Gegenreformation

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In der Zeit der Gegenreformation war der öffentliche Versehgang (der Gang des Priesters zu den Kranken, um ihnen die Sakramente zu spenden) eine allgemein sichtbare Demonstration katholischer Frömmigkeit.
Daten zum Eintrag
Datum von 1545 JL
Datum bis 1781
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Bildunterschrift In der Zeit der Gegenreformation war der öffentliche Versehgang (der Gang des Priesters zu den Kranken, um ihnen die Sakramente zu spenden) eine allgemein sichtbare Demonstration katholischer Frömmigkeit.

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Gegenreformation. Das Konzil von Trient (1545 bis 1563; drei Sitzungsperioden; Schlusssitzung 4. Dezember 1563) gab dem Herrscher das Recht, die Religion seiner Untertanen zu bestimmen. Die traditionell katholischen Habsburger entschlossen sich daraufhin, ihre Untertanen, die im Zuge der Reformation auch in Wien in erheblicher Zahl zum Luthertum übergetreten waren, mit Hilfe der Kirche und mit Hilfe neu berufener katholischer Ordensgemeinschaften zum katholischen Glauben zurückzuführen.

Jesuiten in Wien

Um diese Rekatholizierung in die Wege zu leiten, berief Erzherzog Ferdinand (Ferdinand I.), nachdem er 1548 eine Reformationsordnung auf katholischer Basis erlassen hatte, 1551 die Jesuiten nach Österreich. In Wien wurde 1551 beziehungsweise 1563 ein Jesuitenkollegium gegründet, womit Wien zum Ausgangspunkt der Gegenreformation wurde. Am 25. September 1555 wurde durch den Augsburger Religions- und Landfrieden die Augsburger (evangelisch) Konfession als gleichberechtigt neben der katholischen anerkannt. In Wien breitete sich jedoch der Jesuitenorden stark aus. Insbesondere Petrus Canisius, der starken Einfluss auf Ferdinand I. gewann, bahnte der Gegenreformation den Weg.

Der in Wien 1528 als Ketzer verbrannte Täuferführer Balthasar Hubmaier

Jahrelange Konflikte

Maximilian II. lehnte die Verkündung der Beschlüsse des Trienter Konzils ab. Unter ihm wurde in Wien gegenüber den Protestanten Toleranz geübt ("Religionskonzession" 1568, "Religionssekuration" 1571) und ein Großteil der Bewohner wandte sich vom Katholizismus ab. Es ist anzunehmen, dass 1576 auch der Bürgermeister Lutheraner war. Rudolf II. veranlasste 1576 in Wien und Niederösterreich erste gegenreformatorische "Maßnahmen", nachdem Papst Gregor XIII. bereits 1572 die katholische Restauration in Deutschland eingeleitet hatte. 1578 gründete Rudolf eine staatliche Reformationskommission, deren Leitung ab 1589 Kardinal Melchior Khlesl übernahm. Er holte zudem auch Jesuiten in seine engste Umgebung, wodurch sich die Gegensätze zwischen Protestanten und Katholiken verschärften.

In ganz Österreich kam es zu offenem protestantischen Widerstand. Bekannt wurde vor allem die "Sturmpetition" im Burghof am 19. Juli 1579. Kaiser Matthias machte in der "Religionskapitulation" vom 19. März 1609 unter dem Druck der Stände Konzessionen zugunsten des protestantischen Religionsbekenntnisses. Insbesondere der Adel wurde darin begünstigte und das "Auslaufen" der Wiener in die protestantische Kirche der Jörger in Hernals ermöglicht. Gleichzeitig begann allerdings auch die von Khlesl in Wien begonnene Klosteroffensive zu greifen. Zahlreiche Orden wurden nach Wien berufen, um sich hier niederzulassen. Nach der von den Katholiken 1620 gewonnenen Schlacht am Weißen Berg (Prag) verloren die protestantischen Fürsten das Recht auf Religionsfreiheit.

Rekatholisierung

Ab 1600 wurde das bis dahin bereits weitgehend unter protestantischem Einfluss stehende Grund- und Mittelschulwesen rekatholisiert. Aufgrund kaiserlicher Dekrete mussten sämtliche protestantische Schulen ihren Betrieb einstellen. Ab 1627 wurden Prädikanden und protestantische Schulmeister aus Österreich ausgewiesen. In der Zeit der Gegenreformation kam es zu grausamen Ausschreitungen, zahlreichen Hinrichtungen und Misshandlungen. Unter Ferdinand II. (1619 bis 1637), dem eifrigsten Vertreter der Gegenreformation, und Ferdinand III. (1637 bis 1657), der allerdings die kompromisslose Härte seines Vaters nicht mehr erreichte, wurde der Glaubenskampf, von katholischen Wiener Bürgermeistern (insbesondere Daniel Moser) tatkräftig unterstützt, mit großer Erbitterung geführt. Nach 1640 lebten somit kaum noch Protestanten in Österreich. Rund 100.000 Protestanten mussten unter widrigen Umständen auswandern. Damit war die Gegenreformation erfolgreich abgeschlossen.

Bis zum Toleranzpatent Josephs II. gab es nur noch Geheimprotestanten außerhalb Wiens. Im Gefolge der siegreichen Gegenreformation setzte sich der landesfürstliche Absolutismus gegenüber den Ständen durch. Der Erfolg der Gegenreformation war auch die geistige Voraussetzung für die Kulturepoche des Barock, der auch zum künstlerischen Symbol des Siegs der katholischen Kirche wurde. Siehe auch Evangelische Gemeinde, Protestanten, Reformation.