Geheimer Rat: Unterschied zwischen den Versionen

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Geheimer Rat, ein erstmalig 1526 nachweisbares, um die Person des Herrschers gebildetes Gremium, das über der Behördenhierarchie ([[Hofrat (Institution)|Hofrat]], [[Hofkanzlei]], [[Hofkammer]], [[Hofkriegsrat]]) stand und über Angelegenheiten von besonderer politischer Tragweite, vor allem in Belangen der Außenpolitik, entschied. Neben dem Herrscher gehörten dem Geheimen Rat einige hohe Hofchargen sowie besonders erfahrene und vertrauenswürdige Personen an, die der Herrscher nach Gutdünken beizog. 1669 wurde unter dem Namen „Geheime Konferenz" ein Ausschuß eingesetzt, der ausschließlich für die Außenpolitik zuständig war, wogegen das Plenum des Geheimen Rats an Bedeutung verlor. 1705 hob Josef I. die „Geheime Konferenz" auf und übertrug deren Agenden an mehrere, aus Geheimen Räten gebildete „Konferenzen" mit Ressortaufteilung. 1709 kam es zu einer Reaktivierung der Geheimen Konferenz, die bis 1749 bestand. Danach übernahm ihre Agenden die bereits 1742 geschaffene [[Staatskanzlei]] (ab 1753 k. k. Geheime Hof- und Staatskanzlei der auswärtigen Geschäfte, ab 1821 k. k. Geheime Haus-, Hof- und Staatskanzlei genannt; [[Bundeskanzleramt]]). Daneben gab es ab 1760 (mit Unterbrechungen) einen [[Staatsrat]] und ab 1814 eine [[Staatskonferenz]], die während der Regierung Ferdinands I. (1835-1848) die höchste Macht im Staat ausübte. 1848 wurden alle genannten Institutionen durch [[Ministerium|Ministerien]] ersetzt.
 
Geheimer Rat, ein erstmalig 1526 nachweisbares, um die Person des Herrschers gebildetes Gremium, das über der Behördenhierarchie ([[Hofrat (Institution)|Hofrat]], [[Hofkanzlei]], [[Hofkammer]], [[Hofkriegsrat]]) stand und über Angelegenheiten von besonderer politischer Tragweite, vor allem in Belangen der Außenpolitik, entschied. Neben dem Herrscher gehörten dem Geheimen Rat einige hohe Hofchargen sowie besonders erfahrene und vertrauenswürdige Personen an, die der Herrscher nach Gutdünken beizog. 1669 wurde unter dem Namen „Geheime Konferenz" ein Ausschuß eingesetzt, der ausschließlich für die Außenpolitik zuständig war, wogegen das Plenum des Geheimen Rats an Bedeutung verlor. 1705 hob Josef I. die „Geheime Konferenz" auf und übertrug deren Agenden an mehrere, aus Geheimen Räten gebildete „Konferenzen" mit Ressortaufteilung. 1709 kam es zu einer Reaktivierung der Geheimen Konferenz, die bis 1749 bestand. Danach übernahm ihre Agenden die bereits 1742 geschaffene [[Staatskanzlei]] (ab 1753 k. k. Geheime Hof- und Staatskanzlei der auswärtigen Geschäfte, ab 1821 k. k. Geheime Haus-, Hof- und Staatskanzlei genannt; [[Bundeskanzleramt]]). Daneben gab es ab 1760 (mit Unterbrechungen) einen [[Staatsrat]] und ab 1814 eine [[Staatskonferenz]], die während der Regierung Ferdinands I. (1835-1848) die höchste Macht im Staat ausübte. 1848 wurden alle genannten Institutionen durch [[Ministerium|Ministerien]] ersetzt.
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==Literatur==
 
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* Ernst C. Hellbling: Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte. Ein Lehrbuch für Studierende. Wien: Springer 1956
 
* Ernst C. Hellbling: Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte. Ein Lehrbuch für Studierende. Wien: Springer 1956
 
* Erwin Matsch: Geschichte des Auswärtigen Dienstes von Österreich(-Ungarn). 1720-1920. Wien [u.a.]: Böhlau 1980
 
* Erwin Matsch: Geschichte des Auswärtigen Dienstes von Österreich(-Ungarn). 1720-1920. Wien [u.a.]: Böhlau 1980
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* Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 34 f.
 
* Henry Frederick Schwarz: The Imperial Privy Council in the seventeenth century. Cambridge, Mass. [u.a.]: Harvard University Press [u.a.] 1943 (Harvard historical studies, 53)
 
* Henry Frederick Schwarz: The Imperial Privy Council in the seventeenth century. Cambridge, Mass. [u.a.]: Harvard University Press [u.a.] 1943 (Harvard historical studies, 53)

Version vom 26. November 2017, 16:28 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 26.11.2017 durch DYN.michael hoefel

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Geheimer Rat, ein erstmalig 1526 nachweisbares, um die Person des Herrschers gebildetes Gremium, das über der Behördenhierarchie (Hofrat, Hofkanzlei, Hofkammer, Hofkriegsrat) stand und über Angelegenheiten von besonderer politischer Tragweite, vor allem in Belangen der Außenpolitik, entschied. Neben dem Herrscher gehörten dem Geheimen Rat einige hohe Hofchargen sowie besonders erfahrene und vertrauenswürdige Personen an, die der Herrscher nach Gutdünken beizog. 1669 wurde unter dem Namen „Geheime Konferenz" ein Ausschuß eingesetzt, der ausschließlich für die Außenpolitik zuständig war, wogegen das Plenum des Geheimen Rats an Bedeutung verlor. 1705 hob Josef I. die „Geheime Konferenz" auf und übertrug deren Agenden an mehrere, aus Geheimen Räten gebildete „Konferenzen" mit Ressortaufteilung. 1709 kam es zu einer Reaktivierung der Geheimen Konferenz, die bis 1749 bestand. Danach übernahm ihre Agenden die bereits 1742 geschaffene Staatskanzlei (ab 1753 k. k. Geheime Hof- und Staatskanzlei der auswärtigen Geschäfte, ab 1821 k. k. Geheime Haus-, Hof- und Staatskanzlei genannt; Bundeskanzleramt). Daneben gab es ab 1760 (mit Unterbrechungen) einen Staatsrat und ab 1814 eine Staatskonferenz, die während der Regierung Ferdinands I. (1835-1848) die höchste Macht im Staat ausübte. 1848 wurden alle genannten Institutionen durch Ministerien ersetzt.


Literatur

  • Ernst C. Hellbling: Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte. Ein Lehrbuch für Studierende. Wien: Springer 1956
  • Erwin Matsch: Geschichte des Auswärtigen Dienstes von Österreich(-Ungarn). 1720-1920. Wien [u.a.]: Böhlau 1980
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 34 f.
  • Henry Frederick Schwarz: The Imperial Privy Council in the seventeenth century. Cambridge, Mass. [u.a.]: Harvard University Press [u.a.] 1943 (Harvard historical studies, 53)