Fronleichnamsprozession: Unterschied zwischen den Versionen

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|Bildunterschrift=Fronleichnamsprozession durch Wien (1884)
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Fronleichnamsprozession (im Volksmund Umgang). Nachdem ab 1334 feierliche Umzüge in der Kirche abgehalten wurden, verordnete Rudolf IV. 1363 den öffentlichen Umzug in der Stadt; das Allerheiligste war unter Entfaltung kirchlichen und profanen Pomps durch die Straßen zu tragen. Ab Ferdinand II. (erstmals 1622) nahmen die Monarchen an der Fronleichnamsprozession in der Innenstadt persönlich teil. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts, um welche Zeit schon richtige Musikkapellen den Umzug zu begleiten pflegten, war die musikalische Darbietung sehr primitiv. 1719 wurde angeordnet, dass anstatt des bis dahin verwendeten Dudelsacks Schalmei und Fagott zu verwenden seien. Die Fronleichnamsprozession besaß zwar auf dem Land einen höheren Stellenwert, doch war das Gepränge ab der Barockzeit auch in Wien durch den mitziehenden Hof und die Teilnahme der Zünfte (1650 waren es 50) gewaltig; entlang der Prozessionsstrecke durch die Stadt waren im Freien vier Altäre aufgestellt. Die Nobelprozession (unter Teilnahme des Kaisers, des Hofs und der Honoratioren, zelebriert durch den Erzbischof, von Truppen mit klingendem Spiel begleitet) fand in der Neuzeit in der Stadt am Fronleichnamstag selbst, in den Vororten meist am darauffolgenden Sonntag statt. Sie ging in der Stadt von der Stephanskirche aus; bei der Kapuzinerkirche, am Lobkowitzplatz und am Michaelerplatz waren Altäre aufgestellt, bei denen das Evangelium gelesen, der Segen erteilt und Salve geschossen wurde. Die josephinischen Reformen setzten zwar dem barocken Prunk ein Ende, doch war die Fronleichnamsprozession von seinen Verboten als einzige nicht betroffen (wenngleich die urwüchsigeren Bräuche seither zurücktraten); im Gegensatz zu vielen anderen Prozessionen der Barockzeit hat sie im 19./20. Jahrhundert ihre Bedeutung und Anziehungskraft erhalten. Auch in Vorstadt- und Vorortepfarren wurden Fronleichnamsprozessionen abgehalten, Altäre aufgestellt und die Wegstrecke mit Birkenreisern geschmückt. Der Brauch der Fronleichnamsprozession hat sich bis in die Gegenwart erhalten; zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fronleichnamsprozession zu St. Stephan gehören bis in die Gegenwart auch Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kultur.
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Fronleichnamsprozession (im Volksmund Umgang).
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Bis Mitte des 18. Jahrhunderts, um welche Zeit schon richtige Musikkapellen den Umzug zu begleiten pflegten, war die musikalische Darbietung sehr primitiv. 1719 wurde angeordnet, dass anstatt des bis dahin verwendeten Dudelsacks Schalmei und Fagott zu verwenden seien.
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Der Brauch der Fronleichnamsprozession hat sich bis in die Gegenwart erhalten; zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fronleichnamsprozession zu St. Stephan gehören bis in die Gegenwart auch Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kultur.
  
 
==Literatur==
 
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Version vom 25. Mai 2018, 10:41 Uhr

Fronleichnamsprozession durch Wien (1884)
Daten zum Eintrag
Datum von 1334 JL
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 25.05.2018 durch WIEN1.lanm08mic
Bildname fronleichnamsprozession.jpg
Bildunterschrift Fronleichnamsprozession durch Wien (1884)

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Fronleichnamsprozession (im Volksmund Umgang).

Nachdem ab 1334 feierliche Umzüge in der Kirche abgehalten wurden, verordnete Rudolf IV. 1363 den öffentlichen Umzug in der Stadt; das Allerheiligste war unter Entfaltung kirchlichen und profanen Pomps durch die Straßen zu tragen. Ab Ferdinand II. nahmen (erstmals 1622) die Monarchen an der Fronleichnamsprozession in der Innenstadt persönlich teil.

Bis Mitte des 18. Jahrhunderts, um welche Zeit schon richtige Musikkapellen den Umzug zu begleiten pflegten, war die musikalische Darbietung sehr primitiv. 1719 wurde angeordnet, dass anstatt des bis dahin verwendeten Dudelsacks Schalmei und Fagott zu verwenden seien.

Die Fronleichnamsprozession besaß zwar auf dem Land einen höheren Stellenwert, doch war das Gepränge ab der Barockzeit auch in Wien durch den mitziehenden Hof und die Teilnahme der Zünfte (1650 waren es 50) gewaltig; entlang der Prozessionsstrecke durch die Stadt waren im Freien vier Altäre aufgestellt. Die Nobelprozession (unter Teilnahme des Kaisers, des Hofs und der Honoratioren, zelebriert durch den Erzbischof, von Truppen mit klingendem Spiel begleitet) fand in der Neuzeit in der Stadt am Fronleichnamstag selbst, in den Vororten meist am darauffolgenden Sonntag statt. Sie ging in der Stadt von der Stephanskirche aus; bei der Kapuzinerkirche, am Lobkowitzplatz und am Michaelerplatz waren Altäre aufgestellt, bei denen das Evangelium gelesen, der Segen erteilt und Salve geschossen wurde.

Die josephinischen Reformen setzten zwar dem barocken Prunk ein Ende, doch war die Fronleichnamsprozession von seinen Verboten als einzige nicht betroffen (wenngleich die urwüchsigeren Bräuche seither zurücktraten); im Gegensatz zu vielen anderen Prozessionen der Barockzeit hat sie im 19./20. Jahrhundert ihre Bedeutung und Anziehungskraft erhalten. Auch in Vorstadt- und Vorortepfarren wurden Fronleichnamsprozessionen abgehalten, Altäre aufgestellt und die Wegstrecke mit Birkenreisern geschmückt.

Der Brauch der Fronleichnamsprozession hat sich bis in die Gegenwart erhalten; zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fronleichnamsprozession zu St. Stephan gehören bis in die Gegenwart auch Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kultur.

Literatur

  • Leopold Schmidt: Wiener Volkskunde. Ein Aufriß. Wien: Gerlach & Wiedling 1940 (Wiener Zeitschrift für Volkskunde, Ergänzungsband 16), S. 52 f.
  • Otto Friedländer: Letzter Glanz der Märchenstadt. Das war Wien um 1900. Wien [u.a.]: Gardena-Verlag 1969, S. 35 ff.
  • Christian Brandstätter: Stadtchronik Wien. 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien [u.a.]: Brandstätter 1986, S. 348
  • Extrablatt, 16.06.1873 („Umgang")

Siehe auch Fronleichnam.