Friedl Dicker-Brandeis

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Daten zur Person
Personenname Dicker-Brandeis, Friedl
Abweichende Namensform Dicker, Friedl; Dicker-Brandeis, Friedericke; Brandeisova, Bedriška
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 45844
GND 119025337
Wikidata Q85924
Geburtsdatum 30. Juli 1898
Geburtsort Wien
Sterbedatum 9. Oktober 1944
Sterbeort Auschwitz
Beruf Innenarchitektin, Bildende Künstlerin, Kunstpädagogin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 22.10.2021 durch WIEN1.lanm09mur
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 9., Wasserburgergasse 2 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Friedl Dicker-Brandeis, 30. Juli 1898 Wien, † 9. Oktober 1944 Auschwitz, Innenarchitektin, Bildende Künstlerin, Kunstpädagogin

Biographie

Friederike Dicker wurde in eine bürgerliche jüdische Familie geboren. Sie war das einziges Kind des Papierwaren-Händlers Simon Dicker (1857–1942) und seiner Frau Karoline, geborene Fanta (1865–1902). Nach dem Besuch der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, wo der Fotograf Johannes Beckmann einer ihrer Lehrer war, studierte sie ab 1914 in der Textilklasse der Kunstgewerbeschule Wien. Daneben besuchte sie Kurse bei Franz Cizek, stellte Theaterkostüme her, besorgte Requisiten und spielte selbst Theater. 1916 setzte sie ihr Studium in der privaten Kunstschule von Johannes Itten in Wien fort. 1919 erhielt Itten einen Lehrauftrag im Bauhaus in Weimar, Friedl Dicker und andere seiner Studenten folgten ihm. Als Paul Klee 1921 ans Bauhaus berufen wurde, besuchte Friedl Dicker auch seine Lehrveranstaltungen. Gemeinsam mit ihrem Freund und Studienkollegen Franz Singer arbeitete sie auch in Weimar als Theaterausstatterin.

Nach Abschluss des Studiums gingen Dicker und Singer nach Berlin und gründeten dort 1923 die "Werkstätten Bildender Kunst". Es entstanden Spielzeug, Schmuck, Textil- und Buchbinderarbeiten sowie Grafiken und Theaterausstattungen, unter anderem für Berthold Viertel. 1925 kehrte Friedl Dicker nach Wien zurück, um mit ihrer Freundin Martha Döberl ein Buchbinderei- und Textilatelier zu eröffnen. 1926 schloss sie sich mit Franz Singer zum Architekturbüro Singer-Dicker zusammen. Das mehrfach ausgezeichnete Atelier erhielt Aufträge für eine Fülle von Wohnungsumbauten und Einrichtungen, konnte aber auch einige Neubauten realisieren. 1930 stattete das Architekturbüro den Kindergarten im Goethehof aus. Friedl Dicker wandte sich verstärkt der Kunstpädagogik zu und hielt Kurse für Kindergärtnerinnen. 1931 zerbrach die Arbeitsgemeinschaft Singer-Dicker aufgrund privater Spannungen. Im selben Jahr trat sie der Kommunistischen Partei bei. 1934 wurde sie deswegen festgenommen. Nach ihrer Freilassung ging sie zu ihrer Tante Adela Brandeis nach Prag. 1936 heiratete sie deren jüngsten Sohn Pavel und nahm die tschechische Staatsbürgerschaft an. Mit Grete Bauer-Fröhlich, einer ehemaligen Bauhauskollegin, setzte sie ihre kunstgewerblichen und innenarchitektonischen Arbeiten fort. Trotz erfolgter Auflösung des gemeinsamen Ateliers entstanden aber auch etliche Wohnungseinrichtungen in Zusammenarbeit mit Franz Singer. Auch in Prag war Friedl Dicker-Brandeis im kommunistischen Untergrund engagiert.

Obwohl Friedl Dicker-Brandeis noch 1938 die Möglichkeit zur Emigration gehabt hätte, blieb sie bei ihrem Mann. Ab 1938 lebten sie auf einem Bauernhof in Hronov (Mettau) in der Nähe von Prag und arbeiteten in der Textilfabrik B. Spiegler & Söhne.

Im Dezember 1942 wurde das Paar nach Theresienstadt deportiert. Während Pavel als gelernter Zimmermann direkt in die Werkstätten geschickt wurde; verwies man Friedl in die Technische Abteilung zu anderen Künstlerinnen. In Theresienstadt konnte sie Zeichenkurse für Kinder abhalten, die Zeichnungen sind zum Teil noch erhalten. 1944 wurden Friedl und Pavel Brandeis nach Auschwitz verlegt. Friedl wurde am Tag nach ihrer Ankunft, am 9. Oktober 1944, ermordet, ihr Mann überlebte das Vernichtungslager.

Friedl-Dicker-Brandeis-Hof

Quellen

Literatur

  • Katrin Fritzsch: Friedl Dicker-Brandeis. Bauhausschülerin, Malerin, Pädagogin. Diplomarbeit, Univ. Wien 2010
  • Elena Makarova: Friedl Dicker-Brandeis. Ein Leben für Kunst und Lehre. Wien - Weimar - Prag - Hronov - Theresienstadt – Auschwitz [Ausstellungskatalog]. Wien: Brandstätter 1999
  • Wienbibliothek im Rathaus / Tagblattarchiv: Personenmappe Friedl Dicker [Sign. TP-009079]

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