Fischhändler

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Plakat für den Fischhandel von Wilhelm Willrab (um 1950)
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Bildunterschrift Plakat für den Fischhandel von Wilhelm Willrab (um 1950)

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Fischhändler (Fischer). Der Fischkonsum war im Mittelalter (wegen der strenger eingehaltenen Fastenregeln der Kirche, der größeren Zahl kirchlicher Fasttage, aber auch wegen des Fischreichtums der Gewässer in der näheren Umgebung) wesentlich höher als heute. Dazu gehörte auch der Konsum an Krebsen, die in großen Mengen gefangen und verkauft wurden (Krebsenrichter). Fisch (vor allem Hausen) und Wein gehörten zu den ältesten Ehrengeschenken, die wir in den städtischen Rechnungen vorfinden. Die Fischer lebten überwiegend an der Donau (unter anderem Fischerdörfel, Unter den Fischern). Ihre Ware brachten sie größtenteils über die Fischerstiege in die Stadt, wo sie sie anfangs (urkundlich erstmals genannt 1255) im Fischhof, spätestens ab 1282 auf dem Hohen Markt (Fischmarkt) verkauften; im Fischhof dürfte sich ein Fischteich befunden haben. Im Mittelalter gab es auch andere Verkaufsorte (etwa den Platz Am Hof, auf dem sich ebenfalls ein Brunnen befand und der bestimmten Fischsorten vorbehalten war, den Neuen Markt, worauf die Bezeichnung des Hasenhauses als "Fischhof" hinweist [1368], und den Heiligenkreuzer Hof [15. Jahrhundert]). Auf dem Hohen Markt, über den wir am besten unterrichtet sind, wurden die Fische in Bottichen und Trögen zum Verkauf angeboten, für die das Wasser aus dem Fischbrunnen bezogen wurde. Die Erhaltung der Bottiche und Tröge oblag der Stadt Wien (Trögelamt), für die Benützung hatten die Fischhändler Gebühren zu entrichten. Das Trögelamt wurde zeitweise (etwa 1452-1485) an Wiener Bürger verpachtet (die "Trögler" kamen jedoch stets aus den Reihen der Fischhändler). Infolge des großen Konsums verzeichnete das Trögelamt hohe Einkünfte. Außer heimischen Fischen (Donau, March, Leitha, Traun) wurden auch ungarische Fische (Neusiedler See) angeboten (die ungarischen Könige erteilten den Wiener Fischhändlern mehrfach Privilegien, erstmals 1323). Als Kuriosum sei die städtische Fischzucht im Wiener Stadtgraben erwähnt (urkundlich 1479-1540 nachweisbar, Fischen im Stadtgraben wird jedoch bereits 1436 erwähnt).

Fische (insbesondere Hausen) wurden zu hohen Festtagen und in der Fastenzeit den Honoratioren auch als Ehrengeschenke überreicht. Wolfgang Schmeltzl schildert in seinem Lobspruch (1548) das Fisch- und Krebsangebot eingehend und weist vor allem auf die großen Mengen hin, die angeboten und verzehrt wurden. Aber auch Küchelbecker bespricht 1732 detailliert das reiche Fischangebot (unter anderem Karpfen, Hecht, Aal, Stör/Hausen) sowie das Angebot an Krebsen (Haus- und Apothekenschild "Zum roten Krebs" am Hohen Markt), Schildkröten und Fröschen. Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert wurden immer wieder landesfürstliche und städtische Verordnungen erlassen, die der raschen Verderblichkeit der Fische und damit der Volksgesundheit Rechnung trugen (unter anderem 1296 und 1340 die Anordnung, dass die Fischhändler ungeachtet aller Witterungsunbilden keine Kopfbedeckung tragen durften, um dadurch einen rascheren Verkauf zu fördern); hingegen regelte die Fischereiordnung Maximilians I. (1506) die Mindestgröße der gefangenen Fische, womit einer Ausrottung von Arten entgegengewirkt werden sollte. Die Kontrolle des Fischmarkts oblag städtischen Beschaumeistern. Der Verkauf von Heringen und Stockfischen blieb einem von den Fischhändlern unabhängigen Gewerbe, den Heringern, vorbehalten, der Verkauf von Krebsen lag in den Händen der "Kreusserinnen", die ihre Tische ebenfalls auf dem Hohen Markt im Bereich des Fischmarkts hatten. Mit Verordnung der niederösterreichischen Regierung vom 14. August 1753 wurde der Fischmarkt vom Hohen Markt entfernt und auf das Schanzel verlegt.

Siehe Fischbrunnen, Fischer, Fischerdörfel (9), Fischereiordnung, Fischmärkte (Fischmarkt (1, Donaukanal), Fischmarkt (1, Fischhof), Fischmarkt (1, Hoher Markt)), Krebsenmarkt, Krebsenrichter, Städtisches Trögelamt

Literatur

  • Richard Perger: Der Hohe Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 3), S. 43 ff.
  • Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 148 ff. (Trögelamt), S. 253 (Ehrengeschenke), S. 407 (Fischzucht im Stadtgraben)