Franz Schuster (Architekt)
- Chefarchitekt des Österreichischen Verbands für Siedlungs- und Kleingartenwesen (1923 bis 1925)
- Prof. an der Kunstgewerbeschule (1926 bis 1927)
- Leiter der Meisterklasse für Architektur an der Wiener Kunstgewerbeschule (1937 bis 1967)
- Leiter der Forschungsstelle für Wohnen und Bauen (1952 bis 1957)
Franz Schuster, * 26. Dezember 1892 Wien, † 24. Juli 1972 Wien 9, Alser Straße 4 (Allgemeines Krankenhaus; Friedhof Mödling), Architekt. Studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Oskar Strnad und Heinrich Tessenow (bei dem er ab 1917 Assistent war und mit dem er 1919 nach Dresden-Hellerau zum Ausbau der gleichnamigen Gartenstadt ging). 1923-1925 war Schuster Chefarchitekt des Österreichischen Verbands für Siedlungs- und Kleingartenwesen (ÖVSK) für das Wiener Siedlungsamt; damals entstanden die Siedlung Süd-Ost am Laaer Berg (1921; gemeinsam mit Franz Schacherl), die Stadtrandsiedlung Hirschstetten (1921; gemeinsam mit Adolf Loos), die Siedlung Neustraßäcker in der Donaustadt (1924-1926) und die Siedlung Am Wasserturm (1924). Außerdem war Schuster auch am Bau von städtischen Wohnhäusern beteiligt (Otto-Haas-Hof, 1924; Karl-Volkert-Hof, 1926); 1926 entstand ein Montessori-Kindergarten (1, Rudolfsplatz 5). 1926/1927 lehrte Schuster als Prof. an der Kunstgewerbeschule. 1927 ging er als Stadtbaurat nach Frankfurt am Main, wo er 1928-1936 freischaffender Architekt und Prof. an der Kunstgewerbeschule war, außerdem 1933-1936 Generalsekretär des Internationalen Verbands für Wohnungswesen in Frankfurt am Main. Damals publizierte er die beiden klassischen Bücher "Eine eingerichtete Kleinstwohnung" (1927) und "Ein eingerichtetes Siedlungshaus" (1928). 1937-1967 war Schuster (als Nachfolger von Josef Hoffmann) Leiter der Meisterklasse für Architektur an der Wiener Kunstgewerbeschule; den veränderten politischen Verhältnissen paßte er sich rasch an, 1938 legte er einen Entwurf zur Neugestaltung der Leopoldstadt vor ("Aufmarschstraße" in der Verlängerung der Rotenturmstraße, Parteiforum). 1946-1952 war Schuster als Berater des Wohnbauamts der Stadt Wien und 1952-1957 als Leiter der Forschungsstelle für Wohnen und Bauen der Stadt Wien tätig. Er errichtete unter anderem den Sonderkindergarten Schweizerspende (1948/1949), außerdem Schulen, Verwaltungsgebäude (beispielsweise Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter, 1955-1957), Volksheime (beispielsweise 1954/1955 jenes in der Per-Albin-Hansson-Siedlung, 10, Stockholmer Platz 18), Altersheime, städtische Siedlungen (beispielsweise 1947-1951 Mitplanung der Per-Albin-Hansson-Siedlung; 1950-1953 Siedlung Siemensstraße) und städtische Wohnhausbauten (beispielsweise Am Schöpfwerk, 1951/1952; Sternhaus, 1956). Preis der Stadt Wien für Architektur (1951), Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1963), Ehrenmedaille der Stadt Wien (1963), Tessenow-Medaille (Hamburg 1963), Großer Staatspreis für bildende Kunst (1967).
Literatur
- Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
- Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954-1963. Band 10,1963
- Franz Schuster. Katalog der Hochschule für angewandte Kunst. 1976
- Hans Hautmann / Rudolf Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien: Schönbrunn-Verlag 1980, S. 508
- Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934. Wien: Promedia 1985, S. 384
- Helmut Weihsmann: Wiener Moderne 1910-1938. 1983
- Neue Architektur in Österreich 1945-1970. 1969, S. 175