Gundelhof

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Georg Gundlach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Friedrich III.
PageID 29076
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 12.09.2014 durch DYN.elwu
  • 1., Bauernmarkt 4
  • 1., Brandstätte 5
  • Nr.: 534 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 588 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 627 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


Gundelhof (1, Bauernmarkt 4, Brandstätte 5; Konskriptionssnummer 588).

Gundelhof

Namensgebung

Der Gundelhof wurde nach der angesehenen Tiroler Familie der Gundlach (verballhornt in Gundel) benannt, welche 1495 in den Besitz des Hofs kam.

Geschichte

Zum ersten Mal wird hier 1351 ein Haus erwähnt, das dem Bürgermeister Berthold Poll gehörte und in dem sich eine dem heiligen Thomas geweihte Kapelle befand. 1422 wurde es mitsamt der Kapelle vom Stadtanwalt Hans Zink verkauft, wobei hier vom Haus, "das weilent drei Häuser gewesen sind" die Rede ist. In den Jahren 1434 bis 1461 gehörte es Peter (Lorenz?) Strasser. Die häufige Annahme, das die Thomaskapelle erst von ihm errichtet worden, ist falsch, da sie bereits 1343 erwähnt wird. Es ist aber möglich, dass die Kapelle um 1450 erneuert wurde.

Von Peter Strasser, bei dem der 1458 anlässlich der Landtagsausschreibung von Wiener Neustadt nach Wien kommende Friedrich III. für drei Tage gewohnt hatte, gelangte das Haus 1461 an dessen Witwe Kunigunde, die es 1490 ihrem zweiten Gatten Georg von Gundlach vermachte, der das Gebäude umbauen ließ. Dabei erhielt der Hof seine Namen. Als Georg von Gundlach Schulden nicht beglich, wurde das Haus von der Schranne einem Gläubiger zugesprochen. Danach kam es zu einem häufigen Besitzerwechsel.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die bereits verfallene Thomaskapelle wiederhergestellt. Danach wurden hier auch wieder heilige Messen gelesen. Über seine Gattin Barbara kam 1617 der Bürgermeister Paul Wiedemann in den Besitz des Hauses. Er ließ die Ausstattung der Kapelle erweitern und vergrößerte die Messstiftung, die bereits bestand. Am 16. Juli 1696 kaufte Bartholomäus Tinti den Hof, dessen in den Freiherrenstand erhobener Familie ihn über 100 Jahre lang besaß.

1800 hatte Erzherzog Ferdinand d'Este, der Bruder Kaiser Josephs II., den Gundelhof erworben und vererbte ihn seinem Sohn, Erzherog Franz, Freiherr von Modena. Am 20. April 1810 verkaufte dieser den Gundelhof an den Juwelier Bruno Neuling, der ihn seinem Sohn Vinzenz vererbte. Salomon Mayer Rothschild wurde am 31. August 1843 Besitzer des Hauses. Noch ein Jahr vor seinem Tod im Jahr 1855 ließ er einen Zubau errichten.

Börse

1802 wurde die erste Wiener Börse vom Haus "Zum grünen Fassel" (1, Kohlmarkt 8-10) vorübergehend hierher verlegt.

Sonnleithnersche Salon =

Im Vormärz befand sich hier der bekannte Sonnleithnersche Salon, der größte musikalische Salon seiner Zeit, der vor allem von Franz Schubert und seinem Freundeskreis, aber auch von Franz Grillparzer und Karoline Pichler besucht wurde.

Architektur

Der Hof bildete einen imposanten Anblick. Rundbogige Gewölbetüren mit vorspringenden Dächern und ein massives Haustor deuteten sein hohes Alter an. Im Hof des Gebäudes standen Verkaufsbuden. Hier wurde bis zur Demolierung der Häuser der Gänsemarkt abgehalten (hier stand ursprünglich auch der Gänsemädchenbrunnen). Der Gundelhof schloss die Brandstätte zum Bauernmarkt hin ab, sodass diese nur durch den Hof oder durch zwei Schwibbogen vom Stephansfreithof aus betreten werden konnte.

Der Komplex beherbergte auch zwei bekannte Gasthäuser, den "Goldenen Stern" und die "Eiche" (in welcher Beethoven oft anzutreffen war).

Nachfolgebauten

1877 ließ die Stadtbaugesellschaft den Gundelhof, den sie 1873 erworben hatte, demolieren und durch ein modernes Miethaus ersetzt, das im April 1945 ausbrannte und 1949 neu aufgebaut wurde.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

  • Gasthäuser "Goldenen Stern" und "Eiche"

Literatur

  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 92 ff. (Gundelhof), 286 (Thomaskapelle);
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 400 ff.
  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Dt. Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 149, 176, 218
  • Kobald: Musikstätten. 1929, S. 151
  • Franz Baltzarek: Die Geschichte der Börselokalitäten. In: Wiener Geschichtsblätter. Band 26. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1971, besonders S. 193
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 347
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 718-720