Roten Armee floh Pfitzner nach Bayern.

In Wien erfuhr Hans Pfitzner besondere Förderung durch die Philharmoniker. Sie verliehen dem greisen Komponisten die Ehrenmitgliedschaft und den Ehrenring und ermöglichten ihm 1949 mit einer Aufführung der Staatsoper im Theater an der Wien einen letzten späten Triumph. Es waren auch die Wiener Philharmoniker, die ein Ehrengrab für Pfitzner auf dem Wiener Zentralfriedhof initiierten, obwohl er testamentarisch verfügt hatte, dass er neben seiner ersten Frau in Unterschondorf begraben werden möchte.

Problematisierung der Person

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Hans Pfitzner war von einer prinzipiellen antijüdischen Einstellung geprägt, die er auch nach Kriegsende artikulierte. Allerdings unterschied er offenbar durchaus zwischen dem Judentum im Allgemeinen und jüdischen Einzelpersonen, beispielsweise wenn er sich auch nach der nationalsozialistischen Machtergreifung für jüdische Bekannte oder Freunde einsetzte. Als Komponist wurde er vom NS-Regime geschätzt und erhielt in dieser Funktion 1944 von Propagandaminister Goebbels einen Ehrensold. Auch war er dem Krakauer Generalgouverneur Hans Frank (der 1946 für Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach dem Nürnberger Kriegsverbrecherprozess hingerichtet wurde) freundschaftlich verbunden und komponierte für ihn die "Krakauer Begrüßung".

Die Pfitznergasse und die Pfitzner-Brücke sind nach dem Komponisten benannt. Bei beiden Verkehrsflächenbenennungen erkennt die Historiker-Kommission intensiven Diskussionsbedarf.

Quelle

  • Richard A. Prilisauer: Versuch einer Musiktopographie der Stadt Wien. Vervielfältigung (WStLA). Folge 11 und 12

Literatur

  • Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 231 f.
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 83 f.
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Jens Jessen: Kann man Hans Pfitzner retten? In: Die Zeit, 30.10.2007 [Stand: 17.07.2018]
  • Ludwig Finscher [Hg.]: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Personenteil, Band 13: Pal−Rib. Basel [u. a.]. Bärenreiter 2005, S. 466 ff.
  • Clemens Hellsberg: Demokratie der Könige. Die Geschichte der Wiener Philharmoniker. Wien: Kremayr & Scheriau 1992
  • Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 80
  • Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u. a.]: Molden 1970, S. 185 und S. 220
  • Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u. a.]: Molden 1969, Register

Weblinks